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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!
Verfasst: Di 28. Mai 2013, 15:10
von MichaelWagner
keine Sorge Markus, man merkts
Ich sehe auf 10-Jahressicht - zumindest an der Mosel - keinen VDP mehr. OK, Eischränkung: keinen eigentümergeführten Betrieb mit positiver Bilanz. Kann natürlich sein, dass einige noch in der Spielzeugkiste von irgendeinem Investor landen und weiterhin künstlich am Leben gehalten werden.
Ob das für andere Gebite auch gilt, kann ich nicht sagen...
Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!
Verfasst: Di 28. Mai 2013, 15:23
von UlliB
Dirk Würtz hat geschrieben: ich glaube tatsächlich, dass das der Anfang vom Ende ist. Allerdings glaube ich auch, dass dann etwas anderes kommt. Etwas modifiziertes...
Schon interssant. In einem Parallelthread wird der Blog eines Weinhändlers diskutiert, in dem dieser den Untergang des Fachhandels und darauf folgend dessen glorreiches Wiedererstehen prognostitziert. Die Parallele ist schon unübersehbar. Das hat ein wenig von germanischer Götterdämmerung, aber deutlich mehr noch von christlicher Heilslehre: Tod und Wiederauferstehung; eine metaphysische Transformation.
Das irritiert mich als Konsument jetzt doch ein wenig. Ist es mit der deutschen Weinwirtschaft tatsächlich so weit, dass man sich in derartige Endzeitvorstellungen flüchten muss?
Gruß
Ulli
Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!
Verfasst: Di 28. Mai 2013, 15:24
von Dirk Würtz
MichaelWagner hat geschrieben:Auszug aus dem Klassifikationsmodell:
"Fruchtsüße VDP.GROSSE LAGE Weine tragen die traditionellen Prädikate von Kabinett bis Trockenbeerenauslese. Der Ertrag liegt bei max. 50hl/ha. Es muss selektiv per Hand gelesen werden, wobei das Mostgewicht mindesten Spätlesequalität besitzt."
"Fruchtsüße VDP.ERSTE LAGE Weine tragen die klassischen Prädikate. Der Ertrag liegt maximal bei 60hl/ha. Es muss selektiv von Hand gelesen werden und das Mostgewicht liegt mindestens bei Spätlese Qualität."
Zwei Punkte:
1. Wenn die klassischen Prädikate verwandt werden, wieso muss dann ein Mindestmostgewicht von Spätlese erreicht sein? Dass würde bedeuten, dass es beim VDP keine echten Kabinetts gibt, sondern lediglich abgestufte Spätlesen. Kann man zwar machen, aber was für ein unsinniges Modell.
2. Ertragsreduzierung: Die definition von festgelegten Ertragsobergrenzen mag zwar dem Laien einen hohen Preis suggerieren, jedoch haben ertragsreduzierende Maßnahmen (vor allem in den deutlich unteren Bereichen von 50-60 hl/ha) in manchem Jahr schon deutlich negative sensorische Begleiterscheinungen hervorgebracht und sind mitnichten für jedes Jahr zu generalisieren.
Das Modell erscheint in seiner önologischen Sinnhaftigkeit ungefähr so sinnvoll wie das deutsche Steuerrecht dem Bürger zu mehr Wohlstand verhilft. Das kann natürlich daran liegen, dass die die es machen in beiden Fällen von der weinbaulichen Praxis so weit entfernt sind wie die Sonne vom Mond...
Die "Spätlese-Qualität" bezieht sich einzig auf die Grossen Gewächse und die trockenen QbA aus der "VDP.Erste Lage" (85 Grad Oechsle). Natürlich gibt es weiterhin ganz normale Kabinette mit dem ganz normalen Mostgewicht, den ein Kabinett haben muss. In manchen Gebieten muss es allerdings das Mindestmostgewicht plus drei Grad Oechsle sein. Also nicht 75, sondern mindesten 78 beispielsweise im Rheingau
Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!
Verfasst: Di 28. Mai 2013, 15:25
von MichaelWagner
Hi Ulli,
nicht in der deutschen Weinwirtschaft. Aber beim VdP und dessen Händlern scheint es so...
M.
Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!
Verfasst: Di 28. Mai 2013, 15:25
von Moselfan
MichaelWagner hat geschrieben:keine Sorge Markus, man merkts
Ich sehe auf 10-Jahressicht - zumindest an der Mosel - keinen VDP mehr. OK, Eischränkung: keinen eigentümergeführten Betrieb mit positiver Bilanz. Kann natürlich sein, dass einige noch in der Spielzeugkiste von irgendeinem Investor landen und weiterhin künstlich am Leben gehalten werden.
Ob das für andere Gebite auch gilt, kann ich nicht sagen...
Also da würde ich dir aber direkt wiedersprechen. Sicherlich ist der VDP an der Mosel nicht so wichtig wie in anderen Anbaugebieten. Und sicherlich ist es auch für die Mosel eigen das mindestens genausoviele Top-Betriebe nicht im VDP Mitglied sind, wie Topbetriebe Mitgleider sind. (ggf. sogar mehr ausserhalb). Aber ich bezweifle das es eine Massenpleite geben wird sowie du es vorhersagst. Die guten Betriebe brauchen den VDP nicht, und werden mit oder ohne gut darstehen.
Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!
Verfasst: Di 28. Mai 2013, 15:27
von Dirk Würtz
UlliB hat geschrieben:Dirk Würtz hat geschrieben: ich glaube tatsächlich, dass das der Anfang vom Ende ist. Allerdings glaube ich auch, dass dann etwas anderes kommt. Etwas modifiziertes...
Schon interssant. In einem Parallelthread wird der Blog eines Weinhändlers diskutiert, in dem dieser den Untergang des Fachhandels und darauf folgend dessen glorreiches Wiedererstehen prognostitziert. Die Parallele ist schon unübersehbar. Das hat ein wenig von germanischer Götterdämmerung, aber deutlich mehr noch von christlicher Heilslehre: Tod und Wiederauferstehung; eine metaphysische Transformation.
Das irritiert mich als Konsument jetzt doch ein wenig. Ist es mit der deutschen Weinwirtschaft tatsächlich so weit, dass man sich in derartige Endzeitvorstellungen flüchten muss?
Gruß
Ulli
Ich für meinen Teil rede von einem Prozess und nicht von der Endzeit

Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!
Verfasst: Di 28. Mai 2013, 15:30
von MichaelWagner
Hallo Moselfan,
die Pleitewelle ist längts im Gange (man ist nicht mehr Pleite, man ist insolvent, wird aufgekauft und heisst nicht mehr Eigentümer sondern Inhaber...). Die meisten anderen VdPler fahren hier mittlerweile zweigleisig, also ein Betrieb VdP und einer zum Geld verdienen...
@ Dirk: in dem Fall ist die Beschreibung des Modells auf der VdP Homepage höchst missverständlich. Denn aus dem dort geschriebenen geht klar hervor dass die beiden Bezeichnungen mind. Spätleseniveau beim Mostgewicht haben müssen und mit den traditionellen Prädikaten von Kabinett aufwärts gekennzeichnet werden.
Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!
Verfasst: Di 28. Mai 2013, 15:32
von Dirk Würtz
Markus Vahlefeld hat geschrieben:Dirk Würtz hat geschrieben:Aber am Ende, und darauf wette ich mit Dir, steht ein anderer Verband.
Ich widerspreche Dir aus meinen gesammelten Erfahrungen, schränke es aber auf die nächsten 5 Jahre ein. Bis dahin wird es keinen neuen, keinen anderen, keinen bereinigten Verband geben. Die Einzelmitglieder sind froh über alles was sie jetzt wieder auf ihre Flaschen schreiben dürfen und werden einen Teufel tun, den Verband dafür in Haftung zu nehmen. Die Einzelmitglieder fühlen sich STARK - warum sollte irgendjemand jetzt irgendwas bereinigen?
Die einzige Konsequenz, die zu ziehen wäre: der Präsident Christmann hat sich überflüssig gemacht und statt einer konzertierten Leistung ein heilloses Durcheinander geschaffen. Setzen, Sechs!
Vor gut 10 Jahren startete der massive Eintritt der GGs in den Markt. Ich hatte irgendwie gedacht, die Herren vom VDP würden in längeren Horizonten denken. Was wird die nächste Sau sein, die für 10 Jahre durchs VDP-Dorf gejagt wird? Hübschere Flaschen mit goldenen Bapperln drauf mit einem Mindestpreis von EUR 100?
Ich weiss nicht, ob man's merkt. Aber ich bin wirklich empört über diese Trottel-Wirtschaft.
Markus, ALLE Ausnahmen sind zeitlich beschränkt. Die Klassifikation ist 1:1 nicht für alle Betriebe umsetzbar, ergo werden sich einige überlegen, ob sie überhaupt weiterhin in diesem Verband bleiben sollen, der so oder so, viel zu groß ist. Über 200 Mitglieder... darum geht es meiner Meinung nach und um nichts anders. Der Verband soll kleiner werden, aber es wird niemand rausgeworfen. Ist jetzt klar, was ich meine? genau das ist mein Gedanke, respektive meine Vermutung. Diese Klassifikation braucht KEIN MENSCH. Schon gar nicht die Granden des VDPs. Deren Name ist Klassifikation im Markt genug. Und um den Markt geht es am Ende.
Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!
Verfasst: Di 28. Mai 2013, 15:36
von Dirk Würtz
MichaelWagner hat geschrieben:Hallo Moselfan,
die Pleitewelle ist längts im Gange (man ist nicht mehr Pleite, man ist insolvent, wird aufgekauft und heisst nicht mehr Eigentümer sondern Inhaber...). Die meisten anderen VdPler fahren hier mittlerweile zweigleisig, also ein Betrieb VdP und einer zum Geld verdienen...
@ Dirk: in dem Fall ist die Beschreibung des Modells auf der VdP Homepage höchst missverständlich. Denn aus dem dort geschriebenen geht klar hervor dass die beiden Bezeichnungen mind. Spätleseniveau beim Mostgewicht haben müssen und mit den traditionellen Prädikaten von Kabinett aufwärts gekennzeichnet werden.
Ich habe mir das gerade mal schnell angeschaut. Das Problem ist, dass dieser Satz: " Fruchtsüße VDP.GROSSE LAGE Weine tragen die traditionellen Prädikate von Kabinett bis Trockenbeerenauslese" eigentlich an das Ende des Absatzes müsste. So wie es da steht, kann es wirklich mißverständlich sein.
Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!
Verfasst: Di 28. Mai 2013, 15:43
von MichaelWagner
Ich las kürlich eine zumindest für mich interessante Verbandsmeldung: in 2012 wurden 34 Mio Flaschen verkauft und 280 Mio Euro Umsatz erwirtschaftet. Macht einen durchschnittlichen Verkaufspreis von ca. 8,20 Euro pro Flasche inkl. MwSt.
Bei dem DEUTLICH erhöhten Aufwand und mal angenommen die selbst auferlegten Ertragsbeschränkungen bei der Ernte würden tatsächlich eingehalten, kann einfach kein positives Ergebnis für einen Betrieb rauskommen.