Re: Weingut Keller
Verfasst: So 5. Mai 2019, 02:18
Hallo,
als kleinen Einwurf zu dieser Diskussion möchte ich hier nochmal ein Zitat von Florian Weingart anführen, das Ralf hier an andere Stelle vor nahezu einem Jahrzehnt zitierte:
" Die extremen Mengeneinbußen des Jahrgangs 2010 haben eine breite Diskussion um die Weinpreise angefacht. Ein Kollege meinte kürzlich, als hochbewertetes Weingut sei ich unangemessen billig und ich würde dem zu niedrigen Preisniveau im Gebiet Vorschuß leisten. Ich selbst hatte ein bezeichnendes Erlebnis bei der Siegerpräsentation in Fulda, wo unsere Fürstenberg Spätlese zwischen dem 1. und 3. plazierten Wein zu je 34,50 Euro geradezu lächerlich billig war. Unser Wein wurde viel gelobt, aber war offenkundig zu diesem Preis eine Fälschung oder sonst irgendwie suspekt - er wurde schlicht nicht ernst genommen. Das war in etwas so, als wäre ein guter Handwerker der Provinz mit seiner fein gearbeiteten Ledertasche zwischen die Exponate von Hermes und Louis Vuitton geraten. Luxusunternehmung statt Landwirtschaft? Diese Weinwelt ist nicht die meine. dies wurde mir auch bei erneuten und sehr freundlichen Gesprächen mit dem VDP Mittelrhein bewusst. Weinbau oder Chateau? Winzer oder Eventmanager? Quo vadis?....Zweifellos, wir wollen und wir müssen für unsere Weine einen angemessenen Preis erzielen und wir müssen auch insgesamt wirtschaftlich arbeiten. Aber ich zweifle langsam daran, ob es in der Weinwirtschaft zwischen wachsenden Glas-Beton-Palästen und Großen Gewächsen die passende Nische für uns gibt."
Für mich damals so aktuell wie heute. Und ein Grund, warum ich Weingart und kaum Keller trinke. Und weil ich auch keine 3000,- netto habe.
Wobei ich betonen möchte, dass Keller sicherlich großartige Weine macht, ein Hubacker GG 2004 bleibt mir als einer der besten Rieslinge, die ich je getrunken habe, bleibend in Erinnerung. (Die punktuell probierten Keller-"Basis"-Weine haben hingegen selten einen bleibenden Eindruck hinterlassen).
Mich persönlich lässt der Keller-Kult ziemlich kalt, wie mich jeder Marken-Kult kalt lässt. Gleichzeitig gönne ich dem Winzer jeden Erfolg, genauso wie ich allen Keller-Fans ihre Freude an seinen Weinen gönne. Nur meine bescheidene Meinung.
als kleinen Einwurf zu dieser Diskussion möchte ich hier nochmal ein Zitat von Florian Weingart anführen, das Ralf hier an andere Stelle vor nahezu einem Jahrzehnt zitierte:
" Die extremen Mengeneinbußen des Jahrgangs 2010 haben eine breite Diskussion um die Weinpreise angefacht. Ein Kollege meinte kürzlich, als hochbewertetes Weingut sei ich unangemessen billig und ich würde dem zu niedrigen Preisniveau im Gebiet Vorschuß leisten. Ich selbst hatte ein bezeichnendes Erlebnis bei der Siegerpräsentation in Fulda, wo unsere Fürstenberg Spätlese zwischen dem 1. und 3. plazierten Wein zu je 34,50 Euro geradezu lächerlich billig war. Unser Wein wurde viel gelobt, aber war offenkundig zu diesem Preis eine Fälschung oder sonst irgendwie suspekt - er wurde schlicht nicht ernst genommen. Das war in etwas so, als wäre ein guter Handwerker der Provinz mit seiner fein gearbeiteten Ledertasche zwischen die Exponate von Hermes und Louis Vuitton geraten. Luxusunternehmung statt Landwirtschaft? Diese Weinwelt ist nicht die meine. dies wurde mir auch bei erneuten und sehr freundlichen Gesprächen mit dem VDP Mittelrhein bewusst. Weinbau oder Chateau? Winzer oder Eventmanager? Quo vadis?....Zweifellos, wir wollen und wir müssen für unsere Weine einen angemessenen Preis erzielen und wir müssen auch insgesamt wirtschaftlich arbeiten. Aber ich zweifle langsam daran, ob es in der Weinwirtschaft zwischen wachsenden Glas-Beton-Palästen und Großen Gewächsen die passende Nische für uns gibt."
Für mich damals so aktuell wie heute. Und ein Grund, warum ich Weingart und kaum Keller trinke. Und weil ich auch keine 3000,- netto habe.
Wobei ich betonen möchte, dass Keller sicherlich großartige Weine macht, ein Hubacker GG 2004 bleibt mir als einer der besten Rieslinge, die ich je getrunken habe, bleibend in Erinnerung. (Die punktuell probierten Keller-"Basis"-Weine haben hingegen selten einen bleibenden Eindruck hinterlassen).
Mich persönlich lässt der Keller-Kult ziemlich kalt, wie mich jeder Marken-Kult kalt lässt. Gleichzeitig gönne ich dem Winzer jeden Erfolg, genauso wie ich allen Keller-Fans ihre Freude an seinen Weinen gönne. Nur meine bescheidene Meinung.