Noras Notiz vor knapp vier Jahren zu genau diesem Wein war soetwas wie eine Initialzündung für mich, mich etwas mehr um Silvaner im Allgemeinen und May im Besonderen zu kümmern, nachdem ich die Rebsorte vor langer Zeit in die Schublade "interessiert mich nicht" verbannt hatte.
Diese Flasche war meine einzige und stammt aus einem hart verhandelten

Tauschgeschäft - danke, Nora! (Hast Du das Tauschobjekt schon getrunken?)
Rudolf May, Der Schäfer Reserve 2018
Goldgelb. Schmale, schnell verschwindende Bläschenspur am Rand (Schrauber).
Die Nase ist sehr dicht und intensiv: Reichlich "helles" Holz, aber auch Massen reifer gelber Frucht (Aprikose, Mango, Carombola) sowie deutliche Mineralität.
Am Gaumen für
die Nase ziemlich zarte und weiche "Attacke", und auch der Körper wirkt im ersten Moment verblüffend "leicht". Zart cremige Textur verbindet sich mit den Holzaromen, die hier auch (im Gegensatz zur Nase) etwas Vanille beitragen, sowie einer lebendigen, aber milden Säure.
Im langen Abgang wirkt zunächst die Frische der Säure, ehe sich dezent erdige Noten und ein sehr zartes, animierendes Bitterle zeigt.
Der Holzeinsatz ist hier schon sehr deutlich, jedoch exzellent umgesetzt und gut eingebaut. Wer damit klarkommt, findet einen Wein, den man anhand der Nase laut erwartet (jedoch nicht i.S.v. Krawall, sondern eher einer Arie), der sich am Gaumen dann aber trotz einiger Kraft und Dichte deutlich leiser, dabei komplex und balanciert präsentiert. Sehr gut.
PS: Grünes finde ich nirgends, auch nicht im Holz. Weiße Blüten auch nicht - das mag an individueller Wahrnehmung oder Beschreibung liegen, oder ein Hinweis auf eine in den vergangenen vier Jahren erlangte Reife sein.