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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: Sa 7. Apr 2012, 14:51
von Dick
Gestern diesen Wein im Glas:
Poderi Aldo Conterno Barolo Bussia 2000
Farbe: kirschrot Kern mit Brauntönen.
Der Duft dieses Weines ist sehr schön, mit reifen roten Früchten, Leder, Tabak und etwas Bitterschokolade und einem Hauch von Trüffel.
im Mund hat ein wenig abgestanden, aber im positiven Sinne, cremige Vanille, gute Frucht und sehr weichen Tanninen mit einem feinen middellange Nachgeschmack.
Bin kein regelmäßiger Trinker dieser Weine, jeder hat seine eigenen Vorlieben in welchem Stadium er ist ein Wein von seiner besten Seite,jetzt an seiner Spitze, fur mir 92DP.
Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: Mo 9. Apr 2012, 10:00
von Trinkfreude
Hallo zusammen,
offenbar bin ich nicht der einzige, der sich an Ostern Aldo Conterno vorgenommen hat
Wahrscheinlich hätte ich es machen sollen wie Dick und lieber einen 2000er trinken, die scheinen ja gerade in einer ganz angenehmen Phase zu sein. Bei mir musste es aber ein 1996er sein, und zwar der
Granbussia Riserva. Ich schleiche schon die ganze Zeit um die großen Riserve der Traditionalisten aus diesem ja bekanntermaßen sehr lagerbedürftigen Jahrgang herum, aber bevor ich mich über Giacosa und G. Conterno hermache, musste nun eben der A. Conterno als Testobjekt dran glauben. Was soll ich sagen... eine enttäuschende Erfahrung. Trotz reichlicher Belüftung (vormittags Korken gezogen und erster Testschluck, dann ab mittags immer wieder in Abständen probiert) wollte der Wein nicht zueinander finden. Zwar hat er ein schönes und typisches Bouquet (eher hellere rote Früchte, auch Kompott davon, Waldboden, Gewürze...), aber im Mund war der Wein vom Anfang bis zum Schluss viel zu stark - d. h. fast nur - von der Säure dominiert. Das Tannin, vor dem ich mich vorher eher gefürchtet hatte, war schon schön abgeschmolzen und mürbe, in diesem Sinne streng war der Wein nicht mehr. Und Frucht war im Mund nur seeehr sparsam vorhanden. In diesem Zustand wäre mir der Wein irgendwas um die 87 Punkte wert. Nun kann ich mich nicht so recht zwischen drei Interpretationen entscheiden:
1) Der Wein hatte einfach schon immer eine Asymmetrie seiner Komponenten (zuviel Säure für die restliche Substanz) und ist insofern tatsächlich nicht besser (und war es auch früher nie)
2) Der Wein ist schon über den Berg und ich hätte ihn trinken sollen, als er noch mehr Frucht hatte
3) Meine Flasche war nicht in Optimalzustand - eine minimale Menge von Wein war seitlich neben dem Korken durchgesickert und obendrauf verkrustet, Füllstand ging aber fast bis zum Korken hoch und der sonstige Zustand des Korkens war sehr gut, er saß auch normal fest
Ich möchte natürlich 3 glauben, da ich auch noch 96er Cicala und Colonello habe, fürchte aber, daß die Wahrheit eher zwischen 1 und 2 liegt. Hatte einer von Euch auch einschlägige Erfahrungen in letzter Zeit?
Viele Grüße
Jürgen
PS: Es ist übrigens nicht so, daß ich sonst nur Aussie-Shiraz trinke und mit der Stilistik per se ein Problem habe, ich trinke gerne mal traditionellen Nebbiolo, jungen und alten. Meßlatte für die obigen Notizen sind v. a. meine anderen Erfahrungen mit diversen Aldo Conterno Weinen aus den Jahren 1995 bis 2000.
Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: Mo 9. Apr 2012, 11:24
von Mr. Nebbiolo
Hallo Jürgen,
mir gefallen ja ganz selten alte Nebbiolo Weine
nicht, ich bin da wohl nicht kritisch genug

.
Ich bin auch nicht der große Aldo Conterno Kenner, habe noch gar nicht so viel getrunken. Mich hat aber deutlich mehr von den getrunkenen AC Weinen eher entäuscht, als begeistert. Sie waren alle nicht schlecht, aber das "große" fehlte überall. Irgendwie noch nicht reif und doch schon wieder über den Punkt. Ganz schwer zu erklären.
Ich glaube fast, dass die AC Barolo eher jünger getrunken werden sollten.
Mit 1996 ist aber, so finde ich, oft sehr schwer. Das ging mir auch bei anderen Erzeugern (Ceretto, Massolino, Gaja) schon so, dass die irgendwie noch nicht reif waren, andererseits aber schon, bzw. man meint immer, dass die nie richtig reif werden, sondern dann gleich weg sind

.
Ganz schwierig

Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: Di 10. Apr 2012, 10:54
von Trinkfreude
Na wenn das schon die inkarnierte Nebbiolokompetenz so sagt...

Ich kann gut nachvollziehen, was Du zu den 96ern generell meinst, deine Liste würde ich noch um Sandrone, Scavino etc. ergänzen. Der Ceretto Prapo war übrigens lustigerweise der 96er, der mir bis jetzt am besten gefallen hat. Der Bussia von Prunotto war auch gar nicht schlecht (schon ein paar Jahre her).
Bei den Aldos aus den anderen o. g. Jahrgängen waren aber bei mir (fast) alle besser als der hier, die habe ich meistens so bei den niedrigen 90er Punkten gesehen. Die habe ich allerdings auch selten älter als 10-12 Jahre werden lassen. Ganz groß war da keiner, da gebe ich Dir recht, aber so neben der Spur wie diesmal war noch keiner.
Die Nebbiolo-Fraktion im Parker-Forum meint ja tendenziell, man müsste bei den 96ern am besten nochmal 15 Jahre warten... also ich weiss nicht. Es kann ja sein, daß ein Wein im besten Fall da nochmal an Komplexität gewinnt und in diesem Sinn der Höhepunkt seiner Entwicklung erst noch kommt. Allerdings würde ich denken, daß man in solchen Fällen "schon" dann, wenn der Wein 15 oder 16 Jahre auf dem Buckel hat, zumindest eine begründete Ahnung des später noch Kommenden kriegen müsste. Das fehlt mir hier leider völlig.
Muss ich sie halt doch alle flott wegtrinken...

Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: Sa 5. Mai 2012, 00:26
von Tim
Cappellano, Piè Rupestris Otin Fiorin 2001:
Klassisch und groß. Die betörendende Nase ist sehr floral und komplex. Es kommt mir in Sinn; Haselnuss, Rosen, Veilchen, Erdbeeren, Kirschen und ein traubiger Kellerton den ich zart als flüchtige Säure wahrnehme, ohne dass es mich stört - im Gegenteil es verleiht dem Wein noch mehr Charakter. Am Gaumen fein aber sehr präsent. Die Tannine sind jugendlich, perfekt, leicht trocknend, aber gerade richtig um den mitleren, omnipräsenten, frischen Körper perfekt zu begleiten. Die Frucht und Säure ist burgundisch fordernd. Der Abgang ist lang, viel, sogar dunkle Frucht, fast explosiv, trotzdem fein und frisch. Toll und mit Zukunft. 93+
Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: Fr 18. Mai 2012, 22:24
von Reini
Hallo zusammen,
habe gerade einen sehr interessanten Barolo im Glas.
BAROLO PI VIGNE 2006 (Silvio Grasso / La Morra)
Ich weiß, mom.einen 2006er Barolo aufmachen ist ein gewisses Risiko. Da ich aber 5 Fl. im Keller liegen habe, war die Versuchung heute dann doch zu groß um mal eine zu testen.
Typ. eher helles Rubinrot. Sehr feine Nebbiolo Nase. Florale Töne, vermischt mit etwas Kirsche und feinem Rosenduft. Holz perfekt eingebunden, steht auf keinem Fall im Vordergrund, gibt dem Wein aber die nötige Komlexität mit.
Am Gaumen natürlich noch sehr streng und adstringierend. Gefält mir aber sehr gut und ist dabei wesentlich interessanter als so mancher weichgespülter Wein der von überall kommen kann. Dieser Barolo hat auf jeden Fall Charakter. Man muß aber auf jeden Fall diese Stilistik mögen, ansonsten hat man mit diesen Weinen so seine Probleme.
Kräftiger langer Abgang. Macht immer Lust auf den nächsten Schluck.
Für mich heute bereits 93 Reini Punkte, wird aber sicher in den nächsten Jahren noch den einen oder anderen Punkt zulegen können.
Grüße
Reini
Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: Mo 21. Mai 2012, 12:15
von Trinkfreude
Hallo Nebbiologemeinde,
kurzer Nachtrag zu der obigen Diskussion rund um Aldo Conterno: Kürzlich hatte ich den Cicala 2000 offen. Der war in ganz ähnlicher Form wie der von Dick beschriebene Basis-Barolo Bussia aus dem gleichen Jahr (seine Beschreibung könnte man fast copy-paste für diesen hier übernehmen): reif, mürbe und weich, der Gerbstoff hat sich schon ziemlich aus den Staub gemacht, die milde Säure hält ihn aber gerade noch schön am Leben. Wird nicht mehr besser. 92 Punkte. Next Stop: Colonello 2000, mal schauen was der so macht.
Bis demnächst
Jürgen
Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: So 3. Jun 2012, 12:36
von octopussy
Über Supermarkt-Abfüllungen bei Barolo wurde hier im Forum ja schon öfter diskutiert. Sie kommen meist ziemlich schlecht weg. So hatte ich auch von dem
2007 Barolo "Flori" der Kooperative
Araldica, die einen Jahresausstoß von 20 Millionen Flaschen hat, nicht viel bis nichts erwartet. Richtig Spitze ist der Wein auch nicht, aber passabel allemal. Auch hier ist man mit einem "einfachen" Nebbiolo aus anderem Hause vielleicht besser bedient als mit einem gleich teuren Barolo, dessen Preis sich u.a. aus der DOC rechtfertigt. Aber sortentypisch, harmonisch, durchaus mit Tiefgang ausgestattet und Freude bereitend fand ich diesen 2007 Barolo "Flori" schon. Kaufen würde ich ihn mir trotzdem eher nicht.

Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: So 3. Jun 2012, 15:16
von Erdener Prälat
octopussy hat geschrieben:... So hatte ich auch von dem ... nicht viel bis nichts erwartet. ...
Ich hatte schon aus gleichem Jahr und Haus einen Barbaresco in die VKN-Datenbank gestellt, der -glaube ich- um die 10 Euro gehandelt wird und auch alles andere als schlecht war. Aus der Gegend gibt es deutlich schlechtere DOCG-Weine, und bei den Langhe Nebbiolo eher wenige, die das können.
Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: Sa 9. Jun 2012, 00:01
von Tim
Hallo zusammen,
an der Schwelle zu groß sind die Barolo von Parusso aus 99. Bussia Vigna Fiurin:
In der Nase Veillchen, Rosen, Mokka, komplex, tief und sehr annimierend. Am Gaumen mit perfekter Säure- und Süßebalance, seidig aber mit Grip, moderner Touch, harmonisch, Tannine leicht trocknend aber schön integriert und frische gebend, komplexer, süßer, mittelanger, blumiger Abgang.
Gruß Tim