Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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Barrique-Haus
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von Barrique-Haus »

Es sind Einzellagen im Birkweiler Kastanienbusch aus teilweise alten Bezeichnungen, bspw. auch Köppel. Da liegen andere Bodenverhältnisse vor, insofern gefällt mir persönlich das recht gut. Soweit ich weis, steht bei den meisten Erzeugern hinten auf dem Etikett ebenfalls Birkweiler Kastanienbusch um die Zugehörigkeit deutlich zu machen.

Und ins Marketing passt es natürlich auch sehr gut ;)
Viele Grüße
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Charlie
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von Charlie »

Was mich irritiert: gibt es dann im Kastanienbusch eine Große und eine Erste Lage??? Dass nicht alle Parzellen im Kastanienbusch GG sind ist klar.
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UlliB
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von UlliB »

Charlie hat geschrieben:Was mich irritiert: gibt es dann im Kastanienbusch eine Große und eine Erste Lage??? Dass nicht alle Parzellen im Kastanienbusch GG sind ist klar.
Charlie,

wie schon weiter oben geschrieben: das ist ganz offensichtlich so. Es gibt ja bei Wehrheim aus dem Kastanienbusch auch zwei GGs, mithin zwei unterschiedliche Große Lagen: den "einfachen" Kastanienbusch und den Köppel.

Rein VDP-klassifikationssystemimmanent :D gedacht ist das alles durchaus möglich und richtig; es kollidiert aber mit der weinrechtlichen Lagenbezeichnung - danach sind Taschberg EG, Kastanienbusch GG und Kastanienbusch Köppel GG halt allesamt "Birkweiler Kastanienbusch", d.h. die Angaben auf Rückenentikett und Frontetikett dürften kollidieren. Da bei der VDP-Klassifikation ohnhin einiges miteinander kollidiert, macht's die Sache auch nicht wirklich schlimmer.

Gruß
Ulli
Moselfan
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von Moselfan »

Da die Parzellenbezeichnung bzw. die alte Lage nicht in der offiziellen Lagenrolle steht muss eben noch die eigentlich Lage mit drauf stehen. Entweder per "-" also Birkweiler Kastanienbusch - Taschberg, oder aber auf dem offiziellen Vorderetikett, also dem eigentlichen Rückenetikett steht nur "Birkweiler Kastanienbusch" und auf dem Rückenetikett, also eigentlich Vorderetiektt steht dann Taschberg Spätlese trocken, oder ähnliches. Verwirrend, aber es wäre ja auch langweilig das system das inzwischen fast jeder verstanden hat beizubehalten, in 5-10 Jahren kommt dann die nächste Klassifikation damit wir alle was zu tun haben ;)
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UlliB
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von UlliB »

Moselfan hat geschrieben:[...] oder aber auf dem offiziellen Vorderetikett, also dem eigentlichen Rückenetikett steht nur "Birkweiler Kastanienbusch" und auf dem Rückenetikett, also eigentlich Vorderetiektt steht dann Taschberg Spätlese trocken, [...]
Ne ne ne, der Wehrheim hält sich schon ganz genau an die VDP-Vorschriften: keine Prädikate bei trockenen Weinen. Also nicht Taschberg Spätlese trocken, sondern nur Taschberg (QbA trocken) mit der umlaufenden Kapselschrift "VDP.Erste Lage" - sofern sich nicht der VDP bis September auch noch ein neues Erstes-Gewächs-Logo einfallen lässt (ein neues GG-Logo gibt es ja schon).

Zählt man zusammen, was bei Wehrheim aus dem Birkweiler Kastanienbusch alleine an Rieslingen produziert wird, kommt man nunmehr auf vier Weine: zwei GGs, ein EG, und einen Ortswein, der auf Grund der Erwähnung der Bodenformation für den Insider klar der Lage zuzuordnen ist. Soviel zu dem vom VDP lauthals verkündeten "Einweinprinzip" - und alles geschieht hier völlig regelkonform. Alt-68er würden das Vorgehen vermutlich als "kreative Zersetzung des Systems von innen" beschreiben.

Ich mag Wehrheim :)

Übrigens auch wegen der Qualität seiner Weine. 8-)

Gruß
Ulli
Bernd Schulz
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von Bernd Schulz »

Soviel zu dem vom VDP lauthals verkündeten "Einweinprinzip" - und alles geschieht hier völlig regelkonform. Alt-68er würden das Vorgehen vermutlich als "kreative Zersetzung des Systems von innen" beschreiben.
:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
Übrigens auch wegen der Qualität seiner Weine
Ja, die Wehrheim-Produkte sind teilweise sehr gut (wobei ich neulich den hier von anderer Seite sehr gelobten 07er-Keuper-Chardonnay, der ein Geburtstagsgeschenk war, enttäuschend eindimensional fand). Trotzdem muss, ich nachdem, ich Wehrheim in 2002 besucht habe, künftig nicht noch einmal dort hin. Es gibt so viele interessante deutsche Weine....was der VDP treibt, interessiert mich immer mehr nur noch deshalb, weil man so schön darüber ablästern kann! :evil: Ihre GGs , GLs, EGs, etc. usf. können sich die Geierleute meinethalben wirklich an den Hut stecken.

Beste Grüße

Bernd
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UlliB
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von UlliB »

Bernd Schulz hat geschrieben: ....was der VDP treibt, interessiert mich immer mehr nur noch deshalb, weil man so schön darüber ablästern kann! :evil: Ihre GGs , GLs, EGs, etc. usf. können sich die Geierleute meinethalben wirklich an den Hut stecken.
Bernd,

selbst, wenn Du um den VDP und die Weine seiner Mitglieder einen großen Bogen machst (was gar nicht so einfach ist, wenn man sich für hochwertige trockene deutsche Weine interessiert), solltest Du trotzdem wahrnehmen, was hier passiert. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass Du (zumindest außerhalb der Mosel) auch bei Nicht-VDP-Winzern mit VDP-artigen betriebsinternen Klassifizierungssystemen konfrontiert wirst, ist durchaus hoch und wird zukünftig sicher noch weiter steigen.

Es hieße an der Realität vorbeizublicken, wenn man meint, dass der VDP in Deutschland nicht durchaus eine Art Vorbildcharakter hat. Manche Betriebe mögen das VDP-System in der konkreten Hoffnung übernehmen, irgendwann in absehbarer Zeit Mitglied des VDP zu werden und ihre Kunden dann nicht mehr umgewöhnen zu müssen; andere haben vom zumindest teilweise sinnentleerten Prädikatssystem die Schnauze voll und wollen ein deutlich einfacheres und transparenteres System haben und nehmen einfach dasjenige, was andere schon (teilweise) anwenden.

Man muss dabei sagen, dass sehr viele Nicht-VDP-Betriebe das System dabei wesentlich konsequenter und klarer handhaben als etliche VDP-Mitgliedsbetriebe. Wie ich schon mehrfach gesagt habe: es sind die VDP-Mitglieder selber, die das Klassifizierungssystem ihres eigenen Verbandes uminterpretieren, umgehen, unterwandern und ununterbrochen Ergänzungen und komplizierte Ausnahmeregelungen durchsetzen, die zu dem abstrusen Konstrukt geführt haben, das das VDP-Klassifizierungsmodell bei Berücksichtigung aller Zusatz-, Neben-, und Ausnahmeregelungen heute darstellt, und die den VDP als völlig unfähig in der Durchsetzung seiner eigenen Regeln dastehen lassen.

Gruß
Ulli
Blaufränkisch
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von Blaufränkisch »

Gerald schrieb:
na ja, bei uns gibt es auch so ein merkwürdiges Modell (der Lagenklassifizierung, Anm.), nämlich von den "Traditionsweingütern" im Krems- bzw. Kamptal.

http://www.traditionsweingueter.at/lage ... g2010.html

Die öffentliche Wahrnehmung hält sich aber - wenn ich das richtig mitbekommen habe - eher in Grenzen. Und es scheint auch keine Nachahmer gefunden zu haben.
Die steirischen STK-Weingüter arbeiten auch ein wenig in die Richtung. Beiden wurde aber von ÖWM, Bundesweinbauverband und Landwirtschaftsministerium mehr oder weniger nachdrücklich gestoppt, m.W. bei den Tradtionsweingütern sogar mit einer eigenen Verordnung (bzw. Änderung einer bestehenden).

Das 1er-Logo dürfen sie noch auf dem Etikett verwenden, jeglichen Hinweis darauf, was es eigentlich bedeuten soll nicht und schon gar nicht den Begriff "Erste Lage" o.ä. Eigentlich würde das wohl auch für die gesamte begleitende Korrespondenz und Werbung (sowie Weinkarten in der Gastronomie, wie mir erklärt wurde) gelten. Wie sehr man sich daran hält, läßt sich aber leicht überprüfen...
Hier gibts mehr von mir zu lesen: www.bernhard-fiedler.at
Bernd Schulz
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von Bernd Schulz »

Denn die Wahrscheinlichkeit, dass Du (zumindest außerhalb der Mosel) auch bei Nicht-VDP-Winzern mit VDP-artigen betriebsinternen Klassifizierungssystemen konfrontiert wirst, ist durchaus hoch und wird zukünftig sicher noch weiter steigen.
Ulli, diesbezüglich habe ich wenig Sorgen. Denn erstens bin ich ja nun alles andere als ein ausgewiesener Trockentrinker, und zweitens haben die Winzer, deren trockene Weine mich besonders anlachen, in aller Regel so klare Vorstellungen von dem, was sie tun, dass der "Vorbildcharakter" des Nobelverbandes für sie überhaupt keine Rolle spielen dürfte. Ein Bruno Schmitt ( der vor noch nicht allzu langer Zeit aus dem VDP ausgetreten ist), ein Florian Weingart, ein Martin Müllen, ein Hajo Becker oder eine Claudia Loch pfeifen auf den VDP, und zwar in jedweder Hinsicht!

Wie schon gesagt gibt es genug Winzer, bei denen ich gerne etwas ordern würde, wenn es meine Platz- und Leberkapazitäten denn zuließen. So steht z.b. schon lange Randolph Kauer auf meiner Wunschliste...oder ich würde gerne mal wieder etwas bei Hermann Grumbach kaufen.... oder bei Göttelmann.... oder bei der Hahnmühle...

Ich komme gar nicht dazu, all die Betriebe, mit denen ich sehr gute Erfahrungen gemacht habe oder noch zu machen gedenke, mit Bestellungen zu bedenken - geschweige denn sie zu besuchen! Und insofern ist es mir prinzipiell wurscht, was der VDP in Sachen Lagenklassifizierung und Weinhierarchie für Possen aufführt. Die Groteske besitzt halt einen gewissen Unterhaltungswert - das ist der einzige Grund, aus dem ich sie mir ab und an noch etwas näher anschaue!

Beste Grüße

Bernd
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UlliB
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von UlliB »

Und es geht weiter mit den Ersten Lagen: heute lag die neue Preisliste von Karl Schaefer / Bad Dürkheim im Briefkasten, mit Weinen aus gleich vier verschiedenen "Ersten Lagen" - Wachenheimer Fuchsmantel, Wachenheimer Gerümpel, Dürkheimer Steinberg, Dürkheimer Spielberg. Aus dem Fuchsmantel gibt es gleich zwei Rieslinge, den "normalen" Fuchsmantel und den "Quetschenbaum". VDP-Einweinprinzip? Nun ja. :roll:

Interessant ist die Preisstellung für die 1.Lage-Weine: mit 9.- bis 12.- Euro pro Flasche im Vergleich zu Wehrheim (siehe oben) sehr moderat, und damit nicht teurer als die Ortsweine. Ein Ortswein aus Ungstein ist mit 13.- Euro sogar teurer als die teuersten 1.Lage-Weine hier. Ob das keine Vermittlungsprobleme gibt?

Einerlei. Wie schon weiter oben gesagt: entgegen einiger Prognosen scheint die neue Kategorie "Erste Lage" doch gerne genutzt zu werden.

Gruß
Ulli
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