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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Verfasst: Mo 11. Mär 2013, 12:31
von VillaGemma
susa hat geschrieben:... und von wegen "Ansage 35€"; ich hab 29 dafür bezahlt, aber das ist ja sicher kein Quantensprung

. Zweitens hatte ich ebenfalls am Wochenende einen 2002er Lascombes, Ansage 45€, mein Fazit: ein freundliches na ja, aber da schluckt man den Preis unbesehen.
oder nicht?
Ich schlucke sowas absolut nicht, da ich für mein Geld arbeiten gehen muss

...bin zB aktuell extrem enttäuscht vom 1997ziger Australier, den ich einfach gern mal ausprobieren wollte (siehe AustralierThread). Abslut 0 Empfehlung und den werd ich "im Lähbe nett" nochmal ordern. Soviel dazu.
Nur einen 30-35 Euro Wein (ich hatte einfach den ersten Suchhit als Preis genommen) muss sich eben mit meiner Referenz für 30-35 Euro Weinen messen. Und nicht mit einem 10,- Euro Franzosen (der auch schon extrem gut sein kann, siehe Cascavel Lenonor 2009). Und selbstverständlich hat man seinen Geschmack/Vorlieben, die man sucht. Trotzdem gibt es auch einige mehr objektive Kriterien an einen Wein.
Und dann schauen mer mal. Der Becker (Spätburgunder) aus der Pfalz soll ja auch Super sein; der nomale für ca 10,- Euro kam mit den 10,- Euro Franzosen net mit. Das GG von ihm mache ich erst in 1-2 Jahren auf.
Und das sich aller Geschmack an dem misst, wie man Wein angefangen hat, kann ich zu 100% widerlegen. Im Gegenteil! Ich startete bei spanischen Rioja mit dem "ernsthaften" Weinen. Kann ich heute nicht mehr sehen. Ebensowenig die nächste Station: Chianti. Geht gar nicht mehr und war eine zeitlang mein absoluter Lieblingswein(-Gebiet). So kann sich das auch ändern.
Bin gespannt auf die neue Deutsche Hoffnung. Es mag am Ende des Tages auch einen ganz einfachen Grund haben: Sonne.
Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Verfasst: Mo 11. Mär 2013, 12:36
von susa
Die Weinsozialisationstheorie besagt ja nicht, dass man deswegen immer und ewig bei der Einstiegsdroge bleibt. Wer von uns hat denn keine Entwicklung zu verzeichnen. Noch vor vielleicht 3 Jahren hätte ich deutschen Rotwein nur unter größtem Protest zu mir genommen.
Trotzdem ist meine Wahrnehmung, dass man bei deutschen Weinen preiskritischer ist als bei gerade Bordeaux oder Burgundern. Da geht man davon aus, dass es schwer ist, unter 15€ was Ordentliches ins Glas zu bekommen. Der gleiche Preis, der für viele deutsche Weine dann die obere Preisgrenze ist.
lg
s
Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Verfasst: Mo 11. Mär 2013, 12:49
von Dilbert
Geht mir gerade so durch den Kopf beim Lesen des Threads:
Ein weiterer Punkt könnte auch das Thema Distribution sein!!
Prinzipiell ist deutscher Wein ein Produkt, dass beim Erzeuger selbst vermarktet und verkauft wird! Natürlich gibt es viele Online-Shops in denen ich deutsche Weine bekomme. Nur ist die Frage wer von den "Normalos" treibt sich dort rum!!?
Man kann ja über Wein&Co schimpfen wie man will, aber sie sind in allen großen Städten in Ö vertreten, sind sehr umtriebig im Marketing und dienen in dieser Funktion auch als Multiplikator der natürlich fragwürdigen Falstaff-Bewertungen. Hier wird natürlich auch viel Beratungs- und Aufklärungsarbeit zum Thema Wein geleistet - zumindest für besagte "Normalos".
Vergleichbares gibt es meines Wissens in D nicht, hier läuft vieles über die "großen" Player (Aldi, Lidl etc.) oder über kleine idealistische Einzelhändler, es gibt aber keinen qualifizierten "Weinsupermarkt" für den anspruchsvollen Weinfreund!
Gruß,
Jochen
Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Verfasst: Mo 11. Mär 2013, 12:53
von octopussy
susa hat geschrieben:Trotzdem ist meine Wahrnehmung, dass man bei deutschen Weinen preiskritischer ist als bei gerade Bordeaux oder Burgundern. Da geht man davon aus, dass es schwer ist, unter 15€ was Ordentliches ins Glas zu bekommen. Der gleiche Preis, der für viele deutsche Weine dann die obere Preisgrenze ist.
Die Wahrnehmung habe ich überhaupt nicht. Im Gegenteil: es wird ja häufig suggeriert, deutsche Riesling Große Gewächse oder Spätburgunder seien preislich das non-plus-ultra und würden (im Falle der Riesling GGs) jeden Weißwein der Welt und (im Falle der Spätburgunder) die "teuren Grand Crus aus dem Burgund" an die Wand spielen.Tatsächlich finde ich nach wie vor deutsche Spätburgunder in sehr vielen Fällen im Vergleich zum Burgund teuer. Wirklich "sichere Bänke" (sensibler Holzeinsatz, Eleganz, Fehlen von "typisch" deutschen Noten wie Rauchspeck, Erdbeere, Lagerfeuer, etc.) kosten in Deutschland fast immer auch richtig Geld (Huber, Fürst, Becker & Co.). Klar findet man mal das eine oder andere Schnäppchen, aber jedenfalls ich mit meinem persönlichen Geschmack muss verdammt lange suchen nach den Schnäppchen.
Und beim Riesling GG hat die preisliche Aufholjagd m.E. auch schon stattgefunden. Ich finde, dass Große Gewächse von Schäfer-Fröhlich, Emrich-Schönleber, Wittmann, Dönnhoff, Keller, Bürklin-Wolf und einigen wenigen anderen international durchaus preislich attraktiv sind (wenn man die abstrakte und eigentlich nicht zulässige Vergleichsgröße "großer trockener Weißwein" nimmt). Aber bei der großen Masse der VDP-Mitglieder kann die Qualität mit dem Preis m.E. nicht mithalten. Das ist natürlich in anderen Gebieten nicht anders, aber dass der deutsche Wein generell nun massiv unterbewertet ist, kann ich überhaupt nicht erkennen.
Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Verfasst: Mo 11. Mär 2013, 12:58
von susa
Es gingt weniger um die Bewertung, sondern darum - jedenfalls hab ich das so verstanden - dass der deutsche Wein im allgemeinen Bewusstsein nicht als erstrebenswertes Gut (auch wenn man ihn sich selber nicht leisten will) stattfindet.
Jedenfalls glaube ich nicht, wie Mario Scheuermann, dass das am Namen liegt.
http://weinreporter.net/tagebuch/grosse ... rze-namen/
Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Verfasst: Mo 11. Mär 2013, 13:01
von susa
Dilberts Einwand finde ich sehr interessant. Ich kenne in Deutschland als überregionalen Distributor mit Ladenlokal auch nur JWD mit seinem doch eher überschaubaren Sortiment, Wein und Co. sagt mir als Nicht-Östereicherin gar nichts. Aber dass die Präsenz solcher Läden durchaus auch zur Wahrnehmung des Produktes im Markt beitragen kann, ist schon vorstellbar.
lg
s
Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Verfasst: Mo 11. Mär 2013, 13:12
von sorgenbrecher
stephan, volle zustimmung !
es gibt einige sehr gute deutsche rotweine, aber die kosten dann auch gleich richtig geld und im spätburgunder-bereich finde auch ich eigentlich immer attraktivere und günstigere alternativen im auch nicht gerade billigem burgund.
was mir außerdem zu kurz kommt ist die diskussion ausgehend von den exzellenten qualitäten unterhalb der großen gewächse und außerhalb des vdp. vielleicht tun sich ja auch deshalb viele vdp-mitglieder mit ihren vermeintlichen spitzengewächsen so schwer, weil es eine unglaubliche vielfalt von exzellenten weinen unterhalb der großen gewächse gibt und dies zu deutlich günstigerem preis.....
davon abgesehen halte ich den trend bei den großen gewächsen hin zu extrakt- und alkoholreichen verkostungsweinen für falsch, da entstehen teilweise zwar durchaus exzellente weine, aber wenn ich nach einem glas genug habe, dann brauche ich davon nicht wirklich viel im keller. das ist mehr wie bei einer leistungsschau......
Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Verfasst: Mo 11. Mär 2013, 13:28
von Dilbert
susa hat geschrieben:Aber dass die Präsenz solcher Läden durchaus auch zur Wahrnehmung des Produktes im Markt beitragen kann, ist schon vorstellbar.
... zumal sich Wein&Co und der Falstaff gegenseitig befruchten! Den Wein zur Bewertung gibt's bei Wein&Co und wenn man - wie z.B. im letzten September - zu einem gewissen Betrag einkauft, bekommt man einen Falstaff-Weinguide gratis dazu!! Und dann spielt auch die Lage eine Rolle! In Kufstein ist der Laden inzwischen in einen Supermarkt integriert (M-Preis) in Insbruck ist er Teil des DEZ (großes Einkaufszentrum). Ich kenne JWD nur von ganz ganz früher, würde sie aber tendenziell eher Richtung Industriegebiet verorten! Selbst wenn's nicht so ist, so hat sich dass aber bei mir so eingeprägt! Außerdem: "Jacques Weindepot" - gibt's da auch deutschen Wein ...!!??
Zu den Preisen deutscher Rotweine: wenn ich bedenke, dass ein Cuvee X von Knipser jenseits der 30 EUR (ab Weingut) liegt, ein Chateau du Retout aber gerade mal 12,90 EUR im Handel kostet ...
Gruß,
Jochen
Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Verfasst: Mo 11. Mär 2013, 13:35
von susa
... ok, lassen wir die ganze Preisfrage mal außen vor - man wird immer irgendein Beispielpaar finden, das genau das beweist oder widerlegt, was man beweisen oder widerlegen möchte
lg
s
Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Verfasst: Mo 11. Mär 2013, 13:36
von MichaelWagner
1. Weingenuss gilt als elitäres Vergnügen einer kleinen blasierten Gruppe Besserverdienender:
macht nichts! Diese Zielgruppe trinkt zum Glück! sowieso keinen deutschen Wein - ist auch nicht schlimm, wenn hier keine elitären, blasierten Menschen klingeln um mir den Tag zu vermiesen:)
1a. Deutschland ist ein Biertrinkerland (vielleicht klagen französische Bierbrauer ähnlich mit Blick nach Deutschland ): waren wir mal, sind wir nicht mehr
2. die Unmenge an Bezeichnungen, Klassifizierungen, Lagen, Ordenundehrenzeichen sind für einen Verbraucher absolut verwirrend:
ich plädiere für den vollständigen Verzicht von Etiketten und Kennzeichnungen, denn nur so kann alleine der Geschmack entscheiden:)
3. Winzer werden in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, deutscher Wein ist nicht sexy, jedenfalls nicht für mindestens 95% der deutschen Weintrinker, das gewisse Etwas meinen sie nur bei ausländischen Weinen zu finden
Deutsche Winzer und Ihre Weine werden in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen, weil sie so sexy sind, dass sie sich nicht drum scheren:)
5. und nicht zuletzt die leidige Preisfrage, Wein gilt den besagten 95% als zu teuer:
95% kennen den Preis, aber nicht den Wert (ist nicht nur beim Wein so...)