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Re: Schloss Lieser
Verfasst: So 15. Sep 2024, 10:22
von UlliB
Lieser Niederberg Helden Riesling Auslese GK 2010 (Schloss Lieser) 7,0%Vol. Cognacfarben. Traubige Botrytis. Am Gaumen die jahrgangstypisch knackige Säure, erwartungsgemäß auch sehr süß, für eine Goldkapsel-Auslese aromatisch nicht sehr komplex und ziemlich linear. Lebt vorwiegend vom Spiel zwischen hoher Säure und hoher Süße und erinnert insofern stark an einen Eiswein. Kann man noch viele Jahre lagern, muss man aber nicht - eine wesentliche Verbesserung erwarte ich nicht.
Gruß
Ulli
Re: Schloss Lieser
Verfasst: Di 12. Nov 2024, 20:25
von Bernd Schulz
Diese 2009er Spätlese belegt einmal mehr das große Können von Thomas Haag:
Unter dem Punkt "Trinkreife" hätte ich früher wohl "trinken oder lagern" vermerkt, aber mittlerweile tendiere ich dazu, meine restsüßen Rieslinge von Ausnahmen abgesehen nicht mehr endlos liegen zu lassen. Diese Spätlese kann sicher noch fünf und mehr Jahre Lagerung vertragen, ohne den Heldentod zu sterben, aber
schöner als jetzt wird sie mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr. Warum also noch lange warten?
Herzliche Grüße
Bernd
Re: Schloss Lieser
Verfasst: Mi 13. Nov 2024, 21:51
von Bernd Schulz
Ebenso wie der 23er Dönnhoff-Kabi zeigt auch die 09er BJS-Spätlese heute kaum eine Veränderung (und schon gar keine zum Negativen hin). Trotzdem hat sie mir gestern mehr reine Trinkfreude gebracht, was aber daran liegt, dass ich längere Zeit keinen restsüßen Riesling genossen hatte. Jetzt am zweiten Abend ist mein derzeitiger Bedarf an Süße-Säure-Spiel schon wieder gedeckt - morgen muss etwas Trockenes her!
Da fällt mir ein: Morgen habe ich abends Quintettprobe, zu der ich traditionell immer eine Flasche Wein mitnehme, die im Anschluss an das Musizieren in netter Runde verkimmelt wird. Und da die anderen merkwürdigerweise alle nur trockene Weine trinken, ist schon deshalb nichts Süßes angesagt....
Herzliche Grüße
Bernd
Re: Schloss Lieser
Verfasst: So 1. Dez 2024, 12:19
von Lars Dragl
Hallo!
Niederberger Helden Riesling GG 2020
Mittleres Strohgelb und vielleicht ein paar grünliche Anflüge. Die Nase zeigt zunächst wenig und braucht viel Luft um sich ein wenig zu öffnen. Dann etwas warme gelbe Frucht, leichte Spontinoten, Schiefer und Kamillentee; die anfänglich etwas reduktiven Noten verschwinden mit der Zeit. Im Mund von hohem Extrakt, aber mit wenig Spiel, recht weich und mit erstaunlich verhaltener Säure. Leider schmeckt in diesem Stadium auch der Alkohol etwas vor. Dafür dürfte der Restzucker verschwinden gering sein. Tja, was soll ich sagen? Der ist gerade sehr verschlossen und keine Freude. Zwei Fl. sind noch da und die nächste ziehe ich frühestens in drei Jahren auf.
Viele Grüße
Lars
Re: Schloss Lieser
Verfasst: So 1. Dez 2024, 12:28
von Bernd Schulz
Hallo Lars,
weil es so gut zu anderen hier laufenden Diskussionen passt, frage ich dich - ohne den Wein selber zu kennen

- mal dreist

, was genau du dir bei diesem trockenen GG von weiterer Lagerung erhoffst? Die Kamillenteenote deutet auf eine schon recht fortgeschrittene Reife hin, mehr Säure kommt nicht hinzu, und der Alkohol geht nicht weg.
Nach meinen Erfahrungen deutet deine Beschreibung darauf hin, dass da keine weitere positive Entwicklung zu erwarten ist. Das ist zwar erstaunlich, da ich Thomas Haag für einen großen Könner halte, aber anders würde ich das erst mal nicht sehen. Gut, wenn du den Wein noch ein paar Jahre liegen lässt, kannst du natürlich nicht viel verlieren.....
Herzliche Grüße
Bernd
Re: Schloss Lieser
Verfasst: So 1. Dez 2024, 14:35
von Lars Dragl
Hallo Bernd!
Wenn der Wein nicht schmeckt und noch eher jung wirkt (vor allem farblich), dann kann man zumindest noch auf eine positive Entwicklung hoffen und darauf, dass die Komponenten wieder mehr zusammenfinden. Reifenoten hatte er ja keine und auch der Kamillentee war eher fein und kräutrig-frisch. Der hohe Extrakt dürfte dem Zahn der Zeit auch noch etwas entgegenzusetzen haben. Zudem ist der Wein gerade so schwach bzw. freudlos, dass ich ihn eh nicht trinken will. Ob man das jetzt Lagerung nennt oder nicht, er wird im Keller liegen bleiben, denn die Kaufentscheidung kann ich auch nicht mehr rückgängig machen. Nochmal würde ich ihn allerdings nicht kaufen, denn das Risiko hier gar keinen Genuss mehr zu finden, ist mir eigentlich auch zu hoch.
Nach der Logik des Weinguts und den vielen tollen trockenen 20er Rieslingen, die ich bisher von Thomas Haag hatte, sollte es aber eigentlich verwundern, wenn dieser hier ein Ausfall wird. Möglich erscheint es mir aber durchaus
Viele Grüße
Lars
Re: Schloss Lieser
Verfasst: Mo 2. Dez 2024, 18:19
von Dominik Mueller
Ein Fall für eine Konterflasche?
Re: Schloss Lieser
Verfasst: Mo 2. Dez 2024, 21:09
von Lars Dragl
Hallo Dominik!
Ja, eigentlich schon, aber mir ist gerade nicht danach. Wenn ich es mir anders überlege, dann schreibe ich was dazu.
Herzliche Grüße
Lars
Re: Schloss Lieser
Verfasst: Di 10. Dez 2024, 20:57
von Lars Dragl
Hallo!
Brauneberger Juffer Sonnenuhr Spätlese 2005
Helles bis mittleres Strohgelb. In der Nase eine gut geriefte Botrytis-Auslese mit schöner Würze. Es ist aber auch genügend Frucht da und nicht nur die Kandis- und Honignummer. Im Mund wuchtig, aber mit sehr schönem Spiel; die Säure puffert einiges vom immensen Extrakt weg und bringt Schwung in die Bude. Schöne Tiefe und gute Komplexität. Ein Hammer-Wein für Süßweinfreunde. Bisher mein bester 05er von der Mosel.
Herzliche Grüße
Lars
Re: Schloss Lieser
Verfasst: Sa 28. Dez 2024, 21:26
von UlliB
[Brauneberger] Juffer Sonnenuhr Riesling Auslese Goldkapsel 2017 -19 18 (Schloss Lieser) 7,0%Vol. Halbflasche. Vor dem 71er Weingesetz wäre diese GK-Auslese wahlweise als "Feine Auslese" oder "Feinste Auslese" etikettiert worden, und bei diesem Wein mekt man auch, woher diese Bezeichnungen kamen. Denn das Thema ist hier überhaupt nicht "Wumms" oder hohe Konzentration - da haben manche anderen Weine von Schloss Lieser mehr zu bieten - sondern Finesse. Und die dafür ganz enorm.
Blasses Gelb, jugendlich. Die Nase typisch Mittelmosel, ohne Stinker, eher zurückhaltend. Mit der Zurückhaltung ist es im Gaumen dann sofort vorbei, packendes Süße-Säure-Spiel, Schiefer, Pfirsich, Zitronenzeste; ganz zart Botrytis; die Aromatik sehr intensiv, aber dabei völlig transparent, fast schon luftig. Vielschichtig und tiefgründig. Ganz langer, glockenklarer Nachklang. Einfach großartig.
Solche Weine gibt es nur von der Mosel.
Gruß
Ulli