I love the smell of Fachkompétence à la Bordelaise in the morning, v.a. aus so berufener Feder...
Für diejenigen, die bei den Weinberserkern nicht mitlesen, ein Hinweis auf einen sehr vergnüglichen Zweiteiler im The Drinksbusiness über die kritische Situation des Jahrgangs 2023 im speziellen und des en-primeur-Systems im allgemeinen,
Teil 1 und
Teil 2.
Eine für mich sehr bemerkenswerte Stelle (und eine der wenigen Aussagen über die Handlungsmöglichkeiten der Erzeuger) war die:
It is credible to think that, above all in the context of a generous vintage (with yields high), properties are now deciding between degrees of strictness in the selection for their grands vin on the basis of how much they might credibly think they can sell and at what price.
Auf Deutsch: Je mehr Aufwand bei der Selektion der Trauben für den grand vin, desto weniger grand vin, desto teurer der grand vin, desto geringer der Absatz des grand von, desto weniger Einnahmen, desto weniger Gewinn, der den Selektionsaufwand rechtfertigt, desto weniger Selektion, desto größer die Menge an grand vin, aber desto schlechter der grand vin, desto geringer der Preis des grand vin, desto größer muss der Absatz des grand vin sein, um auf den gleichen Gewinn zu kommen, aber desto geringer das Interesse am grand vin, also desto weniger Absatz des grand vin.
Könnte z.B. Brane-Cantenac dreimal soviel Wein zu 90 Punkten produzieren wie solchen zu 94 Punkten und die dreifache Menge auch verkauft bekommen zu 35 Euro pro Flasche? Zu 25 Euro? Der Weinmarkt kann solche Mengen an Bordeaux höchstwahrscheinlich gar nicht mehr absorbieren. Welcher Negociant sollte ihnen diese Produktion auch abnehmen, bei den Rahmebedinungen? Um die Marke zu schützen, müsste der Zweitwein gestärkt werden (was auch das Marketing vereinfachen würde), aber das Mengenproblem bleibt - zumal ja kaum noch jemand Wein trinkt.
Wenn jetzt der "Gesellschaftsvertrag" im Bordelais aufgekündigt wird (falls es ihn jemals gab), wonach die "Leuchttürme" fürs Renommé sorgen, von dem auch die kleinen Crus Bourgeois und Artisans profitieren, nun aber die Leuchttürme ihren Wein lieber selber in der 20-Euro-Klasse verklappen, wann immer sie es brauchen (aber mit der Elastizität, wieder alles in den grand vin zu schütten), dann werden noch viele zehntausend Hektar gerodet werden müssen, und nicht nur auf den billigen Rängen. Und das in einer Zeit, in der die Traubenqualität so hoch war wie noch nie - auch wenn diese Dekade sich absehbar dem Ende zuneigt.
Übrigens ist die Institut des Sciences de la Vigne et du Vin der Uni Bordeaux mit der
Jahrgangsbeurteilung raus, allerdings erst einmal nur auf Franzöisch.
Edit: Typos fixed.
Cheers,
Ollie