Re: Champagner
Verfasst: Mo 10. Aug 2015, 15:27
Am 7. August war’s so weit: Teil 2 der 2004er-Jahrgangsprobe ging endlich über die Bühne. Hier die Ergebnisse und einige Eindrücke: Zehn Winzerchampagner standen an, also genauer: neun und ein Pirat; verkostet wurde bei acht Teilnehmern 'halbblind', d. h. nach den ersten Einschätzungen wurde die Flasche entkleidet, so daß der letzte Schluck offen geschah.
1. Diebolt-Vallois (Cramant): 2004, Bl. de Bls Brut 12,5% [5/5]
2. Lilbert (Cramant): ‚Cramant 2004‘ Grand Cru, Bl de Bls Brut [6/2]
3. Eric Isselée (Cramant): ‚Cuvée Clément‘, Fût de Chêne, GC, Bl de Bls Brut 12% [9/8]
4. Pierre Moncuit (Le Mesnil): ‚Nicole Moncuit V V‘, GC, Bl de Bls 12% [3/2]
5. Larmandier-Bernier (Vertus): ‚Vieille Vigne de Cramant‘, GC Bl de Bls Extra brut 12,5% [1/1]
6. Hansjörg Rebholz (Siebeldingen): ‚R‘ π No, Deutscher Sekt Brut 12,5% SB, Ch, WB [6/7]
7. Juillet-Lallement (Verzy): GC Brut 12% [8/9]
8. Jean Hanotin (Verzy): ‚Grand Cru‘, Brut 12% [10/10]
9. Gatinois (Ay): ‚Brut 2004 Grand Cru‘ 12% [4/4]
10. M.-N. Ledru (Ambonnay): ‚Cuvée de Goulté‘ 2004, GC Blanc de Noirs Brut 12% [2/4]
Den DIEBOLT-VALLOIS hatten wir schon in der Dezember-Runde im Glas und hegten da den Verdacht, daß mit der Flasche etwas nicht stimmte, hatte ich ihn doch besser in Erinnerung, als er sich dort präsentierte. Nun strahlte er durchaus: saftig, rotfruchtig, (was bei einigen Teilnehmern die nachvollziehbare Vermutung auf einen Pinot-Noir-Anteil provozierte), kam mit feiner Säure daher, hatte Druck, war rund, reif, weich, elegant, harmonisch, von großer Leichtigkeit. Etwas zu glatt, zu easy? Fehlte es an Tiefe? Muß Champagner Tiefe haben? [5/5]
Der LILBERT hatte durchaus Tiefe; war zupackend und fordernd, dabei klar und präzise, straight, drahtig; ihm gelang eine schöne Balance von dezemnter Frucht (u. a. Pfirsisch, Zitrus) und feiner Mineralik, hatte eine stramme Säure, offensichtlich nur schwach dosiert, war jung, fast adstringierend, wirkte zwar karg-mineralisch (für einige zu sehr), hatte dennoch Körper und Kern; ein Champagner mit dem bekenntnis zu seiner Herkunft aus Cramant [6/2]
Ebenfalls aus Cramant kam der ISSELEE – und war eine Enttäuschung: apfelig, dünn, karamellig, bitter, leicht oxidativ, wirkte streng und wenig charmant; (ganz anders war da der kürzlich getrunkene Bruder aus dem Jahre 2007, der großen Spaß machte: eher kräftig, ausgewogen, mit dezenter Holznote, die sich bestens mit dem reifen Chardonnay vermählte, schöne Länge); [9/8]
Die 'NICOLE MONCUIT' stammte aus über 90jährigen Reben, war mit 8g dosiert und erinnert stark an Diebolt-Vallois, brachte aber mehr Komplexität ins Glas; war weinig, weich, aber mit festem Kern, nussig, rotfruchtig, klar und harmonisch, vom cremiger Fülle, mit einem Hauch Holz; irgendwie ein Gegenstück zu Lilbert, wohl moderner, 'gefälliger', aber richtig gut [3/2]
Als noch besser wurde LARMANDIER-BERNIER befunden: Da knallte es im Glas von großer Frische, Kreide, Kraft, Klarheit; mineralisch, muskulös, präzise ging’s da zu; ein Champagner mit Rückgrat, prononcierter Säure, niedriger Dosage (2g), bestechender Reinheit und Gradlinigkeit [1/1]
Bei REBHOLZ’ ‚R‘ π No hieß es ganz schnell "klassischer Champagner"; das war nachvollziehbar, obwohl es sich um deutschen Sekt handelte, der aber aus Spätburgunder, Chardonnay und Weißburgunder komponiert war: es wurde eine feine Perlage und nussige, mandelige Aromen geboten, schöne Brioche kam dazu, auch blütige Aromen, guter Trinkfluß; ein in sich stimmiger mit dem Umfeld durchaus konkurrenzfähiger Sekt, dem es evtl. etwas an Schliff und Eleganz mangelte [6/7]
JUILLET-LALLEMENT (50% PN, 50% Ch) war ein saurer Bursche, wenig differenziert, dafür kratzig und am Ende stumpf, wirkte grün, mager, staubig; immerhin wurde er von einem Teilnehmer, der ihm "viel Struktur und Länge" attestierte, an die erste Stelle gesetzt [8/9]
Für HANOTIN (55% PN, 45% Ch) gab’s ein einhelliges Votum: es wurden karamellieg, briochige Noten festgestellt sowie eine vergleichsweise höhere Dosage; er wurde als langweilig, kurz und insgesamt uncharmant beschimpft [10/10]
Das war bei GATINOIS (90% PN, 10% Ch) ganz anders: da gab’s rote Früchte, Blüten, Kräuter, ätherische Noten am Gaumen; ein weicher ausbalancierter Champagner mit schöner Säure, klarer Frucht, mit Körper, aber auch fester Struktur; der machte Spaß [4/4]
Zuletzt kam Madame LEDRU (100% PN) dran, deren 'Goulté' im Dezember ein unscharfes Bild abgab und uns etwas ratlos zurück ließ; jetzt war sie über allen Zweifel erhaben: da war ein saftiger, frischer, fruchtiger, eleganter Champagner im Glas, rund und harmonisch; dafür gab’s u. a. einen ersten und diverse zweite Plätze [2/4]
Ole
1. Diebolt-Vallois (Cramant): 2004, Bl. de Bls Brut 12,5% [5/5]
2. Lilbert (Cramant): ‚Cramant 2004‘ Grand Cru, Bl de Bls Brut [6/2]
3. Eric Isselée (Cramant): ‚Cuvée Clément‘, Fût de Chêne, GC, Bl de Bls Brut 12% [9/8]
4. Pierre Moncuit (Le Mesnil): ‚Nicole Moncuit V V‘, GC, Bl de Bls 12% [3/2]
5. Larmandier-Bernier (Vertus): ‚Vieille Vigne de Cramant‘, GC Bl de Bls Extra brut 12,5% [1/1]
6. Hansjörg Rebholz (Siebeldingen): ‚R‘ π No, Deutscher Sekt Brut 12,5% SB, Ch, WB [6/7]
7. Juillet-Lallement (Verzy): GC Brut 12% [8/9]
8. Jean Hanotin (Verzy): ‚Grand Cru‘, Brut 12% [10/10]
9. Gatinois (Ay): ‚Brut 2004 Grand Cru‘ 12% [4/4]
10. M.-N. Ledru (Ambonnay): ‚Cuvée de Goulté‘ 2004, GC Blanc de Noirs Brut 12% [2/4]
Den DIEBOLT-VALLOIS hatten wir schon in der Dezember-Runde im Glas und hegten da den Verdacht, daß mit der Flasche etwas nicht stimmte, hatte ich ihn doch besser in Erinnerung, als er sich dort präsentierte. Nun strahlte er durchaus: saftig, rotfruchtig, (was bei einigen Teilnehmern die nachvollziehbare Vermutung auf einen Pinot-Noir-Anteil provozierte), kam mit feiner Säure daher, hatte Druck, war rund, reif, weich, elegant, harmonisch, von großer Leichtigkeit. Etwas zu glatt, zu easy? Fehlte es an Tiefe? Muß Champagner Tiefe haben? [5/5]
Der LILBERT hatte durchaus Tiefe; war zupackend und fordernd, dabei klar und präzise, straight, drahtig; ihm gelang eine schöne Balance von dezemnter Frucht (u. a. Pfirsisch, Zitrus) und feiner Mineralik, hatte eine stramme Säure, offensichtlich nur schwach dosiert, war jung, fast adstringierend, wirkte zwar karg-mineralisch (für einige zu sehr), hatte dennoch Körper und Kern; ein Champagner mit dem bekenntnis zu seiner Herkunft aus Cramant [6/2]
Ebenfalls aus Cramant kam der ISSELEE – und war eine Enttäuschung: apfelig, dünn, karamellig, bitter, leicht oxidativ, wirkte streng und wenig charmant; (ganz anders war da der kürzlich getrunkene Bruder aus dem Jahre 2007, der großen Spaß machte: eher kräftig, ausgewogen, mit dezenter Holznote, die sich bestens mit dem reifen Chardonnay vermählte, schöne Länge); [9/8]
Die 'NICOLE MONCUIT' stammte aus über 90jährigen Reben, war mit 8g dosiert und erinnert stark an Diebolt-Vallois, brachte aber mehr Komplexität ins Glas; war weinig, weich, aber mit festem Kern, nussig, rotfruchtig, klar und harmonisch, vom cremiger Fülle, mit einem Hauch Holz; irgendwie ein Gegenstück zu Lilbert, wohl moderner, 'gefälliger', aber richtig gut [3/2]
Als noch besser wurde LARMANDIER-BERNIER befunden: Da knallte es im Glas von großer Frische, Kreide, Kraft, Klarheit; mineralisch, muskulös, präzise ging’s da zu; ein Champagner mit Rückgrat, prononcierter Säure, niedriger Dosage (2g), bestechender Reinheit und Gradlinigkeit [1/1]
Bei REBHOLZ’ ‚R‘ π No hieß es ganz schnell "klassischer Champagner"; das war nachvollziehbar, obwohl es sich um deutschen Sekt handelte, der aber aus Spätburgunder, Chardonnay und Weißburgunder komponiert war: es wurde eine feine Perlage und nussige, mandelige Aromen geboten, schöne Brioche kam dazu, auch blütige Aromen, guter Trinkfluß; ein in sich stimmiger mit dem Umfeld durchaus konkurrenzfähiger Sekt, dem es evtl. etwas an Schliff und Eleganz mangelte [6/7]
JUILLET-LALLEMENT (50% PN, 50% Ch) war ein saurer Bursche, wenig differenziert, dafür kratzig und am Ende stumpf, wirkte grün, mager, staubig; immerhin wurde er von einem Teilnehmer, der ihm "viel Struktur und Länge" attestierte, an die erste Stelle gesetzt [8/9]
Für HANOTIN (55% PN, 45% Ch) gab’s ein einhelliges Votum: es wurden karamellieg, briochige Noten festgestellt sowie eine vergleichsweise höhere Dosage; er wurde als langweilig, kurz und insgesamt uncharmant beschimpft [10/10]
Das war bei GATINOIS (90% PN, 10% Ch) ganz anders: da gab’s rote Früchte, Blüten, Kräuter, ätherische Noten am Gaumen; ein weicher ausbalancierter Champagner mit schöner Säure, klarer Frucht, mit Körper, aber auch fester Struktur; der machte Spaß [4/4]
Zuletzt kam Madame LEDRU (100% PN) dran, deren 'Goulté' im Dezember ein unscharfes Bild abgab und uns etwas ratlos zurück ließ; jetzt war sie über allen Zweifel erhaben: da war ein saftiger, frischer, fruchtiger, eleganter Champagner im Glas, rund und harmonisch; dafür gab’s u. a. einen ersten und diverse zweite Plätze [2/4]
Ole