Da sind ja schon einige wunderbare Sachen zusammengekommen; einige davon könnte ich hier auch listen.
Angesichts der unbarmherzig voranschreitenden Lebenszeit habe ich in 2015 neben den in Ehren gereiften Sachen eher auf die Jugend gesetzt; man weiss ja nie !
Kannst du zum Jacquesson 738 und dem Belluard noch etwas mehr schreiben? Die hab ich beide auch da. Von dem Belluard hatte ich bislang nur den 2008er, der mir sehr gut gefiel. Die Rebsorte kommt da, finde ich, schon ziemlich deutlich raus (das klingt jetzt etwas hochtrabend, Gringet gibt es ja woanders nicht, nur als Heida oder Savagnin Blanc, ich meine damit eher, dass der Wein sehr speziell schmeckt).
Hier auch noch meine High- und Lowlights aus 2015. Immer, wenn ich meine, ich hätte eine bestimmte Region halbwegs begriffen, tauchen wieder neue Weine aus der Region auf oder spannende neue Regionen. 2015 war für mich jedenfalls ein enorm spannendes Weinjahr mit ganz vielen Entdeckungen, Erkenntnissen und immer wieder neuen Überraschungen und Kurven.
Für mich stand das Weinjahr 2015 eindeutig im Zeichen des Champagners, ich hab sicher doppelt so viel Champagner in 2015 getrunken wie in den drei Jahren davor zusammen. Die Champagner, die mich am meisten beeindruckt haben, waren:
Jérôme Prévost (La Closerie) - Champagne Les Beguines (LC06 am besten, dann LC07 und LC12). Diese Subtilität und Finesse aus Pinot Meunier rauszuholen, ist einfach ganz große Winzerkunst. Tarlant - Champagne Extra Brut Cuvée Louis (1999er Basis). Ein Ausbund an Komplexität, nicht der feine Stil von Prévost, eher etwas derber. Aber so komplex, dass einem schwindelig wird. Egly-Ouriet - Champagne Blanc de Noirs Extra Brut (2006 degorgiert). Für mich die bisherige Messlatte für Pinot Noir Champagner. Schmeckt wie ein ganz großer Pinot Noir, der auch noch perlt. Diese Mischung aus weißen und roten Aromen ist wirklich animierend.
Bei den trockenen Weißweinen waren unter meinen schönsten Erlebnissen einige übliche Verdächtige dabei, z.B. Rieslinge von Koehler-Ruprecht, Dönnhoff, Wittmann, usw. Trotzdem habe ich gemerkt, dass ich immer weniger trockene Rieslinge trinke (leider ist mein Keller randvoll damit), weil sie so problematisch zum Essen zu kombinieren sind. Deshalb hier drei Weine, die für mich neu schmeckten:
Clos de la Bonnette - 2014 Condrieu La Legende Bonnetta: jung, aber so ein Viognier schmeckt jung sehr unwiderstehlich. Tolle Aromatik, viel Power, aber auch viel Finesse, erzeugt Sommergefühle. Jean-Louis Chave - 1997 Hermitage Blanc: auf den Punkt gereift, ganz leicht wachsig, in der Aromatik nur schwer zu greifen, überzeugt er vor allem durch seine Dynamik und Struktur. Domaine Ostertag - 2011 Pinot Grand Cru Muenchberg "A360P". Ich hatte das Glück, die Familie Ostertag dieses Jahr kurz kennenzulernen. Sie sind sehr nette Leute und erzeugen großartige Weine. Diesen A360P fand ich besonders gut (zu anderer Gelegenheit im Restaurant getrunken), sehr typisch Pinot Gris, hier aber in der komplett trockenen Variante, sehr pur und fein trotz großer Fülle.
Bei den Rotweinen habe ich die nördliche und die südliche Rhône für mich mehr entdeckt, vor allem auch die südliche Rhône. Meine drei Favoriten, die sich mir am meisten ins Gedächtnis eingebrannt haben:
Domaine Fourrier - 2003 Griotte Chambertin Grand Cru. Trotz des schwierigen Jahrs ein großartiger Wein - ganz im Stile Fourriers - leicht pudrig, in meiner Notiz schrieb ich "vereint Opulenz und Finesse". Einen Fourrier Griotte-Chambertin werde ich wohl nie wieder trinken können, die Preise sind mittlerweile völlig jenseits von gut und böse. 2000 Château Rayas. für mich die Quintessenz der Grenache und noch so ein Power und Finesse Wein. So wunderbar würzig, so druckvoll, gerade an der Grenze zu anstrengend. Bruno Giacosa - 1978 Barolo Bussia Riserva Speciale (rotes Etikett). Wenn ich endlich den Nebbiolo für mich mehr entdecke (kommt so langsam, aber sehr langsam), dann ist es zu spät. Trotzdem ist es wunderbar, so einen Wein wie diesen Giacosa mal trinken zu dürfen. Unglaublich jung war der noch, sehr dicht, zupackend und trotzdem total seidig.
Und bei den Süßweinen? Da waren für mich diverse Müller-Catoirs aus der Ära Schwarz ganz vorne mit dabei. Ganz besonders eingeprägt hat sich mir aber ein 10 Euro Süßwein, nämlich der Domaine Plageoles - 1990 Gaillac Mauzac Roux, der so wunderbar nach Kamille und Lindenblüten duftete und schmeckte. Ich hoffe, dass ich davon nochmal nachkaufen kann, weil ich den unglaublich gerne noch einmal trinken würde.
Bei meinen beiden schönsten in 2015 getrunkenen Weinen handelte es sich erstaunlicherweise um schon etwas ältere Auslesen von der Mosel bzw. Saar:
Ich hatte etliche solide bis sehr gute Rotweine im Glas; der nach Punkten beste von ihnen war dieser hier:
Dazu muss ich sagen, dass ich immer weniger nach dem ultimativen Kick verlange. Mir geht es nicht primär um den Wein, der noch einmal und noch einmal eine Schippe drauflegt; etwas "einfachere", aber trotzdem individuell schmeckende Qualitäten bieten mir inzwischen den Genuss, den ich suche, in absolut hinreichender Form.
Trotzdem habe ich gemerkt, dass ich immer weniger trockene Rieslinge trinke (leider ist mein Keller randvoll damit)...
Stephan, wenn du ein paar trockene Rieslinge im Preisbereich bis 20 Euro loswerden möchtest, nehme ich gerne Angebote entgegen!
Bernd Schulz hat geschrieben:... Dazu muss ich sagen, dass ich immer weniger nach dem ultimativen Kick verlange. Mir geht es nicht primär um den Wein, der noch einmal und noch einmal eine Schippe drauflegt; etwas "einfachere", aber trotzdem individuell schmeckende Qualitäten bieten mir inzwischen den Genuss, den ich suche, in absolut hinreichender Form. ...
Bernd, das hast Du jetzt sehr schön gesagt, das spricht mir aus der Weinseele ...
Bernd Schulz hat geschrieben:... Dazu muss ich sagen, dass ich immer weniger nach dem ultimativen Kick verlange. Mir geht es nicht primär um den Wein, der noch einmal und noch einmal eine Schippe drauflegt; etwas "einfachere", aber trotzdem individuell schmeckende Qualitäten bieten mir inzwischen den Genuss, den ich suche, in absolut hinreichender Form. ...
Bernd, das hast Du jetzt sehr schön gesagt, das spricht mir aus der Weinseele ...
Spectacle Vins; Espectacle de Montsant; Montsant; 2005 rot
Bodegas Mas Alta; La Creu Alta; Priorat (La Vilella Alta); 2012 rot (diesen natürlich unter Betrachtung der Unfertigkeit junger Weine...)
Ansonsten hab ich auf meinem Blog all das zusammengestellt, was ich im Kellerbuch in 2015 mit 95 oder mehr Punkten abgestrichen habe. Leider ist da von Jahr zu Jahr weniger dabei, was nicht aus dem Priorat stammt, aber so ist das nun mal, wenn man sich spezialisiert - man bekommt aus seinem Spezialgebiet sehr viel ins Glas und hat dann weniger die Chance auf noch anderes.
Frankie Wilberforce hat geschrieben:2003 Chateau Montrose, St. Estephe
2003 Chateau Duhart-Milon, Pauillac
2003 Chateau Lagrange, St. Julien
Hi Armin,
Frage zu diesen dreien: sind die schon richtig im Trinkfenster angekommen oder beinhaltet Deine Einordnung der Weine unter den "best of" noch eine starke "Potenzialkomponente"? Anders gefragt: Wenn einer jeweils nur 2 oder 3 Flaschen davon hätte, würdest Du ihm dann raten, jetzt eine davon zu trinken oder doch noch zu warten?
Thx, Jürgen
ich werde echt schluderig und notiere mir nicht mehr alle getrunkenen Weine (chronische Schreibfaulheit im Endstadium). Definitiv hängen geblieben ist aber der 2008 Gourts de Mautens:
Viele Grüße,
Björn
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"Not that we needed all that for the trip, but once you get locked into a serious drug-collection, the tendency is to push it as far as you can." (Hunter S. Thompson, Fear and Loathing in Las Vegas)