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Re: Was macht einen großen Wein wirklich groß???

Verfasst: Mo 12. Dez 2011, 00:12
von Grenache
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Bernd Schulz hat geschrieben:Ein NETTES Bild? In meinen Augen ist das ein vielleicht durch seine Popularität totgerittenes, aber an und für sich sehr tiefes Bild.
Wenn man im Louvre davorsteht, ist das schon ein Erlebnis, die Traube der japanischen und chinesischen Touristen, die schnatternd davorstehen allerdings auch. ;)
Bernd Schulz hat geschrieben:Als ich in Colmar vor Grünewalds Isenheimer Altar stand, war ich nicht nur berührt, sondern regelrecht ergriffen. Und der Besuch einer Aufführung von Wagners Tristan hat mein Leben noch zu Schulzeiten deutlich verändert.... -
Mit Colmar stimme ich zu, das geht vielen so, die dort inneharren, manche Lobpreisungen und Auslegungen von Führern älterer Jahrgänge können allerdings schon recht seifig sein und mit Wagner, das fällt bei mir besser unter den Tisch.

Was macht aber einen großen Wein wirklich groß: Das hat Frédéric Dard in dem Buch "Yquem" als Vorwort mal treffend beschrieben: Apotheose der Gaumenfreude, "Im Leben des Menschen gibt es einige einsame Höhepunkte. Alles andere ist schwacher Abglanz, erfolgloser Versuch der Wiederholung. Körper und Geist speichern nur eine begrenzte Anzahl von Erlebnissen staunender Verzückung und machen sie zum Maßstab jeden weiteren Genusses." So nur der Anfang.
Ein großer Wein betört alle Sinne, er bleibt in einem zurück und ist danach der Maßstab aller Dinge, man hat ihn gedanklich auf der Zunge und wird ihn nie mehr vergessen.

Gruß, Grenache

Re: Was macht einen großen Wein wirklich groß???

Verfasst: Mo 12. Dez 2011, 10:50
von welari
Hallo Grenache,

mit dieser Schilderung .... was macht einen großen Wein groß, kann ich mich anfreunden.

Gruß

Re: Was macht einen großen Wein wirklich groß???

Verfasst: Di 20. Dez 2011, 16:05
von Tina Mueller
Ich glaube ja sowieso, dass nur sehr, sehr wenige Leute erkennen, wenn sie wirklich einen großen Wein vor sich haben. Die meisten lesen einfach nur im Internet, was ein großer Wein ist und geben dann an. Wenn sie wissen, dass ein Wein von Aldi ist, finden sie ihn schon aus Prinzip schlecht.

Lustig ist immer, einen selbsternannten Weinkenner einen billigen, aber leckeren Wein als teuer zu verkaufen und schauen, wie er drauf reagiert. Mir ist bis jetzt noch jeder auf den Leim gegangen.

Re: Was macht einen großen Wein wirklich groß???

Verfasst: Di 20. Dez 2011, 16:11
von thvins
Tina Mueller hat geschrieben:Ich glaube ja sowieso, dass nur sehr, sehr wenige Leute erkennen, wenn sie wirklich einen großen Wein vor sich haben. Die meisten lesen einfach nur im Internet, was ein großer Wein ist und geben dann an. Wenn sie wissen, dass ein Wein von Aldi ist, finden sie ihn schon aus Prinzip schlecht.

Lustig ist immer, einen selbsternannten Weinkenner einen billigen, aber leckeren Wein als teuer zu verkaufen und schauen, wie er drauf reagiert. Mir ist bis jetzt noch jeder auf den Leim gegangen.
Na dann lassen wir wohl besser die finger von deinem Shop! :lol: Gut, dass du uns vorwarnst. :mrgreen:

Re: Was macht einen großen Wein wirklich groß???

Verfasst: Di 27. Dez 2011, 15:30
von VillaGemma
Tina Mueller hat geschrieben: Lustig ist immer, einen selbsternannten Weinkenner einen billigen, aber leckeren Wein als teuer zu verkaufen und schauen, wie er drauf reagiert. Mir ist bis jetzt noch jeder auf den Leim gegangen.
Und genau dafür hat der liebe Gott die Blindproben erfunden ;)

Edith hat noch einen Tipp: Nicht alle Menschen sind gleich (schlicht) und es gibt durchaus welche, die sich ein wenig Ahnung angetrunken haben. Ein großer Wein ist dann auch mit einem Hauch Subjektivität verbunden. Die Beschreibung, dass einem dieser Wein für viele Jahre im Kopf bleibt, weil er einen total beeindruckt hat, finde ich gar nicht schlecht. Wobei das auch wieder subjektiv groß ist, da mir perösnlich dass schon häufiger passiert ist...und die ersten Weine vor 10-15 Jahren waren aus heutiger Sicht durchaus keine großen ;) ...aber für den Moment sicherlich, da man sowas zu dem Zeitpunkt nicht kannte (und bis dato auch nicht soviel Geld ausgegeben hatte :D )

Re: Was macht einen großen Wein wirklich groß???

Verfasst: So 29. Jan 2012, 10:43
von migy
Guten Morgen,

mein Zugang zum "großen" Wein ist ein eher sachlich pragmatischer.

Für mich definiere ich einen "großen" Wein so (wobei ich hier in erster Linie vom Rotwein ausgehe, Weiße trinke ich sehr selten):

1. Ausgewogenheit in allen Komponenten (Tannin, Frucht, Alkohol, Extrakt)
2. Potenzial, wobei die Ausgewogenheit in der Jugend durchaus schon ausgeprägt sein kann aber nicht muss, es muss das Potenztial aber spürbar sein
3. Rückgrat. Ein "großer" Wein darf nicht nur über einen längeren Zeitraum lagerfähig sein, er muss hohen Genuss bieten. "Große" Weine sind mit 10+ Jahren entweder vor oder am Genußhöhepunkt. Und der Genußhöhepunkt bei einem 10 Jahre oder länger gereiften Wein stellt sich schlichtweg anders dar als bei einem Wein der vielleicht gerade einmal 3 oder 4 Jahre alt ist. Ich bin daher bei Faserschmeichlern, die sich gleich nach der Abfüllung in Hochform präsentieren skeptisch, wobei ich auch diese Weine schätze! Und es gibt sicher deutlich mehr von diesen -speziell in Österreich- als von jenen, die eben eine längere Reifezeit brauchen.

Und abschließend: Ob ich das jetzt als "großen" Wein, Premiumwein, Vin de Garde oder wie auch immer bezeichne ist Nomenklatur.
Und das Schöne daran ist, dass es genügend derartiger Weine gibt, die auch preislich noch akzeptabel sind, damit meine ich im internationalen Vergleich Weine im noch zweistelligen Eurobereich.

Beste Grüße, Michael