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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Verfasst: Sa 25. Mai 2013, 18:20
von UlliB
octopussy hat geschrieben: Ich kann schon verstehen, dass diese Betriebe nicht von einem Jahrgang auf den anderen alles anders machen wollen.
Na ja, von einem Jahrgang auf den anderen... der VDP murkst seit mittlerweile 15 Jahren an seinem Klassifizierungsmodell rum. Aber spätestens seit 2001 sind die grundsätzlichen Rahmenbedingungen allen VDP-Winzern bekannt, von den neuen "Ersten Lagen" mal abgesehen. Und jetzt ist alles ganz neu und überraschend und braucht Zeit zur Anpassung?

Come on. Der VDP hat halt nicht nur ein externes Kommunikationsproblem, sondern (viel schlimmer) auch ein internes.

Stümperei eben.

Gruß
Ulli

Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Verfasst: Mo 27. Mai 2013, 14:02
von MichaelWagner
@Ulli: !!!!

Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Verfasst: Mo 27. Mai 2013, 14:20
von Charlie
UlliB hat geschrieben:
Forster Ungeheuer Riesling trocken (müsste das nicht ein Großes Gewächs sein?)
Forster Ungeheuer = Große Lage, im Prinzip also schon ein GG. Vielleicht darf man aber deklassieren.
Könnte es sich um die Teile des Ungeheuers handeln, die nicht Große Lage sind sondern nur Erste Lage?

Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Verfasst: Mo 27. Mai 2013, 14:49
von UlliB
Charlie hat geschrieben: Könnte es sich um die Teile des Ungeheuers handeln, die nicht Große Lage sind sondern nur Erste Lage?
Natürlich könnte das so sein, siehe Taschberg und Kastanienbusch weiter oben. Aber wie will man das bei gleichem Lagennamen denn vermitteln? Von Buhl und Mosbacher machen ein Ungeheuer GG, Bassermann-Jordan aus der gleichnamigen (und weinrechtlich sogar gleichen) Lage aber "nur" ein Erstes Gewächs?

Das ist doch alles nichtmal ansatzweise zu Ende gedacht.

Gruß
Ulli

Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Verfasst: Mo 27. Mai 2013, 15:21
von Dirk Würtz
Ich habe die letzten Kommentare nur mal kurz quer gelesen, aber es wird in der Tat langsam sehr schwierig... Also:

Manche Regionen haben sie für die Dreistufigkeit entschieden (Nahe, Rheinhessen), andere eben für die Vierstufigkeit (Rheingau, Baden, Pfalz usw). Das an sich ist in der Tat schon einmal schwieirg. Grundsätzlich gibt es ja keinerlei Regelung - gesetzlich oder wie auch immer - was eine Grosse und was eine Erste Lage ist oder sein könnte. Im Rheingau ist grundsätzlich jeder ehemalige "Erste Gewächs Lage" automatisch eine VDP.Grosse Lage. Es sei denn man einigt sin in den Gemeinden überbetrieblich auf die Abstufung einer Grossen Lage zu einer Ersten Lage. Das kann eine riesige Chance sein, am Ende mit den unzähligen GGs aufzuräumen. In fast allen Gemeinden des Rheingaus hat dies auch überwiegend gut geklappt. In manchen nicht so wirklich. Momentan gibt es die Bestrebung auch eine "Erste Lage Karte" wissenschaftlich zu erarbeiten. Mal sehen, was da passiert. es gibt da momentan natürlich viele Diskussionen. Beispiel:

Bisher waren im Drachenstein in Rüdesheim um die 1,4 Hektar als "Erstes Gewächs" klassifiziert. Das Ganze wäre damit dann auch eine "Grosse Lage". Am Ende wurden diese 1,4 Hektar zu einer "Ersten Lage" abgestuft. Das Ding heisst also jetzt "Rüdesheim Drachenstein VDP.Erste Lage". Damit, und das ist das ganz große Problem, können aber auch die restlichen 40 Hektar, die niemals klassifiziert waren, als "VDP.Erste Lage" etikettiert werden. Ein Horror!

Grundsätzlich ist der Erstwein aus der "Grossen Ersten Lage" natürlich eine trockener Qba. Hier gibt es allerdings einerseits "Schlupflöcher" und andererseits auch Regionen, die sich den halbtrockenen Qba haben bestätigen lassen. Beispielsweise die Nahe. Ich kann das zwar gut verstehen. Gerade in einem Jahr wie 2012 können das ganz großartige Weine sein, leider macht es das Ganze aber eben nicht einfacher. "Feinherb" kann ein Qba aus einer Lage allerdings nicht sein. Wenn überhaupt, dann nur der Kabinett oder die Spätlese. Und das muss auch von der Region genehmigt sein.

Die Bassermann-Jordan Karte im Netz ist in der Tat verwirrend, weil Ortsweine und Lagenweine zusammen stehen. Es kann natürlich sein, dass beispielsweise die "Deidesheimer Leinhöhle" zwar auf der Seite der klassifizierten Lagen steht, aber am Ende keine ist. Dazu müsste man die Flasche sehen.

In der Tat gibt es in einigen Regionen natürlich eine "Erste-Lage-Schwemme". Dies ist den wirtschaftlichen Interessen der Weingüter geschuldet. Ganz viele hatten ihr Hauptgeschäft im Bereich der trockenen Lagen Spätlesen und müssen das jetzt irgendwie kompensieren.

Es bleibt kompliziert...

Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Verfasst: Mo 27. Mai 2013, 15:26
von Dirk Würtz
Noch etwas:

Wenn einer im Forster Ungeheuer ein VDP. Grosses Gewächs macht, dann ist die Lage automatisch eine VDP.Grosse Lage (Lagenverbrauch). Dann DARF DA NIEMAND VDP.Erste Lage draufschreiben. Er muss entweder ebenfalls ein GG machen oder einen sogenannten "trockenen Zweitwein". Aber keine "Erste Lage". Absolutes no go!

Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Verfasst: Mo 27. Mai 2013, 15:52
von UlliB
Dirk Würtz hat geschrieben:Grundsätzlich ist der Erstwein aus der "Grossen Ersten Lage" natürlich eine trockener Qba.
Ist die "Grosse Erste Lage" jetzt eine weitere neue VDP-Kategorie oder nur ein ungewollter Verschreiber :?:

:D

Gruß
Ulli

Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Verfasst: Di 28. Mai 2013, 07:12
von Dirk Würtz
UlliB hat geschrieben:
Dirk Würtz hat geschrieben:Grundsätzlich ist der Erstwein aus der "Grossen Ersten Lage" natürlich eine trockener Qba.
Ist die "Grosse Erste Lage" jetzt eine weitere neue VDP-Kategorie oder nur ein ungewollter Verschreiber :?:

:D

Gruß
Ulli
Nein, da fehlt nur ein "und"

Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Verfasst: Di 28. Mai 2013, 08:30
von UlliB
Dirk Würtz hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben: Ist die "Grosse Erste Lage" jetzt eine weitere neue VDP-Kategorie oder nur ein ungewollter Verschreiber :?:
Nein, da fehlt nur ein "und"
Hallo Dirk,

ich dachte es mir schon. Wenn man in der VDP-Klassifikation jetzt auch noch die Bordelaiser Klassifikation verwursten wollte, müsste die neue Kategorie nämlich "Erste Große Lage" heißen - premier grand cru :lol:

Aber ganz im Ernst: da steigt doch niemand mehr durch. Ich habe mich mit der VDP-Klassifikation und ihren Verästelungen sicherlich intensiver auseinandergesetzt als 99,x% der Weintrinker, aber jetzt schnalle ich auch langsam ab. Und ich habe den dringenden Verdacht, dass mehr als nur ein paar VDP-Winzer auch schon abgeschnallt haben. Dreistufige Pyramide hier, vierstufige Pyramide dort, wobei das eine wie das andere reine Augenwischerei ist, wenn man die diversen gebietsspezifischen oder nicht gebietsspezifischen Zusatz- und Ausnahmeregelungen betrachtet: trockene Zweitweine, trockene Kabinette mit Lagenangabe, halbtrockene QbAs mit Lagenangabe, Gutswein Kabinett und Spätlese trocken... und bei den restsüßen Weinen ist dann wieder alles ganz anders. Angereichert wird das Ganze durch die kreative Interpretation der Regeln durch zumindest einige VDP-Mitglieder. Ich bin schon sehr gespannt, was man im Laufe des Jahres an Etikettierungen noch zu sehen bekommt.

Glaubt eigentlich irgendjemand im VDP noch ernsthaft daran, dass man als Verband dieses Chaos dem potentiellen Kunden vermitteln kann?

Gruß
Ulli

Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Verfasst: Di 28. Mai 2013, 10:17
von Dirk Würtz
Lieber Ulli,

ich muss Dir tatsächlich in so ziemlich allen Punkten recht geben. In der Tat ist es so, dass ganz viele VDPisten das Ganze nicht wirklich verstehen. Umso erstaunlicher ist immer wieder die Tatsache, dass das Ganze einstimmig verabschiedet wurde... Ich bin aber guter Hoffnung, dass sich das ändert und das System verstanden wird. Ein großes Problem, für mich, sind die vielen Ausnahmen und regionalen Besonderheiten. Mal gibt es eine trockenen Spätlese im Gutsweinbereich, mal nicht - um nur mal ein beispiel zu nennen. Der Grundgedanke der Klassifikation ist nämlich eigentlich ganz einfach. Die Auslegungen und Ausnahmen machen das Ding so kompliziert. Ich könnte jetzt ja sagen, dass die Zeit das alles richten wird... aber ich persönlich glaube, es wird ein ganz anderer Prozess einsetzen. Am Ende ist die Klassifikation der Anfang einer Art Selbstreinigungsprozess, an dessen Ende ein ganz anderer VDP stehen wird.