Inhaltsangaben für Wein werden ab Ende 2023 obligatorisch

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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UlliB
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Re: Inhaltsangaben für Wein werden ab Ende 2023 obligatorisch

Beitrag von UlliB »

Im Sommer trinke ich hin und wieder Moscato d'Asti als Terrassenwein - sehr wenig Alkohol, sommerliche Aromatik, etwas Kohlensäure. So diesmal Ribota 2024 (5,5%Vol.) von Boeri. Da die Zutaten und Nährwerte hier über QR-Code zugänglich sind, habe ich mal nachgesehen. Ergebnis: Zutaten sind Trauben, Sulfite, Ascorbinsäure, und Kohlendioxid als Packgas. Ok. Aber bei den Nährwerten sticht unmittelbar eine Angabe ins Auge: 140 Gramm Zucker pro 100 mL.

Ok, der Wein ist süß. Er ist für die Kategorie auch tatsächlich sehr süß, aber wie man das Kunststück vollbracht haben sollte, in einem Liter Wein 1,4 Kilogramm Zucker unterzubringen, weiß vermutlich nicht einmal der Winzer :lol:

Der Fehler ist klar: der Wein enthält 140 Gramm Zucker pro Liter (für Moscato recht viel, aber nicht außergewöhnlich), und hier ist nur jemandem entgangen, dass sich die Nährwertangaben nicht auf den Liter, sondern auf 100 Milliliter beziehen. Vermutlich passiert so etwas im Moment noch öfter, das muss sich alles erst fügen.

Gruß
Ulli
Ollie
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Re: Dr. Hermann

Beitrag von Ollie »

So, gestern gab's nach bald 15 Jahre stetigen Versuchens meinen allerletzten selbstgekauften Wein von Doc Hermann, den 2024er Kabinett aus dem Ürziger Würzgarten. Seufz. Die Doctores Hermann und Ollie sind einfach nicht füreinander bestimmt. Sollen andere mit diesem Erzeuger glücklich werden. Ich werde per Gelegenheit mal wieder den Erdener von Richter probieren (hatte ich schon so oft, hat mich nie abgeholt), als nächstes ist Molitor auf der Liste. Wir werden sehen. Auf jeden Fall schon mal danke an Alle für die Vorschläge.

Aber darüber wollte ich gar nicht schreiben, sondern über die Zutatenliste. Der Kabinett hat einen QR-Code, und dort steht neben 5 g Zucker je 100ml auch, daß der Wein als Stabilisator Carbomethylcellulose enthält und unter Schutzatmosphäre gefüllt ist (übrigens Naturkork). Okay, Stickstoff ist ja ganz nett, aber wtf soll Carbomethylcellulose, und was soll die stabilisieren?

Hat jemand 'ne Idee?

Cheers,
Ollie
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weinaffe
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Re: Dr. Hermann

Beitrag von weinaffe »

Hallo Ollie,

CMC wird beim Wein gerne statt Metaweinsäure, die bei Wärme nicht so wirksam ist, zur Verhinderung der Weinsteinausfällung verwendet. Es ist aber auch kein Geheimnis, dass CMC ähnlich wie Gummi Arabicum für ein angenehmeres, cremigeres "mouthfeel" sorgen kann. Bei dem grundsätzlich etwas schlankeren 24er-Jahrgang wird man das sehr häufig auf der "Zutatenliste" finden, ebenso wie die Ascorbinsäure als UTA-Hemmer :lol:

LG
Bodo
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EThC
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Re: Dr. Hermann

Beitrag von EThC »

...siehe auch ab hier:

viewtopic.php?p=176114#p176114
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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Bernd Schulz
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Re: Dr. Hermann

Beitrag von Bernd Schulz »

...und das war es dann für mich mit Dr. Hermann. Ich habe die Rieslinge von Christian Hermann zuletzt sehr geschätzt, aber Carbomethylcellulose halte ich für prinzipiell entbehrlich, weshalb ich sie nicht in meinem Wein haben möchte (mit Ollies Worten: "aber wtf soll Carbomethylcellulose..."?).

Man muss sich ja nun mal beim Einkauf schwer beschränken; ich bin daher froh über jedes Ausschlusskriterium.

Herzliche Grüße

Bernd
Lars Dragl
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Re: Dr. Hermann

Beitrag von Lars Dragl »

Hallo!

Naja, wieviel Wein habt ihr denn im Keller, der ordentlich Weinstein hat. Bei Weißwein sind es bei mir eher Einzelflaschen. Die Frage ist also wohl eher, wieviel davon in unserern Kellern lagert :lol:

Herzliche Grüße

Lars
Bernd Schulz
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Re: Dr. Hermann

Beitrag von Bernd Schulz »

Lars Dragl hat geschrieben: So 17. Aug 2025, 15:17 Die Frage ist also wohl eher, wieviel davon in unserern Kellern lagert
Mit Sicherheit liegen genug Weine in meinem Keller, die Zusatzstoffe enthalten, welche für meinen Geschmack nicht hineingehören. Als ich sie gekauft habe, wusste ich es halt nicht besser. Aber jetzt kann ich es wissen und mein Kaufverhalten dementsprechend anpassen.

Insofern besitzt die neue Verordnung für mich durchaus einen Sinn.

Herzliche Grüße

Bernd
Lars Dragl
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Re: Dr. Hermann

Beitrag von Lars Dragl »

Hallo Bernd!

Grundsätzlich sehe ich es auch so, dass die Konsumenten gut informiert werden müssen. Es wird sich aber erst zeigen, wie sich das alles einspielt. Weinstein wollen viele nicht in ihrem Wein haben, Chemie sowieso nicht. Kaltstabilisierung kostet aber auch etwas, genauso wie lange Lagerung ... Und dabei verliert man vielleicht wieder etwas an Fruchtaromen ... Und teuer darf es auch nicht sein... Man hat es schon nicht leicht als Winzer.

Trotzdem hat der Konsument ein Recht darauf, die "Zutaten der Wurst" zu kennen. Ob man sie dann essen möchte oder nicht, ist dann wieder was anderes.

Herzliche Grüße

Lars
Ollie
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Re: Dr. Hermann

Beitrag von Ollie »

Oh, ich wollte niemandem die Lust auf Dr. Hermann vermiesen, und stimmt, CNC war bereits hier als E466 diskutiert worden, ich hatte den Wikipedia-Artikel nicht zueende gelesen, sorry für die Doublette.

Dass mir die Weine nie richtig gefallen wollten, liegt bestimmt nicht am CNC. Ich denke mal, die 7,0 Vol% richten mehr schlimme Sachen in meinem Ätherkörper Adoniskörper an als das Bitzele Zusatz.
weinaffe hat geschrieben: So 17. Aug 2025, 13:50 ebenso wie die Ascorbinsäure als UTA-Hemmer :lol:
Na, das nenne ich mal einen Jahrgang kunstvoll abgeschossen. :mrgreen:

Dank euch allen für die Antworten!

Cheers,
Ollie
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niers_runner
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Re: Dr. Hermann

Beitrag von niers_runner »

Ich stehe gerade auf dem Schlauch, was genau ist jetzt so verwerflich an dem Stabilisator Carbomethylcellulose.
Weinstein habe ich schon gefühlt ewig nicht mehr in meinen Weinflaschen entdeckt.
Viel mehr hat mich eigentlich immer aufgeregt, wenn die Winzer Round-Up im Weinberg einsetzen, das
ist mein Ausschluss Kriterium.

Ergänzung: E 466 gilt als gesundheitlich unbedenklich, es gibt keine Höchstmengenbeschränkung für seinen Einsatz. In Lebensmitteln darf soviel davon verwendet werden, wie notwendig ist, um die gewünschte Wirkung zu erzielen (quantum satis).

Carboxymethylcellulose wird wie ein Ballaststoff vom Körper nicht verdaut und wieder ausgeschieden. Verzehrt man jedoch übermäßig viel davon, kann dieser Zusatzstoff abführend wirken.

Beste Grüße

Peter
“Wie liebe ich die Kühnheit! Wie liebe ich die Leute, welche aussprechen was sie denken.”
(Voltaire)
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