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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Verfasst: Mo 11. Mär 2013, 15:47
von Weinbertl
Neuppy hat geschrieben:Ich war gestern auf der Weinmesse in München. Dort waren zu ca. 75% deutsche Winzer vertreten, aber jene aus der zweiten oder dritten Reihe. Aus der Schweiz war unter anderem Cicero Weinbau da, ich war dann noch bei einem burgenländischen Betrieb, der auch tolle Weine machte. Auch Portugal war mit einem tollen Weingut vertreten. Warum nehmen die VDP-Winzer nicht auch mal an solchen Leistungsschauen teil. Der normale Weinverbraucher muss bei solchen Messen doch zwangsläufig zum ausländischen Wein greifen.
Der VDP bleibt lieber unter sich und macht Veranstaltungen für Journalisten - neue Weinkreise erreicht man so aber nur schwer.
ich war auch auf der Weinmesse und konnte ähnliches feststellen. Die
qualitative Speerspitze bildete sapori italiani mit 5-6 Weingütern aus Bolgheri - obwohl das Hauptmotto der Messe "Mosel" lautete.....

Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Verfasst: Mo 11. Mär 2013, 15:53
von MichaelWagner
hmmm....der eigentliche Grund für das gastronomische "Problem" ist ein anderer:
probier doch mal einen deutschen Wein für um die 5,- Euro ab Hof zu exportieren und zu halbwegs konsumentenverträglichen Preisen im Ausland anzubieten. Und vergleiche mal dazu den Versuch, vergleichbaren ausländischen Wein nach Deutschland zu importieren etcpp. Da wirst Du feststellen, dass Versuch 1 nahezu zum scheitern verurteilt ist und Versuch Nr 2 gelingen kann.
Das hat übrigens nichts mit Qualität oder ähnlichem zu tun, sondern lediglich mit Protektionismus mittels der üblichen Instrumente und vielleicht auch ein wenig mit nationalem Selbstbewusstsein - nicht die Winzer müssen selbstbewusst sein, daran mangels nicht, sondern auch die Verbraucher;)
Willkommen in Europa;)
PS: Vielfalt??? 24 Euro, im Restaurant in Paris = Einkaufspreis unter 5,- Euro. Auch der Pariser Gastronom lebt nicht nur von Baguettes und Liebe:)
Achja, und es gibt ne ganze Menge toller deutscher Restaurants mit tollem deutschen Wein. Man muss nur mal hingehen;)
Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Verfasst: Mo 11. Mär 2013, 15:59
von sorgenbrecher
MichaelWagner hat geschrieben:
PS: Vielfalt??? 24 Euro, im Restaurant in Paris = Einkaufspreis unter 5,- Euro. Auch der Pariser Gastronom lebt nicht nur von Baguettes und Liebe:)
das ist einfach nur unsinn !
ich kenne eine vielzahl französischer restaurants, die nicht mit den in deutschland zu oft üblichen 300%-800% aufschlag kalkulieren. das liegt eben aber auch an einer ganz anderen ess- und restaurantkultur, die leute gehen deutlich häufiger auswärts essen und sind auch bereit direkt für gutes essen geld auszugeben und nicht nur hintenrum über die getränke abgezockt zu werden.
btw, das funktioniert ja auch in einigen wenigen deutschen restaurants, auch hier gibt es beispiele, bei denen nicht absurde aufschläge kalkuliert werden, nur ist das hier die ausnahme und nicht die regel....
Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Verfasst: Mo 11. Mär 2013, 16:06
von susa
Bei dem Restaurantproblem sehe ich so einen Teufelskreis. Die meisten Weine sind zu teuer, also bestellt der Gast lieber Bier. Deswegen muss der Wirt entsprechende Lager- und Verlustkosten einkalkulieren und kann den Wein kaum preiswerter anbieten, also bleiben sie teuer und der Wein liegen. Und dann wird der Wirt auch nicht mutig und setzt auch noch "unbekannte" Weine auf die Karte. Nach dem Motto "Wer sich zuerst bewegt, hat verloren!"
Komischerweise beschwert sich niemand drüber, wenn er für 0.2 l Cola 3€ oder Wasser 2.5€ bezahlen muss, ungefähr das 12-15fache des Ladenpreises.
lg
s
Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Verfasst: Mo 11. Mär 2013, 16:16
von Ollie
Vielleicht nochmal etwas zur Ausgangsthese: Dass Klimek ausgerechnet einen 2008er Schaefer-Froehlich - eine wirklich nicht gute Version eines "trockenen Spitzenrieslings von internationalem Kaliber" - zum Anlass nimmt, ist schon bezeichnend. Sogar von Keller, sonst ja gleich vergriffen, kann man noch 2008er bekommen. Bei den GGs ist einfach wahnsinnig viel Murks dabeigewesen in diesem Jahr.
Es wurde sicherlich bereits geschrieben, und wenn nicht, dann gebe ich eben mal den Bernd Schulz: Die meisten GGs haben tatsaechlich ein intrinisches Qualitaetsproblem. Zu alkoholisch (oft), zu suess (fast immer) und - und das ist im internationalen, aber vielleicht auch im nationalen Kontext nicht unerheblich - zu weit weg vom Bild, das "man" vom deutschen Riesling bzw. von trockenem Weisswein pflegt. (Von Akzeptanzproblemen des Rieslings per se bei der Masse der Konsumenten mal ganz abgesehen.)
Da kann sich Markus Vahlefeld auf den Kopf stellen: Nicht nur Schildknecht zieht oftmals die Spaetlese (also den Wein eins unter dem GG) dem GG vor, wenn es denn unbedingt trocken sein muss. Auch der Konsument glaubt nicht einfach mal drauf los, die Neue Deutsche Welle sei das nec plus ultra der (Weiss-)Weinwelt. Zumal der qualitative Abstand zwischen der 15-Euro und der 30-Euro-Klasse nicht hinreichend gross ist, um den finanziellen Aufwand zu rechtfertigen. Das erfolgt eher durch das Mehr an Prestige (s.u.) - ist das noch Weinkuktur oder schon neureiches Banausentum a la "Die Chinesen schmeissen Petrus flaschenweise an die Wand!"? Dann wuerde man "den Deutschen" eben vorwerfen, sie kauften hirnlos jede alkoholische, suesse und unharmonische Ploerre, wenn sie nur teuer genug ist (Wachauer Smaragde, anyone?).
Mag sein, dass viele Deutsche sowohl absolut als auch relativ zum verfuegbaren Netto weniger Geld fuer Essen und Trinken ausgeben als z.B. die Franzosen oder wegen mir die Oesterreicher. Aber kann man diese These wirklich daran verfizieren, dass unharmonisches 30-Euro-Geraffel wie Blei im Regal liegenbleibt?
Bei "Captain Kork" folgt man eben immer dem Muster "stelle agressiv eine unhaltbare These auf und widerlege sie dann artikelreich" (s.a. "A*schjahr", Punkte"diskussion", "Wachau", usw.), sowas macht Auflage. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis sich irgendein "Bootsmann" dazu herablaesst, die Klimeksche These zu "widerlegen" und den ultimativen Beweis deutschen Willens zum Genuss mit der Dichte an "5-Gabeln-Restaurants" zu fuehren. Schnarch.
Cheers,
Ollie
Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Verfasst: Mo 11. Mär 2013, 16:31
von Markus Vahlefeld
Ich muss mich gar nicht auf den Kopf stellen
Was bereits vorher geschrieben wurde: es gibt in Deutschland vllt. ein Dutzend Weingüter, das bereits zu Weihnachten mit den GGs ausverkauft ist. Das sind interessanterweise gerade die teuersten: Dönnhoff, Emrich-Schönleber, Breuer, Kühn, Künstler, Kühling-Gillot, Keller, Wittmann, BattenfeldSpanier, Bürklin-Wolf, Christmann, Rebholz... die Liste ist nicht vollständig, aber recht repräsentativ.
Und das ist eben auch der Grund, warum ganz konkret 2008 noch erhältlich ist: recht üppige Menge und ebenso üppige Säure. Da ist dann das Bessere der Feind des Guten.
Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Verfasst: Mo 11. Mär 2013, 17:20
von MichaelWagner
@Sorgenbrecher:
mit Verlaub, aber das ist kein Unsinn, das ist Wissen aus erster Hand. Ich möchte nicht abstreiten, dass es den ein oder anderen privaten eigentümergeführten empfehlenswerten Laden gibt, der sich diese Kalkulation leisten kann, aber das repräsentiert dann nicht den Weinverkauf in der französchen Gastronomie.
Sicherlich hat man in F noch eine andere Restaurantkultur, aber das ändert sich über die letzten Jahre im Zuge schmelzender Ersparnisse und wirtschaftlichem Abstiegs auch in Frankreich rapide(..und auch in Belgien, die sehr ähnliche Gewohnheiten pflegen...).
In Deutschland hat sich diese Entwicklung schon einige Jahre früher aufgetan. Und eine 3-500% Kalkulation bei Wein oder ähnlichen Getränken ist im Übrigen kein Wucher, sondern wirtschaftliche Erfordernis in diesem Bereich.
Homedrinking is killing Gastwirt;)
und was diese Ausverkauft-Story der GGs angeht, finde ich das ein bisserl lustig: wenn ich mit Subskription arbeite und an Weihnachten schon weiss, wieviel GGs bestellt werden, ja dann fülle ich genauso viel ab, der Rest ab in die Standard-utsweine und zackfertig bin ich ausverkauft....denk mal drüber nach...nachzulesen unter: künstliche Verknappung:)
Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Verfasst: Mo 11. Mär 2013, 19:10
von Markus Vahlefeld
MichaelWagner hat geschrieben:
und was diese Ausverkauft-Story der GGs angeht, finde ich das ein bisserl lustig: wenn ich mit Subskription arbeite und an Weihnachten schon weiss, wieviel GGs bestellt werden, ja dann fülle ich genauso viel ab, der Rest ab in die Standard-utsweine und zackfertig bin ich ausverkauft....denk mal drüber nach...nachzulesen unter: künstliche Verknappung:)
Sorry, das ist Quark mit Soße!
Viele Winzer versuchen es mit der Sub, aber es funktioniert nicht. Was jedoch stimmt: fast alle KÖNNTEN viel mehr GGs abfüllen, tun es aber aus vielschichtigen Gründen nicht: Verknappung ist der eine Grund, die Qualität der GGs selbst wie auch der Orts- und Gutsweine der andere - und eben auch die Tatsache, dass jedes Weingut nur eine begrenzte Anzahl von GGs in diesem Preissegment wirklich absetzen kann.
Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Verfasst: Di 12. Mär 2013, 09:06
von MichaelWagner
Hmm.....Du sagst also Sie könnten viel mehr GG abfüllen, tun es aber nicht, da sie nur eine begrenzte Anzahl verkaufen können und verknappen damit künstlich um ausverkauft zu sein. Sorry, das widerspricht dann meiner Aussage überhaupt nicht, um nicht zu sagen ist deckungsgleich und wäre somit dann auch Quark mit Soße...
Erkläre mir folgendes: wenn man einen Wein sowieso verkauft bekommt, wozu braucht man dann Subskription? Ist doch nur Verwaltungsaufwand? Wer zuerst kommt malt zuerst und zack, Keller leer, wozu der Aufwand?
Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Verfasst: Di 12. Mär 2013, 10:41
von austria_traveller
MichaelWagner hat geschrieben:wozu der Aufwand?
Berechtigte Frage ?