Re: Bordeaux 2000
Verfasst: So 22. Dez 2013, 14:18
Hallo Zusammen,
im Rahmen unseres Weinkreises haben wir uns dieses mal dem Thema Pessac-Leognan 2000 gewidmet. Verkostet wurden 14 Rotweine aus der besagten Region, die angestellten Weine waren bekannt, die Reihenfolge allerdings nicht, sozusagen eine halb blinde Verkostung. Alle Weine wurden erst kurz vor dem Servieren in großer Dekanter gefüllt, viel Luft bekamen die Weine also nicht. Im folgenden meine Eindrücke in der angestellten Reihenfolge:
1. Rochemorin
In der Nase zunächst spendabel und duftig, Tabak, etwas Zedern, genereller Eindruck von viel Holz, nach 10-15 Minuten im Glas dann etwas abflachend. Am Gaumen ausgewogen, rote frische Frucht, Kaffee, mittelkräftig, an der Luft dann zusehends abbauend, mittlere Länge, ein wenig ein Blender. Sollte in nächster Zeit getrunken werden. Knappe 16 P.
2. La Garde
zunächst etwas verhalten, dann recht edles dunkles Holz, macht an der Luft auf, gewiße Tiefe. Am Gaumen einfacher gestrickt, als die Nase vermuten lässt, etwas laktisch/metallisch, die Säure empfinde ich etwas disharmonisch, gewinnt jedoch auch am Gaumen an der Luft. Braucht vll. noch etwas Zeit.
16-16,5 P.
3. Carbonnieux
leider Kork!
4. La Louviere
zunächst etwas verhalten, dann frische, etwas minzige Art, zum Schluss harmonisches Nasenbild.
Am Gaumen gutes, straffes Tanningerüst, auch Säure blickt durch, ledriger Typ. Charaktervoll, aber braucht noch ein bisschen Zeit. 16,5-17 P.
5. Latour-Martillac
Duftig und ausladend, feines Holz und Tabak. Am Gaumen tolle Harmonie, schöner Schmelz, guter Gripp von den Tanninen und der Säure, gute Länge. 17 P.
6. Larrivet Haut Brion
In der Nase deutlich besser als am Gaumen. Feinwürziges Bouquet. Am Gaumen leider schwachbrüstig und eindimensional, evtl. auch fehlerhafte Flasche (wurde zumindest diskutiert). 15,5-16 P.
7. de Fieuzal
erster Wein des Abends, der mich richtig aufhorchen lies. In der Nase nobel, komplex und fein verwoben. Am Gaumen fein gereift, auch hier wieder komplex, viel Extrakt, griffige Struktur, lang, fast noch zu jung. 17,5-18 P.
8. Haut Bailly
größte Enttäuschung des Abends: aber den Wein selbst trifft keine Schuld, sondern den leidigen Korken!
9. La Tour Haut Brion
dunkle, klassische Nase. Am Gaumen saftig, Kaffee, kräftige Struktur, dunkler Typ. Mittellang bis lang. 17-17,5 P.
10. Les Carmes Haut Brion
wieder Kork!
11. Malartic-Lagraviere
komplexe Nase, Mischung aus dunkler Schokolade, süßlicher Zigarre und etwas Kaffee, schön verwoben.
Am Gaumen schmeckt man das reife Lesegut, sehr extraktreich, tolle griffige Struktur, alles in der Balance. Langer Abgang. 18 P.
12. Domaine de Chevalier
In der Nase Weihnachtsgewürze, leicht gemüsig, kompakt, noch eher verschlossen. Am Gaumen dann große Irritation: metallisch und kühl, schlanker Typ. Sehr schwierig zu bewerten, evtl. problematische Zwischenphase. Keine Bewertung!
13. Pape Clement
Jetzt wirds groß! Feinstes Leder, extrem duftiges und harmonisches Nasenbild. Am Gaumen feinstes Holz, sehr reife, gut stützende Tannine, viel Charme und Eleganz. Sehr intensiv und lang. 18,5-19 P.
14. Smith Haut Lafitte
Fast auf Augenhöhe mit Pape Clement, wenn auch anderer Natur. Feine Kräuter und Kaffee, sehr subtil und nobel. Am Gaumen frisch und saftig, fein strukturiert, vor allem die Säure fällt mir positiv auf, wiederum ein sehr eleganter, klassischer Bordeaux. Langer Abgang. 18,5 P.
Danach gabs geschmortes Lamm, dazu wurde vom großzügigen Gastgeber eine Magnum 94er Sammarco gereicht, der Wein passte nicht nur sehr gut zum Essen sondern wusste auch für sich zu überzeugen. Überhaupt keine Ermüdungserscheinungen, sehr guter Gripp und lang. Mehr hab ich dazu nicht notiert (um die 17,5 P). Als krönender Abschluss wurde noch ein Madeira Reserve Solera 1940 aus dem Hause Borges kredenzt. Der Wein zeigte eine große Komplexität und durch die noch sehr frische Säure wirkte der Wein alles andere als müde - großartiger Stoff!
Fazit:
Zuerst das Negative: die hohe Ausfallquote durch Kork oder andere Weinfehler war ein echter Jammer. Vor allem Haut-Bailly war ein echter Verlust, aber auch Dom. Chevallier war nicht 100%ig sauber.
Nun zum Positiven: Man konnte durchaus erkennen, dass alle Weine der gleichen Region entstammten und dort viel reifes Lesegut zur Verfügung stand. Keiner der Weine war verschlossen oder eindeutig zu jung. Die kleineren Weine sind jetzt komplett trinkreif, die besseren und die in meinen Augen teilweise großen Weine dieser Runde befinden sich in ihrer ersten Genußphase. Das beste PGV bot de Fieuzal, die Spitze bildeten Pape Clement und SHL.
im Rahmen unseres Weinkreises haben wir uns dieses mal dem Thema Pessac-Leognan 2000 gewidmet. Verkostet wurden 14 Rotweine aus der besagten Region, die angestellten Weine waren bekannt, die Reihenfolge allerdings nicht, sozusagen eine halb blinde Verkostung. Alle Weine wurden erst kurz vor dem Servieren in großer Dekanter gefüllt, viel Luft bekamen die Weine also nicht. Im folgenden meine Eindrücke in der angestellten Reihenfolge:
1. Rochemorin
In der Nase zunächst spendabel und duftig, Tabak, etwas Zedern, genereller Eindruck von viel Holz, nach 10-15 Minuten im Glas dann etwas abflachend. Am Gaumen ausgewogen, rote frische Frucht, Kaffee, mittelkräftig, an der Luft dann zusehends abbauend, mittlere Länge, ein wenig ein Blender. Sollte in nächster Zeit getrunken werden. Knappe 16 P.
2. La Garde
zunächst etwas verhalten, dann recht edles dunkles Holz, macht an der Luft auf, gewiße Tiefe. Am Gaumen einfacher gestrickt, als die Nase vermuten lässt, etwas laktisch/metallisch, die Säure empfinde ich etwas disharmonisch, gewinnt jedoch auch am Gaumen an der Luft. Braucht vll. noch etwas Zeit.
16-16,5 P.
3. Carbonnieux
leider Kork!
4. La Louviere
zunächst etwas verhalten, dann frische, etwas minzige Art, zum Schluss harmonisches Nasenbild.
Am Gaumen gutes, straffes Tanningerüst, auch Säure blickt durch, ledriger Typ. Charaktervoll, aber braucht noch ein bisschen Zeit. 16,5-17 P.
5. Latour-Martillac
Duftig und ausladend, feines Holz und Tabak. Am Gaumen tolle Harmonie, schöner Schmelz, guter Gripp von den Tanninen und der Säure, gute Länge. 17 P.
6. Larrivet Haut Brion
In der Nase deutlich besser als am Gaumen. Feinwürziges Bouquet. Am Gaumen leider schwachbrüstig und eindimensional, evtl. auch fehlerhafte Flasche (wurde zumindest diskutiert). 15,5-16 P.
7. de Fieuzal
erster Wein des Abends, der mich richtig aufhorchen lies. In der Nase nobel, komplex und fein verwoben. Am Gaumen fein gereift, auch hier wieder komplex, viel Extrakt, griffige Struktur, lang, fast noch zu jung. 17,5-18 P.
8. Haut Bailly
größte Enttäuschung des Abends: aber den Wein selbst trifft keine Schuld, sondern den leidigen Korken!
9. La Tour Haut Brion
dunkle, klassische Nase. Am Gaumen saftig, Kaffee, kräftige Struktur, dunkler Typ. Mittellang bis lang. 17-17,5 P.
10. Les Carmes Haut Brion
wieder Kork!
11. Malartic-Lagraviere
komplexe Nase, Mischung aus dunkler Schokolade, süßlicher Zigarre und etwas Kaffee, schön verwoben.
Am Gaumen schmeckt man das reife Lesegut, sehr extraktreich, tolle griffige Struktur, alles in der Balance. Langer Abgang. 18 P.
12. Domaine de Chevalier
In der Nase Weihnachtsgewürze, leicht gemüsig, kompakt, noch eher verschlossen. Am Gaumen dann große Irritation: metallisch und kühl, schlanker Typ. Sehr schwierig zu bewerten, evtl. problematische Zwischenphase. Keine Bewertung!
13. Pape Clement
Jetzt wirds groß! Feinstes Leder, extrem duftiges und harmonisches Nasenbild. Am Gaumen feinstes Holz, sehr reife, gut stützende Tannine, viel Charme und Eleganz. Sehr intensiv und lang. 18,5-19 P.
14. Smith Haut Lafitte
Fast auf Augenhöhe mit Pape Clement, wenn auch anderer Natur. Feine Kräuter und Kaffee, sehr subtil und nobel. Am Gaumen frisch und saftig, fein strukturiert, vor allem die Säure fällt mir positiv auf, wiederum ein sehr eleganter, klassischer Bordeaux. Langer Abgang. 18,5 P.
Danach gabs geschmortes Lamm, dazu wurde vom großzügigen Gastgeber eine Magnum 94er Sammarco gereicht, der Wein passte nicht nur sehr gut zum Essen sondern wusste auch für sich zu überzeugen. Überhaupt keine Ermüdungserscheinungen, sehr guter Gripp und lang. Mehr hab ich dazu nicht notiert (um die 17,5 P). Als krönender Abschluss wurde noch ein Madeira Reserve Solera 1940 aus dem Hause Borges kredenzt. Der Wein zeigte eine große Komplexität und durch die noch sehr frische Säure wirkte der Wein alles andere als müde - großartiger Stoff!
Fazit:
Zuerst das Negative: die hohe Ausfallquote durch Kork oder andere Weinfehler war ein echter Jammer. Vor allem Haut-Bailly war ein echter Verlust, aber auch Dom. Chevallier war nicht 100%ig sauber.
Nun zum Positiven: Man konnte durchaus erkennen, dass alle Weine der gleichen Region entstammten und dort viel reifes Lesegut zur Verfügung stand. Keiner der Weine war verschlossen oder eindeutig zu jung. Die kleineren Weine sind jetzt komplett trinkreif, die besseren und die in meinen Augen teilweise großen Weine dieser Runde befinden sich in ihrer ersten Genußphase. Das beste PGV bot de Fieuzal, die Spitze bildeten Pape Clement und SHL.