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Re: Penultimo - ins Priorat und zurück 2024

Verfasst: Di 4. Jun 2024, 14:46
von Gerald
Hallo Torsten,
So bleiben wir hier länger als gedacht, aber was sollen wir denn auch im Regen draußen sonst anfangen.
vielleicht die ganz in der Nähe gelegene Grotte de Pech Merle besuchen? Hat mich seinerzeit jedenfalls schwer beeindruckt, die Höhlenmalereien sind - anders als bei Lascaux & Co - ja noch original. Aber wahrscheinlich hast du die Grotte ja schon früher besucht.

Für jeden, der in der Gegend vorbeikommt, jedenfalls sehr empfehlenswert:

https://www.pechmerle.com

Grüße
Gerald

Re: Penultimo - ins Priorat und zurück 2024

Verfasst: Mi 5. Jun 2024, 09:31
von thvins
Hallo Gerald,

ja - touristische Höhlen besuchen, das wäre tatsächlich eine Option gewesen, aber auf das Naheliegendste sind wir in dem Falle nicht gekommen. Tatsächlich war ich in den Höhlen dieser Gegend bislang noch nicht, aber seit ich in den 90ern auch in Höhlen war, die nicht ausgeleuchtet und betoniert sind, komme ich nur noch selten auf die Idee, diese Art von Touristenhöhlen zu besuchen. Aber in dem Falle wäre es tatsächlich eine sinnvolle Option gewesen...

Aber wir hatten wohl einen Regenflucht-Komplex!


Penultimo – ins Priorat und zurück 2024
Teil 27 – 29.04.2024 (4)

Hinter St.-Cirq-Lapopie haben wir zunächst malerische kleine und enge Straßen durch hier waldreiches Gebiet im Quercy. Über Berganty und Concots gelangen wir in das kleine Rundlingsdorf Bach, wo wir trotz des Regens noch einmal kurz anhalten, um uns die alte Dorfkirche anzuschauen.

Dann geht es aus den Ausläufern des Zentralmassivs hinaus, wir haben nun auch wieder eine schnellere Straße und in Caussade sind die Berge passé. Wir suchen nach dem Supermarkt, um ein paar Einkäufe zu machen. Zum Glück finden wir einen mit überdachtem Parkplatz. Der nicht enden wollende Regen nervt so langsam.

Wir hoffen auf besseres Wetter, wenn wir auf die Pyrenäen zu kommen, vielleicht wird es ja besser, wenn wir die Garonne überquert haben?

Aber in Grisolles regnet es genau so wie in Grenade und auch danach will es nicht besser werden.

Bis Samatan bleiben wir auf mir gut bekannter Strecke, aber da wir nicht auf Montrejeau, sondern auf St.-Gaudens zuhalten müssen, nehmen wir ab hier kleine, mir noch unbekannte Straßen.

Der nächste Klettersteig würde nahe St.-Gaudens in den Pyrenäen erreicht sein. Es lohnt sich langsam, die Augen nach einem Übernachtungsplatz aufzuhalten. Allerdings werden wir darauf verzichten müssen, das nasse Zelt aufzuschlagen, denn es regnet auch hier in der Gegend munter weiter.

Wir schauen nach einem überdachten Platz, wo wir biwakieren könnten, aber auch nach einem Schild, welches auf eine Gîte d´ Etape hinweisen könnte. Und je weiter wir voran kommen, desto mehr müssen wir uns auch für teurere Übernachtungsmöglichkeiten öffnen, denn der Regen will auch am Fuß der Pyrenäen nicht weniger werden.

Über Coueilles, Fabas, Aurignac und Aulon erreichen wir St.-Gaudens schneller, als es mir eigentlich lieb ist, ohne eine Übernachtungsmöglichkeit erspäht zu haben. Die Landschaft ist zwar auch hier recht nett, aber im Regen wirken die Käffer so, als wäre hier nicht nur die Katz verreckt...

Wir setzen alles auf die vor uns liegenden Pyrenäendörfer – da sind wir doch wieder in hoch-touristischem Gebiet und ein günstiges Wanderquartier sollte sich doch nun endlich finden lassen?

In einem ersten Dorf, welches zur Gemeinde Sauveterre de Comminges gehört, finden wir Hinweisschilder, die aber sich dann wieder verlieren und letztendlich verlieren wir auf unserer Suche im Regen nur Zeit und die Leute, die ich fragen kann, wissen entweder nichts oder schicken uns in die Irre. So geht es uns dann auch in den folgenden Dörfern.

Es soll heute nicht sein... - zum Pech mit dem Dauerregentag soll sich nun auch noch die Übernachtungssuche kompliziert gestalten. In Boucou finde ich dann schließlich eine Gîte, aber außer laut bellenden Hunden ist niemand da und wir müssen auch hier unverrichteter Dinge weiter fahren, da es auch keine Telefonnummer gibt, die wir hätten anrufen können.

Ein nächstes Schild verweis uns nach Malvezie, dieses Mal gibt es eine Telefonnummer, aber es geht niemand ran, auch kein Anrufbeantworter. Nun sind wir bereits in Genos, wo es aber auch nichts weiter geben soll und das nächste Dorf hinter dem kleinen Pass in 3 km ist bereits der Ort des nächsten Klettersteiges.

Inzwischen wird es langsam dunkel. Bis zum Pass aber kommen wir nicht. Ein großer umgestürzter Baum in einer Kurve verhindert unser weiteres Vorankommen – wir können nur noch umkehren.

Wir beschließen aber, die Polizei anzurufen, um auf die Gefahrenstelle hinzuweisen, denn im Dunklen ist die Gefahr groß, dass jemand in den Baum rein rast. Als der Polizist erfährt, dass wir aus Deutschland kommen, will er uns nicht anhören, sondern einen Dolmetscher hinzu ziehen. Das dauert natürlich eine Zeit. Letztlich ist er aber zunächst froh, dass ich keinen Unfall melden will, sondern nur auf die Gefahrenstelle hinweisen. Dennoch fragt er zwei Mal nach, ob jemand verletzt sei.

Als wir dann ein ganzes Stück zurück fahren müssen, kommt uns tatsächlich ein Auto der Straßenaufsicht entgegen. Wir aber müssen einen größeren Umweg in Kauf nehmen und gelangen so nach Barbazan.

Hier finden wir eine Gîte. Es regnet immer noch und wir werden abgewiesen. Man sei nicht auf weitere Übernachtungsgäste vorbereitet und hätte kein sauberes Zimmer und will sich auch keine Mühe machen – wegen einer Nacht, das lohne sich nicht. Immerhin verweist man uns an ein ehemaliges Hotel im Dorf, wo auch noch Zimmer vermietet werden sollen.

Die dazugehörende Gaststätte hat natürlich Ruhetag und auf die Telefonnummer hin geht nur ein Anrufbeantworter ran. Dann aber entdecke ich eine weitere mobile Telefonnummer, unter der man sich eine Pizza bestellen könnte und tatsächlich, es geht jemand ran...

Und wenige Minuten später haben wir ein Zimmer. Im Aufenthaltsraum dürfen wir unser Essen kochen und essen, für das Frühstück bekommen wir alles hingestellt, wir müssen uns das dann am nächsten Morgen selber machen.

Nach 22.00 Uhr gibt es dann endlich Abendbrot und ein verdientes Glas Cerverola 2016 dazu. Dank des Weines gibt es dann doch ein gutes Ende dieses abgrundtief doof gelaufenen Tages...


Mit Fotos von der Kirche in Bach: http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... 04-2024-4/

Re: Penultimo - ins Priorat und zurück 2024

Verfasst: Do 6. Jun 2024, 14:33
von thvins
Penultimo – ins Priorat und zurück 2024
Teil 28 – 30.04.2024 (1)

Es hat in der Nacht tatsächlich aufgehört mit regnen. Wir machen es uns im Aufenthaltsraum unserer Herberge gemütlich und genießen das Frühstück.

Yvonne macht noch ein Foto vom Quartier, für welches wir dann doch dankbar waren, auch wenn die Reisekasse ein weiteres Mal für nicht beabsichtigte Übernachtungskosten geplündert werden musste.

Da es von Barbazan nur noch ein Katzensprung zur N125 ist, fahren wir nicht zurück, sondern erreichen unser Klettersteigziel über Galíé und Lourde. In St.-Pé-d´ Ardet treffen wir auf einen jungen Mann, der mit seiner kleinen Tochter unterwegs ist. Da es keinerlei genauere Angaben zum Klettersteig gibt, wollen wir einen Einheimischen fragen.

Er kennt sich auch tatsächlich grob aus und weist uns in die richtige Richtung. Der Parkplatz außerhalb des Dorfes in Richtung des Col Bouchet ist an einem Teich mit schönem Picknick- und Biwakplatz. Wir beschließen, dass wir diesen Platz auch für die heutige Nacht nutzen wollen, denn sonst müssten wir entweder gleich noch den zweiten Steig mitmachen heute oder an der vielbefahrenen Hauptstraße gucken, wo wir bleiben könnten. Dieser wunderschöne Platz hier bietet sich einfach an, auch zunächst erst einmal, um das immer noch von vorgestern nasse Zelt zu trocknen.

Dann will ich den Klettersteig suchen. Er fiel mir erst in diesem Winter in der französischen Klettersteigdatenbank auf – als Einziger im Departement Haut Garonne. Ich vermute also zu Recht einen noch sehr neuen Steig. In der Datenbank finden sich keinerlei Informationen, außer dass er gratis zu machen ist. Aber es gibt weder eine Beschreibung, noch einen angegebenen Schwierigkeitsgrad, noch einen Verweis, wie man an diesen Steig kommt.

Im Internet finde ich ansonsten nur kommerzielle Anbieter, die man sich mieten könnte, um darüber gegen teures Geld den Steig zu machen. Es gibt ein paar nette Werbefotos, aber nichts inhaltlich Verwertbares.

Während Yvonne das trockende Zelt bewacht, mache ich mich auf den Weg zu den Felswänden wenige Hundert Meter weiter oben. Ich finde etliche Kletterrouten, aber weder einen Steig noch einen Hinweis darauf. Etwas entnervt kehre ich zum Auto zurück und stiefle gleich weiter in die andere Richtung, ins Dorf hinein.

Das Gemeindeamt hat leider zu, eine Touristeninfo scheint es nicht zu geben, also gehe ich in eine geöffnete Bar, um dort erneut zu fragen. Der etwas ältere Besitzer der Bar schickt mich dahin, wo ich gerade her komme. Ein jüngerer Mann kommt hinzu, der sich genauer auskennt und mir den Zugang beschreibt.

Man darf nicht an den Felsen suchen, sondern muss etwa hundert Meter weiter oben den Pass überschreiten und dann rechter Hand den Wanderweg hinunter gehen, in eine beginnende Schlucht hinein, in der sich der Steig befindet.

Als ich wieder am Auto bin, ist das Zelt bereits gut getrocknet, wir räumen es also ins Auto und ziehen uns die Klettersteigsachen an.

Auf ins nächste Klettersteigabenteuer...



http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... 04-2024-1/

Re: Penultimo - ins Priorat und zurück 2024

Verfasst: Fr 7. Jun 2024, 07:18
von thvins
Penultimo – ins Priorat und zurück 2024
Teil 29 – 30.04.2024 (2)

Tatsächlich! Wir folgen der Anmarschbeschreibung und folgen dem Wanderweg, der uns nach Genos hinunter führen würde und wenige Minuten später finden wir in einer Art „Urwald“ Brücken und Seile von Klettersteigen, bei denen wir aber nicht wissen, ob sie Anfang oder Ende von Steigen sind, vermutlich gibt es nicht einen einzigen, sondern mehrere verschiedene. Ein altes Schild weist darauf hin, dass es sich hier um eine private Anlage handelt, die ohne professionelle Begleitung nicht betreten werden soll. Das beißt sich mit dem Hinweis in der Klettersteigdatenbank, dass dieser Steig frei zugänglich sei.

Aber Schilder und auch die Anlagen an sich scheinen arg in die Jahre gekommen zu sein und wirken eher runtergekommen als gepflegt oder gar neu. Auch hier nirgends eine Beschreibung, ein Topo oder ein Verweis darauf, worauf man sich einlassen würde.

Insgesamt sieht es in der Schlucht eher sehr grün und feucht aus, das Feuchte liegt aber sicher auch am vielen Regen der letzten Zeit. Mehrere Seilbrücken führen über die Schlucht und damit den Wanderweg, zu beiden Seiten sehen wir ebenso Sicherungsseile im grünen und stark bewachsenen Fels.

Wir gehen den Wanderweg so tief hinab, bis die Sicherungsseile und -anlagen aufhören. Auch hier kein Hinweis auf irgendwas.

Yvonne ist das Ganze sehr suspekt und sie verzichtet darauf, hier irgendwo einzusteigen. Ich dagegen denke, wenn ich nun schon mal hier bin, dann einfach ausprobieren... Der Logik nach steige ich dann unten ein, um tendenziell auf- statt abzusteigen. Es geht von unten geblickt auf der rechten Seite los auf feuchtem rutschigen Felsen.

Kurz darauf gabelt es sich, man könnte auf der rechten Seite weiter nach oben queren oder über eine erste Seilbrücke die Schluchtseite wechseln, was ich auch tue.

Hinter der Brücke steigt es kurz mit einigen U-Eisen an, auch hier wirkt alles eher mittelalterlich. Dann wird von unten gesehen auf der linken Seite der Schlucht weiter schräg hinauf gequert und es folgt eine Brücke auf dieser Felsseite, die aber nicht die Schlucht überquert.

Wenig später gibt es dann nur noch das Sicherungsseil und einen sehr glatten Felsen, der zudem noch immer sehr feucht ist. Ich hätte an dieser Stelle einen großen weiten Schritt machen müssen, um einen verlässlichen nächsten Griff zu erreichen, aber zwei Mal rutscht mir der Fuß ab und ich beschließe, es sein zu lassen. Inzwischen ist auch mir der Steig sehr suspekt geworden.

Also gehe ich zurück, wie ich gekommen bin. Yvonne rät mir davon ab, auf der gegenüber liegenden Seite weiter hinauf zu gehen, denn dort sähe es noch glatter und grüner aus. Also steige ich aus, wie ich eingestiegen bin und wir treten den Rückzug an...

Fazit: Ich vermute, der Steig ist uralt und wurde früher mal kommerziell genutzt, ist aber seit längerer Zeit nicht mehr in Ordnung gehalten worden, inzwischen darf ihn jeder frei machen, der abenteuerlustig genug ist – aber man macht es komplett, ohne zu wissen, worauf man sich einlässt.

Noch immer kann man aber wohl den Steig mit professioneller Begleitung machen. Allerdings wäre es in meinen Augen schade um jeden Cent. Die Anlage im Urwald ohne jedes landschaftliche Highlight ist weder für Geld noch für schöne Worte wirklich zu empfehlen und rechtfertigt nicht den kleinsten Umweg hierher (außer man tut es aus Freude an der schönen Gegend an sich).

Auch wenn sich die professionellen Anbieter stolz damit rühmen, dass es der einzige Steig im Departement ist, so denke ich dennoch – kein Steig wäre besser gewesen, als jemandem so etwas hier anzubieten und sich daran noch eine goldene Nase verdienen zu wollen...

Damit sich daran etwas ändert, bedürfte es einer gründlichen Restaurierung des Steiges und einer Beschreibung. Ehe es weder das Eine noch das Andere gibt, rate ich: Finger und Füße weg davon!

Bei all den deutlich mehr als 100 in Frankreich bislang gemachten Klettersteigen ist das mit deutlichem Abstand das Mieseste, was mir unter gekommen ist. Da der Steig in keinerlei Hinsicht einen Genuss bietet, muss ich ihn mit 1/20 bewerten, die 1 gibt es nur, weil es ein Steig an sich ist und es Sicherungskabel gibt...



http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... 04-2024-2/ - hier mit Fotoserie zu dem Klettersteig.

Re: Penultimo - ins Priorat und zurück 2024

Verfasst: Mo 10. Jun 2024, 12:03
von thvins
Penultimo – ins Priorat und zurück 2024
Teil 30 – 30.04.2024 (3)

Während ich mich mit dem seltsamen Klettersteig auseinander setzte hat Yvonne noch einen Geocache gefunden und ein paar schöne Pflanzenbilder gemacht.

Dann wechseln wir unseren Standort wieder zurück an den Bergsee. Ein paar Kleinigkeiten könnten wir noch zu Essen gebrauchen, vielleicht gibt es im Dorf ja irgendeinen kleinen Laden? Auch die Trinkwasservorräte sollten wir noch auffüllen, also geht es noch einmal kurz ins Dorf St.-Pé-d´ Ardet hinein.

Vor einer Gaststätte lädt jemand sein Auto aus, ich frage ihn nach einer Einkaufsmöglichkeit vor Ort und erfahre, dass es hier weit und breit nichts gibt. Wir kommen miteinander ins Gespräch, ich erzähle ihm, dass wir hier wegen des Klettersteiges gelandet sind und hier übernachten wollen, um morgen auf die spanische Seite zu wechseln.

Er erklärt mir, dass es nur zwei, drei Mal fahrende Händler gibt, die hier in der Woche Halt machen und dass es auch in den Nachbardörfern nicht besser sei. Er schiebt auch gleich die Auskunft hinterher, dass er heute bedauerlicherweise auch Ruhetag habe und eigentlich unter der Woche außerhalb der Saison nur für die Schüler des Dorfes koche, denn es gibt hier eine kleine Grundschule. Dann aber fragt er, was wir denn bräuchten.

Ich zähle auf, was wir an Vorräten noch hätten und meine, wir könnten daraus etwas improvisieren. Dann meint er, er gibt uns noch etwas dazu, damit wir uns etwas Leckeres zaubern könnten. Wir bekommen geschnittene Schinkenspeckwürfel, Chorizo-Scheiben, grüne Bohnen,gemischten grünen Salat und dazu Vinaigrette, Bethmale-Käse und Joghurt. Als ich dann frage, was er dafür bekommt, winkt er ab und sagt, es reiche ihm, wenn wir sein Dorf so in guter Erinnerung behalten.

Das werden wir tun, bei solch einer französischen Gastfreundschaft ist uns das ein Leichtes!

Wir bauen bereits am Nachmittag das Zelt auf und genießen den restlichen Tag ohne Stress und Sorge – selbst ein kleiner kurzer Regenschauer schockt uns nicht. Vom Picknicktisch aus haben wir den See gut im Blick und nach und nach bekommen wir immer wieder Besuch. Diverse Wasservögel schwimmen mit ihrem Nachwuchs vor unsere Augen oder laufen mit den Kleinen durch die ufernahen Wiesen. Wir beobachten so immer wieder eine Entenfamilie, eine Haubentaucherfamilie und auch eine Familie Teichhühner. Auch Schwäne und Reiher sehen wir auf dem Wasser. Alles ist so wunderschön friedlich und wenn wie an diesem Nachmittag überwiegend die Sonne scheint, dann ist der Schlechtwetterstreß der letzten Tage vergessen.

So könnte es unserem Gusto nach bleiben. Wir hören Musik, lesen, genießen die Sonne und kochen heute mal beizeiten.

Aber es bleibt natürlich nicht so – in der Nacht beginnt es erneut zu regnen...


... und hier mit Fotos: http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... 04-2024-3/

Re: Penultimo - ins Priorat und zurück 2024

Verfasst: Fr 14. Jun 2024, 14:09
von thvins
Penultimo – ins Priorat und zurück 2024
Teil 31 – 01.05.2024 (1)

Auch an diesem Morgen das mittlerweile fast schon so vertraute Bild. Das Zelt ist nass vom Regen der Nacht, wir schaffen es aber, Schlafsäcke und Co. trocken ins Auto zu packen. Allerdings kocht das Kaffeewasser noch nicht mal, da fängt es schon wieder an zu regnen, auch wenn das heute am Morgen nur mehr ein Schauer ist.

Normal ist es für heute geplant, kurz nach Spanien hinein zu fahren, um im Aran – Tal günstig bei der ersten Supermarkttankstelle hinter der Grenze voll zu tanken (wir haben es so hingedeichselt, dass wir kurz vor Reserve sind für den maximalen Spareffekt).

Bei dieser Gelegenheit möchte ich dann gleich noch den einfacheren Klettersteig in Les machen, den Yvonne bereits auf ihrer Haben-Seite hat. Danach soll es dann gleich wieder über den Col de Portillon nach Frankreich zurück gehen. Dort warten noch zwei Klettersteige darauf, gemacht zu werden. Somit würden wir dann, wenn es alles nach Plan läuft, am Sonntag im Priorat aufschlagen oder vielleicht auch bereits am Samstag Abend. Wir hätten dann noch ein bisschen was von der Fira, aber ich will in diesem Jahr ja eh keinen Verkostungsmarathon mehr machen – das überlasse ich Klaus-Peter und seinem Sohn Hans.

Wir starten auf unsere Tour, sogar der Regen hat aufgehört, aber es sieht noch immer nicht sonderlich Vertrauens erweckend aus.

Irgendwie haben wir verpeilt, dass ja heute der 1. Mai ist und damit Feiertag in Europa... - wir hoffen aber, dass wir an der Tankstelle dennoch tanken können – per EC-Kartenzahlung.

Als wir auf dem Supermarkt in Les knapp hinter der Grenze ankommen, ist der Parkplatz rappelvoll mit Autos, zu über 90% natürlich Franzosen. Entsprechend voll ist es im Supermarkt, wo hauptsächlich Alkoholika und Tabakwaren gekauft werden, weil es hier nach wie vor deutlich günstigere Preise als in Frankreich dafür gibt. Aber auch so hat der Supermarkt ein sehr gutes Angebot und auch wir nutzen unsere Chance – hauptsächlich sacken wir günstige Gewürze ein und auch gleich Lebensmittel für den heutigen Tag.

Es ist bereits gegen 11.00 Uhr, als wir unsere Einkäufe verstaut haben und wir beschließen, im Restaurant des Supermarktes gleich noch etwas zu frühstücken. Obwohl es noch weit entfernt von spanischer Mittagszeit ist, bekommen wir bereits die Karte für das Mittagsmenü, können aber auch Tapas bestellen und landen somit mal wieder beim Brunch.

Kurz nach halb zwölf ist das Restaurant bis auf den letzten Stuhl besetzt und als wir gehen, steht hier eine Warteschlange, wie ich sie seit „besten“ DDR-Zeiten vor keinem Lokal mehr gesehen habe. Hier geht so richtig die Post ab, dafür gibt es hier nicht mal etwas Besonderes. Aber es ist eben sehr preisgünstig, besonders nach französischen Maßstäben.

Und auch an der Tankstelle müssen wir ein wenig warten – auch wenn der Preis hier nicht mit den BonArea´s zu vergleichen ist, so sind es doch mehr als 10 Cent zu normalen spanischen Tankstellen und über 30 Cent zu günstigeren französischen Supermarkttankstellen. Bei ca. 40 Litern hat man den Preis für ein Mittagsmenü mehr als raus...

Bis zum Klettersteigparkplatz ist es nur ein Katzensprung. Yvonne wird auch heute nicht mitkommen, da sie den Steig bereits gemacht hat. Ich ziehe mich also um und mache mich einmal mehr alleine auf den Weg.

Mein Ziel seht ihr hier schon mal...



Und hier mit 2 Fotos: http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... 05-2024-1/

Re: Penultimo - ins Priorat und zurück 2024

Verfasst: Sa 15. Jun 2024, 12:54
von Winedom
Danke weiterhin für Eure Reiseberichte.
Macht Spass.
Wie war das Weinevent zu Hause?
Der Link zur Sonderaktion hat bei mir nicht funktioniert..

Re: Penultimo - ins Priorat und zurück 2024

Verfasst: Sa 15. Jun 2024, 13:55
von thvins
Das Event im Simonettihaus war Klasse, hätte ich meinem kleinen Coswig so gar nicht zugetraut. Da jeder zur Vernissage ein 0,1 Glas Ekiar 2019 bekam, waren fast 80 - überwiegend auch weininteressierte Leute da. Und die meisten waren nach dem Ekiar neugierig auf weitere Weine, so dass die Schlange am Stand zwischen 19.00 und 22.00 Uhr nie wirklich ab riss. Meine Freundin, die mir am Stand helfen wollte, war den ganzen Abend nur mit Gläser spülen und polieren beschäftigt, damit es zu keinem Gläsernotstand kam. Bei den roten wurden die Weine erst ab dem Èlia nachgefragt, eher aber die noch teureren, sogar bis hoch zum Roquers de Samsó. Das Publikum kam so in etwa aus dem Umland von Berlin bis Leipzig und Umgebung, aber mit Schwerpunkt Wittenberg, wo die Künstlerinnen ja auch herkommen...

Hat viel Spaß gemacht und sich entsprechend gelohnt. So was müsste es öfter geben...

Bei Sonderaktion meinst du das hier?

http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... zt-sparen/

Schauen wir mal, ob es hier auch für dich und nicht nur für mich lesbar ist... - der Posten Empit Selecció ist grade in ein Paket gepackt worden, der ist also weg...

Und mit dem Tagebuch geht es natürlich auch weiter, sowie ich Zeit finde...

Re: Penultimo - ins Priorat und zurück 2024

Verfasst: Sa 15. Jun 2024, 18:57
von Winedom
Na sowas. Schätzen die Leute auch edlere Tropfen.
Aus meinem Freundeskreis kenn ich das nicht außer es ist umsonst. :x ;)
Freut mich das es ein Erfolg war. Ist doch auch schön wenn im lokalen Bereich Aufmerksamkeit da ist.
Da lebt man ja.
Ok. Danke. Die Aktion hatte ich noch nicht gesehen.

Re: Penultimo - ins Priorat und zurück 2024

Verfasst: So 16. Jun 2024, 08:53
von thvins
Ja Rainer, es scheint so, als gäbe es doch noch ein paar Leute mehr, die auch mal bereit sind, gutes Geld für guten Wein zu bezahlen.

Besonders wohltuend war es aber auch, die Meinungen zu den von mir dort angebotenen Weinen zu erfahren. Das ging bis zu "Solche Weine bekommt man in keiner Gastronomie hier und wenn, dann nicht zu solch guten Preisen..."

Was die Aktion angeht, so kommt das auch ein wenig aus dem Wissen heraus, dass ich nicht mehr ewig Zeit habe. Und so ist es ganz gut, wenn der eine oder andere Restposten geräumt ist und die Liste der Weine, die noch verkauft werden sollen, kleiner wird. Da wird immer mal wieder was Neues auftauchen in dieser Liste...


Nun aber weiter im Text des Reisetagebuches - auf die Mutigen wartet mal wieder ein Klettersteig, dieses Mal auf der spanischen Seite - im Aran -Tal ganz knapp hinter der Grenze...


Penultimo – ins Priorat und zurück 2024
Teil 32 – 01.05.2024 (2)

Die Via Ferrata Torre de Cledes ist der leichtere Klettersteig von Les im Aran-Tal. Es ist in der katalanischen Klettersteigdatenbank mit K2 angegeben, was in etwa dem französischen PD bis AD entspricht. Ich würde den Steig insgesamt auch bei AD- einschätzen (assez difficile - = mäßig schwierig - ).

Als Besonderheit gilt, dass er nicht am Felsen, sondern in einem Industriegebiet beginnt.

Vom Parkplatz hinter dem Abenteuer-Park von Les, der der Parkplatz auch für den schwierigen Klettersteig von Les ist, gehen wir zunächst einige Meter zurück und halten uns dann links, parallel zur Garonne. Nach nur etwa fünf Minuten erreichen wir das Kraftwerksgelände. Hier starten wir in den Klettersteig.

Zunächst geht es einige gemauerte Stufen hinauf und wir erreichen den hohen Turm des alten Kraftwerks. Hier steigen wir zunächst eine alte Eisenleiter gesichert hinauf bis zu einem Absatz mit einer Tür. Hier queren wir kurz links und dann geht es in beeindruckender Art vertikal am Turm hinauf, ehe wir dann in etwa 25 m Höhe um die Turmkante queren.

Hier werden wir über eine 8 m lange Seilbrücke an den natürlichen Felsen geführt und wir steigen hier einen kleinen Absatz hinauf. Der uns erwartende kleine Überhang erweist sich dabei als einfach.

Anschließend queren wir etwa 25 m ehe wir eine nächste vertikale Stufe zu einer größeren Terrasse hinauf müssen. Hier wird mal kurz gewandert, ehe wir die 40 m hohe vertikale Schlusswand erreichen. Aber auch hier geht es recht einfach hinauf.

Wir erreichen dann den Aussichtspunkt und damit das Ende unseres Klettersteiganstiegs. Den Gurt ablegen sollten wir aber noch nicht.

Wir haben ein paar Meter, die wir in Seilsicherung absteigen, ehe der Pfad uns durch dichten Wald und vorbei an einem Ruinenhaus nach unten führt. Wir nehmen diesen Pfad bis zu einer freien Wiesenfläche, die durch den Turm eines Hochspannungsmastes auffällt. Wir könnten zwar auf dem Pfad bleiben und wandernd nach unten gelangen, aber wer hier aufmerksam schaut, entdeckt noch eine etwa 10 m tiefe Felswand, in der wir einen kurzen Klettersteig nach unten haben. Das ist noch mal eine kleine Würze, ehe wir dann auf kurzem steilen Pfad wieder zum Parkplatz zurück gelangen.

Insgesamt haben wir eine lohnende kurze Aktivität, ideal auch für mutige Anfänger und Kinder. Aber auch als lohnender Zwischenstopp, wenn man mal eine Pause auf der längeren Autofahrt einlegen möchte, um sich etwas zu bewegen. Der Steig eignet sich auch sehr gut als erster Test vor schwereren Klettersteigaufgaben nach einer längeren (Winter-)Pause. Er ist perfekt ausgebaut und gesichert. Wir gewinnen in diesem Steig insgesamt etwa 100 Höhenmeter. Die ganze Aktion dauert für Geübte etwas mehr als eine Stunde, der Steig selbst ist für Geübte in etwa einer halben Stunde gemacht.

In meiner Genusswertung gebe ich daher 18/20 für diesen leichten Steig.

Während ich mitten im Steig bin, fängt es leider erneut an zu regnen, so dass ich den Steig im regen fertig machen muss.

Yvonne hat inzwischen nach den Wetteraussichten für unsere Weiterfahrt im Internet geschaut und was sie vermeldet, klingt überhaupt nicht gut...


Und hier mit etlichen Bildern zum Klettersteig:

http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... 05-2024-2/