Re: Weingart
Verfasst: Fr 15. Nov 2024, 01:05
Nach meiner ersten Begegnung mit Weingart habe ich doch noch mal nachgehakt, mit gemischten Resultaten.
2023 Bopparder Hamm Riesling Auslese
RZ 115,9,4g/l, GS 8,5g/l, Alk. 8% (alle Daten inkl. Tippfehler laut Webseite)
Dieser Wein ließ mich etwas ratlos zurück. Einerseits ziemlich heftige Süße, die die sehr milde Säure vor sich hertreibt, statt daß die Säure umgekehrt den Zucker in Schach hielte. Kräftige Botrytisnote - Auslese galore! Aromatisch aber ist das eine Spätlese, zu unexotisch bleibt die Frucht. Immerhin, für eine sehr schöne Tarte Tatin reicht's, aber... hmmm... nee, nicht das, was ich bei einer derart großkalibrigen Auslese erwarte. Anderseits nicht die einzige Auslese des Jahrgangs, deren Traubenmaterial irgendwie zu schnell gereift wirkte. 88?
Viel schöner dagegen die
2023 Bacharacher Mathias Weingarten Riesling Spätlese
RZ 101,4g/l, GS 8,6g/l, Alk.8%
In der wundervollen Nase "all things orange": Blüte, Öl, Bitterorangenmarmelade mit kandierter Orangenschale, feine Botrytis, ein Suppsong Rauch, schöne (Schiefer?)Würze. Mit Luft (und Einbildung) kommt eine sehr reife, leicht kandierte Ananas hervor, und auch wenn's nicht tropischer wird: kein Apfel, Hurrah! Am Gaumen ist die sehr aromatische Frucht sehr weich, die Säure sogar enorm weich, das scheint Weingarts Ding zu sein. Mit der Zeit mogelt sich wieder eine leichte Blumigkeit dazwischen. Sehr hohe Süße, deutlich keine Spätlese mehr, das ist schon ganz klar Auslesequalität, allerdings trotz Botrytis völlig ohne Cremigkeit, eher ist das Bienenwachs "hart". Im ordentlichen Abgang wirkt die Botrytis etwas trocknend, was dem Wein eine willkommene und sehr angenehme Unsüße verleiht. Ein sehr hübscher Wein, dem vielleicht etwas dramatischere Säure gut gestanden hätte, aber so will es offenbar der Winzer. Allein das letzte Quäntchen Komplexität fehlt mir für höhere Weihen, aber vielleicht kommt nach ein paar Jahre Reife noch was. Bislang mein schönster Weingart. Für EUR 16.60 fair bepreist. Wegen der geringen Komplexität eher 90, was mir sagt, daß ich die beiden Weine der letzten Verkostung um zwei Punkte zu hoch bewertet hatte. Aber: Wer die 2023er Spätlesen von Carl Ehrhard von umme Ecke mag (auch sehr süß ausgefallen dieses Jahr), sollte auch hier glücklich werden. Diam-10-Korken, im Gegensatz zu Ehrhards (arg kurzem) Naturkorken.
Der Mathias Weingarten wird von der Besitzerfamilie nach Vorgaben von Weingart bewirtschaftet. Offenbar eine kühlere Lage, insofern wundert mich das außerordentliche Resultat nicht im geringsten. Das weckt Interesse an der trockenen und (Fans des alten Heymann-Löwenstein-Stils aufgepasst!) halbtrockenen Interpretation dieses Weinbergs.
"Mister Weingart, you had my curiosity, but now you have my attention."
Cheers,
Ollie
2023 Bopparder Hamm Riesling Auslese
RZ 115,9,4g/l, GS 8,5g/l, Alk. 8% (alle Daten inkl. Tippfehler laut Webseite)
Dieser Wein ließ mich etwas ratlos zurück. Einerseits ziemlich heftige Süße, die die sehr milde Säure vor sich hertreibt, statt daß die Säure umgekehrt den Zucker in Schach hielte. Kräftige Botrytisnote - Auslese galore! Aromatisch aber ist das eine Spätlese, zu unexotisch bleibt die Frucht. Immerhin, für eine sehr schöne Tarte Tatin reicht's, aber... hmmm... nee, nicht das, was ich bei einer derart großkalibrigen Auslese erwarte. Anderseits nicht die einzige Auslese des Jahrgangs, deren Traubenmaterial irgendwie zu schnell gereift wirkte. 88?
Viel schöner dagegen die
2023 Bacharacher Mathias Weingarten Riesling Spätlese
RZ 101,4g/l, GS 8,6g/l, Alk.8%
In der wundervollen Nase "all things orange": Blüte, Öl, Bitterorangenmarmelade mit kandierter Orangenschale, feine Botrytis, ein Suppsong Rauch, schöne (Schiefer?)Würze. Mit Luft (und Einbildung) kommt eine sehr reife, leicht kandierte Ananas hervor, und auch wenn's nicht tropischer wird: kein Apfel, Hurrah! Am Gaumen ist die sehr aromatische Frucht sehr weich, die Säure sogar enorm weich, das scheint Weingarts Ding zu sein. Mit der Zeit mogelt sich wieder eine leichte Blumigkeit dazwischen. Sehr hohe Süße, deutlich keine Spätlese mehr, das ist schon ganz klar Auslesequalität, allerdings trotz Botrytis völlig ohne Cremigkeit, eher ist das Bienenwachs "hart". Im ordentlichen Abgang wirkt die Botrytis etwas trocknend, was dem Wein eine willkommene und sehr angenehme Unsüße verleiht. Ein sehr hübscher Wein, dem vielleicht etwas dramatischere Säure gut gestanden hätte, aber so will es offenbar der Winzer. Allein das letzte Quäntchen Komplexität fehlt mir für höhere Weihen, aber vielleicht kommt nach ein paar Jahre Reife noch was. Bislang mein schönster Weingart. Für EUR 16.60 fair bepreist. Wegen der geringen Komplexität eher 90, was mir sagt, daß ich die beiden Weine der letzten Verkostung um zwei Punkte zu hoch bewertet hatte. Aber: Wer die 2023er Spätlesen von Carl Ehrhard von umme Ecke mag (auch sehr süß ausgefallen dieses Jahr), sollte auch hier glücklich werden. Diam-10-Korken, im Gegensatz zu Ehrhards (arg kurzem) Naturkorken.
Der Mathias Weingarten wird von der Besitzerfamilie nach Vorgaben von Weingart bewirtschaftet. Offenbar eine kühlere Lage, insofern wundert mich das außerordentliche Resultat nicht im geringsten. Das weckt Interesse an der trockenen und (Fans des alten Heymann-Löwenstein-Stils aufgepasst!) halbtrockenen Interpretation dieses Weinbergs.
"Mister Weingart, you had my curiosity, but now you have my attention."
Cheers,
Ollie