Weinforumianer unter sich

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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vanvelsen
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Re: Weinforumianer unter sich

Beitrag von vanvelsen »

Hi David, hi Goce,

wenn ich das so lese, wäre ich wohl bezüglich Branaire (in meinen Augen ein äusserst gelungener 99er) und Troplong (was ich bisher davon im Glas hatte war einfach nur fett, breit und bää...) eher bei David ;-)

Beim 95er Cos muss es wohl ein Flaschenfehler gewesen sein, denn der Wein dürfte aktuell in einem sehr schönen Zustand sein. Ich hatte den vor ca. 2 Jahren mal im Glas und war ziemlich begeistert.

Der 96er Cos ist übrigens ein absoluter Hammer. Ich täte den allerdings nochmals 5 Jahre liegen lassen. Habe etwas davon im Keller und öffne das gerne - ab 2016...

Gruss,

Adrian
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dazino
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Re: Weinforumianer unter sich

Beitrag von dazino »

Hoi Adrian

Tja, das mit dem Cos ist wirklich Pech. Auf den Wein freute ich mich am meisten.

Umso mehr hat mich der Branaire, wie so viele 99er, überrascht. Dies ist ein Bordeaux wie wir ihn lieben. Für mich ein Tipp zum nachkaufen, wenn der Preis stimmt.

Gruss
David
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Mr. Tinte
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Re: Weinforumianer unter sich

Beitrag von Mr. Tinte »

Hoi Adi, hoi David

Ja, der Troplong ist ein bisschen fett aber auch fein!...Von der Aromatik her aber Geschmackssache... :D
Der Cos hat brutal enttäuscht...Ich habe noch eine Flasche und denke evt. wäre es ein gutes Päärchen mit dem 96er...So für das nächste Mal...
Leider ist auch die zweite Flasche von der gleichen Quelle. Ich hoffe diese präsentiert sich besser...Für 125 CHF gibt es echt Besseres...

Brainaire hat überrascht...aber auch Guado war ok...Während Guado der wärmere Wein war mit viel Schmelz, hatte Brainaire die Frische und Säure.
Liebe Grüsse,

Goce
moc
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Re: Weinforumianer unter sich

Beitrag von moc »

Hallo zusammen!

Diese Woche Montag war es soweit - ich machte mich auf den Weg zum Priorat-Hammer. Lange verkehren wir schon via Postings in diesem und im Vorgängerforum miteinander, später auch via E- Mail und noch etwas später per Telefon. Unzählige Einladungen hat Torsten schon ausgesprochen - allein die Zeit hat es nie zugelassen!

Noch etwas angeschlagen von einer fiebrigen Erkältung mache ich mich auf den Weg nach Bernburg an der Saale. Das liegt ja bei Magdeburg und ist ja so weit gar nicht. Da hab ich mich allerdings getäuscht. Irgendwie zieht sich die Strecke doch ganz schön und am Ende wären es "nur" 100 Kilometer mehr bis zur Bundeshauptstadt. Das hatte ich so gar nicht auf dem Radar.

Aber egal. Sofort einen Parkplatz gefunden, Gepäck (und Weine) unter den Arm und schnell geklingelt. Yvonne öffnet und sofort streicht mir Lucy, die Katze des Hauses, um die Beine. Nach einer kurzen Begrüßung und einer Besichtigung des Kellers geht es auf eine erste, kleine Exkursion von Bernburg. Spontan erinnert mich das Szenario mit der Burg und der Saale an die Loire. Bernburg ist eine schöne, sehenswerte Stadt!

Nach einem kurzem Spaziergang sitzen wir wieder bei Torsten in der Küche. Yvonne gibt die Sommielere und schenkt uns insgesamt 6 Weine blind in Zweierflights ein.

Flight 1:

Chateau des Tours 2007 CDR gegen Celler Mas Basté Peites 07

Den CDR sehen wir beide vorne und vergeben 92 P, da er uns mit seiner kräuterwürzigen Art und seinen Johannisbeeraromen sehr gefällt.

Der Peites wirkt auf mich im direkten Vergleich alkoholisch und etwas kitschig. Wartet aber trotz alledem mit schöner Schiefermineralik und Kirschliköraromen auf. Sehe den Wein bei etwa 90 Punkten.

Flight 2:

Mas Garrian Clos Severi 2004 gegen Mas del Camperol 2002

Beide Weine sind über die Prioratführerselektion von Torsten zu beziehen.

Der Severi zeigt sich im Vergleich zum Vorgangsflight deutlich kühler. Aromen von Holz, Pumpernickel und einer kirschlikörigen Nase herrschten vor. Säure war ebenfalls da und die Tannine zeigten sich zu Anfangs recht rauh.

Der Camperol zeigt sich tiefer und generöser mit einer leicht puderigen Frucht und Aromen von Schattenmorelle und Erdbeere. Insgesamt wirkte er länger, eleganter und nobler.

Beide Weine liegen nach einiger Zeit gleichauf. Die etwas rauhe Art des Severi verliert sich.

Flight 3:

Clos Severi 2002 gegen Mas del Camporal 04

Der Severi kühl, mit präsenten Tanninen, einer schönen Sauerkirschnase, lang, den Gaumen auskleidend und sehr elegant. Toller Wein :!: :!: :!:

Der Camporal hat mehr Frucht und weniger Tannin, ist ebenfalls lang am Gaumen, wirkt in der Frucht aber mürber. Ebenfalls großer Wein.

Der Camporal ist über Torsten zu beziehen. Der Severi 02 leider, leider aus. Wer den hat, aufmachen und Spaß haben... ;)

Nun kommen wir zum Königsflight des Abends:

Clos Mogador 97 gegen Clos Martiner 97 :!: :mrgreen: :!:

Der Mogador vielschichtiger, mit Aromen nach rohem Fleisch und Cassis, Leder, schwarzen Oliven und Kräutern. Ein hedonistischer, großer, Weltklassewein. Torsten vergibt 98 Punkte und da bin ich ganz bei ihm.

Der Martinet zunächst schwierig mit vorherrschender Magginote, die über allem liegt. Nur langsam verfliegt diese und gibt zunächst nur zarte Frucht frei. Die Mineralik ist allerdings zu kauen - fast unglaublich. Der Martinet empfiehlt sich deutlich für den nächsten Tag - und diese Zeit gönnen wir ihm.

Zum Abschluss des ersten Abends gab es noch einen Süßwein von der Loire, den ich mir aber nicht weiter notiert habe. Es war eine Coteau de Loir aus dem Jahre 2003 und er hat mir als Loirefreund sehr viel Spaß gemacht.

Ach ja. Zum Essen gab es einen Hirschrücken aus dem Backofen und ein Kartoffelpüree mit Erbsen und Marronen mit Ziegenkäse gratiniert.

Müde und noch etwas angeschlagen ging es ins Bett - Lucy erwies sich durchaus als angenehme Partnerin, die das Fußende in Beschlag nahm und die ganze Nacht ebenso freidlich schlummerte wie ich.

Fortsetzung folgt.....
grüße jens
Weinschlumpf
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Re: Weinforumianer unter sich

Beitrag von Weinschlumpf »

Gestern abend war ich bei Jürgen (bibbel) um meinen Bräter von letztem Samstag abzuholen und um das Championsleague Spiel Schalke gegen Inter zu schauen.

Jürgen schenke zunächst einen Wein verdeckt aus, der bereits ganz leichte erste Reifenoten in der Nase zeigte und zunächst auch ein wenig käsig roch. Letzteres legte sich aber schnell binnen der ersten Halbzeit entwickelte sich ein ansprechender kräftiger gelbfruchtiger Riesling, der wenig Minerlität aber eine schöne Säure aufwies und den ich (vor)schnell in Rheinhessen verortete.

Ein sehr schöner Riesling, der aber noch nicht so wirklich weiss, was er mal werden will; selten war ich so unsicher was die potentielle weitere Entwicklung angelangt.
Beim Aufdecken dann die große Überraschung:
Bassermann Jordan Pechstein GG 2005. Oops, :shock: ein Wein den ich in den letzten drei Jahren 6-7 Mal im Glas (zuletzt im Spätsommer letzten Jahres) und in anderer Erinnerung hatte.

Dann noch offen einen Süßwein aus meinen Beständen:

Müller Catoir Gimmeldinger Schlössel Rieslaner Auslese 2001.

Goldgelb mit orangenen Reflexen. In der Nase neben einem Korb reifer tropischer Früchte auch sehr schöne dezente Esternoten.
Viel herbe Grapefruit, Quitte, Mango und Papaya. Schöne erste Reifenoten. Druckvoll viel Spiel und ewig lang.

Ein toller Abend, herzlichen Dank Jürgen!

Viele Grüße

Nikolai
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thvins
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Re: Weinforumianer unter sich

Beitrag von thvins »

Hallo Jens,

schön, dass du wohlbehalten wieder zu Hause angekommen bist. Auch ich bin inzwischen wieder zurück und komme so langsam zum Ordnen der Dinge, die sich angesammelt haben...

Zu den Weinen werde ich auch im Einzelnen noch was schreiben, ich möchte allerdings vorher noch die Reste austrinken, da, wo es noch welche gibt...

Ja, es war ein sehr netter Besuch, auf den ich mich seit langem schon freute - über die Jahre begegneten wir uns virtuell immer wieder, dank vieler gemeinsamer (meist frankophiler) Interessen. Dennoch erlaubten unterschiedliche Kalendarien nie einen sich überschneidenden freien Termin, nur gut, dass ich als Selbstständiger da etwas variabler sein kann und mich halt mal nach DIenstplänen anderer orientieren kann. Und da ich am Wochenende zuvor in der Sächsischen Schweiz am Arbeiten war, habe ich mir ein verschobenes Frei gegönnt.

Wir hatten ein paar Weine vorher abgesprochen, so hatten wir beide je einen Priorat aus 1997 und einen Bordeaux aus 1988 in den Trinkregalen, dem von Jens außerdem mitgebrachten Rhône 2007 konnte ich spontan noch einen kleineren 2007er aus dem Priorat entgegensetzen und dazu hatte ich noch ein kleines "Arbeitsthema" - aus der Musterflasche Mas del Camperol 2004 und dem kürzlich in meine Selektion aufgenommenen 2002er kreierte ich noch etwas...

Den 2002er hatte ich auch seither noch nicht wieder im Glas, eigentlich zuletzt vor einigen Jahren bei Klaus-Peter (wo ich ihn mir aber schon als Kandidaten für meine Selektion merkte).

Dazu fand ich aber im privaten Trinkregal noch einen 2002er Clos Severí (den ich lange Zeit ebenfalls verkauft hatte, der aber seit längerem hoffnungslos ausverkauft ist - diese Aussage gilt auch so für den getrunkenen Peites 2007) und einen 2004er Clos Severí konnte ich mühelos aus den Beständen meiner Selektion hinzunehmen, da ich ihn grade noch mal neu nachgekauft habe...

Natürlich musste noch improvisierter Weise was Süßes von der Loire aus meinem Keller hoch geholt werden... Die 1997er Prioratweine wollten wir über 2 Tage trinken, (an den anderen trinke ich nach wie vor noch) - nur den Bordeaux trauten wir das nicht zu, also sollte es diese im Zentrum des zweiten Tages geben.

Jens ist ein passionierter Katzenliebhaber und Katzenkenner, was Lucy natürlich sofort erkannte - und nachdem er sogar ein Leckerli für Lucy ausgepackt hatte, hatte sie sofort einen neuen Freund, den sie mit uns auf eine Stufe stellte...

Bei den Weinen waren wir uns weitgehend einig in den Bewertungen und einem imaginären Ranking (welches wir aber gar nicht gemacht haben).

Der Süßwein vom ersten Abend war

Les Maisons Rouges; La Fontenelle; Coteaux du Loir; 2003 weiß
0,5 l; 13,8°

Er zeigte eine offene und frische, aber auch sehr komplexe Nase mit durchaus eher dezenter Süße (an gebackene mürbe Äpfel erinnernd), auch am Gaumen kamen röstige Apfelaromen durch, dort insgesamt üppig und voll wirkend. Schöne Länge. 94+/100 Th.
Exzellenter Wein.

Die beiden Bordeaux-Weine auf die wir uns beide eigentlich sehr gefreut hatten, konnten irgendwie mit dem Priorataufgebot nicht mitschwimmen, wir gingen am Dienstag insgesamt drei Mal an die beiden Flaschen und mußten es schulterzuckender Weise hinnehmen, dass das große Bordeaux-Kino diesmal leer blieb, denn beide Weine spielten recht emotionslos auf.

Meine Notizen dazu stammten vom ersten und zweiten Glas, das zweite war zumindest beim Talbot geringfügig besser - aber nach nur 6 Stunden bauten die Weine derart ab, dass ich nur noch bei Mitte 80 Punkte gelandet wäre... Mein Tipp daher für die, die diese Weine noch trinken müssen - relativ viele Leute an den Tisch setzen, ein gutes Steak a la Bordelaise dazu und den Spaß haben, den man anfänglich noch haben kann, solang die Weine noch mitspielen...
Aufgrund unseres guten Weinaufgebotes schafften wir es nicht, diese Weine auszutrinken, schon das dritte Glas wurde leider aufgrund Spaßbefreiung weggegossen und das knappe Viertel in den Flaschen am Folgetag war so belanglos und zerfallen, dass es nicht mal mehr als Kochwein aufzuheben lohnte - schade eigentlich...

Château Batailley; 5eme Grand Cru Classé; Pauillac; 1988 rot;
12,5°

Intensiv üppiger Pauillac - Stinker, eine komplexe Nase mit ätherischen Noten, Stall und Gewürzbasar, am Gaumen Maggikraut, eine sehr gute selbstgemachte Nudelsuppe vom fetten Huhn, dann aber auch Cassis. Ein maskuliner Wein, aber nicht streng, sondern eher sportlich wirkend, von der Länge her ein Ausdauersportler. Schöne sehr runde und eingeschmolzene Tannine. Wird mit dem 2. Glas runder und besser, sollte aber nach bestens 4 bis 5 Stunden getrunken sein (wir hatten nicht dekantiert). Bewertung für den Wein, solang er Spaß machte: 93/100 Th. Exzellenter Wein.

Château Talbot; 4eme Grand Cru Classé; Saint Julien; 1988 rot;

Raffinierte und weichere Nase als der Nachbarwein, auch komplex und etwas mehr von der einschmeichelnden Sorte. Am Gaumen straight a la Bordelaise, aber auch etwas einfallslos. Metallische Noten (rostige Nägel) und damit etwas trocknend wirkend, was aber mit dem 2. Glas besser wurde. Legt im Laufe des Abends zu, bevor er dann nach 6 Stunden auch schon wieder vorbei war. Bewertung für den Wein, solang er Spaß machte: 92/100 Th. Sehr guter Wein. Kam lange nicht an meine einige Jahre zuvor getrunkene Flasche heran.

Zu den Prioratos und dem Rhône von meiner Seite noch mehr, wenn die Flaschen leer sind. Ansonsten gebe ich an Jens ab, damit er seinen Bericht zum 2. Tag kund tun kann.
Beste Grüße

Torsten

http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com
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moc
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Re: Weinforumianer unter sich

Beitrag von moc »

Ja! Tag zwei der Exkursion nach Bernburg. Nach einem gemütlichen Frühstück mit Wurstwaren des Metzgers dem Torsten vertraut ging es auf den Markt von Bernburg.

Hier kauften wir Kaninchenkeulen für den Abend ein und etwas Gemüse und Kartoffeln - es sollte Kaninchen mit Gemüse und Kartoffeln vom Backblech auf katalanische Art geben.

Auf dem Markt in Bernburg genehmigten wir uns dann noch eine Wildschweinbratwurst im Brötchen und waren so ausreichend gestärkt für einen ausgreifenden Spaziergang durch Bernburg. Zunächst begaben wir uns zum Kloster von Bernburg, wo im Kreuzgang Reben kultiviert werden - Ihr habt richtig gehört :!: Vor der Reblauskatastrohe wurde auch rund um Bernburg Weinbau betrieben. Straßennamen, wie z.B. "Am Weinberg" oder "Zur Kelter" deuten noch darauf hin. Selbst auf meinem Rückweg nach NRW, den ich über Eisleben in Angriff nahm, kam ich etwa 30 Kilometer von Bernburg durch ein Dorf und dort an einer Straße vorbei, die "Zum Kelterhaus" hieß.

Aber zurück zum Kloster. Zufällig trafen wir im Kreuzgang auf Studenten der Uni Bernburg, zu der das Kloster nun zugehörig ist und konnten an einer spontanen Jahrgangsvertikale des blauen Bernburgers teilnehmen - der aufgrund der erzeugten Menge und aufgrund der Tatsache, dass das "Weinbaugebiet Bernburg" nicht offiziel ausgewiesen bzw. eigentlich gar nicht existiert, nicht im Verkauf ist und nur der Weinbruderschaft vorbehalten ist.

Die Weine an sich waren dann alle süß, zum Teil mit leichter Kohlensäure und von einer hellen Farbe, die zwischen Rose und leichtem Rotwein liegt. Aromatisch erinnerten mich die Weine an asiatische Pflaumen und Lycheeweine.

Nach weiteren Spaziergängen durch Ober- und Unterstadt, der alten Junkerssiedlung, am Zoo vorbei und längs der Saale entspannten wir noch direkt an der Saale in einem netten Gartenlokal mit Blick auf das Schloss. Hier bekam ich dann nach kurzer Zeit zwei Anrufe von Freunden, die mich am Abend ganz spontan zu einer Verkostung einladen wollten. Manchmal geht wochenlang nichts und dann bist du beim Priorathammer und plötzlich wollen alle mit dir trinken. ;) ;)

Da bei Torsten ja noch so einiges in der Pipeline schlummerte und Bordeaux ja auch noch ins Glas sollte machten wir uns langsam und mit beginnendem Durst auf um uns kurze Zeit später wieder in Torstens Küche wiederzufinden mit zwei Gläsern in der Hand.....

Flight 1:

Der Peites zeigt auch am zweiten Tag keine Ermüdungserscheinungen, ganz im Gegenteil. Feine Kirschfrucht, die Mineralik kommt besser. Insgesamt gefällt mir der Wein heute etwas besser.

Der des Tours ist heute auf C9DP- Niveau. Kräuterig und feine, etwas likörige Nase.

Flight 2:

Batailley 88 gegen Talbot 88 ist die Paarung.

Der Batailley zeigt schönes Paulliacparfum in der Nase. Lorbeer, Speck, Graphit, Cassis, Süße, kalte Kaminasche, ätherisch, kräuterig, rohes Fleisch, Pfeffer - kurzum sehr traditionell.

Der Talbot scheint etwas raffinierter, dabei deutlich weniger expressiv zu sein. Liebstöckel und Graphit ist zu erkennen. Mein erster Eindruck "zu" oder bereits "vorbei". Geben wir ihm Luft und warten. Die Luft bekommt ihm zwar, besser wird er aber nur marginal. Wo ist die Frucht? Süße fehlt. Der Wein bleibt trocknend und nährt die Erkenntnis - vorbei! Schade :!: :!: :!:

Aber letztlich zeigt sich der Batailley auch nur geringfügig besser. Nach einer halben Stunde in der geöffneten Flasche ist er da und macht auch spontan Spaß. Baut dann aber recht schnell dramatisch ab. Vier Mann vier Gläser und weg damit, wer davon noch was im Keller hat.

Flight 3:

Clos Severi 02 gegen Clos Severi 04.

Der 02 ist einfach nur toll. Der 04er auch, braucht aber sicherlich noch etwas auf der Flasche um sich vollends zu entfalten. Jahrgangsbedingt auch etwas dichter gepackt. Lange dekantieren oder noch drei, vier Jahre weglegen.

Flight 4:

Mas del Camporal 02 gegen 04.

Beides Topweine. Auch hier sehe ich es analog wie beim Flight zuvor. 02 im Moment auf dem Höhepunkt, aber noch mit Reserven. O4 das bessere Jahr und noch zur Flaschenreife bestimmt. Zwei große Weine :!:

So!!! Nun gab es noch zwei angebrochene Flaschen, die von uns beiden mit großem Genuss ausgetrunken wurden.

Mogador und Martinet aus 97. Der Mogador hatte ganz leicht abgebaut und zeigte sich heute nur noch sehr schön. Es fehlte etwas die Komplexität des Vortages. Der Martinet hingegen hatte sich vollends geöffnet und die zunächst etwas störende Magginote war verschwunden. Der Wein zeigte eine von mir noch nie so stark bei einem Wein empfundene Mineralität und perfekte Harmonie zwischen Kraft und Eleganz - Perfekt :!: :!:

Zum Schluss nochmal ein wenig Werbung für Torsten und seine Selektion. Neben den Weinen bietet Torsten noch ein Olivenöl und auch die Oliven im Glas an, aus dem das Olivenöl ebenfalls gewonnen wird. Leute! Kauft das Öl und auch die Oliven. Ein besseres Öl für diesen wirklich lächerlichen Preis habe ich noch nie verkostet :!:

Grüße Jens und vielen Dank an Torsten und Yvonne für die Gastfreundschaft :!: :!: :!:
Zuletzt geändert von moc am Fr 8. Apr 2011, 19:50, insgesamt 1-mal geändert.
grüße jens
Bibbel
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Re: Weinforumianer unter sich

Beitrag von Bibbel »

Weinschlumpf hat geschrieben: Ein toller Abend...

Stimmt, beide Weine waren so interessant, dass die 5 Schalker Tore beinahe
zur Nebensache wurden - beinahe aber auch nur.

Mich hat v.a. gefreut, dass ich den Rieslaner mal probieren konnte. Genug gelesen hatte ich ja schon darüber, hier und anderswo.

Na denn bis zum Halbfinale..
kristof
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Re: Weinforumianer unter sich

Beitrag von kristof »

Lieber Jürgen,

zunächst nochmal vielen Dank für die Ausrichtung der (und Einladung zur) sehr schönen Riesling 2004 Probe. Charlie hat ja seine Eindrücke dankenswerterweise bei den VKN hinterlegt - ich hatte mir ja keine Notizen gemacht. Könntest Du bei Gelegenheit einmal eine Weinliste (vielleicht in der Flight-Paarung) einstellen? Wäre toll.
Viele Grüße,

Christoph
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thvins
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Re: Weinforumianer unter sich

Beitrag von thvins »

Hallo allerseits,

nun noch zu den mit Jens (moc) gemeinsam getrunkenen Weinen vom Montag und Dienstag dieser Woche, ergänzt mit dem Kurzeindruck zur Nachverkostung...

Flight 1 vom Montag:

Wein 1 blind:

Schon leicht entwickelte Farbe, sehr offene und anspringende Nase mit einem betörendem Parfüm, warm. Am Gaumen ebenso parfümiert und beinahe aufdringlich, etwas gekochte und alkoholische Frucht, wirkt im Abgang süßlich und mit schöner Mineralik und Frische - sehr schön. 92/100 Th. Sehr guter Wein.

Château des Tours; Réserve; Côtes du Rhône; 2007 rot
13,5° - von E. Reynaud - einem der großen Ch9P - Zauberer

Am Dienstag verbesserte er sich nochmals leicht, süßlich und mineralisch - im Prinzip schon mit Attributen wie sie auch viele 2007er aus dem Priorat zeigen. 92+/100 Th. Sehr guter Wein - weit besser als das Etikett vermuten ließe. Quasi eine Hommage an Uwe Bende, der dem Wein ebenso die gleiche Punktzahl gegeben hat und über den man ihn wohl auch bekommt.

Nachverkostet am Donnerstag und heute - beide Male unverändert - die Süße sticht schon hervor, aber das ist ja oft auch ein Thema bei den 2007er Prioratos. Schöner Wein, der besser ist als man laut Etikett vermutet. 92/100 Th; 92/100 Th.

92; 92+; 92; 92 = 92+/100 Th. = 92/100 Th. Sehr guter Wein.

Wein 2 blind

Noch jung wirkendes Kardinalspurpur. Verhaltene, eher kirschbetonte Nase, am Gaumen Bittermandel und Kirschkuchen auf Hefeteigbasis, der etwas angebrannt ist. Sehr gradeaus. Im Abgang etwas alkoholisch und wenig Finesse zeigend. Sehr gute 90/100 Th.

Celler Mas Basté; Peites Jove; Priorat - Gratallops; 2007 rot;
14,5°; 75% Grenache, 25% Syrah; 6 Monate in französischen Eichenholzfässern

Am Dienstag leicht verbessert bei unverändertem Grundausdruck und etwas mehr Süße als am ersten Tag. 90+/100 Th. Sehr gut.

Nachverkostet am Donnerstag und Freitag - der Wein gewinnt etwas an Tiefe und Ernsthaftigkeit. 91+/100 Th.; 91+/100 Th.

90; 90+; 91+; 91+ = 90,5+++/100 Th. = 91/100 Th. Sehr guter Wein.

Gab es mal über meine Prioratführerselektion, ist aber schon lange hoffnungslos ausverkauft.

Flight 2 am Montag

Wein 3 blind:

Offene und präsente Nase, Mandelmarzipan und Kirsche, nasser Schiefer, baut am Gaumen Druck auf. voll, lang und komplex. 95+/100 Th. Großer Wein.

Mas Garrian; Clos Severí; Priorat - El Molar; 2004 rot
15°; 10.044 Flaschen - (Vorsicht!) dieser Wein ist über mich erhältlich...

Am Dienstag zeigt er sich schön entwickelt und mit Kraft, hat noch etwas hinzugewonnen. 96+/100 Th. Großer Wein.

Auch am Donnerstag und heute noch sehr stabil und überzeugend. 96+/100 Th.; 96+/100 Th.

95+; 96+; 96+; 96+ = 95,75++++/100 Th. = 96/100 Th. Großer Wein.

Wein 4 blind:

Ähnliche Nase wie bei Wein 3, aber mit mehr Tiefgang und mehr Finesse. Am Gaumen fein und tief und von schöner Eleganz für einen Prioratwein. 95+/100 Th. Großer Wein.

Mas Garrian; Mas del Camperol; Priorat - El Molar; 2002 rot
14°; 3.400 Flaschen - (Vorsicht!) dieser Wein ist über mich erhältlich...

Hat am 2. Tag deutlich zugelegt und ist wunderbar rund. 97+/100 Th. Weltklassewein.

Er hält dieses Niveau auch am Donnerstag und heute noch mühelos. Einer der besten Weine aus diesem nicht einfachen Jahrgang. 97+/100 Th.; 97+/100 Th.

95+; 97+; 97+; 97+ = 96,5++++/100 Th. = 97/100 Th. Weltklassewein.

Die zwei weiteren Flights folgen morgen.
Beste Grüße

Torsten

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