Ja! Tag zwei der Exkursion nach Bernburg. Nach einem gemütlichen Frühstück mit Wurstwaren des Metzgers dem Torsten vertraut ging es auf den Markt von Bernburg.
Hier kauften wir Kaninchenkeulen für den Abend ein und etwas Gemüse und Kartoffeln - es sollte Kaninchen mit Gemüse und Kartoffeln vom Backblech auf katalanische Art geben.
Auf dem Markt in Bernburg genehmigten wir uns dann noch eine Wildschweinbratwurst im Brötchen und waren so ausreichend gestärkt für einen ausgreifenden Spaziergang durch Bernburg. Zunächst begaben wir uns zum Kloster von Bernburg, wo im Kreuzgang Reben kultiviert werden - Ihr habt richtig gehört

Vor der Reblauskatastrohe wurde auch rund um Bernburg Weinbau betrieben. Straßennamen, wie z.B. "Am Weinberg" oder "Zur Kelter" deuten noch darauf hin. Selbst auf meinem Rückweg nach NRW, den ich über Eisleben in Angriff nahm, kam ich etwa 30 Kilometer von Bernburg durch ein Dorf und dort an einer Straße vorbei, die "Zum Kelterhaus" hieß.
Aber zurück zum Kloster. Zufällig trafen wir im Kreuzgang auf Studenten der Uni Bernburg, zu der das Kloster nun zugehörig ist und konnten an einer spontanen Jahrgangsvertikale des blauen Bernburgers teilnehmen - der aufgrund der erzeugten Menge und aufgrund der Tatsache, dass das "Weinbaugebiet Bernburg" nicht offiziel ausgewiesen bzw. eigentlich gar nicht existiert, nicht im Verkauf ist und nur der Weinbruderschaft vorbehalten ist.
Die Weine an sich waren dann alle süß, zum Teil mit leichter Kohlensäure und von einer hellen Farbe, die zwischen Rose und leichtem Rotwein liegt. Aromatisch erinnerten mich die Weine an asiatische Pflaumen und Lycheeweine.
Nach weiteren Spaziergängen durch Ober- und Unterstadt, der alten Junkerssiedlung, am Zoo vorbei und längs der Saale entspannten wir noch direkt an der Saale in einem netten Gartenlokal mit Blick auf das Schloss. Hier bekam ich dann nach kurzer Zeit zwei Anrufe von Freunden, die mich am Abend ganz spontan zu einer Verkostung einladen wollten. Manchmal geht wochenlang nichts und dann bist du beim Priorathammer und plötzlich wollen alle mit dir trinken.
Da bei Torsten ja noch so einiges in der Pipeline schlummerte und Bordeaux ja auch noch ins Glas sollte machten wir uns langsam und mit beginnendem Durst auf um uns kurze Zeit später wieder in Torstens Küche wiederzufinden mit zwei Gläsern in der Hand.....
Flight 1:
Der Peites zeigt auch am zweiten Tag keine Ermüdungserscheinungen, ganz im Gegenteil. Feine Kirschfrucht, die Mineralik kommt besser. Insgesamt gefällt mir der Wein heute etwas besser.
Der des Tours ist heute auf C9DP- Niveau. Kräuterig und feine, etwas likörige Nase.
Flight 2:
Batailley 88 gegen Talbot 88 ist die Paarung.
Der Batailley zeigt schönes Paulliacparfum in der Nase. Lorbeer, Speck, Graphit, Cassis, Süße, kalte Kaminasche, ätherisch, kräuterig, rohes Fleisch, Pfeffer - kurzum sehr traditionell.
Der Talbot scheint etwas raffinierter, dabei deutlich weniger expressiv zu sein. Liebstöckel und Graphit ist zu erkennen. Mein erster Eindruck "zu" oder bereits "vorbei". Geben wir ihm Luft und warten. Die Luft bekommt ihm zwar, besser wird er aber nur marginal. Wo ist die Frucht? Süße fehlt. Der Wein bleibt trocknend und nährt die Erkenntnis - vorbei! Schade
Aber letztlich zeigt sich der Batailley auch nur geringfügig besser. Nach einer halben Stunde in der geöffneten Flasche ist er da und macht auch spontan Spaß. Baut dann aber recht schnell dramatisch ab. Vier Mann vier Gläser und weg damit, wer davon noch was im Keller hat.
Flight 3:
Clos Severi 02 gegen Clos Severi 04.
Der 02 ist einfach nur toll. Der 04er auch, braucht aber sicherlich noch etwas auf der Flasche um sich vollends zu entfalten. Jahrgangsbedingt auch etwas dichter gepackt. Lange dekantieren oder noch drei, vier Jahre weglegen.
Flight 4:
Mas del Camporal 02 gegen 04.
Beides Topweine. Auch hier sehe ich es analog wie beim Flight zuvor. 02 im Moment auf dem Höhepunkt, aber noch mit Reserven. O4 das bessere Jahr und noch zur Flaschenreife bestimmt. Zwei große Weine
So!!! Nun gab es noch zwei angebrochene Flaschen, die von uns beiden mit großem Genuss ausgetrunken wurden.
Mogador und Martinet aus 97. Der Mogador hatte ganz leicht abgebaut und zeigte sich heute nur noch sehr schön. Es fehlte etwas die Komplexität des Vortages. Der Martinet hingegen hatte sich vollends geöffnet und die zunächst etwas störende Magginote war verschwunden. Der Wein zeigte eine von mir noch nie so stark bei einem Wein empfundene Mineralität und perfekte Harmonie zwischen Kraft und Eleganz - Perfekt
Zum Schluss nochmal ein wenig Werbung für Torsten und seine Selektion. Neben den Weinen bietet Torsten noch ein Olivenöl und auch die Oliven im Glas an, aus dem das Olivenöl ebenfalls gewonnen wird. Leute! Kauft das Öl und auch die Oliven. Ein besseres Öl für diesen wirklich lächerlichen Preis habe ich noch nie verkostet
Grüße Jens und vielen Dank an Torsten und Yvonne für die Gastfreundschaft
