Bordeaux 2004

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
Benutzeravatar
ledexter
Beiträge: 500
Registriert: Mo 14. Mär 2016, 11:54

Re: Bordeaux 2004

Beitrag von ledexter »

2004 Chateau La Conseillante, Pomerol, France

Sehr frisch im Glas, in der Nase kühles Eukalyptus, etwas Johannisbeere und Graphit. Die Farbe war ein dichtes Rubinrot, leicht ins Granat gehend. Auf der Zunge ist er von Anfang an frisch und straff, sehr klassisch Bordeaux. Blind hätte ich auf das linke Ufer getippt, nicht Pomerol. Aber dies ist auch mein erster La Conseillante, und ich bin mit dem Stil des Hauses nicht vertraut. Er hat eine messerscharfe Säure und die Frucht ist noch sehr klar, es schlägt sich gar eine leichte Süßeab und an durch, aber dennoch überwiegt die Säure und alles ist mehr auf der roten Seite, Sauerkirsche und rote Johannisbeere. Die Weichheit und Balance verrät aber auch, dass sich hier im Glas ein wirklich großer Wein befindet. Ich denke, dass er sich am Ende des mittleren Trinkfensters befindet, also alles noch gut im Saft, aber schon leichte Züge von Pilz und Waldboden, und leicht oxidative Noten. Schönes Trinkerlebniss, auch wenn der Troplong Mondot 2004 noch etwas jünger und größer wirkte.

92P (Meine bessere Hälfte sah in gar bei 95P)
pessac-léognan
Beiträge: 977
Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:57

Re: Bordeaux 2004

Beitrag von pessac-léognan »

Und nach dem gestrigen 2019er LCDB noch ein Saint-Julien :
Château Léoville-Poyferré Saint-Julien GCC 2004 (13.5% ABV)
62% CS / 28% M / 8% PV / 2% CF
P&P bei zunächst 14° aus dem WKS, dann 2 Stunden offen im Weinkühler bei 21° Umgebungstemperatur, damit der Wein langsam sich erwärmt, ohne die für Menschen, nicht aber für Bdx bekömmlichen 21° zu erreichen (für Begriffsstutzige!)
Vorneweg: die Kombination von LP (mit viel Power) und mittelmäßigem Jahrgang ist sehr gelungen. Der Wein überpowert nicht, interpretiert LP quasi auf leise Art. Die durchaus noch spürbaren Tannine und das perfekt integrierte Holz ergeben eine schöne Mischung aus Subtilität und Massivtät, jünger wirkend als die 19 Jahre (bei perfekter Lagerung, Kork tadellos wie bei einem fünfjährigen Wein).
Farbe: sehr dunkles Purpurgranat
In der Nase zurückhaltend Cassis und etwas réglisse
Der Wein entwickelt sich, nach zwei Stunden in der offenen Flasche, am Gaumen sehr schön, mit Noten von roten und schwarzen Johannisbeeren, Brombeeren, dunklem Tabak, Graphit, gegen den langen Abgang hin auch Veilchen und Spuren von Griottes. Alles perfekt abgerundet, ohne langweilig zu sein, da ist alles an seinem Platz, ohne dass der Wein gefällig wirkt.
Diesem LP würde ich aufgrund des leicht geringeren Genussfaktors einen halben Punkt weniger vergeben als dem gestrigen La Croix Ducru-Beaucaillou 2019 (wobei man nie 15 Jahre Altersunterschied vermuten würde; vom letzteren würde ich nur dann ein paar Flaschen 15 Jahre aufbewahren, wenn man viele davon hat).
94-95
Zwei Highlights an 2 aufeinander folgenden Tagen - auch das kann Bordeaux bieten, wenn man Glück hat.
pessac-léognan
Beiträge: 977
Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:57

Re: Bordeaux 2004

Beitrag von pessac-léognan »

pessac-léognan hat geschrieben:Und nach dem gestrigen 2019er LCDB noch ein Saint-Julien :
Château Léoville-Poyferré Saint-Julien GCC 2004 (13.5% ABV)
62% CS / 28% M / 8% PV / 2% CF
P&P bei zunächst 14° aus dem WKS, dann 2 Stunden offen im Weinkühler bei 21° Umgebungstemperatur, damit der Wein langsam sich erwärmt, ohne die für Menschen, nicht aber für Bdx bekömmlichen 21° zu erreichen (für Begriffsstutzige!)
Vorneweg: die Kombination von LP (mit viel Power) und mittelmäßigem Jahrgang ist sehr gelungen. Der Wein überpowert nicht, interpretiert LP quasi auf leise Art. Die durchaus noch spürbaren Tannine und das perfekt integrierte Holz ergeben eine schöne Mischung aus Subtilität und Massivtät, jünger wirkend als die 19 Jahre (bei perfekter Lagerung, Kork tadellos wie bei einem fünfjährigen Wein).
Farbe: sehr dunkles Purpurgranat
In der Nase zurückhaltend Cassis und etwas réglisse
Der Wein entwickelt sich, nach zwei Stunden in der offenen Flasche, am Gaumen sehr schön, mit Noten von roten und schwarzen Johannisbeeren, Brombeeren, dunklem Tabak, Graphit, gegen den langen Abgang hin auch Veilchen und Spuren von Griottes. Alles perfekt abgerundet, ohne langweilig zu sein, da ist alles an seinem Platz, ohne dass der Wein gefällig wirkt.
Diesem LP würde ich aufgrund des leicht geringeren Genussfaktors einen halben Punkt weniger vergeben als dem gestrigen La Croix Ducru-Beaucaillou 2019 (wobei man nie 15 Jahre Altersunterschied vermuten würde; vom letzteren würde ich nur dann ein paar Flaschen 15 Jahre aufbewahren, wenn man viele davon hat).
94-95
Zwei Highlights an 2 aufeinander folgenden Tagen - auch das kann Bordeaux bieten, wenn man Glück hat.
5 rsp. 6 Tage später: Die Weine haben sich unterschiedlich entwickelt. Während der 19er LCDB sich schön gerundet und - eher erstaunlich für einen vierjährigen Bdx - seine fantastische Frucht sich gut gehalten hat, baut der 19jährige LP (obwohl einen Tag später geöffnet) bereits merklich ab, verliert seine zu Beginn noch schöne Frucht weitgehend, ohne viel zu gewinnen außer einer relativ strengen Säure und einigen schönen Tertiärnoten (die aber nur nasal, nicht palatal). noch knapp 90 Punkte. (Ist das vielleicht doch dem mittelmäßigen Jahrgang geschuldet?)
Chrysostomus
Beiträge: 155
Registriert: Mi 8. Jun 2022, 16:57

Re: Bordeaux 2004

Beitrag von Chrysostomus »

Pontet Canet 2004

Verkostung im Rahmen eines Verkostungsabends mit Freunden, daher nur kurze Notizen gemacht.

Wieder ein Jahrgang dieses Chateau's, der mich etwas ratlos zurücklässt.
Eine Flasche vor ca. 8 Monaten war für mich zwar intakt und makellos, aber auch belanglos und gerade noch zum Gulasch gut genug. 87-88 Punkte war mir das damals Wert.
Diesmal eine völlig andere Flasche: typisch für 2004 sehr ausgewogen, scheint im perfekten Trinkfenster angekommen zu sein. Blaue Früchte, Tabak, feuchter Waldboden, etwas an rotem Paprika. Sehr typisch und ein würdiger Vertreter des unterschätzten Jahrgangs. Gute 93 Punkte diesmal aus meiner Sicht.
Die selbe Erfahrung habe ich bei PC mit dem 2003er-Jahrgang gemacht. Erste Flasche völlig belanglos, erschreckend einfach gestrickt und gerade einmal ganz gut. Zweite Flasche, in relativ kurzem Abstand danach getrunken, ganz großes Kino. Ähnliches auch mit dem 2006er erlebt.
Für mich ist dieses Weingut jedenfalls eine Berg- und Talfahrt
Schöne Grüße, Markus
amateur des vins
Beiträge: 4788
Registriert: Sa 10. Mär 2012, 21:47
Wohnort: Berlin

Re: Bordeaux 2004

Beitrag von amateur des vins »

Chrysostomus hat geschrieben: Sa 24. Aug 2024, 20:51 Pontet Canet 2004
Eine Flasche vor ca. 8 Monaten war für mich zwar intakt und makellos, aber auch belanglos und gerade noch zum Gulasch gut genug. 87-88 Punkte war mir das damals Wert.
Lädst Du mich mal zum Gulasch ein? :mrgreen:
Besten Gruß, Karsten
Chrysostomus
Beiträge: 155
Registriert: Mi 8. Jun 2022, 16:57

Re: Bordeaux 2004

Beitrag von Chrysostomus »

Gerne, musst aber einen weiten Weg auf dich nehmen :D
Der war übrigens wirklich gerade einmal zum Essen brauchbar, hätte ich ohne Gulasch nicht weiter trinken wollen...ich weiß, dass meine Bepunktung vielleicht immer etwas hoch erscheint, aber fehlerhaft war die Flasche auch nicht und mit dem Gulasch war es dann ein schöner Abend :D
Schöne Grüße, Markus
Chrysostomus
Beiträge: 155
Registriert: Mi 8. Jun 2022, 16:57

Re: Bordeaux 2004

Beitrag von Chrysostomus »

Montrose 2004

Wieder einmal lässt mich ein Montrose ratlos zurück. 2003 ist für mich ein sensationelles Jahr für Montrose, möglicherweise tut der nördlichen Appellation ein wärmeres Jahr gut. Mit 2004 hab ich generell bisher sehr gute Erfahrungen gemacht, vor allem mit Pessac-Leognan und Pauillac. Warum also nicht auch einem 20-jährigen Montrose eine Chance geben? Es folgte eine Challenge über mehrere Tage:
Tag 1 nach 4 Stunden Luft: verschlossen, Tannine sehr präsent, viel Säure, wenig Frucht und kaum Tertiäraromen (gleich nach dem Öffnen war der Probeschluck auch nicht besser!)
Tag 2: Säure wird richtig aufdringlich (ich bin da eher empfindlich!), für mich kein Vergnügen.
Tag 3: jetzt entfaltet sich der Wein, die Säure scheint besser integriert zu sein und Johannisbeer-Noten kommen etwas hervor. Jetzt würde ich ihn als schön trinkbar einstufen, sehr gut, aber weit weg von außergewöhlich.
90 Punkte für den letzten Tag, davor eher im Bereich 87-89
Preis-/Genussverhältnis jedenfalls bei heutigen Preisen schlecht
Meine letzte Flasche werde ich, zumindest hätte ich das vor, 10 Jahre liegen lassen...vielleicht ist es ja ein Langstreckenläufer...?
Schöne Grüße, Markus
Benutzeravatar
Jochen R.
Beiträge: 2864
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:53
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Bordeaux 2004

Beitrag von Jochen R. »

Das ist leider meine letzte Flasche Belgrave 2004:
Into neck, der Korken 1 mm durchsuppt – ist beim Ziehen aber abgebrochen. Dunkles Weinrot. Florale Noten, Gewürze, Tabak, nasses Leder, Kirschen, profitiert von Luftzufuhr. Später eine animalische Note, Bittermandeln. Ständig wechselnde Eindrücke in der mittelkräftigen Nase.
Mittlerer Körper, würzig/adstringierend mit trinkanimierender Kirschfrucht, frische Säure, nasses Laub/tabakig, später etwas Mocca, mittellanger bis langer sauerkirschfruchtiger Abgang. 91 P.

Wie schon an anderer Stelle geschrieben, ist das einer meiner Belgrave-Lieblingsjahrgänge; denn wenn ich meine Notizen nochmals überfliege war da über die Jahre hinweg keine einzige Flasche dabei, die keinen Genuss bereitet und rumgezickt hat. Einwandfrei zu Lammkotteletts, klassisch und solo toller Trinkfluss bei angenehmen 12,5 %-Vol.

Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
Chrysostomus
Beiträge: 155
Registriert: Mi 8. Jun 2022, 16:57

Re: Bordeaux 2004

Beitrag von Chrysostomus »

Saint Pierre, St.Julien 2004

Die Flasche wurde ersteigert, sieht aber aus, als ob sie erst vor kurzem gefüllt und direkt aus einem Regal gekauft wurde. Keinerlei äußere Alterserscheinungen, kein Sediment, Kork nur ganz leicht (1mm) angenässt. Ich möchte hier keine Grundsatzdiskussion loslösen, aber mein erster Gedanke war, dass die Flasche eigentlich nur großteils stehend gelagert worden sein konnte, anders kann ich mir den kaum angenässten Korken nicht erklären. Wenn diese Flasche also eine Referenz für stehende Lagerung darstellen sollte, dann aber hallo!

Eine der schönsten Erfahrungen (neben einem Pichon Baron und einem Canon la Gaffeliere ), die ich mit 2004 je hatte. Die Flasche wurde ca. 4 Stunden vor dem Genuss geöffnet und ein kleiner Kostschluck entnommen. Bereits hier waren sehr schöne dunkle Fruchtaromen zu entnehmen, gar nicht so verschlossen.

Nach 4 Stunden: So stelle ich mir einen Bdx aus einem mittelprächtigen Jahrgang vor: optimales Trinkfenster nach 20 Jahren. Dunkle Fruchtaromatik nach Johannisbeeren, Heidelbeeren. Tabak und feuchter Waldboden, auch etwas Kaffee, orientalische Gewürze. Wunderbar frische Aromatik, sehr geschmeidig am Gaumen, Tannine fast völlig integriert und abgeschmolzen. Eine gewisse Restsüße ist am Gaumen erkennbar, den Abgang würde ich als mittellang bezeichnen. Sehr stark, genau nach meinem Geschmack!

Auch am 2.Tag nach dem Verschließen mit Vakuum-Pumpe und Gummi-Stöpsel keine nennenswerte Änderung...

Am Sekundärmarkt für rund 35,- ist das für mich ein Preis-/Genusswein der derzeit durchaus in einer höheren Liga mitspielen kann. Auf einem ersten Höhepunkt, hat aber sicher noch ein langes Leben vor sich! 93-94 Pkt.
Schöne Grüße, Markus
Chrysostomus
Beiträge: 155
Registriert: Mi 8. Jun 2022, 16:57

Re: Bordeaux 2004

Beitrag von Chrysostomus »

Larcis Ducasse, St. Emilion 2004

Überraschend starker Auftritt! Dunkle Gesamterscheinung, optisch und geschmacklich. Leicht bräunlicher Wasserrand. Sehr frischer Eindruck bereits nach dem Öffnen, Aromen von Bleistiftspitze, schwarzem Pfeffer, Tabak und Espresso in der Nase. Am Gaumen dunkle, eher blau-schwarze Früchte wie Heidelbeeren und Johannisbeeren, dazu wiederum die Tertiäraromen. Erinnert mich ein wenig an St.Estephe. Beeindruckt bin ich von der Länge am Gaumen, bleibt sehr schön hängen. Niemals aufdringlich, immer frisch, am Ende leicht bitter und trocken (wenn man etwas kritisieren will, bzw. falls einen das stört). Angesichts des nicht gerade hoch gespriesenen Jahrgangs bin ich dennoch (wieder einmal) sehr positiv überrascht. Ich würde sagen, der Wein ist am Höhepunkt, im Hintergrund machen sich nämlich balsamische Noten bzw. Liebstöckl bemerkbar - wer den im Keller hat: jetzt trinken! Im Jahrgangskontext sehr gute 92+ Punkte!
Schöne Grüße, Markus
Antworten

Zurück zu „Bordeaux und Umgebung“