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Re: Brunello di Montalcino
Verfasst: Fr 11. Mär 2016, 10:39
von olifant
Mr. Nebbiolo hat geschrieben:Gut
Für den Vergleich mit vielen Jahrgängen in den 2000ern wäre das m.E. die richtige Einstufung. Die 90er waren im Schnitt deutlich schwächer, so das ich die Jahrgänge in der Toskana nach 1990 in der Reihenfolge sehen würde: 97, 99, 98
Hallo Klaus und Jochen,
hängt wohl auch vom persönlichen Geschmack ab - 97 fand ich trotz des gelobten Jahrgangs sehr uneinheitlich (Loacker fand ich bspw. sehr schön), 98 sind m.E. rel. morbide Schmeichler (siehe auch Jochens Il Poggione - Notiz) und 99 sehe/sah ich recht Tanninbetont, das Tannin ist jetzt zumeist schon deutlich abgeschmolzen, aber die Frucht fehlte auch ganz gerne - eher in Richtung kompromisslose Strenge

. Ich empfehle derzeit noch immer 01
... aber sowieso klar, 3 Weintrinker, 5 Meinungen
Re: Brunello di Montalcino
Verfasst: Fr 11. Mär 2016, 18:35
von Jochen R.
Hallo Ralf,
auch danke für deine Einschätzung.
Viele Grüße,
Jochen
Re: Brunello di Montalcino
Verfasst: Mi 16. Mär 2016, 09:47
von olifant
Hier ein paar Notizen von J. Priewe zum Jahrgang 2011:
http://www.weinkenner.de/2016/2011-brun ... sch-39237/
Da Priewe mit seinen Bewertungen nicht durch die Decke geht sei angemerkt, dass bei ihm 91P schon sehr gut sind und ab 92/93P die hervorragenden Weine beginnen.
Re: Brunello di Montalcino
Verfasst: Sa 2. Apr 2016, 23:24
von Holzfass
Flavio Fanti - La Palazzetta - Brunello di Montalcino 2010
Karmin- bis Ziegelrot, orangener Rand. Am ersten Tag noch recht verschlossen, wobei mir das eher als "sehr dicht beisammen" als "irgendetwas nicht preisgebend" vorkam. Deutlich spürbare, aber nicht unangenehme Tannine. Schöne Säure. Eher jugendlich als elegant, hat aber das Potential zu letzterem. Grüner Waldboden - eher moosig-frisch als erdig.
Am zweiten Tag dann präsentiert er sich als traditioneller Brunello, immer noch dicht beisammen, aber am Gaumen ganz viel und vor allem feiner, traditioneller Brunello. Genau die Note

.
Hat durchaus Potential. Ist aber kein Wein der lauten Töne. Feiner Essensbegleiter, aber eher zu Geflügel aus dem Ofen als zu kräftig Gewürztem.
Im Vergleich zum 2008er der wie zu erwartend elegantere Jahrgang. 2008 gab es balsamische Noten und kräftige Würze. Anders als andere 2008er aber bot der Brunello von Flavio Fanti da Würze in Perfektion. Gerade am zweiten Tag, was weitere Lagerfähigkeit angedeutet hat. Da muss ich sagen, da hätte ich gerne noch ein paar Flaschen im Keller. 2009 war näher am 2010er. Die tolle Würze wie der 2008er hatte er nicht, gab sich eher als ein talentiertes Mittelgewicht vor dem Höhepunkt der Karriere. Da gibt der Keller aber noch was her, wobei man sich da auch sicher noch Zeit lassen könnte.
Alles in allem, im dritten Jahr in Folge (ja, ja, mutmaßlich seit Jahrzehnten) ein traditioneller, richtig gut gemachter Brunello mit Potential für weiter Jahre.
Re: Brunello di Montalcino
Verfasst: Mi 6. Apr 2016, 20:46
von Hasi
4.4.
„Rosso” di Montalcino 2011 „Amore e Magia” von Francesco Illy
Brunello di Montalcino 1994 „Cerbaiona” von Diego Molinari
gestern tranken wir zu zweit diese beiden Giganten. Auf der einen Seite Illy`s „heimlicher Brunello” (er baut seinen Rosso 3 Jahre in großer slawonischer Eiche aus), der noch extrem verschlossen und viel zu jung war, aber erahnen lässt was in ihm steckt. Auf der anderen Seite einer der am schwersten zu bekommenden Weine aus Montalcino. Diego Molinaris Kult-Brunellos gibt es (besser gab es - Molinari hat vor kurzem verkauft!) immer nur in homöopatischen Dosen, aus seinen gerade mal 2 Hektaren Rebland bekam er meistens nur unter 5.000 Flaschen in den Verkauf.
Was soll ich über diesen Wein sagen, außer dass es einer der besten Brunellos war, die ich in meinem Leben trinken durfte!
Ich bin kein großer Freund dieser in Mode gekommenen Fragwürdikeiten Wein mit „ledrig”, „brombeerig”, „Kirschnoten”, „Tabak” oder sonstwas zu beschreiben. Warum auch? Rein damit, genießen, und mit einem breiten Grinser darüber freuen! That`s it ... und unser Grinser war SEHR breit.
Re: Brunello di Montalcino
Verfasst: So 10. Apr 2016, 20:50
von Hasi
in kleiner Runde bei einem sehr leckeren toskanischen Menü gabe es am Freitag folgende legendäre Weine, die in Zweier-Paarungen gegenübergestellt getrunken wurden:
A: BADIA A COLTIBUONO Chianti Classico Riserva 2003 / CASTELLO ROMITORIO Rosso di Montalcino 2013
den Chianti haben Peter und ich vor 10 Jahren selbst ab Hof erworben, welch Freude dass er sich in TOP-Kondition präsentiert, vielleicht sogar der „Wein des Abends”? Der Rosso des bekannten Künstlers Sandro Chia war noch verschlossen zeigte aber dennoch Klasse.
B: LA CERBAIONA Brunello 2007 / POGGIO ANTICO Rosso di Montalcino 2006
Der, sowohl von Parker als auch von Galloni mit 97 Punkten bewertete Brunello von Diego Molinari zählt zu den seltensten und gesuchtesten Weinen Montalcinos und deutet hier nur mal an was in ihm steckt, eigentlich war es „fahrlässig” dieses Monument so jung zu öffnen. Was für ein Wein! Dass der Rosso von Paola Gloder aber keineswegs hinterher gehinkt ist spricht wieder einmal für Poggio Antico!
C: POGGIO DI SOTTO Brunello 1997 / PODERE CAPACCIA Querciagrande 1997
Beide Weine waren bereits „auf dem Weg in den Himmel”, jedoch keineswegs schadhaft, grenzwertig oder gar unangenehm zu trinken. Nur wurde für mich mit dieser einen Flasche Brunello Piero Palmuccis Ruf als Magier von „fast endlos lagerfähigen” Brunellos ein wenig entzaubert, dem Querciagrande-Sangiovese war er aber dennoch eine Nasenlänge voran.
Re: Brunello di Montalcino
Verfasst: Sa 23. Apr 2016, 20:44
von Holzfass
Il Poggione Brunello di Montalcino, 2011
Dunkles Rot mit orangenen Reflexionen, oranger Rand. In der Nase Orangenschale/Orangenöl (viermal "Orange" in anderhalb Sätzen...), das erinnert mich an eine Holzlasur aus natürlichen Bestandteilen (u.a. ätherische Öle - wohl auch Zitrus-/Orangenöl), das bei uns zu Hause vor Jahren im Einsatz war. Außerdem holzige Noten, so wie frisch geschlagene Laubbaumstämme, die noch im Wald lagern. Am Gaumen recht kräftig, eher dunkelwürzig, ebenfalls Anklänge von Orange und vielleicht Karamell, aber ausgewogen, samtig und harmonisch. Auch die Holznoten sind da. Die hatte der vor zwei Jahren aufgezogene 2009er auch, allerdings waren die intensiver und mehr im Vordergrund. Der 2009er kam aber auch insgesamt etwas weniger kräftig daher.
Schon schön zu trinken, will und wird aber klar noch reifen. Hat eher etwas winterliches, könnte ich mir sehr gut zu nicht zu magerem Geflügel aus dem Ofen vorstellen. Auch zum Lammfilet heute mit Rotweinjus und gratiniertem grünem Spargel passte er recht gut. Sicher auch gut zu geschmortem Wild.
Re: Brunello di Montalcino
Verfasst: So 29. Mai 2016, 21:38
von Jochen R.
Die Tage Il Poggione - Brunello di Montalcino 2004 im Glas.
Tief dunkles Weinrot (fast schwarz), eher mittelgroße Kirchenfenster.
Anfangs eher verhaltene Nase, Intensität nimmt mit viel Luftzufuhr zu.
Tabak und florale Noten, Mocca, dunkle Früchte, Zedernholz.
Mittlerer Körper mit mächtig Druck und frischer Säure, eine Ladung dunkler
Früchte, trinkig, florale Noten, schöne dezente Holznote, ewig lang.
Wunderbare Frucht, kommt extrem jugendlich daher. 92 P.
Denke da geht noch was...
Viele Grüße,
Jochen
Re: Brunello di Montalcino
Verfasst: Fr 3. Jun 2016, 12:40
von olifant
... gestern im Glas ...
Castello Romitorio BdM 2005, S.A. Castello Romitorio SRL (Sandro Chia) - Montalcino
dunkles glänzendes transparentes Rubinrot mit mittelroten Reflexen; Rote Johannisbeeren, Sauerkirsche, Preiselbeeren, würzige Waldboden- / Kräuternoten, ätherisch/balsamische Anklänge mit minimal Brandy; am Gaumen kompaktes aromatisch dichtes kräftiges (noch) Mittelgewicht, angenehm rotbeerig-kirschige wunderbar würzige Frucht, im Hintergrund steinige Kräuternoten, dazu etwas vegetale (jahrgangsbedingt unreif wirkende) Noten, trocken, noch feste fein sandige Tannine, ausgewogene präsente typische Säure, angenehme geradlinige Struktur, trocken, warm, sehr angenehm, feiner Druck; langer trockener Abgang, fruchtig würzig, korrespondiernd zum Gaumen, 17-17,5/20 op
Re: Brunello di Montalcino
Verfasst: Di 14. Jun 2016, 09:46
von kristof
Der Brunello ist (bislang) nicht „mein Gebiet“ und eigentlich brauche ich auf meinem Zettel auch kein neues Weinbaugebiet, in dem teure Weine wachsen.
Trotzdem sind wir in diesem Jahr in den Sommerferien in der südlichen Toskana. Konkret: Ein Haus bei Montalcino.
Da wäre es schon fahrlässig, die Weingüter komplett zu ignorieren, denke ich. Meine Frage an die Italophilen im Forum:
Wie ist das mit dem Besuch bei „den Großen“? Gibt es dort lohnende oder abschreckende Güter?
Und: Sind im Raum Montalcino einige kleinere Güter zu empfehlen, was einen Besuch – und vor allem die Ausstattung mit reichlich Urlaubs-Rosso – angeht?
Ist zwar leider noch etwas Zeit bis dahin, aber man kann ja schon mal fragen…