Definition [Alte Reben]

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
amateur des vins
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Re: Definition [Alte Reben]

Beitrag von amateur des vins »

UlliB hat geschrieben: Sa 16. Nov 2024, 18:04
amateur des vins hat geschrieben: Sa 16. Nov 2024, 17:49 Vollkommen subjektiv und statistisch überhauptnicht abgesichert, fühle ich eine positive Korrelation zwischen Rebalter und Qualität. Deutlich.
Das liegt aber daran, dass du vorwiegend oder ausschließlich Wein von guten Erzeugern trinkst, die das ganze miese Zeug, was da vor drei oder mehr Jahrzenten ausgepflanzt wurde, schon lange ausgerissen und durch Neupflanzungen ersetzt haben. Die haben nur die Parzellen stehen gelassen, die mit gutem Rebmaterial bestockt waren. Für die gilt die Korrelation dann tatsächlich.
Gut möglich.
UlliB hat geschrieben: Sa 16. Nov 2024, 18:04 Tatsache ist: die Aussage "Alte Reben" bürgt für sich alleine betrachtet keineswegs für höhere Qualität.
D'accord.
Besten Gruß, Karsten
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UlliB
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Re: Definition [Alte Reben]

Beitrag von UlliB »

Jochen R. hat geschrieben: Sa 16. Nov 2024, 19:25 Ich käme nie auf die Idee, "Alte Reben", "Vielle Vignes" etc. blind als Qualitätsmerkmal einzuordnen.
Hallo Jochen,

du vielleicht nicht, andere Leute aber schon. Wie weiter oben schon geschrieben, betrachte ich die Aussage als werblich, worauf die breite und gefühlt in den letzten Jahren zunehmende Verwendung dieser Angaben auf dem Etikett hindeutet.

Und wenn man solche werblichen Angaben überhaupt zulässt, sollten sie schon einen definierten Wahrheitsgehalt haben. Im Moment kann jeder Erzeuger wenige Jahre alte Reben als "alt" bezeichnen, wenn er das so möchte. Da sehe ich verbindliche Regeln schon als sinnvoll an, um völligen Wildwuchs zu vermeiden.

Aber Rieslingfan hat natürlich Recht: keine der zulässigen Zusatzangaben auf dem Etikett sagt über die Qualität des Inhalts etwas Relevantes aus ("Bio" würde ich davon mal ausnehmen, da hier zumindest die berechtigte Hoffnung besteht, dass der Wein keine Pestizidrückstände enthält und bestimmte umweltschädigende Praktiken bei der Erzeugung unterlassen wurden - was mit der sensorischen Qualität allerdings nichts zu tun hat). Insofern kann man sich dann natürlich auf den Standpunkt stellen, dass der Erzeuger alles mögliche auf das Etikett schreiben kann, weil eh egal.

Gruß
Ulli
niers_runner
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Re: Definition [Alte Reben]

Beitrag von niers_runner »

Interessante Diskussion. Bisher hatte ich immer den Eindruck, dass die Alten Reben irgendwie dichter und komplexer waren als die jungen Reben. So jedenfalls bei Dr. Hermann oder Stefan Müller. Bei M.F. Richter allerdings abhängig vom Jahrgang. Könnte vielleicht daran liegen, dass die Alten Reben tiefer verwurzelt sind und sich besser mit Wasser versorgen können.

Beste Grüße

Peter
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Udo2009
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Re: Definition [Alte Reben]

Beitrag von Udo2009 »

niers_runner hat geschrieben: So 17. Nov 2024, 20:51 Interessante Diskussion. Bisher hatte ich immer den Eindruck, dass die Alten Reben irgendwie dichter und komplexer waren als die jungen Reben. ...
Genau das meinte ich mit "gehaltvoller"...
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Rieslingfan
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Re: Definition [Alte Reben]

Beitrag von Rieslingfan »

Hier noch eine ausführlichere Information über den Begriff "Alte Reben": https://glossar.wein.plus/alte-reben
Gruß Markus
Volker
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Re: Definition [Alte Reben]

Beitrag von Volker »

Im Endeffekt sagt der Begriff alleine, wie hier ja auch schon mehrfach festgestellt, nicht wirklich viel aus, solange man nicht die "Hauskriterien" des speziellen Winzers kennt.
Das einzige Weingut, bei dem ich mal speziell ausgewiesene "Alte Reben" Weine gekauft hatte, verwendete z.B nur Parzellen ab einem Alter von 60 Jahren, was dann eben schon wirklich alt ist.
Schmitt Wagner mit seinem damaligen Rebbestand zwischen 50 - 100 Jahre alten Parzellen, verzichtete z.B. komplett auf eine solche Bezeichnung :lol:
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EThC
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Re: Definition [Alte Reben]

Beitrag von EThC »

Volker hat geschrieben: Di 19. Nov 2024, 19:25 Das einzige Weingut, bei dem ich mal speziell ausgewiesene "Alte Reben" Weine gekauft hatte, verwendete z.B nur Parzellen ab einem Alter von 60 Jahren, was dann eben schon wirklich alt ist.
...das hatte ich schon deutlich häufiger :o , mindestens 58 "Alte Reben" und 17 "Vieilles Vignes", andere Sprachen hab ich jetzt nicht überprüft... :mrgreen:
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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UlliB
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Re: Definition [Alte Reben]

Beitrag von UlliB »

EThC hat geschrieben: Di 19. Nov 2024, 20:09
Volker hat geschrieben: Di 19. Nov 2024, 19:25 Das einzige Weingut, bei dem ich mal speziell ausgewiesene "Alte Reben" Weine gekauft hatte, verwendete z.B nur Parzellen ab einem Alter von 60 Jahren, was dann eben schon wirklich alt ist.
...das hatte ich schon deutlich häufiger :o , mindestens 58 "Alte Reben" und 17 "Vieilles Vignes", andere Sprachen hab ich jetzt nicht überprüft... :mrgreen:
Ich habe nicht gezählt, aber mir sind Weine mit diesen Bezeichnungen auch schon häufiger ins Glas gekommen, mitunter auch "Tres Vieilles Vignes" (= sehr alte Reben), vorwiegend aus dem Burgund, wo man stolz auf die alten Rebbestände ist, die z.T. noch aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stammen.

Ach ja, und von Max Ferd. Richter gibt es auch die "Uralten Reben" aus der Wehlener Sonnenuhr, gepflanzt zwischen 1890 und 1900.

Nachdem die OIV nun definiert hat, was "alt" heißt, muss man sich natürlich auch noch um diese Bezeichnungen kümmern. Was ist "sehr alt", was ist "uralt"? - Es bleibt noch viel zu tun ;)

Gruß
Ulli
Bernd Schulz
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Re: Definition [Alte Reben]

Beitrag von Bernd Schulz »

UlliB hat geschrieben: Di 19. Nov 2024, 21:47 Ich habe nicht gezählt, aber mir sind Weine mit diesen Bezeichnungen auch schon häufiger ins Glas gekommen, mitunter auch "Tres Vieilles Vignes" (= sehr alte Reben).....
"Tres Vieilles Vignes" beziehungsweise "Sehr alte Reben" ist mir als Bezeichnung noch nicht begegnet (weil ich zu wohl zu wenig burgundische Burgunder trinke :?: ), aber "Alte Reben" und "Vieilles Vignes" konnte ich immer wieder mal auf den Etiketten der von mir verputzten Weine lesen. Und in aller Regel handelte es sich dann dabei um Qualitäten, die sich einigermaßen spürbar von der Basis abgehoben haben.

Meines Erachtens verhält es sich eigentlich ganz einfach: Bei Winzern, deren Weine man kaufen sollte, ergibt die Bezeichnung "Alte Reben" mit oder ohne offizielle Vorschriften zum Gebrauch dieser Bezeichnung meistens einen Sinn. Bei Winzern, deren Weine man nicht kaufen sollte, ist es dagegen eh völlig wurscht, ob "Alte Reben" auf dem Etikett steht oder nicht :twisted:.

Herzliche Grüße

Bernd
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Re: Definition [Alte Reben]

Beitrag von niers_runner »

Bernd Schulz hat geschrieben: Di 19. Nov 2024, 22:05
UlliB hat geschrieben: Di 19. Nov 2024, 21:47 Ich habe nicht gezählt, aber mir sind Weine mit diesen Bezeichnungen auch schon häufiger ins Glas gekommen, mitunter auch "Tres Vieilles Vignes" (= sehr alte Reben).....

Meines Erachtens verhält es sich eigentlich ganz einfach: Bei Winzern, deren Weine man kaufen sollte, ergibt die Bezeichnung "Alte Reben" mit oder ohne offizielle Vorschriften zum Gebrauch dieser Bezeichnung meistens einen Sinn. Bei Winzern, deren Weine man nicht kaufen sollte, ist es dagegen eh völlig wurscht, ob "Alte Reben" auf dem Etikett steht oder nicht :twisted:.

Herzliche Grüße

Bernd
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