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Re: Bordeaux 2024
Verfasst: Do 26. Jun 2025, 20:54
von Cirrus
Die 24-er Subskription habe ich auch abgeschlossen....es blieb bei 3 Flaschen LCHB und da Adrian den Figeac so gelobt hatte und ich auch mal nen 1er grand cru probieren möchte, da auch noch 3 Flaschen für rund 122.- CHF pro Flasche geleistet.
Schnäppchen kann man dies nicht mehr nennen....aber der war seit 2012 oder so nicht mehr so günstig...

Re: Bordeaux 2024
Verfasst: Fr 27. Jun 2025, 12:03
von Bordofriik
Ich hatte diese Woche die Gelegenheit ein paar 2024 bei Mövenpick zu testen und mich so selbst zu überzeugen was der Jahrgang so hergibt. Leider war die Auswahl sehr überschaubar, aber es reichte mir doch so einigermassen den Jahrgang einschätzen zu können. Da ja "unsere Informanten", wie wir alle wissen, teils ziemlich widersprüchliche Angaben lieferten. Ich konnte seit 2010 bis heute, in unregelmässigen Abständen, immer wieder die Fassmuster degustieren. Ich konzentriere mich dabei mehr auf das Gleichgewicht von Alkohol, Säure und Frucht, als auf die Nuancen.
Zum "nivellieren" gab es auch einen Weissen: Fieuzal blanc, da ich kein grosser Fan von Weissweinen bin und es nur einen einzigen Wein gab, kann da natürlich nichts über den Jahrgang gesagt werden. Aber dieser war ganz gut gelungen, Nase mit ordentlichem Semillon blanc Geschmack, gutem Gerüst und ordentlichem Druck, mittellanger eleganter Abgang.
Von der rechten Seite hatte es 4 Flaschen, 2 aus dem St.Emilion, Laroque und Larcis Ducasse und 2 Pomerol, Certan de May de Certan und Bélair Monange. Begonnen mit Laroque, was tatsächlich die richtige Wahl war. Schon sehr von der Säure dominiert, da suchte man die Frucht vergebens der Abgang auch eher kurz. Vom Larcis Ducasse versprach ich mir doch einiges, da ja ziemlich gelobt und ich von älteren Jahrgängen auch (vor 80ig) durchaus positiv überrascht wurde. Violette Farbe, wie übrigens fast durchgehend, verhaltene (dunkle Frucht) in der Nase, säurebetonter Auftakt eher verhaltene Frucht, mittlerer Abgang und auch hier, die Säure gut zu spüren. Für mich doch enttäuschend, vielleicht zu viel erwartet? Chateau Bélair Monange, Nase verhalten, eleganter, mit etwas mehr Frucht im Gaumen, mittlerer, säurebetonter Abgang.
Linke Seite gab es 6 Weine, angefangen mit dem einzigen Margaux, Angludet: Auch hier verhaltene Nase, elegant und zart im Gaumen, im Abgang wieder Säurebetont und kurz. Das Ganze doch eher mit wenig Frucht ausgestattet. Fieuzal hatte einen eleganten runder Auftakt, klar strukturiert, Frucht Säure Verhältnis hält sich die Waage, gelungen wenn auch Jahrgangs bedingt im mittleren Bereich. Phélan Ségur aus St. Estephe, auch hier gutes Gerippe, leicht beschlagend, eher kurzer Abgang. Nicht zuviel gewollt und doch einiges daraus gemacht. Das St, Julien war vertreten mit den beiden Lagranges (les Fiefs und 1. Wein). Vom 2. Wein machte ich mir keine Notizen, war aber durchaus gelungen und viel gegenüber den bis jetzt verkosteten Anderen nicht gross ab. Klar, nichts für die lange Reife, aber für einen 2. Wein, respektabel. Lagrange, endlich eine Cabernet betonte Nase, ausgeglichenes Gerippe, auch beschlagend, stützende Säure mittlerer Abgang. Aber halt von allem etwas wenig. Zum Schluss gab es noch den Pichon Comtesse, verhaltene Nase, eleganter aber hier, mit ordentlichem Druck und Frucht, im Auftakt, auch beschlagend, die Säure ist da klar, aber passt zum Ganzen, mittellanger Abgang. Für den Jahrgang sehr gelungen und klar der beste Wein von allen.
Zum Abschluss noch ein Glas Guiraud, sehr gut gelungen, nicht zu fett wirkend auch nicht zu überbordende Süsse Frucht, vielleicht etwas wenig Säure für das Alter.
Das Fazit fällt für mich schon nüchtern aus, vor allem die die rechte Seite. Ich bin da im Allgemeinen schon eher bei William Kelley, auch wenn es nur ein paar wenige Weine waren. Wie immer ist es halt nur eine Momentaufnahme und bei solchen Jungweinen immer sehr subjektiv, nicht ganz alle der Anwesenden sahen es ganz so schlimm wie ich. Trotzdem, wenn ich vergleiche mit den 2022 Arrivage, versuche auch noch etwas zu posten, welche ich an 2 Orten degustieren durfte, sind da fast Welten dazwischen.
Re: Bordeaux 2024
Verfasst: Fr 27. Jun 2025, 20:12
von Sauternes
Vielen Dank für deine Eindrücke.
Das bestätigt mich in meiner zurückhaltenen Kaufeslust, außer paar Flaschen LCHB nichts weiter geordert zu haben, der Jahrgang scheint wirklich schwierig zu sein, da helfen die günstigen Preise, im Verhältnis zu den letzten 10 Jahren, nur sehr bedingt.
Und LCHB habe ich ganz bewusst gewählt, da mir 2021 so gut gefallen hat, gehe ich davon aus, das die Weinmacher dieses Chateau auch sehr gut mit schwierigen Jahrgängen umgehen kann.
Re: Bordeaux 2024
Verfasst: Sa 28. Jun 2025, 09:01
von Trotzki
War auch kurz bei Mövenpick. Den Laroque und den Larcis D. fand ich ausgezeichnet. Beide versprechen sehr viel Trinkvergnügen! Frucht, Tannin und Säurestruktur waren in einem für mich sehr vielversprechenden Verhältnis! Ja, Angulet war tatsächlich etwas kurz, aber auch sehr trinkig. Muss man jetzt für 27 CHF nicht unbedingt haben, aber egal. Lagrange bot etwas mehr als der Phelan. Könnte mir gefallen. Aber für mich war auch bei meiner zweiten Fassprobe innerhalb von knapp zwei Monaten die Comtesse etwas enttäuschend. Es war der einzige Wein mit etwas grün-herber Note im Abgang - schon etwas dichter als die beiden oben genannten, aber sprach mich gar nicht an. Vielleicht einfach Pech mit der Abfüllung? Jedenfalls zeigt sich wieder mal wie unterschiedlich die Geschmäcker sind und wie heterogen der Jahrgang. Mir gefallen generell die tiefen Alkoholwerte und die animierende Säure. Preise auch ... Habe aber bisher nur bei LCHB, DdC, Beauséjour Becot und Larcis zugeschlagen. Vielleicht noch Montrose? Langoa war auch sehr schön und der Cantenac Brown (ausnahmsweise besser als Brane C) war vor 2 Monaten auch top! Hm, mal gucken. Kann man ja auch nach der Arrivage kaufen!
Re: Bordeaux 2024
Verfasst: Sa 28. Jun 2025, 10:58
von Ollie
Aaah,
confirmation bias at work, wunderbar. Trotzki, danke für deine Eindrücke. Speziell Larcis Ducasse sagen war nach der sehr euphorischen Notiz von Colin Hay (drinksbusiness) in meinen Fokus gerückt:
Colin Hay hat geschrieben:Château Larcis Ducasse (Saint-Émilion; 85% Merlot; 15% Cabernet Franc; a final yield of 41 hl/ha at the picking date but reduced by c. 17% with densimetric selection, no coulure but an extended floraison; aging in oak, 50% of it new; 13.5% alcohol; tasted at the UGC press tasting at the Cité du Vin and re-tasted at the property with David Suire who has taken on the direction here since last year). The wonderful blue clay in the terroir plays a crucial role here as does the Southern exposure on the Côte Pavie. Very pretty and very refined, much more so than it used to be, this is poised and elegant, cool-scented and intense in its combination of incense and violet, rose petal and myrrh accompanying and enrobing and enrichening as it does so the intensely dark berry fruits. There’s graphite by the nuclear reactor core load. But everything here is so refined. There’s cedar on the palate, too, above all with gentle aeration in the mouth. Gorgeous aromatically and brilliant in its purity, this is a wine that almost brings a tear to my eye. This transcends the vintage and shows the colossal potential of this exceptional terroir. The gentle grip and structuring touch of the calcaire tannins as the wine caresses the palate is sublime. 95-97.
Was meinst du, würde das so passen, was der Herr das so schreibt?
Trotzki hat geschrieben: ↑Sa 28. Jun 2025, 09:01
Vielleicht noch Montrose?
Falls du den zufällig auch hattest: wie war der?
Danke & Cheers,
Ollie
Re: Bordeaux 2024
Verfasst: Sa 28. Jun 2025, 12:19
von Matthias Hilse
Nachdem traditionell in Bordeaux die pro formae Ende Juni (sofern die Kampagne nicht noch läuft) erstellt werden, kann man nun ganz gut ein erstes Resümée ziehen.
Gerade weil die Gemengelage aus "mieser Stimmung" dem Jahrgang gegenüber (und natürlich der Subskription generell noch dazu) und sehr disparaten Kritikereinschätzungen eher für eine große Zurückhaltung seitens der Kundschaft spricht, ist es aber in der Praxis vereinzelt zu durchaus überraschenden Wendungen gekommen.
Generell ist die Subskription stark eingebettet in die Funktionsmechanismen des Internet - und so ist es kein Wunder, wenn man nun ganz unterschiedliche strategische Ansätze verfolgen kann. Nach meinem bescheidenen Wahrnehmungshorizont ist es durchaus von Belang, ob etwas gesucht wird oder der Suchende etwas fragt.
Jedenfalls hat sich die seit Jahren zu beobachtende Polarisierung des Interesses weiter verstärkt, so dass nun manche ehemals "top" in der Subskription vertretene Weingüter fast überhaupt keine Nachfrage mehr erfahren.
Für diejenigen, die es interessiert, seien hier kurz die 12 Weine, die bei uns in der Subskription 2024 am meisten nachgefragt waren, aufgelistet:
1. Pontet Canet
2. Montrose
3. Figeac
4. Batailley
5. LCHB
6. LLC
7. Gruaud Larose
8. HBL
9. La Conseillante und 10. Alter Ego gleichauf
11. Lassegue
12. Palmer
Gerade weil die Knappheit aus dem Markt entschwunden ist, kann man eben auch als Händler auf einmal mehr und vor allem "kombilos" einkaufen.
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Re: Bordeaux 2024
Verfasst: Sa 28. Jun 2025, 20:39
von UlliB
Bordofriik hat geschrieben: ↑Fr 27. Jun 2025, 12:03
Ich hatte diese Woche die Gelegenheit ein paar 2024 bei Mövenpick zu testen und mich so selbst zu überzeugen was der Jahrgang so hergibt.
Vielen Dank für die Notizen.
Kleine Korrektur und eine Anmerkung hierzu:
Bordofriik hat geschrieben: ↑Fr 27. Jun 2025, 12:03
Von der rechten Seite hatte es 4 Flaschen, 2 aus dem St.Emilion, Laroque und Larcis Ducasse und 2 Pomerol, Certan de May de Certan und Bélair Monange.
Bélair Monange ist kein Pomerol, sondern ein St. Emilion, ein
premier grand cru classé "B", und unter denen einer der teuersten, dieses Jahr teurer als z.B. Canon. Das ist schon ziemlich oberste Schublade, und der 24er ist von den Kritikern auch hoch bewertet, wenn man von Kelley mal absieht. Da geht es bis zu 97 Punkten (Vinum, der Autor der Notiz schreibt hier im Forum), und im Weinwisser gibts 19 Punkte.
Wenn der so mäßig war, wie du ihn beschreibst, gibt es drei Möglichkeiten:
- Kelley hat Recht und alle anderen liegen falsch, was für die Weinkritik ganz allgemein ein ziemliches Desaster wäre
- das Fassmuster taugte nichts
- der Jahrgang und seine Charakteristik ist ganz einfach nicht dein Fall.
Ich bin bei den heterogenen Einschätzungen zu den 24ern, die sich hier gerade fortsetzen, schon sehr gespannt darauf, wie sich die Weine aus der Flasche präsentieren werden.
Gruß
Ulli
Re: Bordeaux 2024
Verfasst: So 29. Jun 2025, 09:23
von Trotzki
Lieber Ollie: Ja, bezüglich Larcis D., hätte ich so schön nicht beschreiben können. Und nein, Montrose hatte ich leider nicht im Glas. Mir gefällt aber die Etiquette ganz gut
Besten Dank bei der Gelegenheit auch an Herrn Hilse für die Information bezüglich Bestellungen!
Den Bélair hatte ich auch im Glas, aber da war ich grad in einer politischen Diskussion und die könnte ich noch zusammenfassen, die Eindrücke über den Wein nicht mehr (natürlich gilt es diese Aussage nicht zu überinterpretieren).
Re: Bordeaux 2024
Verfasst: Mo 30. Jun 2025, 08:09
von Bordofriik
Hallo Ulli
UlliB hat geschrieben: ↑Sa 28. Jun 2025, 20:39
Kleine Korrektur und eine Anmerkung hierzu:
Bélair Monange ist kein Pomerol, sondern ein St. Emilion, ein
premier grand cru classé "B", und unter denen einer der teuersten, dieses Jahr teurer als z.B. Canon. Das ist schon ziemlich oberste Schublade, und der 24er ist von den Kritikern auch hoch bewertet, wenn man von Kelley mal absieht. Da geht es bis zu 97 Punkten (Vinum, der Autor der Notiz schreibt hier im Forum), und im Weinwisser gibts 19 Punkte.
Autsch, du hast natürlich vollkommen Recht! Irgendwie tue ich mich mit der Familie Moueix im St. Emilion immer wieder schwer, ich verbinde den Namen immer "nur" mit Pomerol, was natürlich falsch ist. Entschuldigt diesen Fauxpas!
UlliB hat geschrieben: ↑Sa 28. Jun 2025, 20:39
Wenn der so mäßig war, wie du ihn beschreibst, gibt es drei Möglichkeiten:
- Kelley hat Recht und alle anderen liegen falsch, was für die Weinkritik ganz allgemein ein ziemliches Desaster wäre
- das Fassmuster taugte nichts
- der Jahrgang und seine Charakteristik ist ganz einfach nicht dein Fall.
Ich gehe meistens etwas Streng ins Gericht, was meine Einschätzungen betrifft. Und ja, bei Jungweinen mit Merlot dominierenden Weinen tue ich mich tendenziell etwas schwerer als mit Cabernet lastigen Exemplaren. Oder eine 4. Möglichkeit: die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, wie sie etwa Mario Aschwanden von Baur au Lac sieht.[/quote]
Beste Grüsse
Mario