Hallo Weinforum,
am 12.1.2013 war es dann endlich soweit. Die lange geplante Priorat-Probe stand an, um eingefleischte Priorat-Skeptiker vom Gegenteil zu überzeugen.
So fanden sich an diesem denkwürdigen Abend 8 Weinnasen in Oberhausen zusammen, um über eine stattliche Anzahl von Prioratos zu debattieren. Ich habe mir erlaubt, das Ganze durch 2 Chateauneuf du Papes aufzulockern.
Glückliche Teilnehmer waren:
Bernd Handschuh (BH)
Michael Herr (MH)
Rainer Kaltenecker (RK)
Christoph Möllers (ChM)
Heiko Reinartz (HR) allerdings mit erheblicher Verspätung und nicht alle Weine verkostend
Dominik Ziller (DZ)
Wera Kreutzer (WK)
Norbert Kreutzer (NK)
Nachfolgend für Interessierte meine Verkostungsnotiz vom 12.1.2013:
Vorweg einige Anmerkungen:
Alle Weine hatten optimale Füllstände. Der Korken vom 1999er Gran Clos und vom 2004er Planots war etwas aufgeweicht. Der Korken vom 1929er Ch9 war altersbedingt schwierig, da bis kurz vor dem Korkende durchgeschwärzt. Ansonsten bereitete nur der Korken des 2000er l’Ermita Schwierigkeiten, da er fest am Flaschenrand klebte und die Spindel des Korkenziehers das Korkinnere herausdrehte. Es half nur das stückchenweise rausbröseln und das anschließende Dekantieren mit Trichter und Sieb. Wurde dieser Wein zu trocken (nicht bei mir) gelagert? Bei meiner letzten Spanien-Probe gab es eine bessere Flasche die ich selbst ab Erscheinungsdatum gelagert hatte.
Alle Weine ab 2004 und jünger wurden bereits einen Tag zuvor karaffiert um ihnen ausreichend Luft zu geben. Ganz wichtig, denn ich habe beobachtet, dass die Weine erst am Folgetag nachhaltig zur Höchstform aufgelaufen sind. Ich bin ganz sicher, dass die große Anerkennung vieler Weine in der Runde anders verlaufen wäre, wenn ich die Weine erst am gleichen Probentag dekantiert hätte.
Die älteren Weine wurden erst am gleichen Tage dekantiert. Ausnahme Finca la Planeta, Gran Clos, Martinet 96, Finca Dofi 97, 1929 Ch9 und 1974er Scala Dei. Da gingen mir die Karaffen aus. Die wurden nur einige Zeit vorher geöffnet, aber nicht dekantiert.
Alle Weine wurden blind serviert. Somit wurden die Punkte der Gäste nicht durch große Namen beeinflusst. Ich als Gastgeber kannte die Weine und war sicher beeinflusst. Dennoch bilde ich mir ein, diesen Punkt weitestgehend ausgeklammert zu haben. Ganz gelingt das sicher nie. Aber schon allein aus diesem Grund habe ich die Punkte der einzelnen Teilnehmer mitgelistet. Große Schwankungen sind sicher auf individuelle Vorlieben oder Abneigungen zurück zu führen. Die Dichte der hohen Bewertungen (auch bei hemmungslos kritischen Verkostern) solllte aber interessierten Lesern einen Eindruck geben, über welches Qualitätsniveau wir bei den einzelnen Weinen reden.
1.
2008 Arbossar
Terroir al Limit, Torroja
Alc 14
Kirschrote Farbe mit leicht violetter Färbung, in der Nase feine, sehr zurückhaltende Kirschfrucht, geht für das Priorat untypisch ins burgundisch Leichte ohne den Rebsortentyp Pinot Noir auszudrücken, erst am dritten Tag nimmt der Ausdruck etwas zu, der Wein wirkt auch in der Nase runder, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, jugendlich straffe Sauerkirsch-Frucht in sauberer, klarer Ausprägung, nur sehr dezente, mineralische Ansätze zu erkennen, wirkt auf mich irgendwie grün, Noten von Paprika, Säure nicht wirklich eingebunden, insgesamt sehr schlank, vermutlich jahrgangsbedingt, die beiden Folgejahrgänge wirkten deutlich mineralischer, hatten einfach mehr Tiefe, Biss und Ausdruck ohne den burgundischen Typ zu verleugnen, passable Länge, anfangs 87 NK Punkte, am Folgetag entwickelte er etwas mehr Ausdruck und bekam von mir 88 NK Punkte, der aufgerufene Preis von deutlich über EUR 50 ist für diese Qualität aus meiner Sicht aber nicht nachvollziehbar
88 (WK) 89 (BH) 88 (ChM) 87 (DZ) (HR) 89+ (MH) 87 (RK)
2.
1999 Finca la Planeta
Pasanau Germans, La Morera de Montsant
Alc 14
Helles kirschrot mit leicht braunem Rand, offene, durchaus reife Frucht von dunkelroten Beeren, Kaffee, Kakao, im Mund von leichtem bis mittleren Körper, gereifte, leicht süßlich rüberkommende Frucht, roter Beerenkompott, Paprika, etwas Holzwürze, reife Tannine, verhaltene Säure, feiner Nachhall, 90 NK Punkte
Anmerkung: Man sollte wissen, dass dieser Wein abweichend von den anderen Weinen dieser Probe (überwiegend Weine mit dem für Priorat typisch hohen Anteil von Grenache (Garnacha oder Garnatxa) und/oder Carignan (Carinena oder Samso oder Mazuelo) zu 80% aus Cabernet Sauvignon und 20% Grenache besteht und auf einer flachen Parzelle La Planeta (plan = flach) gewachsen ist. Ausserdem handelt es sich mit einem Preisniveau um die EUR 25 um den preiswertesten Rotwein dieser Probe.
87 (WK) 90 (BH) 90 (ChM) 92 (DZ) (HR) 89/90 (MH) 87 (RK)
3.
1999 Gran Clos
Celler Fuentes, Bellmunt
Alc 14
rubinrot in der Farbe, in der Nase fein gereifte, noble Beerenfrucht gepaart mit einer dezenten Holzwürze, verströmt den Eindruck von Süße, im Wein von mittlerem Körper, saftige, ausgesprochen trinkanimierende, harmonisch gereifte Frucht, Brombeere, feine Schiefer-Mineralität, schönes Säure-Tannin-Paket wobei die Tannine dunkel rüberkommen, der Gran Clos wirkt in jungen Jahren aufgrund der massiven, auf lange Lagerzeit ausgerichteten Tannine oft unnahbar und braucht viel Zeit um sich zu entwickeln, gute Länge, für mich zeigte der Wein Klasse wurde aber in der Runde kontrovers diskutiert, was sich in deutlich abweichenden Punkten ausdrückt, bei mir anfangs 93 NK Punkte, der Wein verlor etwas im Glas und bekam später 92 NK Punkte
91 (WK) 92 (BH) 91+ (ChM) 89 (DZ) (HR) 90/91+ (MH) 90 (RK)
4.
1996 Clos Martinet
Mas Martinet, Falset
Alc 14
helles ziegelrot mit braunem Rand in der Farbe, in der Nase fein gereifte Frucht mit Noten der schwarzen Johannisbeere, Brombeere und Tabak, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, schön geöffnete, durchaus saftige Frucht von dunkelroten Beeren, edle Hölzer, abgeschmolzene Tannine, verhaltene Säure, liegt durchaus intensiv am Gaumen, entwickelt Charme, schöne Länge, 92 NK Punkte
89 (WK) 92 (BH) 91 (ChM) 90 (DZ) 91 (HR) 90/91+ (MH) 90 (RK)
5.
1997 Finca Dofi
Alvaro Palacios, Gratallops
Alc 13,7
Ziegelrote Farbe mit aufhellendem Rand, in der Nase offene, dezent holzwürzige Frucht von dunkelroten Beeren, Leder, Tabak, gewinnt ständig an Ausdruck, im Wein von mittlerem Körper, schön geöffnete, gaumenintensive Frucht, edle Hölzer, Pilze, Waldoden, aber auch dunkelrote Beeren, mürbe Tannine, gut integrierte Säure, kleidet den Gaumen aus, wunderschön, gute Länge, wunderschön, mit vie Luft gewinnt der Wein weiter und hält seine Klasse von Anfang bis Ende durch, super, einer der Gewinner des Abends, 95 NK Punkte
91 (WK) 95 (BH) 94 (ChM) 95 (DZ) 93 (HR) 94/95 (MH) 95 (RK)
6.
1929 Chateauneuf du Pape
Original-Ertikett nicht mehr vollständig lesbar, Erzeuger unbekannt
rezentes Rücken-Etikett
ziegelrote Farbe mit braunem Rand, erstaunlich frisch wirkende Nase, es sind im Hintergrund immer noch rote Beerenfrüchte zu erkennen, aber auch Waldboden, Pilze, Tabak, wunderbar, im Wein von mittlerem Körper, immer noch saftige Frucht, Beeren, Waldboden, Tabak und ein Hauch Süße, herrlich morbide und doch die ehemals süße Struktur erahnend lassend, feine Länge, Klasse, ich war positiv überrascht und vermutlich aufgrund des Wissens um das Alter des Weines nicht ganz unbeeinflusste 93 NK Punkte vergeben (blind wären es zugegebenermaßen weniger gewesen). Der Wein fiel aus dem Rahmen. Die Runde war ohne Wissen um das Alter nicht wirklich begeistert.
87 (WK) 87 (BH) 87 (ChM) 83 (DZ) 87 (HR) 84 (MH) 89 (RK)
7.
1974 Cartoixa Scala Dei*
Cellers de Scala Dei*, Camarc
Ampolla No 60281 von 105.120
Dunkles ziegelrot mit braunem Rand in der Farbe, in der Nase dunkle, überreife Töne mit einer muffigen Liebstöckel-Note, im Wein von mittlerem Körper, überreife, oxidativ wirkende, muffige Frucht, hat aber Gaumenintensität, mürbe Tannine, kaum Säure, der überreife Maggi-Touch macht den Wein kaum genussfähig, passable Länge, der Wein verliert mit Luft weiter, ohne Wertung
Alle Gäste wollten den Wein nicht bewerten, es gab einen Kork-Diskussion den ich aber nicht nachvollziehen konnte, für mich war das eher ein oxidativer Muffton, überreifes Traubengut, Ausbau in großen Beton-Bottichen, so wie es früher im Priorat üblich war. Lassen wir es dabei.
8.
1992 Mas de Masos
Celler Capafons-Ossó, Falset
Ohne Alkohol-Angabe
Ziegelrote Farbe mit leicht braunem Rand, in der Nase sehr feine, schön gereifte Beerenfrucht, unterlegt von einer dezenten, unaufdringlichen Holzwürze, im Wein von mittlerem Körper, schön gereifte, immer noch tanningeprägte Frucht, dunkelrote Beeren, Pilze, de Tannine wirken schon sehr mürbe geben dem Wein anfangs einen doch eher rustikalen Charme, die Säure ist erstaunlich präsent, der Wein zeigt eine ordentliche Länge, meine nach Öffnung der Flasche vergebenen 89 NK Punkte musste ich mit viel Luft deutlich nach oben korrigieren, der Wein hat sich weiter geöffnet, die einzelnen Komponenten haben sich harmonisiert, der Wein entwickelte sich zu einem reifen, ausdrucksstarken Tropfen mit sinnlicher Note und feiner Süße, ich habe auf 93 NK Punkte erhöht, für mich die Überraschung des Abends und das bei einem nachträglich mal eben so eingeschobenen Wein
90 (WK) 92 (BH) 92 (ChM) 91 (DZ) 89 (HR) 91/92 (MH) 91 (RK)
Anmerkung: Capafons-Osso baut seine Weine auch auf lange Haltbarkeit aus. Die Weine wirken in der Jungend tanninverschlossen und unnahbar.
9.
1993 l’Ermita Velles Vinyes
Alvaro Palacios, Gratallops
Alc 14
Rubinrote Farbe, in der Nase finde ich eine blitzsaubere, klare Beerenfrucht, Cassis, Holunder, keinerlei Alterstöne, im Wein von mittlerem bis dichtem Körper, saftig-intensive Frucht mit ausdrucksstarker Schiefer-Mineralität, dunkelrote Beeren, Zigarrenkiste, Leder, kräftige Tannin-Struktur die aber nicht abweisend wirkt, gut integrierte Säure, legt den Gaumen aus, langer Abgang, hat noch Zukunft, Klasse, soviel zum Thema Haltbarkeit, 95+ NK Punkte
93 (WK) 94 (BH) 94 (ChM) 93 (DZ) 95+ (HR) 93 (MH) 93+ (RK)
10.
2000 Chateauneuf du Pape Cuvee Reservé
Domaine de la Vieille Julienne
Alc 15,5
Rubinrote Farbe mit aufhellendem Rand, in der Nase finde ich eine sehr eigenwillige, kühle, leicht medizinale Frucht, noch sehr verhalten, im Mund von mittlerem Körper, satte, dunkle Frucht mit feiner Reife und hoher Gaumenintensität, reife Tannine, Unterholz, Pilze, verhaltene Säure, gute Länge, fällt als Pirat sofort auf, meine beim Dekantieren (gemeinsam mit 2000 l’Ermita, 2000 Clos Erasmus und 2000 Clos Mogador) vergebenen 92 NK Punkte musste ich zum Probenzeitpunkt (5-6 Stunden später) drastisch nach unten korrigieren, da war ja gar nichts mehr, ein irgendwie leerer, seelenloser Wein ohne Tiefe und Charme, kompletter Einbruch, man könnte sagen: totdekantiert, allerhöchstens 87 NK Punkte
87 (WK) 90 (BH) 87 (ChM) 84 (DZ) 90 (HR) 84 (MH) 81 (RK)
Anmerkung: dieser Wein hatte seinerzeit von RP 100 Punkte bekommen. Nicht mehr nachvollziehbar. Nebenbei bemerkt: wir reden über einen Wein in der Preisklasse von EUR 120. Eine Riesenenttäuschung.
11.
2000 Clos Mogador
Isabelle & René Barbier, Gratallops
Alc 14,5
rubinrote Farbe, in der Nase kühle, dunkle Frucht von dunkelroten Waldbeeren, Unterholz und Pilze, im Wein mittlerer Körper, saftig-schmelzige Frucht von schöner Gaumenintensität, wirkt offen, ein Charmebolzen, seidige Tannine, gut integrierte Säure, stimmig, lang Klasse, verliebte 95 NK Punkte die ich nicht nach unten korrigieren muss, der Rest der Runde hat keine Ahnung
91 (WK) 93 (BH) 92+ (ChM) 93 (DZ) 93 (HR) 92/93 (MH) 92 (RK)
12.
2000 Clos Erasmus
Daphne Glorian, Gratallops
Alc 15
Rubinrote Farbe mit aufhellendem Rand, eigenwillige, leicht medizinale Nase, wirkt kühl und eher verschlossen, dahinter ist die dunkelrote Beerenfrucht zu erahnen, im Wein von mittlerem Körper, im Wein anfangs charmante, offene Frucht mit feiner Intensität, Brombeere, Holunder, Edelhölzer, wirkt durchaus nobel, langer Abgang, die zunächst vergebenen 93 NK Punkte musste ich über die 5-6 stündige Belüftung in der Karaffe leider auch noch unten korrigieren, es kam ein Muffton hinzu der mich störte, vielleicht lag es an der Flasche, etwas enttäuschende 90 NK Punkte, das kann Daphne Glorian besser
89 (WK) 90 (BH) 90 (ChM) 88+ (DZ) 91 (HR) 87/88 (MH) 92 (RK)
13.
2000 l’Ermita Velles Vinyes
Alvara Palacios, Gratallops
Alc 14
Tiefes rubinrot mit aufhellendem Rand, in der Nase tiefe, dunkle Frucht, Brombeere, Backpflaume, Tabak, im Wein von mittlerem bis dichten Körper, straffe, feste Frucht, dunkelrote Waldbeeren, Edelhölzer, der Wein hat Saft, seidige Tannine, die Säure kommt anfangs etwas spitz rüber, das verbessert sich aber mit dem 5-6 stündigen Dekantieren, der Wein gewinnt an Ausdruck, Charme und Harmonie, gute Länge, anfangs nur mit 93+ NK Punkten bewertet, später mit 95 NK Punkten, toller Wein
91 (WK) 93+ (BH) 93++ (ChM) 93+ (DZ) 94+ (HR) 94+ (MH) 95 (RK)
14.
2001 Cims de Porrera Classic
Cims de Porrera, Porrera
Alc 14,5
Recht helles kirschrot in der Farbe, aber mit Kirchenfenstern, in der Nase wunderschön geöffnete, blitzsaubere Kirschfrucht, ein Hauch Mon Cherie, Holunder, im Wein von mittlerem Körper feste, straffe Frucht, Sauerkirsche, Zwetschge, insgesamt erstaunlich elegant, Gerbstoffe blitzen trotz des Alters immer noch durch, die Säure erscheint etwas kräftig, schöne Länge, 93 NK Punkte
90 (WK) 91 (BH) 91 (ChM) 86 (DZ) 90 (HR) 89/90 (MH) 92 (RK)
15.
2002 Gran Clos Blanc (in 2001 Vinya Llisarda genannt)
Celler Fuentes, Bellmunt
Alc 14
Dieser Weisswein (Garnatxa Blanca/Macabeo) wurde im Barrique ausgebaut und rechtfertigte dadurch seine Aufgabe als Speisenbegleiter (Lorbeer-Lamm - ausgelöster Lammrücken – mit weißen Bohnen im Backpapier zubereitet, dazu entkernte Pflaumentomaten mit Frühlingszwiebeln im Olivenöldressing). Ein durchaus noch frisch wirkender Weisswein der den Holzeinsatz nicht verleugnet ohne allzu brutal rüber zu kommen, moderate Säure, passable Länge, 86 NK Punkte
87 (WK) 85 (BH) 87 (ChM) 85 (DZ) (HR) 84/85 (MH) 88 (RK)
Anmerkung: Anfangs als Eröffnungswein gedacht hatte ich Sorge, das die Barrique-Gegner (bei Weißweinen) (ich bin selber einer) den Wein verächtlich niedermachen. Inmitten von reichlich Rotweinen fällt der Holzton weniger auf.
16.
2004 Planots Vi de Vinyes Velles
Celler Cal Pla, Porrera
Alc 14
Tiefrote Farbe mit lila Rand, die Nase zeigt neben der rotbeerigen Frucht auch medizinale Noten, das behindert eine harmonische Wahrnehmung, im Wein von mittlerem Körper, saftige, feste Frucht, Brombeere, Schokolade, Lakritze, robustes Tanningerüst, gut integrierte Säure, wirkt in seiner Reifeentwicklung schon recht abgeklärt, kann sich aber noch positiv entwickeln, recht langer Abgang, 93+ NK Punkte
90 (WK) 90 (BH) 91 (ChM) 90 (DZ) 90 (HR) 92+ (MH) 93+ (RK)
17.
2004 Cartus
Celler Fuentes, Bellmunt
Alc 15,5
Nahezu schwarzrote Farbe mit leicht aufhellendem Rand, ausdrucksstarke, tiefe Nase, Pflaumenkompott, Lakritze, im Wein dichter Körper, feste, kompakte Frucht voller salziger Schiefer-Mineralität, man möchte an den Llicorella-Schieferplatten lutschen, Lakritze, Pflaume, Sauerkirsche, wirkt sehr kompakt, sehr tief, ein kräftiges Tanningerüst gepaart mit gut integrierter Säure lässt noch viele Jahre Zukunft erhoffen, ein Kraftpaket, langer Abgang, 95+ NK Punkte die ich durch noch zunehmender Klasse nach 24 Stunden auf 96+ NK Punkte erhöhen muss, einfach Klasse, ab in den Keller und für viele Jahre vergessen
91 (WK) 93 (BH) 93+ (ChM) 93++ (DZ) 91-92 (HR) 94++ (MH) 96+ (RK)
18.
2006 Vall Llach
Celler Vall Llach, Porrera
Alc 15,5
Tiefrote Farbe mit lila Rand, reichlich Glycerin am Glasrand, in der Nase anfangs verhaltene, aber saubere Kirschfrucht, Tabak, Nüsse, im Wein von mittlerem Körper, feste, straffe Frucht mit klassischer Schiefer-Mineralität, noch jugendlich wirkend, er hat nicht ganz die Tiefe eins großen Jahrgangs, zeigt aber durchaus eine harmonische Verbindung von Extraktstoffen, Tanninen und Säure, der hohe Alkohol zeigt sich zunächst aber deutlich in einem Bitterton, gute Länge, der Wein braucht Zeit, nach 24stündigem Dekantieren legt der Wein deutlich zu, zeigt Schmelz, wirkt tiefer, die Bittertöne treten zurück, er mausert sich z einem Klasse-Wein, die anfänglich vergebenen 87+ NK Punkte konnte ich jetzt auf 92+ NK Punkte erhöhen, und es kann noch besser werden
90 (WK) 93 (BH) 92 (ChM) 93 (DZ) 91 (HR) 92/93+ (MH) 91+ (RK)
19.
2006 Doix Costers de Vinyes Velles
Celler Mas Doix, Poboleda
Alc 15
Tiefrote Farbe mit lila Rand, reichlich Glycerin am Glasrand, jugendliche, saubere, rotbeerige Frucht in der Nase, auch dunkle Schokolade, verströmt von Anfang an Noblesse, im Wein von mittlerem Körper, sehr saubere, reintönige Sauerkirschfrucht gepaart mit salziger Schiefer-Mineralität, Süßholz, der Wein zeigt Tiefe, anfangs noch etwas ruppige Tannine, die kräftige Säure hat sich noch nicht wirklich eingebunden, aber der Wein hat Spiel, eine schöne Länge, braucht noch Zeit, die bekommt er, nach 24 Stunden legt der Wein enorm an Charme und Ausdruck zu, die anfangs noch neben sich stehenden Komponenten haben sich harmonisiert, einfach Klasse, ich erhöhe von anfänglichen 92+ NK Punkten auf 95+ NK Punkte, erneut ein Beweis das sich Prioratos am zweiten Tag in der Regel erst richtig zeigen (im Gegensatz zu vielen Bordeaux)
92 (WK) 96 (BH) 95+ (ChM) 96 (DZ) 95+ (HR) > 95+ (MH) 94+ (RK)
20.
2009 Nit de Nin
Familia Ortiz, Porrera
Alc 15
Violett gefärbtes, recht helles Rot, in der Nase finde ich eine verhaltene Frucht von roten Johannisbeeren und eine leichte Holznote, im Wein von mittlerem Körper, im Wein jugendlich-saftige, feste Frucht voller Schiefer-Mineralität, legt den Gaumen aus, kommt derzeit mit seiner Tannin-Struktur etwas grün rüber, kräftige, noch nicht eingebundene Säure, gute Länge, braucht noch viel Zeit, es mangelt für einen ganz großen Wein etwas an Tiefe, 92+ NK Punkte die ich auch nach 24stündigem Dekantieren noch nicht anheben kann, schade
93 (WK) 91 (BH) 92+ (ChM) 80 (!) (DZ) 92 (HR) 92+ (MH) 92+ (RK)
21.
2009 Roquers de Samsó
Celler de l’Encastell, Porrera
Alc 14,5
Tiefrote Farbe mit violettem Rand, in der Nase noble, sich öffnende Frucht mit floralen Noten und Vanillepulver, im Wein von mittlerem Körper, ausdrucksstarke, komplexe Frucht, Lebkuchen, Weihnachtsgewürze, Bitterschokolade, salzige Mineralität, gute Tannin-Struktur sowie eine kräftige Säure versprechend eine tolle Zukunft, langer, intensiver Abgang, am zweiten Tag entwickelt sich die Granate weiter, Ausdruck, Charme und Länge nehmen noch zu, ein großer Wein, von 96+ NK Punkte auf 97+ NK Punkte
94+ (WK) 93 (BH) 95 (ChM) 97 (DZ) 93 (HR) > 94/95 (MH) 95+ (RK)
22.
2010 Herxheimer Honigsack Scheurebe „S“ Emma Trockenbeerenauslese (0,375l)
Gutsabfüllung Weingut Benderhof, Kallstadt
Alc 9
Zum Nachtisch (Mohn-Topfen-Flammeri mit Aprikosenröster und Himbeersauce) gereicht, eine frische, ungemein trinkanimierende TBA mit den typischen Fruchtaromen einer Scheurebe und einer lebendigen Säure die den Wein zu einem Trinkerlebnis macht, ausdrucksstark und gleichzeitig verspielt, für EUR 25 ab Weingut nahezu geschenkt
94 NK Punkte
Ich habe die Punkte der nicht mehr ganz vollständigen Runde leider nicht mehr abgefragt.
Was gab es sonst noch:
Kreutzer-Tapas, als da wären
Im Thermomix zubereitet: Lachsaufstrich, roter Linsenaufstrich, Nordseekrabbenaufstrich
Ansonsten marinierte Paprikaschoten, marinierter Möhrensalat und ein spanisches Kartoffelomelett
--------------------------------------------------------
Fazit: Die Probe war ein Volltreffer. Es kam Feedback in der Richtung, das bestehende Vorurteile zumindest teilweise revidiert werden mussten oder dass man in dieser Dichte noch nie so viele große Priorat-Weine verkostet habe.
Wenn man sich die Durchschnittsbewertung anschaut, dann wird diese Aussage bestätigt.
Was will ein Gastgeber und Liebhaber von Prioratos mehr? Sicher habe ich viele Prioratos schon zu einem Zeitpunkt gekauft, da kannte ich den Priorat-Hammer (Torsten Hammer) noch gar nicht. Die sind ja auch zum großen Teil in die hier besprochene Probe eingeflossen. Nichtsdestotrotz stammen zwei der jüngeren Weine (2004 Cartus und 2009 Roquers de Samso) aus Torsten Hammers Angebot. Im Laufe der letzten Monate hat er mich mit seinem Engagement und seiner Begeisterung angesteckt. Die gemeinsame Priorat-Reise mit dem grandiosen Blick auf die Gegend und der Kontakt zu vielen liebenswerten Winzern (über alle Sprachbarrieren hinweg) hat noch einmal einen drauf gesetzt.
Wer von den vorgenannten Weinen noch etwas haben will muss sich mühen. Der Kaufreflex war bei einigen Gästen sehr ausgeprägt.
Allerdings ist Torsten’s Angebotsliste eine Fundgrube für weitere Entdeckungen. Vielleicht sind nicht alle Weine so groß wie die genannten Weine. Dann aber vielleicht auch nicht so teuer.
Wer die beschriebene Begeisterung nachempfinden will, sollte auf mich in dem folgenden Punkt hören. Trotz aller Zweifel. Dekantiert die jüngeren Weine 24 Stunde vorher. Der Wein wird es Euch danken.
Gruß aus Oberhausen
Norbert