Josef,
ein paar kurze Anmerkungen zu einigen Punkten:
stollinger hat geschrieben: Aber einfachere Wein gehören für mich nun mal auch zum Jahrgang dazu und zu der Geschichte, die ein Jahrgang erzählt.
Das ist völlig richtig. Aber: einfachere Weine subskribiert man nicht, wenn man nicht gerade Sonderformate haben möchte - auch nicht in solchen Jahren, die qualitativ homogener sind als 2020. Die kauft man aus dem Markt, wenn sie verfügbar sind und man sie probieren kann. Und wenn dann einer nicht mehr verfügbar ist, nimmt man halt einen anderen - eine gewisse Austauschbarkeit ist da schon gegeben.
Dass 2020 qualitativ sehr inhomogen ist, da bin ich mir sicher - ich hatte weiter oben ja schon von einem "neidischen" Jahrgang geschrieben, in dem die qualitative Spanne sehr groß sein wird. Das hat nicht nur etwas mit der Qualität des jeweiligen
terroir zu tun, sondern auch mit den wirtschaftlichen Möglichkeiten der Erzeuger; vor allem auch mit der Frage, welchen Anteil der Erzeugung man schließlich für den
grand vin aussondert. Da kann ein Erzeuger, der einen dreistelligen Betrag für seinen Erstwein nimmt, natürlich anders vorgehen als ein cru bourgeois. 2020 ist für denjenigen, der kaufen möchte, ein Jahrgang der selektiven Käufe - jedenfalls mehr als z.B. 2016.
Gemeinsam mit der allgemeinen Punkteinflation habe ich schon meine Bedenken, dass man über 6-12 Flaschen von irgendeinem Wein im Keller in zehn Jahren ähnlich begeistert ist, wie heute über eine Kiste aus 2011.
Och, sagen wir mal so: wenn ich im Keller eine 12er OHK von Ducru Beaucaillou 2011 hätte, wäre ich darüber schon ziemlich begeistert, denn der ist wirklich vorzüglich gelungen und wird noch ein paar Jahre sehr viel Spaß machen, während man auf die 10er wartet. Habe ich aber nicht
Ach ja, und zu 2003: schon richtig, im Großen und Ganzen war das Jahr sicher sehr problematisch. Das ändert aber nichts daran, dass einige Erzeuger in diesem Jahr einen Wein in die Flasche gebracht haben, der zum besten zählt, was die in den letzten 40 Jahren produziert haben. Und damals trafen die Wetterbedingungen die Erzeuger völlig unvorbereitet, heute nicht mehr.
Gruß
Ulli