Bordeaux 2011

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
weinfex
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von weinfex »

innauen hat geschrieben:auf Calon Segur scheint man nicht taub gewesen zu sein. Die Signale, dass hier einer der besten St. Estephe entstanden ist, sind angekommen. Capbern Gasqueton kommt deshalb schon mal als Probewein zum fast identischen Preis wie in den letzten Jahren raus.

Grüße,

wolf
Hallo Wolf,

Capbern Gasqueton wird vom Calon Segur Team bewirtschaftet und kann
man dort auch verkosten, ansonsten ist es aber ein eigenständiges Chateau.
Zum Preis, er liegt in der Tat im EVP "nur" ein Euro unter dem Vorjahr, qualitativ
ist er aber mindestens genauso gut wie 2009 ( und wer den Jahrgang schon probiert
hat, weiss wie gut der Wein ist!) und 2010 und ist in St. Estephe in dieser Preisklasse meine
Topempfehlung in diesem Jahrgang. Für mich jeden einzelnen Cent wert, mindestens...
Grüsse weinfex
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sorgenbrecher
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von sorgenbrecher »

Bottlebinder hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben: ... dass ältere gute Jahrgänge in sehr vielen Fällen billiger zu bekommen sind sind als jüngere. Bei etlichen "linksufrigen" Weinen gibt es trinkreife Weine aus guten Jahrgängen der 80er und 90er zu Preisen zu kaufen, die deutlich unter denen für die 2010er Subskription liegen. Eine Skurrilität, die zeigt, dass sich die Märkte eben nicht rational verhalten...
... und damit zur Blasenbildung neigen, ich bleibe dabei. ;)
das es eine blase ist kann aus meiner sicht nicht ernsthaft bezweifelt werden.

die preise liegen weit über dem inneren wert des gutes, es gibt durch die niedrigzinspolitik und laxe geldpolitik sehr viel liquidität und zudem eine gesteuerte verknappung des angebotes durch die produzenten, durch zurückhalten von erheblichen mengen.

aber blasen können extrem langlebig sein, keiner weiß, wie lange diese noch weiterlaufen und auch nicht wann sie platzen und demzufolge hilft die feststellung als solches nur sehr begrenzt.

aber man kann aus der analyse doch gute handlungsempfehlungen ableiten, und die wichtigste ist wohl ganz eindeutig, dass es in diesem umfeld keinen sinn macht, die weine über die subskription zu kaufen. das haben scheinbar die "neuen märkte", insbesondere die chinesen, viel schneller realisiert als die "alten märkte".
warum ?
1. es gibt absehbar in folgejahren noch eine erhebliche steigerung des angebotes, wenn die zurückgehaltenen mengen auf den markt kommen (wirklich knapp sind nur sehr rare weine wie petrus, vom rest gibt es genug menge)
2. die nachfrageseite ist getrieben durch billiges geld und gelddruck der notenbanken, das wird nicht ewig anhalten, zudem wird es auch in den "neuen märkten" zur spürbaren abkühlung der hohen wachstumsraten kommen.
3. die massiven preiserhöhungen der chateaus nehmen bereits einen erheblichen teil der potentiellen spekulationsgewinne vorweg und erhöhen das risiko in verbindung mit noch großen angebotsmengen (vgl. 1.)
4. die üblichen subskriptionsrisiken (vorfinanzierung, tatsächliche entwicklung der weine, tatsächliche zukünftige preisentwicklung) werden zunehmend wichtiger
5. die häufung sehr guter jahrgänge bedingt durch klimawandel und die erheblichen qualitätssteigerungen bei sehr vielen chateaus führt sukzessive zu einer relativen nivellierung und erneut zu einer potentiellen erhöhung des angebotes

jeder halbwegs rationale käufer, der wein wirklich zum trinken erwirbt, wird doch unter diesen umständen jetzt zu trinkreifen jahrgängen aus den 80ern und 90ern greifen (deutlich unterhalb der preise der aktuellen jahrgänge) und sich in 10+ jahren damit beschäftigen, ob es sinn macht dann 2009, 2010, 2011, oder einen der folgejahrgänge zu kaufen......das angebot wird dann definitiv da sein.
Gruß, Marko.
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UlliB
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von UlliB »

sorgenbrecher hat geschrieben:
die preise liegen weit über dem inneren wert des gutes,
Wie definiert sich der "innere Wert" von Wein? Über die reinen Herstellkosten? - Dann ist fast jeder nachgefragte Wein ganz heftig überpreist.

Ansonsten: Deine Analyse ist nachvollziehbar. Dennoch wird auch dieses Jahr wieder gesubst werden, wahrscheinlich weniger als in 2009, aber jedenfalls mehr als nichts. Wie Du selber bemerkst: das Geld ist da, renditetragend und gleichzeitig sicher anlegen kann man es nicht, und so hat jetzt die Flucht in die Sachwerte begonnen. Ob man nun das Geld für überteuerte Immobilien verballert oder für überteuerte Rotweine, ist wohl eine reine Geschmacksfrage... 8-)

Gruß
Ulli
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nougat
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von nougat »

Kurzes Intermezzo :) Julia Harding mit Margaux.

Ch Angludet 2011 Margaux 16
Ch Bellevue de Tayac 2011 Margaux 16.5
Ch Brane-Cantenac 2011 Margaux 16.5
Ch Cantenac Brown 2011 Margaux 16
Ch Dauzac 2011 Margaux 15.5
Ch Desmirail 2011 Margaux 15
Ch Durfort-Vivens 2011 Margaux 15.5
Ch Ferrière 2011 Margaux 16.5
Ch Giscours 2011 Margaux 16
Ch La Gurgue 2011 Margaux 15.5
Ch d'Issan, Blason d'Issan 2011 Margaux 16.5
Ch d'Issan 2011 Margaux 17
Ch Kirwan 2011 Margaux 16.5
Ch Labégorce 2011 Margaux 15.5
Ch Lascombes 2011 Margaux 15.5
Ch Malescot St-Exupéry 2011 Margaux 16
Ch Margaux, Pavillon Rouge 2011 Margaux 16.5
Ch Margaux 2011 Margaux 17.5
Ch Marquis de Terme 2011 Margaux 16.5
Ch Monbrison 2011 Margaux 16.5
Ch Palmer, Alter Ego de Palmer 2011 Margaux 17
Ch Palmer 2011 Margaux 18.5
Ch Prieuré-Lichine 2011 Margaux 16.5
Ch Rauzan-Gassies 2011 Margaux 16.5
Ch Rauzan-Ségla 2011 Margaux 15.5
Ch Siran 2011 Margaux 16
Ch du Tertre 2011 Margaux 16
Grüße
Martin

Military justice is to justice what military music is to music [Groucho Marx]
joern_ribu
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von joern_ribu »

Kurzes Intermezzo :) Julia Harding mit Margaux.
Sorry, aber nimmt die (resp. ihre Chefin JR) mit ihrem Zahlen-Roulette und den wie aus dem elektronischen Zettelkasten zusammengewürfelt erscheinenden "Verkostungsnotizen" überhaupt noch jemand ernst?? Für mich schon seit mehreren Jahren keine ernsthafte Orientiereung mehr, obwohl ich ihre ausführlicheren Reportagen und Berichte durchaus schätze. Sorry für OT - aber das musste mal raus :oops:
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Salute - und immer einen guten Wein im Glas wünscht

Jörn
weinfex
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von weinfex »

Bordeaux scheint heute morgen durch einen lauten Pfiff
geweckt worden zu sein, die Preise purzeln nur so, fast
nur links und nichts Klassifiziertes...

Dabei auch Ch. Mille Roses Margaux, meine Topempfehlung auch
im Jahrgang 2011, mehr Margaux fürs Geld geht nicht (auch
wenn es zum letzten Jahr keinerlei Reduktion gibt), und auch hier
liegen wir qualitativ auf dem Niveau von 2009 ( die extremst positiven
Rückmeldungen sind da mehr als bestätigend) und 2010 (in Bordeaux ebenfalls
nochmals nachprobiert, dass ist wirklich unglaublich gut ), und ebenfalls gilt,
es ist jeden einzelnen Cent wert...
Grüsse weinfex
weinfex
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von weinfex »

Hallo Marko,

leider ist es mir aus zeitlichen Gründen nicht möglich
näher auf Deine Analyse einzugehen, und da gäbe es einiges
dazu zu sagen. Nur soviel, warum meinst Du, zieht sich Latour
aus dem Subsgeschäft zurück. Warum werden grössere Mengen
an Allokationen überhaupt nicht mehr am Markt zur Subskription erst angeboten,
sondern wandern gleich "bildlich" in den Keller?
Grüsse weinfex
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harti
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von harti »

joern_ribu hat geschrieben:
Kurzes Intermezzo :) Julia Harding mit Margaux.
Sorry, aber nimmt die (resp. ihre Chefin JR) mit ihrem Zahlen-Roulette und den wie aus dem elektronischen Zettelkasten zusammengewürfelt erscheinenden "Verkostungsnotizen" überhaupt noch jemand ernst?? Für mich schon seit mehreren Jahren keine ernsthafte Orientiereung mehr, obwohl ich ihre ausführlicheren Reportagen und Berichte durchaus schätze. Sorry für OT - aber das musste mal raus :oops:
Hallo Jörn,

zum Thema eine interessante Auswertung von Leguern zu den Abweichungen zwischen Primeur- und Ankunftsverkostung. Besonders unzuverlässig ist nach dieser Analyse Jancis Robinson. Praktisch kein Wein wird bei der Nachverkostung genauso wie en primeur bewertet. Das trifft alle Jahrgänge.

Sehr stabil sind dagen die Bewertungen von Stephen Tanzer.
Primeur vs. Ankunftsverkostung.pdf
(16.79 KiB) 182-mal heruntergeladen
Grüße

Hartmut
Zuletzt geändert von harti am Do 19. Apr 2012, 11:18, insgesamt 1-mal geändert.
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nougat
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von nougat »

joern_ribu hat geschrieben:
Kurzes Intermezzo :) Julia Harding mit Margaux.
Sorry, aber nimmt die (resp. ihre Chefin JR) mit ihrem Zahlen-Roulette und den wie aus dem elektronischen Zettelkasten zusammengewürfelt erscheinenden "Verkostungsnotizen" überhaupt noch jemand ernst??
Für meinen Teil: Bei Primeur-VKNs nein, bei gereiften Weinen ja.
Grüße
Martin

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joern_ribu
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von joern_ribu »

Danke für die Analyse, Hartmut, das deckt sich mit meinem Gefühl. Und da sie ja quasi nur zwischen 15 und 18 wertet, sind ja selbst Änderungen von +/- 0,5 noch deutlich gravierender als +/-1 bei Parker & Co. zwischen 85 und 100. Da werden doch ganze Rangfolgen neu aufgestellt - das sollte einer erfahrenen Kritikerin eigentlich nicht passieren, finde ich. Aber ok, muss sich ja eh jeder den Kritiker suchen, der zum eigenen Geschmack am besten passt. :)
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Salute - und immer einen guten Wein im Glas wünscht

Jörn
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