Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Ralf Gundlach
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Re: Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Beitrag von Ralf Gundlach »

Bernd Schulz hat geschrieben: Mo 24. Feb 2025, 21:52 Hallo Ralf,

auch unsere Geschmäcker sind manchmal verschieden.....;)

Mir schmeckt der Wein zu wenig nach Gewürztraminer, und ich empfinde ihn außerdem als zu glatt und zu "technisch". Die 13 Umdrehungen tun dann noch ihr Übriges dazu....

Den Weißburgunder des Hauses fand ich da schon deutlich ansprechender. Aber nach beiden Weinen habe ich erst einmal den Eindruck, dass es sich bei Rudloff um keinen Erzeuger handelt, von dem ich unbedingt noch mehr kaufen muss. Die Stilistik ist mir ganz subjektiv zu "modern" und (um es offen zu sagen) zu reinzüchtig und zu kantenfrei. Arg poliertes Zeug halt.

Herzliche Grüße

Bernd
Hallo Bernd,

der Gewürztraminer ist für mich auch nicht wirklich individuell, sondern handwerklich gut gemacht. Kaufen würde ich ihn auch nicht nochmal, trotz der Bewertung.

Gruß

Ralf
Ralf Gundlach
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Re: Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Beitrag von Ralf Gundlach »

Hat eigentlich jemand auch was Weisses von Bernard probiert?
Im Glas:
2023 Klingenberger Silvaner Philip Bernard

Das ist ein ungemein feiner, eleganter Silvaner, der regelrecht in sich ruht. Nicht kompliziert, aber niemals banal. Die Frucht hat eine wunderbare Balance zur Säure. Dabei eher mittelgewichtig . Vom Stil her hat das schon was burgundriges. was aber passt, weil es gekonnt ist. Bei der Komplexität merkt man dann schon, dass es ein Ortswein ist. Mir gefällt die Stilistik auf jeden Fall sehr gut. Auch hier spürt man, dass Philip Bernhard ein richtig guter Winzer ist. Schade, dass er keinen Lagen-Silvaner viniviziert. Diesen Ortswein mit mehr Komplexität und Spiel…. :o Der Ortswein von Josef Walter aus dem gleichen Jahrgang kommt da nicht mit, weil der insgesamt zu „typisch“ fränkisch schmeckt, sprich ausladend mit zu wenig Säure ( auch leichte Bananennoten, die brauche ich aber nur zum Frühstück, ohne Alkohol ;) ). Höchstens 86 Punkte (kostet 10 Euro).

90 Punkte. Kostet ab Hof 12 Euro.

Gruß

Ralf
Bernd Schulz
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Re: Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Beitrag von Bernd Schulz »

Peter Rudloff kann ja doch Weine in die Flasche bringen, die auch mich (zumindest einigermaßen) überzeugen:

Bild

Den Traminer fand ich ziemlich grottig, um es mal ganz unverblümt zu sagen, aber der Weißburgunder "Alte Reben" zeigt für seine Preisklasse viel geschmackliche Dichte und einige Tiefe. Er ist handwerklich wirklich gekonnt gemacht, wobei immer noch ein kleiner Akzent auf "gemacht" hängenbleibt - alles in allem wirkt der Stil des Hauses auch hier auf mich tendenziell zu manipulativ. Aber das ist jetzt Moppern auf recht hohem Niveau....

Herzliche Grüße

Bernd
Ralf Gundlach
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Re: Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Beitrag von Ralf Gundlach »

Ein „kleiner“ Franke an der Ahr, denn da bin ich gerade. Vorher hatte ich den Meyer-Näkel Blauschiefer im Glas, ein toller SB, und den wollte ich nicht austrinken. Als Absacker kam mir der Walter recht.

2017 Walters Spätburgunder Josef Walter

Das war natürlich schon speziell. Der 22er Blauschiefer von M-N ist ein richtig toller Spätburgunder. Aber danach behauptet sich dieser kleine Spätburgunder durchaus. Ein grundehrlicher, eigenständiger Wein, der regelrecht geerdet rüberkommt. Im positiven Sinne rustikal. Lebhafte Säure. Eher schlank. Schöne, aber zurückhaltende Frucht. Wirkt wie ein 22er. Der wird auch noch in 5 Jahren Freude machen. Der Blauschiefer von M-N ist richtig klasse, aber solch ein Wein aus dem „untersten“ Regal mit so einer Peformance nötigt mir noch mehr Respekt ab. Welcher Winzer in Deutschland bietet noch einen 17er Basis-Spätburgunder an? Auf diesem Level?

89 Punkte. Kosten ab Hof 9 Euro.

Gruß

Ralf
Bernd Schulz
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Re: Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Beitrag von Bernd Schulz »

Bei mir im Glas befindet sich gerade der 20er Basisspätburgunder von Walter:

Bild

Als positiv empfinde ich den absolut ungestylten Charakter des Weins auf jeden Fall, aber aus der 10-Euro-Klasse hatte ich schon einige deutsche Spätburgunder, die auf mich deutlich differenzierter und feiner gewirkt haben.

Blind hätte ich hier wohl auf einen französischen Pinot Noir aus dem unteren Preissegment (und aus gutem Hause ;) ) getippt....

Herzliche Grüße

Bernd
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UlliB
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Re: Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Beitrag von UlliB »

Zweiter Anlauf, diesmal mit Erfolg:

Klingenberg Schlossberg Fass 01 Spätburgunder 2022 (Philip Bernard) 13%Vol. Bei der ersten Flasche war ich nicht ganz sicher, ob die durch den deutlich nach TCA riechenden Kork einen Schlag wegbekommen hat; angesichts dieser Flasche mit einem einwandfreien Korken kann daran aber kein Zweifel mehr bestehen. Denn der Wein ist erstklassig.

Distanzvergleiche sind ohnehin problematisch, und den "normalen" Schlossberg hatte ich schon vor vier Wochen im Glas, da ist die Erinnerung schon ein wenig verblasst. Klar ist aber die nahe Verwandtschaft, denn auch hier liegt die Betonung auf Feinheit und Eleganz; ich vermute, dass die Intensität bei dem Fass 01 etwas höher ist und der Wein tiefgründiger ist, auch das Tannin etwas fester, aber genauen Aufschluss dürfte nur ein direkter Vergleich bieten, den ich bei Gelegenheit mit ein paar Mittrinkern nachholen werde. Was aber auch so klar ist: hier ist ein Könner am Werk, und die beiden Spätburgunder können in der deutschen Oberliga mitspielen.

Danke, Bodo, für den Tipp!

Gruß
Ulli


PS. Die "korkende" Flasche wurde vom Winzer kostenlos ersetzt.
weinaffe
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Re: Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Beitrag von weinaffe »

Gern geschehen, Ulli ! Ich bin mal auf deinen direkten Vergleich der beiden Weine gespannt. Ich habe das bisher 2-mal gemacht. Beim ersten Vergleich empfand ich den Unterschied, vielleicht tagesformabhängig ;) ,als nur sehr marginal. Beim zweiten Anlauf, bei dem ich mir auch etwas mehr Zeit gelassen habe, war der Unterschied schon deutlicher. Der Fass 01 hat für mich einfach die etwas größere Tiefe und Dichte und eine etwas festere Tanninstruktur. Aber mal sehen, zu welchem Ergebnis ihr kommt.

LG
Bodo
Bernd Schulz
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Re: Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Beitrag von Bernd Schulz »

Dass die unangenehmen Assoziationen, die mir beim Bacchus von Florian Reus unwillkürlich gekommen sind, beim nächsten Wein dieses Winzers ausbleiben würden, hatte ich gehofft - und meine Hoffnung wurde nicht enttäuscht:

Bild

Diesmal findet sich nur ein dezenter Naturweintouch, und die ganze Angelegenheit wirkt vor allem am Gaumen ungemein intensiv - ich habe schon lange keinen Weißen aus Burgundersorten mit so viel Druck getrunken. Dabei handelt es sich aber nicht um plumpe, schwerfällige Kraft, sondern eher um laserartige Energie; mit seinen unkonventionellen Methoden hat der junge Winzer diesmal einen Volltreffer gelandet! Richtig tolles Zeug ist das!

Herzliche Grüße

Bernd
nono
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Re: Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Beitrag von nono »

Leider haben mir die Weine von Florian Reus nicht geschmeckt.
Ich habe ein Paket mit Weinen aus 2021, 22, 23 probiert..
Verbrannter Gummi, Apfelessig, nasse Socken, dazu muss ich allerdings sagen, dass ich biologischen Weinbau sehr schätze, aber mit " Naturwein" schon Probleme habe...
Bernd Schulz
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Re: Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Beitrag von Bernd Schulz »

Ralf Gundlach hat geschrieben: Fr 28. Feb 2025, 20:45 2017 Walters Spätburgunder Josef Walter

Das war natürlich schon speziell. Der 22er Blauschiefer von M-N ist ein richtig toller Spätburgunder. Aber danach behauptet sich dieser kleine Spätburgunder durchaus. Ein grundehrlicher, eigenständiger Wein, der regelrecht geerdet rüberkommt. Im positiven Sinne rustikal. Lebhafte Säure. Eher schlank. Schöne, aber zurückhaltende Frucht. Wirkt wie ein 22er. Der wird auch noch in 5 Jahren Freude machen. Der Blauschiefer von M-N ist richtig klasse, aber solch ein Wein aus dem „untersten“ Regal mit so einer Peformance nötigt mir noch mehr Respekt ab. Welcher Winzer in Deutschland bietet noch einen 17er Basis-Spätburgunder an? Auf diesem Level?

89 Punkte. Kosten ab Hof 9 Euro.
Den 17er von Walter habe ich jetzt auch im Glas. Und ich bin voll und ganz bei Ralf:

Bild

Dieser 17er gefällt mir klar besser als sein Gegenstück aus 2020. Verrückt, das so etwas immer noch für 9 Euro zu haben ist!

Herzliche Grüße

Bernd
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