Moin, moin,
am Montag hatten wir bei Michael Q. nochmal eine kleine Nachlese der 2004er Großen Gewächse, dieses Mal mit einigen Rieslingen und auch drei Spätburgunder. Getrunken haben wir in 3-er-Flights, die jeweils am Ende aufgedeckt wurden. Mit dem Raten und Bepunkten haben wir uns dieses Mal allerdings nur mäßig Mühe gegeben (sorry Michael

).
Los ging's mit einem "Nicht GG", nämlich dem
Karthäuserhof - 2004 Eitelsbacher Karthäuserhofberg Riesling Spätlese feinherb, der blind auch mich einen sehr schönen Eindruck machte und sich auch M-S-R typisch zeigte. Die Dynamik der Auslese Trocken aus 2004 hatte er nicht ganz (da steht dann vielleicht auch die Süße entgegen). Der Wein war trotzdem richtig schön.
Flight 1: Mosbacher
In Flight 1 hatten wir dann drei Große Gewächse aus 2004 von Georg Mosbacher, und zwar die folgenden drei:
- 2004 Deidesheimer Kieselberg
- 2004 Forster Ungeheuer
- 2004 Forster Pechstein
Mein Favorit war mit großem Abstand Ungeheuer, gefolgt von Pechstein und Kieselberg. Der Ungeheuer war absolute spitze, sehr schön harmonisch, schwungvoll und animierend. Kieselberg fand ich etwas gemüsig-scharf, den Pechstein auch ausgezeichnet, höchstens deshalb nicht so gut wie Ungeheuer, weil er etwas "schwerer" wirkte in der Aromatik (ein Phänomen, das ich manchmal bei Pechsteinen habe). Der "Sponti" St. Georg bei Ole neulich scheint ein Ausrutscher gewesen zu sein. Diese drei reinzuchthefevergorenen Rieslingen waren spitzenmäßig gereift, sehr schön harmonisch und einfach vergnüglich zu trinken.
Flight 2: Kühn vs. Heymann-Löwenstein
In Flight 2 hatten wir dann zwei Kühns und einen Heymann-Löwenstein:
- Kühn - 2004 Oestricher Doosberg Drei Trauben
- Kühn - 2004 Mittelheimer St. Nikolaus Drei Trauben
- Heymann-Löwenstein - 2004 Winninger Uhlen Roth Lay
Alle drei Weine hatte ich vorher schon einmal getrunken, den Kühn Doosberg und den Uhlen R erst im November bei Oles Probe. Die Kühns konnte man sofort am Flaschenhals erkennen (Kronkorken). Aber auch im Glas waren sie recht schnell erkennbar. Der Doosberg war deutlich besser als der Nikolaus, letzterer wirkte einfach unheimlich anstrengend. Insgesamt mag ich ja diesen Kühn Stil durchaus gerne, gerade der Doosberg war - wie schon zuvor bei Ole - sehr schön und auch konsistent in der Aromatik, wenn auch experimentell. Allerdings setzt sich hier für meinen Geschmack der Winzerstil schon sehr extrem über das Terroir. Die beiden Rieslinge hätten auch aus Franken oder Württemberg kommen können.
Der Heymann-Löwenstein wirkte danach viel harmonischer, vielleicht ist er sogar ein bisschen "zu" harmonisch mit seiner Restsüße und milden Säure. 10 Punkte für die Harmonie, allerdings nur 5 für die Spannung. Positiv sei noch angemerkt, dass diese Flasche deutlich weniger üppig wirkte als die im November bei Ole. Eine wirklich prägnante Mosel-Schiefer-Stilistik war hier aber gar nicht mal so erkennbar. Ein guter Wein, aber keiner, der mich wirklich mitreißt.
Flight 3: Rheinhessen vs Saar
Der dritte Flight war ein Mix-Flight mit zwei Rheinhessen und einem Saar-Riesling.
- Kühling-Gillot - 2004 Nackenheimer Rothenberg "Wurzelecht"
- Wittmann - 2004 Westhofener Aulerde
- von Othegraven - 2004 Kanzemer Altenberg
Der Kühling-Gillot hatte leider KORK, was in diesem Fall nicht nur schade war, weil der Wein selten und teuer ist, sondern auch, weil das, was unter dem Kork zu erahnen war, von allerhöchster Qualität zeugte. Ohne Kork wäre dies - da bin ich ziemlich sicher - unser Wein des Abends gewesen.
Wittmann Aulerde fand ich richtig super, schwungvoll, mit gutem Zug, harmonisch mit ganz leichter Restsüße. Den fand ich besser als den 2004 Kirchspiel neulich.
Den von Othegraven hatte ich erst im November im Glas gehabt und für hervorragend befunden. Diese Flasche war nochmal einen Tick besser, die Süße besser eingebunden, mit noch mehr Dynamik und Spannung ausgestattet. Einfach richtig gut von vorne bis hinten. Das Einzige, was ich hier zu kritteln habe, ist, dass der Wein großzügig geschwefelt wirkte. Das könnte sich noch etwas besser harmonisieren.
Flight 4: Stodden
In Flight 4 hatten wir dann noch drei Spätburgunder von Jean Stodden:
- Neuenahrer Sonnenberg Spätburgunder GG
- Spätburgunder Alte Reben (Recher Herrenberg)
- Ahrweiler Rosenthal Spätburgunder GG
Ich kam erst drauf, dass wir bei Stodden sind, als Michael sagte: "Dein Hassweingut". Ich fand alle drei Weine wirklich erschreckend schlecht. Es ist richtig, dass ich mit den Spätburgunder von Stodden noch nie was anfangen konnte, weder jung noch gereift. Die drei 2004er waren für meinen Geschmack alle schon über den Zenith, was schon an der bräunlichen Farbe zu erkennen war, aber auch an der Aromatik nach welken Blättern und muffig-fauliger Frucht. Auch das Holz war hier noch generös zu erkennen, insbesondere beim Neuenahrer Sonnenberg, der schon damals als "Next Generation" von Stoddens Sohn vinifiziert wurde. Im Mund waren eigentlich alle drei Weine etwas derb für meinen Geschmack, was sich vor allem an der bissigen Säure lag.
Man muss dazu sagen, dass einigen am Tisch jedenfalls einzelne der drei Stoddens gut gefielen und dass ich am negativsten eingestellt war. Das liegt sicher auch an Vorurteilen. Aber ganz ungeachtet des aus meiner Sicht völlig überzogenen Preises für diese Weine liegen sie einfach Galaxien entfernt von meiner persönlichen Pinot-Präferenz.
Vielen Dank an Michael für diesen schönen und erkenntnisreichen Abend, der mal wieder ein paar neue Horizonte eröffnet hat.