stollinger,
danke fuer den link zum paper, sehr spannend! 
 
Mal unsortiert ein paar Anmerkungen:
stollinger hat geschrieben:Für mich stellen sich dann ein paar Fragen:
- Heißt das also, dass den Regionen und Appellationen wie z.B. St.-Estèphe, das St. Emilion-Plateau und das St. Christophe-Plateau, wo tonhaltige Böden vorhanden sind, dieses Jahr besondere Beachtung zu schenken ist?
- Sind besser drainagierte Appellationen mit Vorsicht zu betrachten (ich glaube z.B. Graves, Pomerol und das Mèdoc)?
- Haben Weingüter näher an der Gironde einen Vorteil durch den Grundwasserspiegel?
So aehnlich schrieb ja schon Quarin. Es scheint tatsaechlich so zu sein, dass die normalerweise privilegierten, weil besser gedraenten und daher auch waermeren Kiesbaenke dieses Jahr besonders vom Trockenstress betroffen waren. Ob der Trockenstress stark genug war, um negative Auswirkungen auf die endgueltige Weinqualitaet zu haben, steht freilich auf einem anderen Blatt. Ich weiss nicht, ob der Trockenextrakt eine gute Metrik ist, um die Qualitaet der Weine zu bestimmen. Dass die Gehalten an Polyphenolen (Tannin und Farbstoff), Zucker und Saeure gleichzeitig hoch ist, deutet auf Konzentrationseffekt hin; wenn aber gleichzeitig die Trauben voll ausgereift sind, hat man von allem viel - wieso dann der Extrakt nicht auch ansteigt, erschliesst sich mir nicht.
Aber selbst wenn Panos Kakaviatos recht hat mit seiner Beobachtung, stellen sich immer noch Frage: 1. 2017 waren die Extraktwerte hoeher, aber war 2017 ein besseres Jahr? Wieso also ist 2017 ein gutes Vergleichsjahr? 2. Um wieviel genau sind die Extraktwerte 2018 niedriger als 2017? 3. Sind die Differenzen gross genug, um auf signifikante qualitative Probleme hinzuweisen? Oder rennen wir nur mit offenem Mund einer Zahl hinterher, die wir nicht ganz verstehen? 
Zu den Boeden: Ein Cabernet zieht sich bei Trockenstress besser aus der Affaere als (fruehreifer!) Merlot, weshalb letzterer linksufrig auch auf lehmreicheren und kuehleren (spaeteren!) Boeden steht. Je flacher das Grundwassr ansteht, umso besser ist es natuerlich, sofern der Schotter nicht zu wenig verfuellt ist mit Kapillare Insofern sollte das linke Ufer relativ OK dastehen, mit einer kleinen Ausnahme: Nicht 
Ton, sondern 
Lehm ist entscheidend. Denn Ton speichert Wasser zwar sehr gut, gibt es aber nicht mehr so einfach her. Linksufrig ist die Geologie so, dass Tonvorkommen als Indikator fuer Lehmvorkommen benutzt werden koennen, aber reine Lagen mit schwerem Ton, die mit Merlot bestockt sein sollten (kuehl und spaet), koennten tatsaechlich ein Problem bekommen haben, weil der Merlot in der groessten Hitze ausreifen wollte. Man liest ja allenthalben, dass Cabernet Sauvignon schon im August braune, durchgereifte Kerne hatte, was es im Bordelais 
noch nie gab (also auch nicht 2003, 2005 oder 2009). Keine Ahnung, wie Merlot den Trockenstress ausgerechnet auf tonhaltigen Lagen (St-Estèphe usw.) wegsteckte, falls er ihn den signifikant hatte.
Auf dem rechten Ufer ist Kalkstein wohl der grosse Schwamm, der den Reben das Wasser gegeben hat, das sie brauchten, als sie es brauchten. Die lehm(!)haltigen Appellationen wie z.B. Pomerol sollten auch OK sein, da ware wohl die hohen Temperaturen eher die Bremse als Wassermangel, weswegen die hohe Hitze (nicht der Trockenstress) reifeverzoegernd gewirkt hat. Dann ist der Merlot halt doch recht spaet ausgereift, mit noch vertraeglichen Alkoholwerten(?).
Am Ende sind die Wechselwirkungen wohl so komplex, dass man wird sehen muessen, wie die Weine sich praesentieren. Vor 15 Jahren hat man weniger gewusst und die Weine auch anders gemacht (absichtlich), also ist wirklich alles 
up in the air. Wie ich aber oben schrieb: Das ist erst der Anfang.
Cheers,
Ollie