... nutzt z.B. auch der deutsche Weinbau alle vorhandenen Chancen?
Kürzlich fand ich zu meiner Überraschung einen Kerner, der neben einem früher getrunkenen guten nach vielen belanglosen "Kerner" endlich ein Klassewein dieser als "Neuzüchtung" viel zu gering geschätzten Rebsorte war. Anders als der "frühere" war der jetzt gefundene leider kein deutscher Wein sondern ein Erzeugnis aus den Eisacktal (Kloster Neustift). Er verkauft sich dort mit deutlich über 10 EUR/0,7L.
Neuzüchtung hin oder her: Ich würde mir hier öfter einmal solch einen Genuß leisten.
Warum werden hierzulande Chancen bei Riesing und einigen Rotweinen genutzt, aber nicht das offenbar hervorragende Potential der Kerner-Rebe?
32 Cent pro Liter Rotwein
Re: 32 Cent pro Liter Rotwein
Hallo Hans,
zunächst mal willkommen im Forum
Ich weis zwar nicht, ob dein Beitrag hier stimmig hinsichtlich des Threads ist, aber ich antworte auch einfach mal hier.
Aus Sicht Deutscher Winzer kann ich dir nicht sagen, warum Kerner ein Schatten- und Nischendasein fristet. An zu nehmen ist aber, dass die Leitsorte in Deutschland Riesling ist. Von eher regionaler Bedeutung sind dann allenfalls noch Silvaner, Grau- und Weissburgunder, dazu kommen wohl noch die internationalen Chardonnay und Sauvignon, mit denen ein paar renomierte Winzer zu reussieren wissen.
Von den z.T. gar nicht mehr so neuen "Neuzüchtungen" in Weiss hat sich bei uns m. E. lediglich die Scheurebe einen gewissen Stellenwert erarbeitet, mit denen einige Winzer hochanständiges auf die Flasche bringen. Aber wer braucht schon wirklich pappsüsse Ortega oder Huxelrebe? (... auch wenn natürlich, wie so oft Ausnahmen die Regel, usw ...), wer braucht Kerner, wenn er Riesling in mannigfacher Ausprägung bekommt?
Für den Umkehrschluss kann ich dir aber ein paar Fakten zu Kerner in Südtirol geben, die evtl. die Kerner-Sicht der Dinge etwas klären.
Warum der Kerner im Eissacktal sehr gute Ergebnisse zeigt?
Die Eissacktaler Winzer / Genossenschaften haben sich aufgrund der alpinen Grenzlage für Weinbau viel mit weissen Sorten auseinander gesetzt, auch mit Neuzüchtungen - und da hat sich der Kerner für das Gebiet, neben den in Italien auch untypischen Sorten Sylvaner und Riesling, aufgrund seiner erreichten Qualität, bei einigen Betrieben durchgesetzt. Kerner bringt aufgrund seiner Anlagen vieles mit, was für den Weinbau in dieser Grenzregion erforderlich ist, u. a. später Austrieb, Temperaturtoleranz (Frost), usw. ...
Du darfst aber nicht verkennen, dass Eissacktaler Kerner mit 90 ha letzendlich auch nur ein unbedeutendes Nischendasein fristet - in Proportion zur Gesamtanbaufläche Weiss mit 2557 ha in Südtirol ergeben sich ca. 3,5% Anteil an der Gesamtanbaufläche weisser Reben. Dieser Anteil liegt in etwa bei der Produktionsfläche von Goldmuskateller (88 ha), der ebenfalls ein ausgewiesener Nischenwein ist; lediglich Sylvaner (70 ha), Riesling (65 ha) und Veltliner (26 ha) sind noch geringer in der Anbaufläche vertreten.
Bezogen auf das Eissacktal (348 ha Gesamtanbaufläche, 95% Anteil weisse Rebsorten), besitzt Kerner hingegen eine hohe Bedeutung, da liegt er eben flächenmäßig vor Sylvaner, Riesling und Veltliner, welche hinsichtlich Südtirol vorallem hier angebaut werden, aber auch m. W. hinter Müller Thurgau und im Bereich von Gewürztraminer - natürlich immer Bezogen auf das Kleingebiet Eissacktal.
Hier zeigt sich nun m.E. schlüssig, dass für die Eissacktaler Winzer eine Notwendigkeit des Wettbewerbs mit Kerner besteht, da er eben bezogen auf die Region bedeutend ist und sie daher gezwungen sind sich zu profilieren und an der Qualität zu messen. Daher steht Kerner im Eissacktal in den dafür richtigen Lagen - tut er das in Deutschland?
Die Frage könnte auch heissen, warum schaffen es Südtiroler Winzer sehr guten MT auf die Flasche zu bringen, wo in Deutschland viel Belangloses erzeugt wird - die Erklärung wäre dann wohl wieder eine ähnliche wie bei Kerner ...
zunächst mal willkommen im Forum

Ich weis zwar nicht, ob dein Beitrag hier stimmig hinsichtlich des Threads ist, aber ich antworte auch einfach mal hier.
Aus Sicht Deutscher Winzer kann ich dir nicht sagen, warum Kerner ein Schatten- und Nischendasein fristet. An zu nehmen ist aber, dass die Leitsorte in Deutschland Riesling ist. Von eher regionaler Bedeutung sind dann allenfalls noch Silvaner, Grau- und Weissburgunder, dazu kommen wohl noch die internationalen Chardonnay und Sauvignon, mit denen ein paar renomierte Winzer zu reussieren wissen.
Von den z.T. gar nicht mehr so neuen "Neuzüchtungen" in Weiss hat sich bei uns m. E. lediglich die Scheurebe einen gewissen Stellenwert erarbeitet, mit denen einige Winzer hochanständiges auf die Flasche bringen. Aber wer braucht schon wirklich pappsüsse Ortega oder Huxelrebe? (... auch wenn natürlich, wie so oft Ausnahmen die Regel, usw ...), wer braucht Kerner, wenn er Riesling in mannigfacher Ausprägung bekommt?
Für den Umkehrschluss kann ich dir aber ein paar Fakten zu Kerner in Südtirol geben, die evtl. die Kerner-Sicht der Dinge etwas klären.
Warum der Kerner im Eissacktal sehr gute Ergebnisse zeigt?
Die Eissacktaler Winzer / Genossenschaften haben sich aufgrund der alpinen Grenzlage für Weinbau viel mit weissen Sorten auseinander gesetzt, auch mit Neuzüchtungen - und da hat sich der Kerner für das Gebiet, neben den in Italien auch untypischen Sorten Sylvaner und Riesling, aufgrund seiner erreichten Qualität, bei einigen Betrieben durchgesetzt. Kerner bringt aufgrund seiner Anlagen vieles mit, was für den Weinbau in dieser Grenzregion erforderlich ist, u. a. später Austrieb, Temperaturtoleranz (Frost), usw. ...
Du darfst aber nicht verkennen, dass Eissacktaler Kerner mit 90 ha letzendlich auch nur ein unbedeutendes Nischendasein fristet - in Proportion zur Gesamtanbaufläche Weiss mit 2557 ha in Südtirol ergeben sich ca. 3,5% Anteil an der Gesamtanbaufläche weisser Reben. Dieser Anteil liegt in etwa bei der Produktionsfläche von Goldmuskateller (88 ha), der ebenfalls ein ausgewiesener Nischenwein ist; lediglich Sylvaner (70 ha), Riesling (65 ha) und Veltliner (26 ha) sind noch geringer in der Anbaufläche vertreten.
Bezogen auf das Eissacktal (348 ha Gesamtanbaufläche, 95% Anteil weisse Rebsorten), besitzt Kerner hingegen eine hohe Bedeutung, da liegt er eben flächenmäßig vor Sylvaner, Riesling und Veltliner, welche hinsichtlich Südtirol vorallem hier angebaut werden, aber auch m. W. hinter Müller Thurgau und im Bereich von Gewürztraminer - natürlich immer Bezogen auf das Kleingebiet Eissacktal.
Hier zeigt sich nun m.E. schlüssig, dass für die Eissacktaler Winzer eine Notwendigkeit des Wettbewerbs mit Kerner besteht, da er eben bezogen auf die Region bedeutend ist und sie daher gezwungen sind sich zu profilieren und an der Qualität zu messen. Daher steht Kerner im Eissacktal in den dafür richtigen Lagen - tut er das in Deutschland?
Die Frage könnte auch heissen, warum schaffen es Südtiroler Winzer sehr guten MT auf die Flasche zu bringen, wo in Deutschland viel Belangloses erzeugt wird - die Erklärung wäre dann wohl wieder eine ähnliche wie bei Kerner ...
Grüsse
Ralf
Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
Ralf
Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin