Interview: Weinhändler Luca Lobenberg

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
Ollie
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Re: Interview: Weinhändler Luca Lobenberg

Beitrag von Ollie »

maha hat geschrieben: Mi 16. Okt 2024, 16:36 Sicher, volle Keller gab es sicher schon immer. Aber aufgrund der (allgemeinen) Preissteigerungen der letzten Jahre, nicht nur bei Wein, fällt die Kaufentscheidung bei vielen (inklusive mir) in punkto Replenishment eher zugunsten anderer Waren des täglichen Bedarfs aus, und nicht eben mehr so viel pro Wein.
Ich seh's andersherum: Die Preissteigerungen haben erst eingesetzt, als immer mehr Menschen angefangen haben, sich mit Wein zu beschäftigen und als Distinktionsmerkmal zu benutzen. Denn der Notwendigkeit der Distinktion treibt die ganze Ausdifferenzierung, und die kostet Geld, das wir dann bezahlen wollen, um in den Genuss der Distinktion zu kommen. Unsere Keller sind die Leichen vergangener (und sehr persönlich augelebter) Hypes. Nun sitzen wir auf der Blase, die wir geschaffen haben, und haben keine Mittel mehr, die Blase noch weiter aufzublasen.

Ist ein bißchen wie der Klimawandel.

Cheers,
Ollie
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UlliB
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Re: Interview: Weinhändler Luca Lobenberg

Beitrag von UlliB »

Ollie hat geschrieben: Mi 16. Okt 2024, 16:34 (Während ich diese Zeilen schreibe, versuche ich mich zu erinnern, ob Prüm überhaupt im VDP ist - so wenig Relevanz hat der VDP für mich an der Mosel, daß ich es mir gar nicht erst merke. - Sogar Heymann-Löwenstein hat den VDP-Adler auf der Halskrause - in Schwarz auf schwarzem Grund, als ob er sich genieren würde. :lol: )
Doch, JJ Prüm ist im VDP. Der Adler erscheint hier allerdings nicht auf der Kapsel, dafür auf dem Etikett.

Gruß
Ulli
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Jochen R.
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Re: Interview: Weinhändler Luca Lobenberg

Beitrag von Jochen R. »

UlliB hat geschrieben: Mi 16. Okt 2024, 16:44
jessesmaria hat geschrieben: Mi 16. Okt 2024, 16:24 Komisch – immerhin zur Sonnenuhr schreibt Parker über 2016: [...]
Bei mir war's beides mal das Juffer-GG und nicht die Juffer-Sonnenuhr. Mag sein, dass es da relevante Unterschiede gibt.

Bei der 16er Variante geht es mir jedenfalls genau so wie Hartmut: ich kriege die kaum runter. Und ich bin sonst in einer großen stilistischen Bandbreite unterwegs und insofern, was Normabweichungen betrifft, recht tolerant.
Ja, ich weiß, Gerstl muss seine Weine verkaufen, liebt wie Lobenberg Superlative und überhaupt ist es cool, auf Kritikermeinungen zu pfeifen, aber dass derart gepriesene Weine ungenießbar und unterirdisch sein sollen: beweist das nur mal wieder, wie absolut subjektiv die Urteile sind, oder welche Schlüsse soll man als Leser daraus ziehen?
Ich sehe ein Hauptproblem darin, dass die Händler und auch die meisten Kritiker Jungweine beurteilen und ihre Bewertungen später in aller Regel nicht mehr verifizieren (oder jedenfalls nicht mehr darüber berichten). Ausnahme vielleicht bei Bordeaux, da gibt es die groß angelegten "10-year-after"-Verkostungen, über die berichtet wird, und zumindest bei Parker wurde durch ihn selber oder seine Mitarbeiter auch im Verlauf immer mal wieder eine Flasche geöffnet und dabei gelegentlich das anfängliche Urteil gründlich revidiert. Aber sonst: da gilt in aller Regel "fire and forget", was aus den Weinen wird, wird nicht berichtet. Dass es Kandidaten gibt, die notorisch schlecht haltbar sind und wenige Jahre nach der Abfüllung nur noch ein Schatten ihrer selbst sind, ist kein Thema.

Gruß
Ulli
So ist es!
Ich habe mich von der ersten Flasche Juffer GG 2015 - ganz jung getrunken - blenden lassen. Hat mir sehr gut gefallen und ich habe nachgekauft. Jede der folgenden war einfach nur schwach.
Was harti zum Folgejahrgang schreibt (nicht ganz trocken) kann ich gut nachvollziehen.

Viele Grüße,
Jochen
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Re: Interview: Weinhändler Luca Lobenberg

Beitrag von Ollie »

UlliB hat geschrieben: Mi 16. Okt 2024, 16:46 Doch, JJ Prüm ist im VDP. Der Adler erscheint hier allerdings nicht auf der Kapsel, dafür auf dem Etikett.
Stimmt.
Jochen R. hat geschrieben: Mi 16. Okt 2024, 16:59 So ist es!
Ich habe mich von der ersten Flasche Juffer GG 2015 - ganz jung getrunken - blenden lassen. Hat mir sehr gut gefallen und ich habe nachgekauft. Jede der folgenden war einfach nur schwach.
Was harti zum Folgejahrgang schreibt (nicht ganz trocken) kann ich gut nachvollziehen.
Okay, aber aller persönlicher Vorlieben zum Trotz: Reden wir hier über ein stilistisches Problem (das Mosel-GGs sicherlich auch haben) oder über ein qualitatives Problem (das viele Mosel-GG sicherlich auch haben, aber damit stehen sie ja nun weiß Gott nocht allein)?

Wenn die Moselwinzer "Spätlese trocken mit einer guten Handvoll Restzucker" machen, ist das altbacken gewollt oder modern nicht gekonnt? Und: Sind die heutigen (JG 2023) Mosel-GGs nicht weiter oder doch in ihrer Stilistik nicht besser? Ich weiß es nicht, ich frage.

Cheers,
Ollie
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Re: Interview: Weinhändler Luca Lobenberg

Beitrag von Bernd Schulz »

Ollie hat geschrieben: Mi 16. Okt 2024, 16:34 Sogar Heymann-Löwenstein hat den VDP-Adler auf der Halskrause....
Reinhard Löwenstein war über lange Jahre Vizepräsident des VDP :twisted: .

https://www.vdp.de/de/vdp-stellt-weiche ... ie-zukunft

Beste Grüße

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Re: Interview: Weinhändler Luca Lobenberg

Beitrag von Ollie »

Aus der von dir velinkten Pressemitteilung:
Der VDP hat geschrieben:18 Jahre lang war Reinhard Löwenstein fester Bestandteil des VDP.Präsidiums. Es waren die über seine Heimat hinaus bekannten Charaktereigenschaften des Terrassenmosel-Winzers, die gleichermaßen seine Arbeit im Vorstand auszeichneten: eine weltkulturelle und kunstaffine Ader, der Blick für die Nachhaltigkeit sowie die penible, haargenaue Kartographie von Lagen, die stets konstruktive Auseinandersetzung mit der Entwicklung der Klassifikation und dem Terroir-Gedanken sowie der gewahrte Blick von außen auf den Verband.
Huii, die kennen ihren Pappenheimer aber schon sehr gut. :mrgreen:

Davon ab: Schon klar. Mir ging's um das verschämt wirkende "Schwarz auf Schwarz". :lol: (Kann aber sein, daß der Vogel noch wo auf der Flasche stand, ich habe vielleicht nicht sorgfältig genug geschaut.)

Cheers,
Ollie
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Jochen R.
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Re: Interview: Weinhändler Luca Lobenberg

Beitrag von Jochen R. »

Ollie hat geschrieben: Mi 16. Okt 2024, 17:10 ...
Jochen R. hat geschrieben: Mi 16. Okt 2024, 16:59 So ist es!
Ich habe mich von der ersten Flasche Juffer GG 2015 - ganz jung getrunken - blenden lassen. Hat mir sehr gut gefallen und ich habe nachgekauft. Jede der folgenden war einfach nur schwach.
Was harti zum Folgejahrgang schreibt (nicht ganz trocken) kann ich gut nachvollziehen.
Okay, aber aller persönlicher Vorlieben zum Trotz: Reden wir hier über ein stilistisches Problem (das Mosel-GGs sicherlich auch haben) oder über ein qualitatives Problem (das viele Mosel-GG sicherlich auch haben, aber damit stehen sie ja nun weiß Gott nocht allein)?

Wenn die Moselwinzer "Spätlese trocken mit einer guten Handvoll Restzucker" machen, ist das altbacken gewollt oder modern nicht gekonnt? Und: Sind die heutigen (JG 2023) Mosel-GGs nicht weiter oder doch in ihrer Stilistik nicht besser? Ich weiß es nicht, ich frage.

Cheers,
Ollie
In diesem Fall würde ich von einem qualitativen Problem sprechen.

Aber meine Erfahrungen bzgl. Mosel-GGs sind zu begrenzt und ich habe es im Folgenden auch nicht mehr probiert. Äh doch, V.V. (Altenberg GG 2018) wollte ich doch mal wieder nach längerer Zeit probieren. Hier kam zum qualitativen für meinen Geschmack ein stilistisches Problem dazu :mrgreen: Pappsüß, furchtbar.

Viele Grüße,
Jochen
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Rieslingfan
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Re: Interview: Weinhändler Luca Lobenberg

Beitrag von Rieslingfan »

Ich habe nur sehr wenig Erfahrung mit Moselweinen.

Ausgehend von den von mir verkosteten Weinen. ...
Rieslingfan hat geschrieben: Sa 5. Okt 2024, 15:53 Aktuell konnte ich den 2022er Trittenheimer Apotheke Riesling trocken von Ansgar Clüsserath verkosten.

Nach meinem Urteil ist der 2022er Trittenheimer Apotheke, ein Riesling von sehr hoher Qualität, der für meinen Geschmack aber irgendwie "kühl" und etwas säurebetont rüberkommt, so ganz anders als meine bevorzugten Rieslinge aus dem Anbaugebiet Rheinhessen.

Eventuell ist dies aber charakteristisch für Moselweine, bzw. dieser Wein benötigt mehr Zeit um sein volles Potenzial zu entfalten?
Ebenso erscheint mir der der Einstiegswein von Ansgar Clüsserath "VOM SCHIEFER Riesling trocken 2021/2022" etwas säurebetont und kühl. Die genannten Weine halte ich wie erwähnt durchaus für hochwertig, doch meinen Geschmack treffen sie weniger.

Dies nur meine persönliche Erkenntnis, beruhend auf einem Moselweingut.
Gruß Markus
Ursula
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Re: Interview: Weinhändler Luca Lobenberg

Beitrag von Ursula »

Hallo Jochen,

ein vom Vinum-Weinführer vor Jahren auf das Siegerpodest hochgelobten Riesling Pergentsknopp 2016 GG von v.V.mit 9gr, RZ ( das haben wir in einem Weinlabor untersuchen lassen ) hat uns zwar nicht als Wein an sich, aber als GG ( was ja automatisch auch trocken bedeutet ) derart enttäuscht,daß wir seitdem sowohl auf den Vinum-Weinführer als auch auf v.V. -Weine gerne verzichten. Da haben wir mit Ihnen wohl ein ähnliches Geschmacksempfinden.

Ab und an testen wir mal ein M-S-R- GG, aber eigentlich nur, um festzustellen, daß wir nichts versäumt haben.
Deutlicher RZ und schmeckbare Botrytis sind für uns bei einem Riesling-GG klare Ausschlußkriterien.

Da bleiben wir lieber bei unseren bewährten Blue-Chip-Adressen.

Gruß Ursus
glauer
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Re: Interview: Weinhändler Luca Lobenberg

Beitrag von glauer »

Ich glaube immer noch an ein strukturelles Problem. Generell ist der Markt für hochpreisige Weine nach Corona recht wackelig, die Alten kaufen weniger und die Jungen kaufen andere Dinge. Ausgenommen sind in D nur die wenigen absoluten BlueChips, die immer schnell ausverkauft sind. Aber auch die sehen zumindest kleine Schwächen am Sekundärmarkt. Letztes Jahr schien Breuer Schlossberg jenseits von 300 kurz nach Freigabe noch möglich, das sieht jetzt anders aus. Und auch KPK Weine blieben bei den Auktionen zu den Spitzenpreisen der letzten Jahre reihenweise liegen.

In so einer Situation tun sich Newcomer naturgemäß schwerer. Und das ist Mosel GG als breites und qualitativ überzeugendes Phänomen nunmal. Wer limitierte Kaufabsichten hat wird viel eher seine Morstein etc Vertikalen fortsetzen als sie durch Mosel GG ersetzen. Die Mosel hat da einfach den richtigen Zeitpunkt verpasst als man sich noch einfacher im Markt etablieren konnte. Ob sich da in der Zukunft neue Optionen ergeben ist eine andere Frage.
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