UlliB hat geschrieben:
Da könnte man glatt zum Champagnerliebhaber konvertieren
Hallo Ulli,
das lohnt sich. Fast nirgendwo anders in Frankreich ist aktuell so eine Dynamik zu spüren, es gibt so viel zu probieren, da kommt man kaum mehr hinterher.
A propos Champagner: neulich lud Ole zu einem gemütlichen Schaumwein-Abend in kleiner Runde ein. Zuallererst ein Wort zu den Gläsern: die ersten beiden Weine tranken wir parallel aus zwei verschiedenen Gläsern, nämlich dem Riedel Sommelier Champagne Vintage und dem Riedel Veritas Champagner. Der Unterschied war so gigantisch groß, dass ich es kaum glauben konnte. Aus dem Sommelier waren die Weine lasch, fad in der Perlage, plump fruchtig, wohingegen aus dem Veritas Glas viel mehr Dynamik raussprudelte, mehr Definition vorhanden war, die Weine jünger wirkten. Von diesen Veritas Gläsern werde ich mir ein paar zulegen, da sie mir auch gut für süße Rieslinge und jüngere Weißweine wie Sauvignon Blanc oder auch leichte trockene Rieslinge geeignet scheinen.
Los ging es mit dem jüngsten Wurf aus dem Hause
Reichsrat von Buhl, nämlich der
Cuvée Reserve Brut, bestehend aus 80% Weißburgunder und 20% Chardonnay aus 2013 und 2014. Der zweite Schäumer, den Matthieu Kaufmann verantwortet hat. Der war ziemlich öde, eher plump in der Frucht, gefühlt höher dosiert als tatsächlich der Fall, ordentlich trinkbar, aber ohne jegliche Faszination für mich.
Dann ging es aber richtig gut weiter, mit einem
Jérome Prevôst Blanc de Noir "Les Béguines" LC06 Brut aus 100% Pinot Meunier aus der Montagne de Reims. Ich kann nur sagen: wow. Das ist das höchste der Gefühle, ganz viel Finesse, aber auch Kraft und mit der feinen Oxi-Note, die Prevôst von Anselme Selosse gelernt hat. Grandios und noch besser als die neulich probierten LC07 und LC12, die auch beide verdammt gut waren.
Zum Vergleich schoben wir noch einen
Egly Ouriet Brut 1er Cru Les Vignes de Vrigny ein, der schon ein paar Jahre seit dem Dégorgement (2008) auf dem Buckel hatte. Der brauchte etwas Zeit, um aufzuwachen, zeigte sich dann aber auch sehr, sehr fein und vor allem sehr elegant und subtil. Grundsätzlich ein ähnlicher aromatischer Charakter wie der Prevôst, aber etwas subtiler und nicht ganz so expressiv und interessant.
Der
2006 Blanc de Blancs Brut Nature "Les Rachais" von
Francis Boulard, auch aus der Montagne de Reims, hatte leider einen Schuss weg und trank sich - trotz fehlendem offensichtlichen TCA-Ton - einfach nicht gut und war sehr flach und nasspappig am Gaumen. Korkverdacht.
Zum Schluss holte Ole nochmal einen echten Kracher raus:
Egly Ouriet Blanc de Noirs Extra Brut "Les Crayères", dégorgiert 2006. Das ist kein Apéritif-Champagner, sondern ein Essensbegleiter, der aromatisch tatsächlich eher an einen großen Pinot Noir erinnert als an einen klassischen Champagner. Sehr weinig im Charakter, tanninstark, dabei aber gar nicht anstrengend, sondern einfach nur zum Träumen. Ein paar Flaschen aus jüngerem Dégorgement habe ich davon im Keller liegen und werde sie da auch erstmal liegen lassen.
