Re: Alsace Riesling
Verfasst: So 4. Nov 2012, 21:33
Auch sehr gut: der Klassiker aus dem Schlossberg, der Riesling Grand Cru Schlossberg der Domaine Weinbach. Wir hatten nebeneinander:argentum hat geschrieben:Moinsen, hab mich in den Riesling Schlossberg GC von Bott-Geyl verliebt.
2008 Riesling Grand Cru Schlossberg
2008 Riesling Grand Cru Schlossberg Cuvée Ste. Catherine "L'Inédit" und
2004 Riesling Grand Crus Schlossberg Vendanges Tardives Trié Spéciale
Mit den verschiedenen Cuvées aus dem Schlossberg der Familie Faller ist es gar nicht so einfach. Ich habe aber jetzt verstanden, dass es im nicht süßen Bereich neben dem "normalen" Grand Cru noch die Cuvée Ste. Catherine aus dem Mittelstück des Schlossbergs und die meistens mit etwas mehr Restsüße ausgebaute Cuvée Ste. Catherine "L'Inédit" gibt, die aus besonders reifen Trauben cuvéetiert wird, allerdings nur in besonders guten Jahren.
Der 2008 Schlossberg war noch relativ zu, brauchte etwas Zeit und Luft, um überhaupt etwas preiszugeben. Auch stand die Säure noch etwas neben allem anderen. Aber mir schmeckte der Wein trotzdem ausgezeichnet. Elsässer Rieslinge der eher altmodischen Art macht für mich im Vergleich zu deutschen Rieslingen (der moderneren Art) vor allem eine gewisse aromatische Durchlässigkeit, ja Porosität aus. Deutsche Rieslinge finde ich oft konsistent, in sich stimmig, dicht in den Aromen, aber auch mit Schlössern und Siegeln versehen. Es fällt schwer, den Kern zu erkennen. Das fällt mir bei Elsässer Rieslingen häufig leichter, weil sie Löcher haben wie ein Schweizer Käse. Das ist vielleicht eine etwas merkwürdige Erklärung, aber evtl. wird ja dem ein oder anderen klar, was ich meine.
Die Wucht und mit großem Abstand für alle am Tisch die klare Nummer Eins war der 2008 L'Inédit, bei dem Attribute wie die Süße überhaupt keine Rolle mehr spielten. Beim Öffnen der Flasche wirkte er eher mies mit etwas schmutziger Botrytis und v.a. ziemlich viel scharfer Bitterkeit. Beim Servieren am Abend war davon nicht mehr viel zu spüren. Die Botrytis zeigte sich nur ganz dezent und wirkte eher sauber. Seine ganze Klasse zeigte der Wein im Mund mit einer Aromenexplosion sondergleichen, einer himmlischen Stoffigkeit, einem eher trockenen Mundgefühl und einem unendlich langen Abgang. Trotz des stolzen Preises werde ich davon nachkaufen.
Schon etwas unkonzentriert waren wir alle bei der 2004er Vendanges Tardives, die aber ebenfalls ganz himmlisch war. Es fiel die Assoziation nach weihnachtlichen Gewürzen, was danach schrie, schon jetzt im November ein Pain d'épices aus dem Elsass dazu zu trinken. Und was war das für eine göttliche Kombination. Der Wein verlor die doch deutliche und opulente Süße, die er davor hatte und wurde ganz und gar harmonisch und frisch. Ich hatte das schon einmal mit einem Trimbach Gewürztraminer Vendanges Tardives zu einem Dessert mit Pain d'épices und dunkler Schokolade. Für mich eine der herrlichsten terroirgeprägten Kombinationen von lokalem Essen und Wein.


