aufgrund der rassigen säure präferiere ich den 2008er ggü. dem etwas breiterem 2009er. für jemanden wie mich, der auch die trockenen rieslinge von j.b. becker sehr schätzt ist das hier ein grandioser genuss und die kombination mit dem sushi war genial ! toller weinwert !ChezMatze hat geschrieben:Habe gestern Abend wie versprochen (okay, eher mir selbst versprochen) den Rauenthal Estate 2008 von Breuer aufgemacht. Kräftige Farbe für einen "schlanken" Wein, hat mich überrascht. In der Nase dann ungeheuer mineralisch, dunkler Steinstaub, totaler "Werkstattgeruch" wie bei Moselweinen, wirkt viel schieferiger als erwartet und absolut straight. Am Gaumen spritzig und frisch mit einer gewissen Säure. Dann kommen zwei fruchtige Elemente, die durchaus unterschiedlich sind. Vorne Zitrusnoten, weiß-süßsauer, weiter im Untergrund etwas Gelbliches, fast Orangefarbenes, leicht tropisch, kandierte Orangenschale. Dann auch eine Kombination aus Gerbigem, Fruchtigem und Kräuterhaften, also wie ein Biss in eine unreife Nektarine, das Fruchtfleisch knackt noch beim Draufbeißen.
Das ist ein Wein, bei dem mir das Attribut "easy drinking" noch nicht mal im Traum einfallen würde. Den bringe ich zu keiner Party mit, den behalte ich lieber hier. Für einen relativ kleinen Wein ist nämlich schon ungemein viel Charakter drin. Mag allerdings auch an dem Jahrgang liegen.
Auch wenn sich das komisch anhört, aber ich würde diesen Wein eventuell sogar dekantieren, weil er derart verschiedene Nuancen in sich trägt, dass ein bisschen Abrundung nicht schadet. Als passende Speise fällt mir am ehesten etwas Fischiges ein, aber so in Richtung Sushi oder überhaupt eine Kombination mit Algen. Jedenfalls bin ich sehr angetan, absolut stimmiger Gutsstil. Ob man es für ein wahres Vergnügen hält, hängt aber sicher von der individuellen Geschmacks-Sozialisation ab.
anschließend kam der 2006er berg roseneck ins glas.
kräftige gelbe farbe und auch in der nase bereits deutlich reif wirkend. hier ist deutlich weniger zitrusfrucht angesagt, sondern eher pfirsich, tropenfrüchte, honig und auch einige florale eindrücke in der nase. auch am gaumen eher pfirsichfrucht gepaart mit kräutern, ich meine auch etwas menthol erkannt zu haben. eine deutlich zurückhaltende säure als beim 2008er rauenthal, aber trotzdem sehr animierend und stets dafür sorgend, dass der wein nicht zu breit oder klebrig wirkt. ein lang anhaltender abgang beendet ein sehr schönes riesling-erlebnis.
ich präferiere den deutlich mineralischen und säurebetonten rauenthal estate, auch wenn der berg roseneck zweifelsfrei der komplexere und vermutlich auch gefälligere wein ist.
aktuell im glas befindet sich der 2009er spätburgunder pinot noir, der sich in der nase mit sehr viel holz präsentiert, welches fast jegliche frucht überlagert (etwas pflaume kommt durch). am gaumen deutlich angenehmer, schöne kirsch- und (etwas) erdbeerfrucht, dezente säure, gute balance. nicht sonderlich komplex und mit einem relativ kurzem extraktsüßem abgang. ein sehr "trinkiger" spätburgunder, allerdings etwas eindimensional. mit etwas mehr zeit dürfte sich dieser wein durchaus noch verbessern, die anlagen bringt er mit.
ich weiß schon, warum ich rieslinge fast ausschließlich in deutschland kaufe, spätburgunder jedoch im burgund suche.....