Re: Spätburgunder & Pinot Noir - Auf ein Neues
Verfasst: Fr 21. Mär 2014, 18:39
Vielen Dank noch mal von mir an Stephan für die exzellent zusammengestellte Probe und die bewährte Gastfreundschaft. Hier meine Anmerkungen zu den Weinen:
Flight 1: Martin Waßmer - Schlatter Spätburgunder "SW" vs. Lignier Michelot Morey St. Denis 1er Cru "Charmes".
Waßmer mit klarem Granatrot. In der Nase leicht ätherisch, etwas fleischig. Ich nehme längst nicht so viel Holz wahr wie die übrigen Verkoster (das gilt nur für diesen Wein - seltsam). Im Mund eine straffe Säure, leicht vegetabile Noten, ich finde den etwas grün. Okay, 87 Pkte.
Der Burgunder dagegen in der Farbe schon etwas bräunlich, in der Nase etwas Fleischbrühe - lässt auf überraschend fortgeschrittene Reife schließen. Das bestätigt sich im Mund aber nicht, der Wein ist reif, aber nicht auf dem absteigenden Ast. Sehr ausgewogen, bisschen süße Frucht, elegant, würzig. Für mich das seltene Exemplar eines "roten Saufweins" (in Weiß gibt es das öfter) mit gutem Trinkfluss - weder anstrengend noch zwingend nach Essen verlangend. Mit war der Wein dennoch weder zu simpel noch zu leichtgewichtig. Schön, 89-90 Pkte.
Flight 2: Forey Nuits St. Georges 1er Cru "Perrières" vs. Ziereisen Spätburgunder "Schulen"
Der Franzose kräftig rot, in der Nase Liebstöckel und auch der Alkohol hebt sich etwas hervor. Im Mund merkt man, dass hier Größeres gewollt wird. Dunkle Frucht, sehr kräuterig (Basilikum!). Dreht mit mehr Luft richtig auf. Sehr schön, 90 Pkte.
Der Schulen sieht etwas matt aus, riecht nach Holz und Schweiß. Auch im Mund viel Holz. Dahinter eine gewisse (Säure-)Frische - aber dann schnell nicht mehr viel. Enttäuschend, 84 Pkte.
Flight 3: Pavelot Savigny-lès-Beaune 1er Cru "Aux Guettes" vs. Huber Bombacher Sommerhalde GG
Der Burgunder leicht bräunlich. In der Nase etwas bissig, dazu Schwarzkirsche. Wirkt recht fest. Im Mund Säure, sehr herbe Noten, kalkig, trocken, heller Kirschsaft. Trocknet auch etwas aus. Ein nicht sehr freundlicher Wein. Okay, 86 Pkte.
Huber farblich eher hell. In der Nase etwas kompottig. Im Mund zunächst etwas CO2, das Gott sei Dank verfliegt. Herb, eher kurz. Entwickelt sich aber im Glas, schöne Sauerkirsche. Gut, 88 Pkte.
Essensflight: Domaine Ponsot Chambolle-Musigny 1er Cru "Charmes"
Hier habe ich keine Notizen gemacht, aber auch für mich der beste Wein des Abends (bei aller Vorsicht; insbesondere, da er als Einziger zum Essen getrunken wurde). Eine wunderbare Balance, Tiefe und Länge - und eben jene Souveränität und Selbstverständlichkeit. Wie eine große Sängerin, die auf der Bühne perfekt singt, ohne dass man gleich jede Stunde mithört, die sie mit Üben verbringt. Allerdings auch kein Wein für Freunde markanter Ecken und Kanten. Ausgezeichnet, 94-95 Pkte.
Flight 4: Ziereisen Spätburgunder "Rhini" vs. Pavelot Pernand-Vergelesses 1er Cru "Les Vergelesses"
Der Rhini war kräftig rot, roch sehr "Deutsch" mit Erdbeere und auch etwas Kräutern. Im Mund herb-säuerlich, etwas scharf, aber mit einer angenehm frischen Sauerkirsche. Ganz gut, 87/88 Pkte.
Der Vergelesses dunkel, in der Nase Großes versprechend ... was er dann im Mund leider nicht einlöst. Mehr habe ich leider nicht notiert, außer guten 89 Pkten.
Flight 5: Lignier Michelot Morey St. Denis 1er Cru "Chenevery" vs. Martin Waßmer Pinot Noir "GC"
Lignier-Michelot wieder mit leicht bräunlichem Rand. Nobel-würzige Nase. Im Mund harmonisch und stark, mit leicht orientalisch-schwülstigem Einschlag. Gut, 88 Pkte.
Waßmer: Leuchtend rot. Noble Nase, schöner Holzton. Im Mund Sauerkirsche, aber auf die ganz feine Art.
Sehr gelungen, 91 Pkte.
Flight 6: Forey Nuits St. Georges 1er Cru "Les St. Georges" vs. Huber Hecklinger Schlossberg GG
Der Franzose dunkelrot, in der Nase mit einer kühlen Cassisnote. Im Mund viel Tannine und Kraft. Wirkt noch nicht wirklich richtig trinkreif, aber auch in diesem Zustand schon sehr schön, 90+ Pkte.
Huber mit einer Sauerkirsch-Nase, im Mund sehnig und straff, eher "helltönig". Sehr gut balanciert, toller Wein. 92 Pkte.
Fazit:
Ich tue mich schwer mit allgemeinen Schlussfolgerungen. Subjektiv und in der Erinnerung hätte ich gesagt, "die Burgunder hatten eindeutig die Nase vorn", aber im Paarvergleich gab es nach meinen Notenwerten ein gefplegtes Unentschieden; jedes Land hatte 3x die Nase vorn ggü. dem Flightpartner. Und wenn man den Essenswein außen vor lässt, hatte ein Badener die höchste Einzelbewertung. Dennoch vermisse ich bei den Deutschen so etwas wie eine stilistische Geschlossenheit, bessere Balance und ein besserer Umgang mit dem, was Trauben und Jahrgang hergeben (anstatt mit zu viel Macht ein bestimmtes Ergebnis erzielen zu wollen).
Auf jeden Fall ist PN nach wie vor eine meiner favorisierten Rebsorten und ich werde weiterhin sowohl deutsche als auch französische Exemplare trinken.
Viele Grüße
Guido
Flight 1: Martin Waßmer - Schlatter Spätburgunder "SW" vs. Lignier Michelot Morey St. Denis 1er Cru "Charmes".
Waßmer mit klarem Granatrot. In der Nase leicht ätherisch, etwas fleischig. Ich nehme längst nicht so viel Holz wahr wie die übrigen Verkoster (das gilt nur für diesen Wein - seltsam). Im Mund eine straffe Säure, leicht vegetabile Noten, ich finde den etwas grün. Okay, 87 Pkte.
Der Burgunder dagegen in der Farbe schon etwas bräunlich, in der Nase etwas Fleischbrühe - lässt auf überraschend fortgeschrittene Reife schließen. Das bestätigt sich im Mund aber nicht, der Wein ist reif, aber nicht auf dem absteigenden Ast. Sehr ausgewogen, bisschen süße Frucht, elegant, würzig. Für mich das seltene Exemplar eines "roten Saufweins" (in Weiß gibt es das öfter) mit gutem Trinkfluss - weder anstrengend noch zwingend nach Essen verlangend. Mit war der Wein dennoch weder zu simpel noch zu leichtgewichtig. Schön, 89-90 Pkte.
Flight 2: Forey Nuits St. Georges 1er Cru "Perrières" vs. Ziereisen Spätburgunder "Schulen"
Der Franzose kräftig rot, in der Nase Liebstöckel und auch der Alkohol hebt sich etwas hervor. Im Mund merkt man, dass hier Größeres gewollt wird. Dunkle Frucht, sehr kräuterig (Basilikum!). Dreht mit mehr Luft richtig auf. Sehr schön, 90 Pkte.
Der Schulen sieht etwas matt aus, riecht nach Holz und Schweiß. Auch im Mund viel Holz. Dahinter eine gewisse (Säure-)Frische - aber dann schnell nicht mehr viel. Enttäuschend, 84 Pkte.
Flight 3: Pavelot Savigny-lès-Beaune 1er Cru "Aux Guettes" vs. Huber Bombacher Sommerhalde GG
Der Burgunder leicht bräunlich. In der Nase etwas bissig, dazu Schwarzkirsche. Wirkt recht fest. Im Mund Säure, sehr herbe Noten, kalkig, trocken, heller Kirschsaft. Trocknet auch etwas aus. Ein nicht sehr freundlicher Wein. Okay, 86 Pkte.
Huber farblich eher hell. In der Nase etwas kompottig. Im Mund zunächst etwas CO2, das Gott sei Dank verfliegt. Herb, eher kurz. Entwickelt sich aber im Glas, schöne Sauerkirsche. Gut, 88 Pkte.
Essensflight: Domaine Ponsot Chambolle-Musigny 1er Cru "Charmes"
Hier habe ich keine Notizen gemacht, aber auch für mich der beste Wein des Abends (bei aller Vorsicht; insbesondere, da er als Einziger zum Essen getrunken wurde). Eine wunderbare Balance, Tiefe und Länge - und eben jene Souveränität und Selbstverständlichkeit. Wie eine große Sängerin, die auf der Bühne perfekt singt, ohne dass man gleich jede Stunde mithört, die sie mit Üben verbringt. Allerdings auch kein Wein für Freunde markanter Ecken und Kanten. Ausgezeichnet, 94-95 Pkte.
Flight 4: Ziereisen Spätburgunder "Rhini" vs. Pavelot Pernand-Vergelesses 1er Cru "Les Vergelesses"
Der Rhini war kräftig rot, roch sehr "Deutsch" mit Erdbeere und auch etwas Kräutern. Im Mund herb-säuerlich, etwas scharf, aber mit einer angenehm frischen Sauerkirsche. Ganz gut, 87/88 Pkte.
Der Vergelesses dunkel, in der Nase Großes versprechend ... was er dann im Mund leider nicht einlöst. Mehr habe ich leider nicht notiert, außer guten 89 Pkten.
Flight 5: Lignier Michelot Morey St. Denis 1er Cru "Chenevery" vs. Martin Waßmer Pinot Noir "GC"
Lignier-Michelot wieder mit leicht bräunlichem Rand. Nobel-würzige Nase. Im Mund harmonisch und stark, mit leicht orientalisch-schwülstigem Einschlag. Gut, 88 Pkte.
Waßmer: Leuchtend rot. Noble Nase, schöner Holzton. Im Mund Sauerkirsche, aber auf die ganz feine Art.
Sehr gelungen, 91 Pkte.
Flight 6: Forey Nuits St. Georges 1er Cru "Les St. Georges" vs. Huber Hecklinger Schlossberg GG
Der Franzose dunkelrot, in der Nase mit einer kühlen Cassisnote. Im Mund viel Tannine und Kraft. Wirkt noch nicht wirklich richtig trinkreif, aber auch in diesem Zustand schon sehr schön, 90+ Pkte.
Huber mit einer Sauerkirsch-Nase, im Mund sehnig und straff, eher "helltönig". Sehr gut balanciert, toller Wein. 92 Pkte.
Fazit:
Ich tue mich schwer mit allgemeinen Schlussfolgerungen. Subjektiv und in der Erinnerung hätte ich gesagt, "die Burgunder hatten eindeutig die Nase vorn", aber im Paarvergleich gab es nach meinen Notenwerten ein gefplegtes Unentschieden; jedes Land hatte 3x die Nase vorn ggü. dem Flightpartner. Und wenn man den Essenswein außen vor lässt, hatte ein Badener die höchste Einzelbewertung. Dennoch vermisse ich bei den Deutschen so etwas wie eine stilistische Geschlossenheit, bessere Balance und ein besserer Umgang mit dem, was Trauben und Jahrgang hergeben (anstatt mit zu viel Macht ein bestimmtes Ergebnis erzielen zu wollen).
Auf jeden Fall ist PN nach wie vor eine meiner favorisierten Rebsorten und ich werde weiterhin sowohl deutsche als auch französische Exemplare trinken.
Viele Grüße
Guido