Wir gehören zu den wenigen im Forum, die sich lieber die Weinberge als die schicken Vinotheken der Weingüter, deren Weine sie trinken,anschauen.Das klappt natürlich nicht überall, aber aufschlußreich ist es immer.Bevorzugt per Fahrrad, da sieht man mehr als vom Fahrzeug aus oder auf den hübschen Bildern im Internet.
Warum ich das schreibe ?
Weil wir dadurch Eindrücke gewinnen,die bisweilen von den Veröffentlichungen mancher Weingüter in den sozialen Medien doch kräftig abweichen.
Wenn wir ein uns bislang unbekanntes Lokal betreten,kann der Blick in dessen Toilette recht aufschlußreich sein. Und bei den Weingütern darf es zusätzlich auch gerne der Blick in deren Weinberge sein.
Und da sieht es bei St. Anthony ( Heyl zu H. )z.B. in der deren Spitzenlage Brudersberg ( vor über 2o Jahren echt große Weine ) doch meist ziemlich ungepflegt ( ich sage lieblos ) aus. Ein krasser Unterschied z.B. zu Wittmann, Keller, B-S,Kuhn u.a.
So sehr wir Dirk Würtz für sein Engagement z.B. nach der Ahrflut loben müssen, so stark zweifeln wir an seinen Fähigkeiten als Betriebsleiter und Kellerchef. Da hat er aktuell und in der Vergangenheit ( in Gau-Odernheim, bei Weil und Ress )nicht viel vorzuweisen. Und jetzt in Nierstein ?
Die Weine sind o.k., aber das Lagenpotential versteht er nicht ins Glas zu transportieren.Er ist halt mehr ein Marketingmensch , was kein Vorwurf sein soll. Schade nur für die excellenten Weinlagen.
Gruß Ursus
Rheinhessen - Diverse
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Re: Rheinhessen - Diverse
...ob daraus ein negativer Rückschluß auf die Qualität der Weine zielführend ist, wage ich schwerst zu bezweifeln. Die vermeintliche Ungepflegtheit mancher Weingärten ist in nicht wenigen Fällen gewollt und die Weine daraus sind häufig genug zum Niederknien. Die dem Aussehen nach ungepflegtesten Rieden Österreichs hat z.B. Christian Tschida, die Weine daraus sind dennoch (oder gerade deswegen?) fast durch die Bank genial, für mich wenigstens. Sind halt keine geleckten, glattgebügelten Sachen.
Ich will damit nicht sagen, daß z.B. Kuhn und Wittmann schlechte Weine machen, im Gegenteil, aber deren Ansatz ist völlig anders und dementsprechend sind die Weine auch in einer anderen Kategorie einzuordnen. Die ist aber m.E. weder besser noch schlechter als die der Winzer, die den gepflegten Wildwuchs zelebrieren, beides hat seine Berechtigung. Wobei: wenn ich so ganz akkurat gestriegelte Weinzeilen sehe, ploppen bei mir dann schon auch Fragezeichen auf, nur halt ganz andere...

Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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Re: Rheinhessen - Diverse
Ulli, ich kann mich nicht daran erinnern, dass man bei Heyl zu Herrnsheim früher einen vorwiegend feinherben Stil gepflegt hat. Und wenn ich in den 2006er GM schaue, finde ich dort neun Weine aus 2004, von denen sieben das Attribut "trocken" tragen (bei den beiden anderen handelt es sich um einen feinherben Kabi und eine restsüße Spätlese). Die Zuckerwerte, die Pettenthal 17,5 g/l) und Brudersberg 13,8 g/l) mittlerweile erreicht haben, können die sieben nicht gehabt haben.
Erich, ich bin da ganz deiner Meinung! Trotzdem hege ich in Bezug auf Dirk Würtz eine gewisse Skepsis, da ich zum Teil die Weine kenne, die er gemacht hat, als er noch ein eigenes Weingut betrieben hat. Naja, trinken konnte man die sicher, aber richtig weit oben war ihre Qualität für meine Begriffe nicht angesiedelt....EThC hat geschrieben: ↑Sa 26. Okt 2024, 19:31 ...Ich will damit nicht sagen, daß z.B. Kuhn und Wittmann schlechte Weine machen, im Gegenteil, aber deren Ansatz ist völlig anders und dementsprechend sind die Weine auch in einer anderen Kategorie einzuordnen. Die ist aber m.E. weder besser noch schlechter als die der Winzer, die den gepflegten Wildwuchs zelebrieren...
Herzliche Grüße
Bernd
Re: Rheinhessen - Diverse
Warum schreibt man in einem Forum wenn man die meisten Mitglieder als eher weniger helle Leuchten einschätzt? Und auf was beruht diese forsche Behauptung fragen wir uns.
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Re: Rheinhessen - Diverse
...bei den Winzern, die ich bevorzugt besuche (wie beispielsweise Martin Müllen, Florian Weingart oder Michael Fiebrich) gibt es überhaupt keine "schicken Vinotheken". Bei Weingart besteht die "Vinothek" aus einem ziemlich spartanisch eingerichteten Bauwagen....
Herzliche Grüße
Bernd


Herzliche Grüße
Bernd
Re: Rheinhessen - Diverse
Bernd,Bernd Schulz hat geschrieben: ↑Sa 26. Okt 2024, 20:33Ulli, ich kann mich nicht daran erinnern, dass man bei Heyl zu Herrnsheim früher einen vorwiegend feinherben Stil gepflegt hat. Und wenn ich in den 2006er GM schaue, finde ich dort neun Weine aus 2004, von denen sieben das Attribut "trocken" tragen (bei den beiden anderen handelt es sich um einen feinherben Kabi und eine restsüße Spätlese). Die Zuckerwerte, die Pettenthal 17,5 g/l) und Brudersberg 13,8 g/l) mittlerweile erreicht haben, können die sieben nicht gehabt haben.
wie aus meinem Posting doch recht klar zu erkennen ist, bezog ich mich auf die HzH - Weine aus den 80ern und nicht auf Weine nach der Jahrtausendwende. Wenn ich zurückblende, waren damals die rechtlichen Kategorien zu den Restzuckerangaben (trocken und halbtrocken) zwar etabliert, wurden aber keineswegs so durchgehend und konsequent verwendet wie heute (besonders bei der Deklaration als "trocken"). Ich meine mich auch zu erinnern, dass damals die HzH - Weine keine derartige Angabe trugen, auch wenn sie der Kategorie vielleicht entsprochen haben. Und ich vermute (!!), dass damals viele von deren Weinen deutlich restsüß waren, wie es da halt noch üblich war.
Gruß
Ulli
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Re: Rheinhessen - Diverse
Ulli, das ist natürlich richtig! Und darüber hinaus war - gemäß meinen Erfahrungen - die Schere zwischen süß und trocken auf breiter Front nicht so groß wie heutzutage. Sprich: Viele süße Spät-und auch Auslesen lagen im Restzucker weniger hoch (und im Alkohol dann natürlich entsprechend höher).
Wie das seinerzeit bei Heyl zu Herrnsheim ausgesehen hat, weiß ich überhaupt nicht. Was ich weiß: Das Weingut hat in den 1990ern und frühen 2000ern exzellente legistisch trockene Weine erzeugt. Unklar ist mir dann wieder, warum genau es anno 2007 (?) zu der Fusion mit St. Anthony gekommen ist, denn im 2006er GM heißt es:
"...Die Entscheidung von Carsten Ahr, den Betrieb aktiv zu führen, sorgt für weiteren Auftrieb.....die Renaissance dieses Traditionsgutes ist in vollem Gang, der weitere Aufschwung unverkennbar!"
Der "weitere Aufschwung" fand dann aber doch sehr bald, nachdem diese Zeilen verfasst wurden, merkwürdigerweise sein jähes Ende. Weshalb eigentlich?


Herzliche Grüße
Bernd
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Re: Rheinhessen - Diverse
...zu den Weinen von St. Antony aus der Zeit ab Würtz kann ich bisher nichts sagen, meine Erfahrung hinsichtlich seines Einflusses bezieht sich in erster Linie auf die Sachen, die bei Balthasar Ress in seiner Zeit als Betriebsleiter dort entstanden sind; wobei sich natürlich die Frage stellt, wie hoch sein Einfluß da konkret bei welchem Wein war. Ich hatte so ein bißchen den Eindruck, daß er vor allem Ideenlieferant war, die Umsetzung aber mehr durch das Team erfolgte...Bernd Schulz hat geschrieben: ↑Sa 26. Okt 2024, 20:33 Trotzdem hege ich in Bezug auf Dirk Würtz eine gewisse Skepsis, da ich zum Teil die Weine kenne, die er gemacht hat, als er noch ein eigenes Weingut betrieben hat. Naja, trinken konnte man die sicher, aber richtig weit oben war ihre Qualität für meine Begriffe nicht angesiedelt...
Viele Grüße
Erich
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Re: Rheinhessen - Diverse
Mit den Ress-Weinen habe ich wiederum gar keine Erfahrungen. Aber wie gesagt kenne ich die weiland Würtzschen Würtz-Weine vom eigenen Erleben, und diese (nicht aus meiner Feder stammende!) VKN von anno dunnemals scheint mir erinnerungshalber den Nagel gut auf den Kopf zu treffen:

Herzliche Grüße
Bernd

Herzliche Grüße
Bernd
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Re: Rheinhessen - Diverse
Nachdem Ollie vorhergesagt hat, dass ich spätestens am Montag oder Mittwoch wieder im Forum herumlabern würde, nehme ich jetzt den Dienstag, damit Ollie nicht hundertprozentig Recht behält
.
Eben wurde mir nach einem vergnüglichen Hausmusikabend von meinen Gastgebern dieser Kellerfund vorgesetzt:

Neuzüchtung, unbekannter Winzer, zehntrangige Lage, eher bescheidenes Jahr, ewig im Keller vergessen, kein Prädikat - bevor die Flasche offen war, hätte ich viel darauf verwettet, dass sich ihr Inhalt nicht einmal zum Blumengießen eignen würde. So kann man sich irren!
Um das ganz große Kino handelt es sich selbstredend nicht, aber ich habe schon Weine von ziemlich renommierten Winzern aus ebenso renommierten Lagen erlebt, die nicht halb so alt, aber doppelt so weit entwickelt waren.
Als ähnlich solide gereift erwies sich ein 1979er Bacchus (
) aus der gleichen Quelle, der mir anschließend eingeschenkt wurde:

Keinen einzigen Pfifferling hätte ich im Vorfeld auf einen solchen Wein gegeben!
Viele Grüße
Bernd

Eben wurde mir nach einem vergnüglichen Hausmusikabend von meinen Gastgebern dieser Kellerfund vorgesetzt:

Neuzüchtung, unbekannter Winzer, zehntrangige Lage, eher bescheidenes Jahr, ewig im Keller vergessen, kein Prädikat - bevor die Flasche offen war, hätte ich viel darauf verwettet, dass sich ihr Inhalt nicht einmal zum Blumengießen eignen würde. So kann man sich irren!
Um das ganz große Kino handelt es sich selbstredend nicht, aber ich habe schon Weine von ziemlich renommierten Winzern aus ebenso renommierten Lagen erlebt, die nicht halb so alt, aber doppelt so weit entwickelt waren.
Als ähnlich solide gereift erwies sich ein 1979er Bacchus (


Keinen einzigen Pfifferling hätte ich im Vorfeld auf einen solchen Wein gegeben!
Viele Grüße
Bernd