Burgund 2008

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weingollum33
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Re: Burgund 2008

Beitrag von weingollum33 »

Comte de Vogue, Chambolle-Musigny 2008

War mit meiner besseren Hälfte zum Jahrestag ein WE in Freiburg.
Getrunken im Weinrestaurant-Drexler (375 ml Flasche):

Da ich Comte de Vogue bisher noch nicht im Glas hatte, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen - insbesondere da der Tropfen zu vergleichsweise „günstigen“ Konditionen (42 €/375 ml) angeboten wurde! Ich hatte allerdings bereits im Vorfeld die Befürchtung, dass sich der Wein – wie so manch anderer 2008-er - anfängt zu verschließen. Die freundliche, fachkundige Bedienung zerstreute jedoch meine Bedenken.

Eine halbe Stunde dekantiert und dann serviert bekommen: Die Nase sehr zurückhaltend und im Mund zeigte sich dann die anfängliche Befürchtung leider doch bestätigt. Der Wein fand während des Essens nicht zueinander – so dass wir – kurz entschlossen – die noch halbvolle halbe Flasche mit in unsere Unterkunft genommen haben.

Nach 24 h dann ein ganz anderer Wein:
Zurückhaltende aber schöne Nase nach roten kandierten Früchten, am Gaumen feiner bis mittlerer Körper, intensive rote Beeren unterlegt mit schöner Mineralik, die Aromen fließen sanft aber doch fokussiert und harmonisch über die Geschmacksknospen. Für einen Village-Wein sehr intensiv und sehr lang anhaltend im Mund, Tanine extrem feinkörnig - lediglich die 2008er Säure macht sich ein wenig im Abgang bemerkbar – allerdings nicht störend. Einfluss von neuem Holz ist zumindest nicht schmeckbar! Sehr stylischer Wein, der - sieht man einmal von der Komplexität ab - eher an einen Premier Cru erinnert als an einen village-Wein. Excellent für die Qualitätsstufe!!

Im Internet ist der Wein zwischen ca. 75 und 100 € noch erhältlich – für einen Village-Wein ein stolzer Preis. Auch wenn ich zugegebener Maßen neugierig bin, wie sich der Wein in den nächsten sechs bis acht Jahren entwickeln wird – so würde ich in dieser Preisklasse dann doch eher zu einem vergleichsweise günstigeren Premier Cru z.B. von Barthod greifen.

Fazit: Ein Wein, der durch seine Qualität beeindruckt, jedoch keine Emotionen auslöst!

Gruß Tobias
argentum
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Re: Burgund 2008

Beitrag von argentum »

Diese Woche waren vier Tage Verkosten und Winzerbesuche inklusive der Trilogie de Cote de Nuits angesagt. Nach der Anreise am Sonntagabend ging es ins gleichnamige Restaurant nach Puligny-Montrachet. Nebst einer sensationell fair bepreisten Speisekarte (5-Gängemenu zu 57 Euro) war auch die Weinkarte mit sensationellen Preziosen bestückt aus der wir uns bedienten.

An diesem Abend sollte es Puligny-Montrachet 2008 der Domaine Carillon sein

Anders als bei den Rotweinen, kommen die Weissen jetzt langsam in Fahrt. Auf Villageslevel lassen sich erste schöne Erlebnisse geniessen. So auch mit diesem Villages einer der ältesteingesessenen Winzerfamilien und einem Referenzbetrieb aus Puligny Montrachet. Der Wein stammt aus der Zeit ehe der Betrieb unter den Brüdern aufgeteilt wurde.

Leider, so gut man in Burgund auch Weine produziert, hat man noch nicht verstanden, dass ein grosser Wein in ein entsprechendes Glas gehört. Nach dem wir dies korrigiert und uns den Chardonnay ebenfalls in Burgunderkelche füllen liessen schien der im schmalen Weissweinglas verhalten scheinende Puligny-Village förmlich zu explodieren - die steigende Temperatur tat ihr Restliches dazu. Der strohgelbe, helle Wein begann sogleich massiv auszubauen. Florale Noten, Zitrone-Limette und (sofern man ihn irgendwie detektieren kann) Duft nach intensiver Mineralität.

Am Gaumen dann wieder Zitrus, ehe die Kalkhand zupackte und absolute Salzigkeit den Gaumen ausbreitete. Dazu kam ein Gaumen der sich insbesonders im Mitteldrittel verfestigte. Im letzten Drittel kam auch etwas Cremigkeit hinzu, welchen diesen wunderbaren Villages komplettierte. Ich würde dem Villages der Carillons sogar eine schöne Komplexität zusprechen, wie sie nur wenige Weissweine auf diesem Level hinbekommen. Im Abgang ein Wein, der eine enorme Frische und viel Trinklust hinterlässt, sodass sich die Foie Gras und die Jakobsmuscheln sehr gut begleitet fühlten und die Flasche schneller leer war als man dachte...

Aber auch die Roten Kreszenzen liessen sich sehen: http://www.dasweinforum.de/viewtopic.ph ... 642#p54642
Gruss
Philipp

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octopussy
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Re: Burgund 2008

Beitrag von octopussy »

Hallo Philipp,

in dem Restaurant waren wir im Januar auch. Die Weinkarte hat mich wirklich beeindruckt, aber auch die große Auswahl an Weinen per Glas. Danke auch für die Meldung zum L. Carillon Puligny 2008, von dem ich mir einiges in den Keller gelegt habe (bin aber noch nicht drangegangen). Vielleicht probiere ich im Sommer mal die erste Flasche.

Francois Carillon scheint mir in Deutschland jetzt mehr vertrieben zu werden als Jacques Carillon. Etwas enttäuscht bin ich aber über die substanzielle Preissteigerung, die die Weine von Francois im Vergleich zu früher den Louis Carillon Weinen erfahren haben. Ich muss davon erst einmal ein oder zwei Flaschen probieren, aber bei den neuen Preisen (jetzt 40 statt vorher 30 Euro für den Puligny Villages) fällt eine Kaufentscheidung nicht gerade leicht.
Beste Grüße, Stephan
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sorgenbrecher
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Re: Burgund 2008

Beitrag von sorgenbrecher »

ich hoffe, dass du es dir richtig gut hast gehen lassen, philipp ! ***neid*** ;)

die carillon-weine mag ich auch sehr und hab davon auch einiges im keller liegen, die wunderbaren 2007er, vor allem auf village-niveau trinken sich aktuell mit viel luft sehr gut und ich erwische mich oft dabei, wie ich mir passende speisen überlege und koche, nur um wieder einen grund zu haben erneut eine flasche zu öffnen.

was den split der beiden brüder betrifft, so haben mir mehrere weinhändler gesagt, dass jacques den bisherigen stil mehr oder weniger unverändert fortsetzen möchte. da ich aber davon bisher nur einmal einen 2010er village im glas hatte (der sehr gut war) und von francois noch nichts, kann ich keine einschätzung abgeben.

was auffällt ist, dass die preisgestaltung der händler für die carillon-weine vor allem in deutschland teils stark voneinander abweicht und teilweise sehr hohe preise aufgerufen werden.
Gruß, Marko.
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vanvelsen
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Re: Burgund 2008

Beitrag von vanvelsen »

Hi Philipp,

wenn ich das so lese, dann freu ich mich schon sehr auf unser kleines Burgundreisli.
Das Programm steht nun soweit.

Gruss,

Adrian
argentum
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Re: Burgund 2008

Beitrag von argentum »

Hi Stephan
octopussy hat geschrieben:Francois Carillon scheint mir in Deutschland jetzt mehr vertrieben zu werden als Jacques Carillon. Etwas enttäuscht bin ich aber über die substanzielle Preissteigerung, die die Weine von Francois im Vergleich zu früher den Louis Carillon Weinen erfahren haben. Ich muss davon erst einmal ein oder zwei Flaschen probieren, aber bei den neuen Preisen (jetzt 40 statt vorher 30 Euro für den Puligny Villages) fällt eine Kaufentscheidung nicht gerade leicht.
Naja, ich muss wirklich gestehen, ich kann mich grade nicht entsinnen, welcher der beiden Brüder derjenige ist, der sich zuvor auf die Weinbergsarbeit konzentriert hatte. Aber ich würde auf jeden Fall denjenigen bevorzugen (damn, ich kann mich grad wirklich nicht erinnern wie der hiess, ist aber der dickere der beiden).

Die Preise... Ja, da haben viele unterschiedliche Berechnungsmodelle... aber es gibt sicher solche die fair bereisen. Und dann kommt es auch drauf an, wie lange der entsprechende Händler den Winzer schon importiert, das kann in Burgund ab und zu auch Einfluss auf den Preis haben, nebst dem ob direkt ab Domaine oder via Courtier importiert wird...

@Marko: Ich habe sehr genossen, aber es waren massig Eindrücke, bei so dichtem Programm. Ganz krass war Cathiard...

@Adrian: Ja, da kannst dich freuen... Boah, die Foie gras wird meine Werte wieder weiss got wohin gerückt haben ;-) Sieh zu dass genug Zeit auch für die Entdeckungsreise in die kulinarischen Stuben Burgunds hast! Ah ja, wenn die Chance hast bei Gouges reinzuschauen: Unbedingt machen! Sensationell ;-)
Gruss
Philipp

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sorgenbrecher
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Re: Burgund 2008

Beitrag von sorgenbrecher »

jacques ist derjenige, der die reben gehegt und gepflegt hat...
Gruß, Marko.
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octopussy
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Re: Burgund 2008

Beitrag von octopussy »

Hallo zusammen,

Freitag haben wir bei N. Müller 3 Rote und 2 Weiße jeweils aus 2008 und 2010 probiert. Ich muss sagen, dass ich bei den Roten mit einer Ausnahme die 2008er aktuell ziemlich schwierig fand und deutlich zu den 2010ern tendierte.

Den Bourgogne L'Heritière aus einer Einzellage in Pommard von Nicolas Rossignol kannte ich bislang nur aus 2010 und hatte ihn angesichts großer Begeisterung für den Wein auch gekauft. Auch jetzt war der 2010er wieder herrlich, fast noch etwas expressiver, voller und kompletter als bei der letzten Flasche. Den 2008er fand ich schwierig. Beim Nachprobieren hatte er sich etwas geöffnet, aber ansonsten hatte er ein "Don't touch me" Schild vor sich.

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Noch extremer war der Unterschied für mich beim Aloxe Corton 1er Cru Clos du Chapitre von Follin-Arbelet. Möglicherweise war beim 2008er etwas Kork im Spiel, möglicherweise war er auch nur in einer Tiefschlafphase. Jedenfalls sprach der Wein überhaupt nicht mit mir, was aber im Zweifel nicht am Wein selbst, sondern eher an der konkreten Flasche zum konkreten Zeitpunkt lag. Ganz anders der 2010er, der jetzt viel harmonischer wirkte als die durcheinandergewürfelt wirkende Flasche noch vor ein paar Monaten. Die Frucht ist erstaunlich prall und expressiv, ich mochte den Wein jetzt richtig gerne.

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Neu für mich ist der Chambolle-Musigny 1er Cru von Francois Bertheau. Bertheau ist mit Parzellen in den 1er Cru Lagen Charmes und Amoureuses und im Grand Cru Bonnes Mares sowie Mini-Parzellen in den 1er Cru Lagen Baudes, Groseilles, Gruenchers und Noirots (aus denen dieser 1er Cru cuvéetiert wird) äußerst prominent bestückt. Den 2008er fand ich einfach wunderbar, sehr elegant und verführerisch, so wie Chambolle sein sollte, sehr transparent und lichtdurchflutet. Hier fand ich ausnahmsweise 2010 etwas schwieriger, deutlich verhaltener und undurchdringlicher. Vielleicht ist 2010 irgendwann mal besser, aber aktuell hat mir 2008 besser gefallen.

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Beste Grüße, Stephan
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octopussy
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Re: Burgund 2008

Beitrag von octopussy »

Und hier noch die Weißen. Zunächst Bouzeron Aligoté von A&P de Villaine. Die de Villaines nehmen ihren Aligoté ernst, und das merkt man auch. Der Wein ist für mich aus den bisher getrunkenen Jahrgängen sehr sortentypisch (mit dieser herrlich prägnanten Ananas-Note), aber mehr als nur frisch und knackig. Der hat richtig Struktur. 2008 war sehr säurebetont und sehr exotisch-fruchtig. Die Säure steht im Vordergrund. 2010 war im Vergleich zu vor einem Jahr jetzt deutlich besser, aber immer noch reserviert. 2010 würde ich als leicht gelungener bezeichnen, er ist balancierter, harmonischer und zeigt (jedenfalls jetzt) nicht gleich Alles auf einmal.

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Die Pulignys von Bachelet-Monnot gehören zu meinen absoluten Lieblingsweinen. Da ist Kraft und Materie, aber auch Finesse und vor allem sehr viel Spannung. Den 2008 Puligny Montrachet 1er Cru Les Referts kannte ich noch nicht. Er war an dem Abend sehr holzbetont, wobei sich das mit der Zeit etwas legte. Gleichwohl ist der Wein noch lange nicht trinkreif, aber auf lange Sicht wird er wahrscheinlich 2009, eher aber nicht 2010 hinter sich lassen. 2010 gefiel mir ausnehmend gut, sehr harmonisch, sehr ausgewogen, eher etwas zurückhaltend. Auf den 2010er freue ich mich schon, aber 7-8 Jahre werde ich ihn sicher weglegen.

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Beste Grüße, Stephan
C9dP
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Re: Burgund 2008

Beitrag von C9dP »

In den letzten Wochen habe ich mich eher auf die weißen Burgundersorten gestürzt.

Einer der Weine war Louis Carillon - Puligny Montrachet 2008

In der Nase so gut wie nix. Über die Zeit kommen dann Limette, Flieder und unreife Renekloden.

Geschmacklich ist vor allem die heftige Säure in Erinnerung geblieben. Dagegen sind ja Rieslinge harmlos. Zudem noch Zitrus und auch Hollerblütensirup ohne Süße. Über drei Tage wurde das ganze etwas stimmiger, aber das war definitiv nix für mich. Unharmonisch und irgendwie grün.

Allerdings lässt mich der heftige Grünstich in der Farbe noch auf Besserung mit Reifung hoffen. Ich würde im Moment 83 Punkte mit Fragenzeichen geben. Für den Preis ein Fehlkauf.
Viele Grüße

Aloys
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