Re: Bordeaux 2021
Verfasst: Fr 10. Jun 2022, 12:08
Sind alle wie bekloppt am subsen und kommen darüber nicht zum Schreiben 

War auch meine Vermutungkristof hat geschrieben:Sind alle wie bekloppt am subsen und kommen darüber nicht zum Schreiben
wie kommst du zu dieser Einschätzung, bzw. glaubst du das wirklich?Winedom hat geschrieben:Das kommt dann so ein klassicher, normaler, mittlerer Jahrgang gerade recht als Sprungbrett
Ja, befürchtete Gärprobleme scheinen wohl keine Auswirkungen gehabt zu haben, sind die Bordelaiser technisch einfach zu abgezockt - stimmt. Ansonsten war ich dem Jahrgang doch recht aufgeschlossen gegenüber, weiß gar nicht mehr, was ich da so orakelt habe. Aber, wie auch immer, der aufmerksame Leser konnte ja schon feststellen das ich deshalb dazu übergegangen bin, die Jahrgangsqualität anhand der Tomaten in meinem Garten zu bestimmen.Ollie hat geschrieben:Und ganz ohne Häme, Josef: Aus einem Jahrgangsbericht etwa der U Bordeaux mal eben Weinqualitäten bei Arrivage abzuschätzen, ist durchaus schwierig. Schau dir mal deine Vorhersagen zum 2019er an.
Ja, ich denke die erreichte Reife ist für meine stilistischen Vorlieben ausreichend, wahrscheinlich sogar sehr attraktiv. Nur die Art, wie die Erzeuger damit zurechtgekommen sind (zumindest in meiner Vorstellung - mit chemischen Pflanzenschutz) gefällt mir weniger, bzw. macht es mir schwer viel Geld für so ein Produkt ausgeben zu wollen. Und ja, ist etwas scheinheilig, wer was gegen Pflanzenschutz hat darf eigentlich kein Bordeaux trinken.Ollie hat geschrieben:Es gab aber einen Haufen Erzeuger, die keinen Frost hatten und mit dem Mehltau hervorragend zurecht kamen. Der einzige leap of faith, den man machen muss, ist das Überbordwerfen des alten Diktums vom August, der den Most mache - die vollständige Traubenreife wurde in den sechs Wochen bis Mitte Oktober erreicht.
Und auch das, zumindest im Bezug auf 2021, rüttelt an meiner romantisierten Vorstellung von Bordeaux. Bei so vielen Eingriffen und Vorgriffen hat das vermeintliche Naturprodukt für mich einen sehr künstliche Charakter. Ich lehne mich aus dem Fenster, 2021 ist kein Terroir-Jahrgang, sondern wesentlich die getroffenen Entscheidungen, das Timing, die technischen Möglichkeiten und die Manpower sind ausschlaggebend für die Qualität.Ollie hat geschrieben:Ab einer gewissen Preisregion (also Erzeugerqualität) waren die antizipierten Probleme kein Thema mehr - zumindest für meinen Gaumen, und seit Arrivage bin ich wie blöde am Nachkaufen.
Mir gefällt 2014 auch sehr gut, von 2021 werden es wahrscheinlich auch viele Weine. Aber, in 2020 haben ich zB gezielt Pomerol und Saint-Emilion subskribiert, weil mich der Kontext und das Terroir in dem Jahr gereizt hat. In 2021 kann ich das nicht sagen, da ist es mir - zumindest im Moment - erst mal egal aus welcher Appellation und von welchem Weingut die Weine stammen. Gekauft und probiert wird das, was Leute nach der Arrivage hier empfehlen, was mir in französischen Supermärkten in die Hände kommt und was den Versandkostenfreibetrag vollmacht - sofern die Preise attraktiv erscheinen (bei 2017 war und ist das auch mein Plan, alleine die attraktiven Preise sehe ich noch nicht).Ollie hat geschrieben:Punkemäßig liegen viele Weine auf dem Niveau der 2010er, wie schon William Kelley beobachtete. Und diese Wertungen sind wahrscheinlich noch von vor der großen, kosmischen Punkteinflation. Mir z.B. kam der 2014er sehr entgegen, entsprechend lang ist meine watchlist für 2021.
Na ja, es gibt ja inzwischen auch im Bordelais eine größere Anzahl bio-zertifizierter Betriebe, die ohne chemisch-synthetischen Pflanzenschutz auskommen müssen, an die kann man sich bei Bedarf ja halten. Manche von denen hat es in 2021 ganz übel gebeutelt, bei Pichon Comtesse (im ersten Jahr der Umstellungsphase auf bio-zertfiziert) ist die erzeugte Menge um 70% geringer als in einem Normaljahr. Andere aber - insbesondere diejenigen, die schon länger biologisch arbeiten und insofern vielleicht besser wissen, was man wann tun oder lassen muss - sind deutlich glimpflicher davongekommen, und einige wie z.B. Durfort Vivens (bio seit langer Zeit, Demeter-zertifiziert) haben fast eine Normalernte eingefahren. Das Bild diesbezüglich ist genauso heterogen wie wohl der ganze Jahrgang.stollinger hat geschrieben: Ja, ich denke die erreichte Reife ist für meine stilistischen Vorlieben ausreichend, wahrscheinlich sogar sehr attraktiv. Nur die Art, wie die Erzeuger damit zurechtgekommen sind (zumindest in meiner Vorstellung - mit chemischen Pflanzenschutz) gefällt mir weniger, bzw. macht es mir schwer viel Geld für so ein Produkt ausgeben zu wollen. Und ja, ist etwas scheinheilig, wer was gegen Pflanzenschutz hat darf eigentlich kein Bordeaux trinken.