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Re: Bordeaux 2014
Verfasst: Mi 27. Mai 2015, 19:50
von octopussy
UlliB hat geschrieben:So, es fehlen immer noch Ducru Beaucaillou und Montrose, und rechts Ausone und Cheval blanc. In einem aktuellen Artikel in thedrinksbusiness.com wird die Situation sehr schön zusammengefasst:
[...] in these last days of the campaign they now find themselves locked in a standoff worthy of a Sergio Leone film; each waiting for the other to release their price before making a move. [...]
Lafite won’t release its last tranche until Cheval Blanc releases, Cheval Blanc is waiting for Ausone but Ausone is not in a hurry. Ducru Beaucaillou is waiting for Montrose and Montrose is waiting for Ducru Beaucaillou.
Who’ll reach for their steel first?
Das ist tatsächlich treffend beschrieben, aber dieses Warten finde ich einfach nur albern. Bloß keinen Cent und keinen Millimeter Prestige verschenken... Als ob die Château-Besitzer das nötig hätten. Für den Preis von Montrose sehe ich jedenfalls rabenschwarz. Unter 100 Euro wird da vermutlich nichts zu machen sein.
Re: Bordeaux 2014
Verfasst: Mi 27. Mai 2015, 20:35
von UlliB
octopussy hat geschrieben: Für den Preis von Montrose sehe ich jedenfalls rabenschwarz. Unter 100 Euro wird da vermutlich nichts zu machen sein.
Abwarten. Montrose könnte auch auf eine absolute Hochpreisstrategie nach dem Modell Palmer umstellen; wenn man aber den Wein tatsächlich verkaufen möchte, ist eher der Preis von Pichon Lalande die Leitschnur. Das gilt auch für Ducru. Aber vielleicht will man ja gar nicht verkaufen (bei Palmer will man das offensichtlich schon seit Jahren nicht mehr).
[...] dieses Warten finde ich einfach nur albern. Bloß keinen Cent und keinen Millimeter Prestige verschenken... Als ob die Château-Besitzer das nötig hätten.
Offensichtlich haben sie es aber nötig, wobei Prestige wohl wichtiger ist als Preis. Das Spiel ist ja überhaupt nicht neu, sondern wird jedes Jahr wieder betrieben, nur mit wechselnden Beteiligten. Meistens war die Comtesse dabei, diesmal eben nicht.
Ich weiß nicht mehr, in welcher Kampagne es war, aber einmal drohte man dabei sogar in die französischen Sommerferien zu kommen. Da sind wir dieses Jahr vergleichsweise sehr schnell unterwegs, und allzu lange wird man nicht mehr warten können, denn dann stirbt das ohnehin mäßige Interesse völlig; die Leute schließen ihre Käufe ab und wenden sich anderen Dingen zu. Wenn man natürlich nicht verkaufen will... siehe oben.
Gruß
Ulli
Re: Bordeaux 2014
Verfasst: Mi 27. Mai 2015, 21:45
von innauen
UlliB hat geschrieben:
Abwarten. Montrose könnte auch auf eine absolute Hochpreisstrategie nach dem Modell Palmer umstellen; wenn man aber den Wein tatsächlich verkaufen möchte, ist eher der Preis von Pichon Lalande die Leitschnur. Das gilt auch für Ducru. Aber vielleicht will man ja gar nicht verkaufen (bei Palmer will man das offensichtlich schon seit Jahren nicht mehr).
Gruß
Ulli
Hallo,
in die Glaskugel blicken kann niemand. Aber für Weine eines gewissen Prestiges darf die Frage gestellt werden, inwieweit die Subskription überhaupt noch dafür gemacht wird, das Gros der Ernte zu verkaufen? Die Chateau unterliegen keiner Publikationspflicht über ihren Absatz. Was wissen wir über die verkauften Mengen abseits von Decanter-Meldungen á la "Mouton und Lynch Bages verkaufen sich gut"? Künstliche Verknappung hilft eine stagnierende Nachfrage zu stabilen Preisen zu bedienen. Die Premier Cru machen es vor, indem sie ihre Weine in Tranchen lancieren. Wer sagt, dass nach Abschluss der Subskription nicht noch weitere Tranchen bzw. Kisten die Chateau in Richtung der Negociants verlassen - zumal die Chateau mit diesen geschäftlich und familiär vielfach verbandelt sind? Das wäre jedenfalls eine Erklärung für die vielen Lagerräume, die in den letzten Jahren in Bordeaux wie Pilze aus dem Boden gewachsen sind. Wenn diese Vermutung zutreffen würde, dann dient die Subskription letzlich auch der Bildung eines Nachfrageniveaus, das vorzugsweise dann bedient wird, wenn sich die ausgehandelten Preise am Markt auch erlösen lassen. Auf Wechselkurseinflüsse und unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklungen weltweit könnte mit Nachverkäufen aus Sicht der Chateau sehr viel besser reagiert werden, als wenn wirklich alle Weine bis auf die Chateaureserve an einem Tag X in den Markt gedrückt werden.
Aber wie gesagt. Alles Spekulation. Informationsasymetrien sind auch im Finanzwesen immer ein gutes Argument, Preise oben zu halten

.
Grüße,
wolf
Re: Bordeaux 2014
Verfasst: Mi 27. Mai 2015, 23:18
von RWF
Hallo zusammen
Montrose war schon klasse, für mich der Wein des Jahrgangs. Wäre sehr schade, wenn man hier die Bodenhaftung verlieren würde.
Mir persönlich haben während der Primeurwoche besonders die Weine des nördlichen linken Ufers gut gefallen, v.a. St. Estephe, Pauillac, St. Julien. Da die Qualitäten hier oft sehr gut sind, sind die Preise im Kontext der anderen Jahrgänge nach 2010 für einige der Weine akzeptabel. Aber es stimmt schon, dass allein der zeitliche Verlauf der Kampagne jede emotionale Regung erschwert.
Die Reife der St. Estephe ist besonders beeindruckend gewesen; für mich die Appellation des Jahrgangs.
Auch die kleineren Weine wie Meyney, le Crock, Ormez de Pez, Tronquoy Lalande, ... waren richtig schön.
Beste Grüsse
Re: Bordeaux 2014
Verfasst: Do 28. Mai 2015, 10:48
von octopussy
Zwei der Kombattanten im Final Standoff haben jetzt ihre Revolver gezogen:
Cheval Blanc vs. Ausone, beide - oh Wunder - zum selben Preis (€360 ex negociant). Tja, beide getroffen oder beide danebengeschossen: das ist hier die Frage?
Re: Bordeaux 2014
Verfasst: Do 28. Mai 2015, 12:28
von UlliB
octopussy hat geschrieben:Cheval Blanc vs. Ausone, beide - oh Wunder - zum selben Preis (€360 ex negociant). Tja, beide getroffen oder beide danebengeschossen: das ist hier die Frage?
Da mussten sich halt die beiden "echten" 1er cru "A" von den ekelhaften Parvenüs Angelus und Pavie preislich absetzen. Mit dem Ergebnis: 50% teurer als die 1ers vom linken Ufer (wobei die dieses Jahr vermutlich qualitativ die Nase vorn haben).
Ob das in dem Sinne aufgeht, dass sich die Weine tatsächlich verkaufen lassen? - Keine Ahnung; im Luxusgütersegment gelten eigene Gesetze, da kann ein völlig überrissener Preis einen zusätzlichen Kaufanreiz darstellen.
Es interessiert mich zugegebenermaßen aber auch nicht wirklich
Gruß
Ulli
Re: Bordeaux 2014
Verfasst: Do 28. Mai 2015, 12:42
von innauen
UlliB hat geschrieben: im Luxusgütersegment gelten eigene Gesetze, da kann ein völlig überrissener Preis einen zusätzlichen Kaufanreiz darstellen.
Gruß
Ulli
Hallo,
ein alter Witz über neureiche Russen aus den 90er Jahren passt dazu:
Treffen sich zwei neue Russen. Der eine zeigt auf seine Krawatte "Schau mal hier. Versace! In Venedig gekauft. 1000 Dollar!" Darauf der andere "Wie Dumm! Gibt es doch hier um die Ecke für 2000 Dollar!"
Grüße,
wolf
Re: Bordeaux 2014
Verfasst: Do 28. Mai 2015, 13:15
von Herr S.
octopussy hat geschrieben:Zwei der Kombattanten im Final Standoff haben jetzt ihre Revolver gezogen:
Cheval Blanc vs. Ausone, beide - oh Wunder - zum selben Preis (€360 ex negociant). Tja, beide getroffen oder beide danebengeschossen: das ist hier die Frage?
Klare Sache: beide tot.
Just my 2 cents,
Björn
P.S. Bisher 3 Flaschen Trotanoy und 3 Flaschen Comtesse gesubst. Und einfach fiel mir das nicht aber aus privaten Gründen muss etwas BDX14 in den Keller. Die Hoffnungen ruhen auf Montrose ...
Re: Bordeaux 2014
Verfasst: Do 28. Mai 2015, 13:17
von octopussy
UlliB hat geschrieben:octopussy hat geschrieben:Cheval Blanc vs. Ausone, beide - oh Wunder - zum selben Preis (€360 ex negociant). Tja, beide getroffen oder beide danebengeschossen: das ist hier die Frage?
Da mussten sich halt die beiden "echten" 1er cru "A" von den ekelhaften Parvenüs Angelus und Pavie preislich absetzen. Mit dem Ergebnis: 50% teurer als die 1ers vom linken Ufer (wobei die dieses Jahr vermutlich qualitativ die Nase vorn haben).
Ob das in dem Sinne aufgeht, dass sich die Weine tatsächlich verkaufen lassen? - Keine Ahnung; im Luxusgütersegment gelten eigene Gesetze, da kann ein völlig überrissener Preis einen zusätzlichen Kaufanreiz darstellen.
Bei Farr Vintners ist Ausone schon ausverkauft, Cheval Blanc nicht mal "Low Stock". Das liegt aber wahrscheinlich auch daran, dass Ausone nur ca. 1/4 der Anbaufläche von Cheval Blanc hat. Die Preise sind ambitioniert, aber man orientiert sich hier wahrscheinlich eher an Lafleur, Petrus und Le Pin als an den popeligen Premiers vom linken Ufer. Zum Trösten: immerhin sind Cheval Blanc und Ausone günstiger als Masseto.
Re: Bordeaux 2014
Verfasst: Do 28. Mai 2015, 14:36
von octopussy
Ducru Beaucaillou ist jetzt auch draußen, kostet in England 750 GBP in bond für 12. Keine Ahnung, was das in Euro für 1 Flasche bedeutet, über 100 Euro liegt der Preis aber in jedem Fall.