Die wenigen älteren Weine, die ich kenne (ein paar aus den 80ern, 95, 98), waren immer gut gelungen, wenngleich nie spektakulär. Es wird glaube ich mal wieder Zeit, eine Flasche aufzuziehen

Grüße
Hartmut
Lieber Manfred,manubi hat geschrieben:Kleine Verkostungsrunde mit Torsten Hammer (thvins) am 22.04.2018
Auf dem Weg zu seiner jährlichen Verkostungstour ins Priorat macht Torsten mit seinem Begleiter ("Holzwurm" Steffen) Station bei uns.
Im Vorfeld hatten wir uns verständigt, dass wir an diesem Abend die beiden 1996er Pichon-Baron und Cos d'Estournel vergleichend probieren wollten. Dazu ein kleines Rahmenprogran anderer Rotweine. Eröffnet haben wir aber mit einem Prickler, einem Rieslingsekt brut "1900" von Van Volxem. Der "1900" spielt schon in der oberen Liga deutscher Sekte und ist auch hier im weinforum.de mehrfach kommentiert worden. Hier handelte es sich um den 2011er, zu dem EthC eine Verkostungsnotiz eingestellt hat, der ich weitgehend zustimmen kann.
Zum Eintrinken hatte ich die letzte Flasche 1988er Canon la Gaffeliere aufgezogen. Diese Flasche bestätigte weitestgehend die dazu eingestellte VKN, lediglich ein ganz leichter Karamellton, den ich bei der besprochenen Flasche nicht festgestellt hatte kam hinzu. Wiederum ca. 92 mP.
Zum Abendessen hatten wir dann einen 1997er Brunello von Siro Pacente - Sangiovese in Bestform - und einen 2004er Prince Pegase von der Domaine d'Aiguiliere aus dem Longuedoc. Das ist, wie Torsten sagte, das Spitzenerzeugnis der Domaine und wird nur in besonders guten Jahren erzeugt. Der Wein zeichnet sich durch eine blumig-kräuterige Frische aus, spricht die Geschmacksnerven expressiv an und gehört zum Besten, was ich bisher aus dieser Region verkostet habe. Lediglich deutlich austrocknendes Tannin störte am Anfang etwas, milderte sich aber innerhalb kurzer Zeit deutlich. Trifft meine Vorlieben nicht in gleichem Maße wie ein guter Bordeaux, aber trotzdem sind ca. 91-92 mP der Qualität des Weines angemessen. Andere, vornehmlich Nicht-Bordeaux-Freaks, würden ihn vermutlich höher bewerten.
Dann kamen die erwarteten Stars des Abends, beide doppelt dekantiert und in den Originalflaschen auf dem Tisch. Beide Flaschen einschließlich der Korken in optimalem Zustand.
Pichon-Baron: eröffnete etwas verschlossener, gab auch in der Nase nicht allzuviel her. Im Glas aber schon nach kurzer Zeit eine Wucht, hervorragende Struktur, Cassis, Zigarrenkiste, schwarze Schokolade, Säure und Tannin perfekt integriert. Ein Bilderbuch-Pauillac, vermitlich jetzt auf dem Höhepunkt. 94 - 95 mP.
Cos d'Estournel: von Anfang an etwas offener, Nase Blumen, Kräuter, Heu, etwas weiteres Geschmacksprofil mit schwarzen und roten Früchten, Gewürzen, Espresso, im ganzen eine Spur luftiger und eleganter als der Baron, ebenfalls mit perfekter Säure und Tanninstruktur. Im Abgang unverkennbar schwarzer Tee. Ebenfalls 94 - 95 mP.
Da begneten sich zwei Stars des Jahrgangs auf Augenhöhe. Wollte man einen der beiden höher einschätzen könnte das höchstens die Folge persönlicher Vorlieben sein. Beide sind auf dem Höhepunkt ihrer Trinkreife, haben, bei guter Lagerung, aber sicher noch ein langes Leben vor sich.
Gruß
Manfred