Das Thema scheint durch die ganze Weinpresse zu gehen. Auch der Meininger-Verlag berichtet hier darüber:
St.-Emilion ohne Crus
Bordeaux ganz allgemein!
Re: Bordeaux ganz allgemein!
Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut. (Eduard Mörike)
Re: Bordeaux ganz allgemein!
Ich hatte den Kriterienkatalog im Netz entdeckt, als Ausone und Cheval blanc ausgestiegen sind, aber im Moment finde ich ihn leider nicht wieder. Nach meiner Erinnerung war das eine ziemlich kunterbunte Liste, in der die Verkostung einer Reihe jüngerer Jahrgänge durch ein von der INAO bestimmtes Verkosterpanel nur eine Rolle unter vielen spielt und außerdem das Kriterium für eine Einstufung als 1er GCC ziemlich wachsweich war (ich meine mich an einen Punktedurchschnitt von mindestens 16/20 zu erinnern, was ziemlich lächerlich wäre). Ansonsten sind einige weitere Kriterien wie "Qualität des Terroirs" kaum objetiv zu beurteilen.stollinger hat geschrieben: Kann man den Kriterienkatalog irgendwo einsehen?
Ich denke, dass die Klassifikation nach dem Ausstieg von inzwischen vier Toperzeugern mausetot ist, vielleicht folgen auch noch ein paar mehr. Und diejenigen, die im System verbleiben, werden erneut die französische Justiz beschäftigen, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen, und dabei die INAO und die Mitglieder der lokalen Kommission mit jeder Menge Dreck bewerfen. Immerhin sorgt das für ein wenig Unterhaltung.
Ansonsten gilt für die St.Emilion-Klassifikation das, was für jede Weinklassifikation gilt: als Wegweiser für den Weinkauf ist sie für den Konsumenten unbrauchbar. Ganz egal wie sie am Ende ausfällt.
Gruß
Ulli
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Re: Bordeaux ganz allgemein!
Am einfachsten für die Güter wäre natürlich, wenn sie einfach "Vin de France" draufschreiben, da hat man dann seine Ruhe...UlliB hat geschrieben:Ansonsten gilt für die St.Emilion-Klassifikation das, was für jede Weinklassifikation gilt: als Wegweiser für den Weinkauf ist sie für den Konsumenten unbrauchbar. Ganz egal wie sie am Ende ausfällt.

Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
https://ec1962.wordpress.com/
Erich
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Re: Bordeaux ganz allgemein!
Ja schon, dann würden sie anfangen zu zanken, ob sie "Grand Vin de France" oder "Premier Grand Vin de France" sind und wer "Premier Grand Vin de France Classé A" und wer "Premier Grand Vin der France Classé B" ist und warum nicht weil ich hab doch auch super Terroir und dein Hund stinkt aus dem Hals deiner auch du Volldepp etc etc etc.
Kids gonna kid.
Cheers,
Ollie
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Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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Re: Bordeaux ganz allgemein!
Ach, gegen ein nacktes "St.Emilion" wäre ja auch nichts einzuwenden, wenn es denn einen einigermaßen homogenen Herkunftscharakter gäbe, aber mit dem tut man sich in dieser flächenmäßig großen und hinsichtlich der Böden auch sehr heterogenen AOC naturgemäß schwer, von den jeweiligen stilistischen Präferenzen der Erzeuger mal ganz abgesehen.EThC hat geschrieben: Am einfachsten für die Güter wäre natürlich, wenn sie einfach "Vin de France" draufschreiben, da hat man dann seine Ruhe...
Dass es überhaupt keine Klassifikation braucht, zeigt ja der Nachbar Pomerol, wo es nie eine Klassifizierung gab und auch keine geben wird. Dennoch weiß der halbwegs orientierte Konsument, welches da die Toperzeuger sind und welche nicht so doll, und den Rest erledigt der Markt. Allerdings auch nicht unbedingt im Interesse des preissensitiven Kunden

Gruß
Ulli
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- Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:57
Re: Bordeaux ganz allgemein!
Danke für all die Infos zu dem Thema!
In der Tat sagt die Hierarchie in Saint-Emilion nicht allzu viel aus (oder dann mindestens so viel über den Preis als über die Qualität). Zu heterogen sind die Terroirs, aber auch die Rebsortenzusammensetzung. Immerhin kann man sagen, dass Ausone, Cheval Blanc und neuerdings auch La Gaffelière (40% in 2019) einen relativ hohen Anteil an CF enthalten.
Unglücklich bin ich nicht, 2019 erstmals überhaupt eine Kiste La Gaffelière gekauft zu haben. Jedenfalls bewerten die Verkoster sehr einheitlich im Bereich von 95(+), und der Preis bei der Arrivage von 65 CHF stimmte auch. Insgesamt aber wurde ich mit Saint-Emilion nie richtig warm, die 'Großen' sind mir heute schlicht zu teuer (irgendwann in den 90ern hatte ich einen richtig guten Cheval Blanc, dafür hatte ich aber nicht mehr als etwa 70 oder 80 CHF bezahlt, soweit ich mich erinnere, und ein Pavie aus der Übergangsphase zu Perse hat mir seinerzeit überhaupt nicht behagt. Figeac 16 schlummert im Keller (obwohl ich 08 scheußlich fand). Daneben kenne ich eigentlich nur mittlere und kleinere Kaliber und habe es 2019 in größerer Menge mit Laroque probiert (bei dem Preis kein großes Risiko und die Probeflasche hat mir im Herbst nicht schlecht gefallen, wenn ich auch weniger euphorisch bin als andere Verkoster, etwa Adrian vV).
Insgesamt ist mir die Rive gauche lieber, von Pessac-Léognan bis hoch nach Saint-Estèphe...
In der Tat sagt die Hierarchie in Saint-Emilion nicht allzu viel aus (oder dann mindestens so viel über den Preis als über die Qualität). Zu heterogen sind die Terroirs, aber auch die Rebsortenzusammensetzung. Immerhin kann man sagen, dass Ausone, Cheval Blanc und neuerdings auch La Gaffelière (40% in 2019) einen relativ hohen Anteil an CF enthalten.
Unglücklich bin ich nicht, 2019 erstmals überhaupt eine Kiste La Gaffelière gekauft zu haben. Jedenfalls bewerten die Verkoster sehr einheitlich im Bereich von 95(+), und der Preis bei der Arrivage von 65 CHF stimmte auch. Insgesamt aber wurde ich mit Saint-Emilion nie richtig warm, die 'Großen' sind mir heute schlicht zu teuer (irgendwann in den 90ern hatte ich einen richtig guten Cheval Blanc, dafür hatte ich aber nicht mehr als etwa 70 oder 80 CHF bezahlt, soweit ich mich erinnere, und ein Pavie aus der Übergangsphase zu Perse hat mir seinerzeit überhaupt nicht behagt. Figeac 16 schlummert im Keller (obwohl ich 08 scheußlich fand). Daneben kenne ich eigentlich nur mittlere und kleinere Kaliber und habe es 2019 in größerer Menge mit Laroque probiert (bei dem Preis kein großes Risiko und die Probeflasche hat mir im Herbst nicht schlecht gefallen, wenn ich auch weniger euphorisch bin als andere Verkoster, etwa Adrian vV).
Insgesamt ist mir die Rive gauche lieber, von Pessac-Léognan bis hoch nach Saint-Estèphe...
Re: Bordeaux ganz allgemein!
https://vins-saint-emilion.com/nos-vins ... s-classes/UlliB hat geschrieben:Ich hatte den Kriterienkatalog im Netz entdeckt, als Ausone und Cheval blanc ausgestiegen sind, aber im Moment finde ich ihn leider nicht wieder. Nach meiner Erinnerung war das eine ziemlich kunterbunte Liste, in der die Verkostung einer Reihe jüngerer Jahrgänge durch ein von der INAO bestimmtes Verkosterpanel nur eine Rolle unter vielen spielt und außerdem das Kriterium für eine Einstufung als 1er GCC ziemlich wachsweich war (ich meine mich an einen Punktedurchschnitt von mindestens 16/20 zu erinnern, was ziemlich lächerlich wäre). Ansonsten sind einige weitere Kriterien wie "Qualität des Terroirs" kaum objetiv zu beurteilen.stollinger hat geschrieben: Kann man den Kriterienkatalog irgendwo einsehen?
Ich denke, dass die Klassifikation nach dem Ausstieg von inzwischen vier Toperzeugern mausetot ist, vielleicht folgen auch noch ein paar mehr. Und diejenigen, die im System verbleiben, werden erneut die französische Justiz beschäftigen, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen, und dabei die INAO und die Mitglieder der lokalen Kommission mit jeder Menge Dreck bewerfen. Immerhin sorgt das für ein wenig Unterhaltung.
Ansonsten gilt für die St.Emilion-Klassifikation das, was für jede Weinklassifikation gilt: als Wegweiser für den Weinkauf ist sie für den Konsumenten unbrauchbar. Ganz egal wie sie am Ende ausfällt.
Gruß
Ulli
Re: Bordeaux ganz allgemein!
Danke! Ich hatte allerdings seinerzeit ein wesentlich detaillierteres Dokument gefunden, dass u.a. die Zusammensetzung der Jury und die Mindestergebnisse der Verkostungen genannt hat und außerdem beschrieben hat, wie genau die anderen Faktoren ("actions de promotion en France et à l’étranger, accueil du public, œnotourisme") und die im Markt erzielten Preise ("la cotation des vins") berücksichtigt werden. Und dieses Dokument finde ich leider nicht mehr.boromir hat geschrieben: https://vins-saint-emilion.com/nos-vins ... s-classes/
Klar ist aber auch aus dem hier zitierten Papier, dass die Weinqualität alleine (oder zusätzlich die nur schwer fassbare Qualität des terroir) nicht hinreichend für die Klassifikation sind und andere Faktoren wie "Bekanntheit", Werbung, touristische Aktivität und der im Markt erzielte Preis mit hineinspielen - und genau das wurde seinerzeit beim Ausscheiden von Ausone und Cheval blanc von diesen heftig kritisiert.
Gruß
Ulli
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Re: Bordeaux ganz allgemein!
Die Klassifizierung dient dem Ego (wer Hierarchisierung nötig hat), der Wertsteigerung des Châteaus, der Ablenkung vom Weingenuss, und der sonstigen Unterhaltung.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
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Re: Bordeaux ganz allgemein!
[album]3409[/album]Ollie hat geschrieben:Ja schon, dann würden sie anfangen zu zanken, ob sie "Grand Vin de France" oder "Premier Grand Vin de France" sind und wer "Premier Grand Vin de France Classé A" und wer "Premier Grand Vin der France Classé B" ist und warum nicht weil ich hab doch auch super Terroir und dein Hund stinkt aus dem Hals deiner auch du Volldepp etc etc etc.
Viele Grüße
Erich
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