Also ich will hier keine Lanze für Niewodniczanski brechen, aber ich habe vor der unternehmerischen Leistung höchste Achtung! Er hätte mit seinem „Sack Geld“ (wenn er den denn hatte) auch etwas ganz anderes machen können und hätte es nicht in ein Weingut an der Saar stecken müssen. Es gab nicht viele, die damals Vertrauen in den Saar-Weinbau hatten oder gar ihr Erbe dort als Invest eingebracht haben.
Zugegeben auch mir ist das „Lobgehudel“ (Rebenflüsterer, wenn ich das schon höre…) manchmal zu viel. Aber wenn man ein Weingut zu einer Größe von rund 90 ha vermarkten will, braucht man sicherlich neben dem Können im Weinberg und -keller auch eine „Rampensau“ (nicht negativ gemeint!), die es vermarktet und die schätzungsweise halbe Million Flaschen an den Kunden bringt. Solche „Marktschreier“ gibt es ja auch in anderen Weingütern, wer es nicht glaubt, sollte sich unbedingt mal eine Livepräsentation von „Christoph Hammel“ ansehen

. Es lohnt sich.
Einen großen Anteil an dieser Leistung trägt sicherlich auch Dominik Völk, der einen schönen Gegenpart bildet. In einem der wenigen Interviews, die es von ihm gibt, sagte der eher ruhige Franke auf die Frage wie er es denn mit seinem umtriebigen Chef aushalte: „Man muss stoisch sein. Ich lasse mich einfach nicht verrückt machen.“
Nicht zuletzt hat mit Sicherheit auch die gesamte Weinregion von kleinen Winzer bis hin zur lokalen Gastronomie vom Engagement des Niewodniczanski profitiert. Und international hat er den Deutschen Weinen sicherlich auch gut getan.
Nun noch kurz zum Wein: Ich kenne die Jahrgänge erst seit 2010 und habe neben dem ein oder anderen GG auch meist von jedem Jahrgang eine Kiste des „einfachen“ Saar-Riesling im Keller 5-10 Jahre altern lassen. Eine Petrolnote konnte ich bisher nicht entdecken. Zugegeben 2010 und 2011 ist schon eine Weile aus, aber den 2012er habe ich vor einem knappen Jahr noch getrunken und fand ihn (für einen Gutswein!) nicht schlecht. Er hatte sogar eine gewisse Cremigkeit bekommen, ähnlich der Molitor-Weine, war aber deutlich würziger. Da muss ich mal im Keller nachsehen, 2012er müsste noch dort liegen. Glaube auch einen 2012er und einen 2013er Scharzhofberger sowie einen 2013er Goldberg habe ich noch. Die haben damals unter 20 Eur gekostet. Waren das noch Zeiten…
2017 bin ich beim Gutschwein übrigens „abgesprungen“. Ich finde, er hat sich in Qualität und Dichte nach unten bewegt. Stattdessen bin ich auf den Wiltinger Riesling umgestiegen. Wahrscheinlich werden mittlerweile einfach zu viel gute Lagen einzeln abgefüllt, so dass nicht mehr genug Substanz beim Saar-Riesling verbleibt.
Noch eine letzte Anmerkung: Auch ich kaufe den meisten Wein bei kleinen Winzern vor Ort und schätze den persönlichen Kontakt. Trotzdem schlage ich ein oder zweimal im Jahr zu, wenn wieder einer der großen Händler die Weine von VV mit „Gutscheinen und Promos“ raushaut. Man muss ja nicht gleich bei PdP auf die Subs aufspringen…
Abschließend die Bitte an Silke: Berichte uns mal, wie es Dir vor Ort ergangen ist! Ist sicherlich spannend für alle hier im Forum.