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Re: Bordeaux 2020
Verfasst: Mo 7. Jun 2021, 20:22
von Sauternes
Winedom hat geschrieben:Die ziehen die Preise hübsch an.
Aber wenn der 2021 nicht so toll wird und die Preise dann nur ein wenig nachgeben kauft man eben 2020er nach.
Oder man kauft weder 2020 noch 2021, es gibt auf der Welt noch so viel mehr an guten Wein.
ich hatte kürzlich nochmal 2 Weine aus 2019 nachgeordert und damit bin ich dann an Bordeaux für die nächsten Jahrzehnte gut aufgestellt, das Zeug muss ja schließlich auch mal weggetrunken werden

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Gruß Heiko
Re: Bordeaux 2020
Verfasst: Mo 7. Jun 2021, 21:45
von Matthias Hilse
Die Dramaturgie der Kampagne 2020 ist möglicherweise von einem neuen Aspekt gekennzeichnet, den ich so zuvor in den letzten Jahren nicht wahrgenommen habe: über die Qualifikation des Anderen.
Nehmen wir die Peisveröffentlichung von Alter Ego heute; es wäre normal gewesen, wenn Palmer ebenfalls seinen Preis lanciert hätte. Das ist aber nicht passiert; ebenso bei Ormes de Pez und Lynch Bages oder auch Ferriere und Durfort Vivens nicht. Erklären ließe sich das mit einem verstärkten Markenbewußtsein (halte ich aber für unwahrscheinlich, weil zumindest auf Seite der Negociants dieses Jahr sehr stark das Thema des Engagements in der Breite angesprochen wird), mit der Idee, Rosinenpicker auf die Folter zu spannen (auch nicht sehr wahrscheinlich) oder: das Bekenntnis der Händler für das Weingut "abzufragen". Nur wer sich auch für die vermeintlich mindere Marke engagiert, wird auch entsprechend bei den Weinen, die man blind verkaufen kann, bedacht.
Nehmen wir an, meine Annahme würde zumindest in Teilen die Motivation der Erzeuger reflektieren; dann würden diejenigen auf dem falschen Fuß erwischt, die jetzt anstelle des 2020ers noch schnell 2019 kaufen. Denn dann würden in dieser Kampagne die pro Land und Händler allokierten Mengen verschoben. Denn die Frage der stellenweise herausragenden 2020er ist nicht, ob sie gekauft werden, sondern wo.
Ich hätte mir zu Beginn des Jahres nicht vorstellen können, mich in den Monaten April bis Juni genauso intensiv mit dem Subskriptionseinkauf zu beschäftigen, wie in den beiden Jahren zuvor.
Um verständlich zu machen, dass wir bei heraufziehender allgemeiner Inflation bei einem Jahrgang, der mit den besten flirtet, und Mengen, die deutlich unter denen des Vorjahres liegen (und einem Jahrgang 2021, der aus bekannten Gründen noch einmal deutlich kleiner sein wird), möglicherweise die falschen Schlüsse ziehen, füge ich meine Verkostungsnotiz zu Ferriere 2020 an:
"In der nach meiner Einschätzung sich am homogensten präsentierenden Appellation Margaux, deren Weine in 2020 eine besondere Strahlkraft auszeichnet, gelingt Chateau Ferriere ein Coup de Coeur und beantwortet insbesondere in Anbetracht des Preises die Frage der Verteilungsgerechtigkeit ganz neu. Einen so kompletten Margaux zu diesem Preis konnten Sie noch nie einkaufen. Ferriere 2020 sozialisiert zwar nicht die Perfektion, entwirft aber ein glänzendes Eidolon einer großen Margaux-Seele.
Mit spielerischer Leichtigkeit melangiert der Ferriere 2020 die Fundamentalopposition aus seiner opaken visuellen Signatur und seiner gustatorischen Transparenz zu einer Synthese aus Zartheit, Aplomb, Balance und Frische. In einem Umfeld teils dumpfer Fruchtmonotonie ragt diese schalkhafte, unaufgeregt natürliche, jedweder Insuffizienz abholde, ungemein animierende, energiegeladene und irgendwie naturorgiastische florale Anmut frech heraus und zeigt, dass das Gewährenlassen dessen, was seines Weges zum Wesen geht, kein Hindernis sein muss für elfenhafte Zartheit und äußerste aromatische Finesse."
Matthias Hilse 95-96 Punkte
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Re: Bordeaux 2020
Verfasst: Mo 7. Jun 2021, 22:04
von Zaccetti
Sorry musste lachen. Elfenhafte Zartheit... Wow. Die anderen Sätze habe ich leider nicht verstanden da ich zulange beschäftigt wäre die Wörter zu Googlen. Scheint aber ein Guter Wein zu sein.
Re: Bordeaux 2020
Verfasst: Di 8. Jun 2021, 06:19
von Rotundweiss
Matthias Hilse hat geschrieben: Denn die Frage der stellenweise herausragenden 2020er ist nicht, ob sie gekauft werden, sondern wo.
Es läuft wohl eher auf wann und zu welchem Kurs hinaus, nicht wahr ?

Re: Bordeaux 2020
Verfasst: Di 8. Jun 2021, 08:23
von pessac-léognan
Nun kommen mehr und mehr auch die Profi-Verkoster auf den Ferrière, außer Hilse auch Quarin:
'Vous trouverez dans ma bibliothèque de commentaires mes résultats actualisés des millésimes 2015, 2016, 2017 et 2018. Les trois derniers sont en hausse. Ils annonçaient le beau résultat du 2020.' Quarin hat 2016 bis 2018 nach oben korrigiert.
Bestätigt meine Notiz zum bereits fantastischen 18er im entsprechenden Thread.
Gruß
Jean
Re: Bordeaux 2020
Verfasst: Di 8. Jun 2021, 09:02
von harti
Auch Galloni ist begeistert:
The 2020 Ferrière is a powerhouse. Gravel, scorched earth, licorice, cloves, lavender and inky dark fruit saturate the palate. A virile, potent wine, Ferrière shows the more virile side of Margaux off to great effect. Readers will find a wine of tremendous gravitas. Aging is 40% in new oak, 40% in one year barrels and 20% in concrete tanks. (94-96P).
Und das sagt Jane Anson:
The most gorgeous violet-edged ruby colour, here there is a clear depth to the fruit and structure. Margaux typicity comes out in the floralily and striking energy in th fruit. A yield of 34hl/ha. 3% Petit Verdot completes the blend. Jacques Lurton has been consulting over the past few years; working with the vineyard and cellar team to help them focus on small things that make a big difference like oxygen management, and although he is no longer consulting the work has clearly paid off.
(93 P.)
Grüße
Hartmut
Re: Bordeaux 2020
Verfasst: Di 8. Jun 2021, 09:58
von Ollie
Ein französischer Händler schreibt: "22 hectolitres/hectare, un rendement 2020 historiquement bas à Ferrière, pour néanmoins une qualité remarquable dans le verre, fruit de vendanges d’une grande précocité (terminées le 30 septembre !) et d’une extraction très douce compte tenu de la présence tannique. Cette structure bien en place nous inspire un profil peu margalais, avec un grain de tanin fin et soyeux. L’apport de 7 hectares de vieux cabernet-sauvignons, merlots et petits verdots n’est pas étranger à cette belle réussite."
Le Figaro: "Un nez hypnotique de fruits des bois, aux arômes entêtants, une salinité attendue, qui s'ouvre sur des notes de pépites de chocolat noir. Une ligne claire, droite, intensément charbonneuse, à la fraîcheur de petites baies noires que l'on imagine avoir lentement mûri sous la douceur d'un été indien.. Un vin aquilin, à l'élégance aristocratique. 94"
Bettane & Desseauve: (keine Notiz veröffentlicht) 91-92 (schwächer als 2019: 93-94)
RVF: "Il faut désormais compter avec cette propriété dont les derniers millésimes sont bluffants ! Et le 2020 n’est pas en reste. Le vin sonne comme une évidence en bouche, avec une résonance et une harmonie de premier plan. Transparence du fruit, éclat de la bouche… c’est un régal. 96-97"
Terre de Vins: "C’est la suavité qui s’annonce d’emblée au nez, suivie d’une très belle attaque sur les fruits noirs. C’est rond, ample, avec des tanins dotés d’une belle sucrosité. Le cassis se mêle à des notes torréfiées sur le café et le chocolat. C’est le pari réussi de la matière et de la finesse. 95-96"
Yves Beck: "Pourpre violacé. Que de fraîcheur dans ce bouquet marqué par des nuances de baies rouges et noires. Très élégant en bouche où le vin est doté de tannins presque soyeux et même suaves, tout en révélant de la puissance. Ils sont en parfaite adéquation avec la structure et offrent du potentiel. Un vin harmonieux, sapide et gourmand. 2026-2045. 92-93"
Das heißt, B&D und Beck sind noch am konservativsten mit ihren Bewertungen. Zur Risikoabschätzung folgende Überlegung: Wieviel Pinot Noir bekomme ich für 38 Euro, wieviel Barolo (Produttori, als Beispiel), wieviel Brunello (Il Poggione)?
Cheers,
Ollie
Re: Bordeaux 2020
Verfasst: Di 8. Jun 2021, 10:07
von amateur des vins
Seit wann sind Bordeaux-Kampagnen mit Ratio vereinbar?

Re: Bordeaux 2020
Verfasst: Di 8. Jun 2021, 10:10
von Ollie
Price-Quality-Ratio, anyone?

Re: Bordeaux 2020
Verfasst: Di 8. Jun 2021, 10:36
von Xilk
08.06.2021
Preise HT (ohne Steuern)
Château Clerc Milon - 66,50€ (+16,7%)
Château Cantenac Brown - 39,90€ (+14%)
La Croix Ducru-Beaucaillou - 35€ (+11,1%)
Château Grand-Puy-Lacoste - 58,80€