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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: Do 23. Feb 2012, 11:27
von oli_oli_oliver
Hi Harti,
mein Anliegen war rein altruistischer Natur
VG,
Oliver
Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: So 26. Feb 2012, 11:25
von octopussy
Ciao,
mit netten Gästen gab es im Hause octo gestern zwei Barolo, einen gereiften und einen eher jungen. Gestartet haben wir mit dem
1995 Barolo Villero der
Fratelli Brovia aus Castiglione Falletto, den ich ca. drei Stunden vor dem Essen geöffnet, aber vorsichtshalber nicht dekantiert hatte. Ein kurzes Bad im Dekanter wäre vielleicht gar nicht schlecht gewesen. Jedenfalls verschwanden die direkt nach dem Öffnen und auch noch bei den ersten Gläsern vorhandenen deutlichen Reifetöne und machten einer schönen Eleganz Platz. Ich hätte zwar eher erwartet, dass die Reifenoten mit mehr Luft stärker werden. Aber mir fehlt in dem Bezug auch einfach die Erfahrung.
Anschließend haben wir noch einen
2004 Barolo (ohne Lage) von
Commendatore G.B. Burlotto aufgemacht. Dieser wurde mit der Zeit eher härter und verschlossener, so dass Dekantieren hier evtl. eher geschadet hätte. Er trank sich deutlich knackiger als der Brovia Villero und die Frucht war etwas frischer. Säure und Tannin fand ich aber v.a. in der zweiten Hälfte der Flasche doch etwas hart.
Mr. Nebbiolo hat geschrieben:Ich mag die Burlotto Weine auch gerne, aber momentan ist mir der Hype eher etwas übertrieben. Das sind für mich klassische, filligrane Vertreter (ich spreche nur von den Nebbiolo) die jung und reif sehr gut schmecken. Sie stechen für mich aber keinesfalls so heraus, wie es momentan bei einigen Berichten den Anschein hat. Da gibt es dutzende Betriebe, die ähnliche Qualitäten in die Flasche bringen und auch nicht alle so viel mehr kosten.
Auch wenn ich selber noch nicht so viele Barolo allgemein und Burlotto Weine speziell getrunken habe, kann ich das gut nachvollziehen. Wer viel und wer wenig Aufmerksamkeit bekommt, hängt ja auch oft von der Verfügbarkeit ab (Burlotto in Deutschland gut verfügbar) und verselbständigt sich oft (ein- oder mehrmalige Aufmerksamkeit dupliziert sich). Ich denke, es schadet nie, sich links und rechts umzuschauen.
Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: So 26. Feb 2012, 13:52
von Erdener Prälat
Eine Gegenüberstellung und ein darauffolgendes Fazit legen manchmal nahe, daß sich das eine aus dem anderen ergibt. Das ist hier aber sicher nicht beabsichtigt, da schon einmal ein Lagen-Barolo von Brovia (abgesehen vom Garblèt Suè) sowohl ab Hof als auch im deutschen Handel knapp das Doppelte des einfachen Barolo von Burlotto kostet.
Natürlich gibt es einige Barolo, die beim PLV mit Burlotto Schritt halten können (s. auch das Beispiel von Klaus), aber sicher nicht viele, die in diesem Punkt spürbar besser sind. Nach meinem Geschmack käme da Sordo in Frage. Der gute Leumund der Burlotto-Weine gerade bei Leuten, die nicht auf Piemont spezialisiert sind, ist für mich ausschließlich etwas Positives, ist er doch auch ein Ausdruck der Klasse und Preiswürdigkeit eines guten Barolo auch im internationalen Vergleich. Auch ist es schön, wenn hier nicht nur dieselben drei-vier Leute schreiben:-)
Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: So 26. Feb 2012, 14:21
von innauen
den Basis-Barolo von Burlotto aus 2004 habe ich hier glaube ich auch schon einmal beschrieben. Der ist wirklich recht eckig und ich glaube nicht, dass sich dieser Eindruck noch wesentlich ändern wird, denn der 2004er hat auch merklich Säure. Wahrscheinlich haben Octopossy und ich den Wein auch aus der gleichen Quelle bezogen (Weinart Abverkauf 2011?). Ich habe nach dem Genuss der 2005er und 2006er von Burlotto auch den Eindruck, dass der Erzeuger qualitativ eine Schippe draufgelegt hat. Wie so häufig ist auch zu bedenken, dass gerade in guten Jahren die Basisqualitäten zu Gunsten der Lagenweine "verwässert" werden. Dennoch kaufe ich die Weine ungehemmt weiter, denn in der Preisklasse ist das wirklich sehr guter Saft. Bei unserem Piemont Urlaub habe ich mich durch etliche Güter gekostet und der Burlotto hat auch in der Rückverkostung hier zu Hause einen bleibend guten Eindruck hinterlassen.
Grüße,
wolf
P.S. Was die Postings der immer gleichen anbelangt, so darf man nicht vergessen, dass 1.300 ha Rebfläche nicht eben viel sind, was auch die Zahl möglicher Anhänger von vornherein begrenzt.
Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: So 26. Feb 2012, 16:35
von octopussy
innauen hat geschrieben:Wahrscheinlich haben Octopossy und ich den Wein auch aus der gleichen Quelle bezogen (Weinart Abverkauf 2011?).
So ist es

. Schade, dass es diese Auktion nicht mehr gibt

.
Erdener Prälat hat geschrieben:Eine Gegenüberstellung und ein darauffolgendes Fazit legen manchmal nahe, daß sich das eine aus dem anderen ergibt. Das ist hier aber sicher nicht beabsichtigt, da schon einmal ein Lagen-Barolo von Brovia (abgesehen vom Garblèt Suè) sowohl ab Hof als auch im deutschen Handel knapp das Doppelte des einfachen Barolo von Burlotto kostet.
Eine Gegenüberstellung im Sinne eines Qualitätsvergleichs war auch tatsächlich nicht gedacht. Ein Lagenbarolo und einer ohne Lage mit fast zehn Jahren Altersunterschied eignen sich dafür ja auch nicht wirklich. Der Brovia Villero hat übrigens in diesem Fall weniger gekostet als ein Lagenbarolo von Burlotto

. Und im Normalpreis finde ich den lagenlosen Barolo von Brovia in etwa zum gleichen Preis wie den von Burlotto. Du hast aber recht, dass bei den Lagenweinen der beiden Erzeuger - von Ausnahmen abgesehen - die Preise deutlicher auseinander gehen.
Erdener Prälat hat geschrieben:Natürlich gibt es einige Barolo, die beim PLV mit Burlotto Schritt halten können (s. auch das Beispiel von Klaus), aber sicher nicht viele, die in diesem Punkt spürbar besser sind.
Das glaube ich dir gerne. Ich finde das Preis-Leistungs-Verhältnis bei Burlotto auch gut, soweit ich das nach ganz wenigen getrunkenen Weinen überhaupt beurteilen kann. Trotzdem interessiert mich als Nebbiolo-Interessierter-und-kein-Kenner natürlich, was es noch so gibt. Und wenn ich mir den Slow Wine Guia durchsehe, finde ich eine ganze Reihe von Erzeugern, deren Weine ich nicht kenne, die mich interessieren und die sich preislich in etwa auf Burlotto-Niveau bewegen. Ich greife einfach mal willkürlich ein paar heraus (über sachdienliche Hinweise, ob die gut sind, bin ich natürlich dankbar

): Giacomo Grimaldi, Francesco Rinaldi, Giuseppe Rinaldi, Pecchenino, Gianfranco Bovio, Renato Corino, Sivlio Grasso, Mario Marengo, Oddero, Michele Reverdito, Eraldo Viberti, Allesandro e Gian Natale Fantino, Giacomo Fenocchio, Ferdinando Principiano, Carlo Viglione, Elvio Cogno, Giovanni Rosso, Schiavenza, Alessandria Fratelli.
Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: So 26. Feb 2012, 19:14
von BerlinKitchen
innauen hat geschrieben:den Basis-Barolo von Burlotto aus 2004 habe ich hier glaube ich auch schon einmal beschrieben. Der ist wirklich recht eckig und ich glaube nicht, dass sich dieser Eindruck noch wesentlich ändern wird, denn der 2004er hat auch merklich Säure. Wahrscheinlich haben Octopossy und ich den Wein auch aus der gleichen Quelle bezogen (Weinart Abverkauf 2011?). Ich habe nach dem Genuss der 2005er und 2006er von Burlotto auch den Eindruck, dass der Erzeuger qualitativ eine Schippe draufgelegt hat..
Ein dänischer Freund war von dem 2004er auch nicht sonderlich angetan und war sehr überrascht über meine positive Impressionen vom 2006er. Aber wie schon Galloni schreibt:
"The 2006 Barolo Vigneto Monvigliero is the finest wine I have ever tasted from Burlotto"
Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: So 26. Feb 2012, 20:26
von Oberpfälzer
Ich nehme an, dass auch der Jahrgang 05 und vor allem 06 zum Unterschied beträgt. Wüsste nicht, dass Burlotto seine Arbeitsweise umgestellt hat.
Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: So 26. Feb 2012, 22:18
von Erdener Prälat
octopussy hat geschrieben:...Trotzdem interessiert mich als Nebbiolo-Interessierter-und-kein-Kenner natürlich, was es noch so gibt. Und wenn ich mir den Slow Wine Guia durchsehe, finde ich eine ganze Reihe von Erzeugern, deren Weine ich nicht kenne, die mich interessieren und die sich preislich in etwa auf Burlotto-Niveau bewegen. Ich greife einfach mal willkürlich ein paar heraus (über sachdienliche Hinweise, ob die gut sind, bin ich natürlich dankbar

): Giacomo Grimaldi, Francesco Rinaldi, Giuseppe Rinaldi, Pecchenino, Gianfranco Bovio, Renato Corino, Sivlio Grasso, Mario Marengo, Oddero, Michele Reverdito, Eraldo Viberti, Allesandro e Gian Natale Fantino, Giacomo Fenocchio, Ferdinando Principiano, Carlo Viglione, Elvio Cogno, Giovanni Rosso, Schiavenza, Alessandria Fratelli.
Hallo Stephan,
von den Genannten kenne ich Oddero (traditionell, gefällt mir sehr gut); dazu gibt es weiter vorne oder in der Datenbank eine VKN. Vielleicht noch ein paar generelle Infos:
Alessandria Fratelli: semimodern
Bovio: teils traditionell/teils modern
Corino: modern, eher teuer
Cogno: traditionell
Fantino: traditionell, lange Faßlagerzeiten, dafür offenbar erstaunlich preiswert, aber hier wohl kaum erhältlich
Fenocchio: traditionell
Grasso: modern
Grimaldi: modern, scheint eher teurer zu sein (sofern hier erhältlich)
Pecchenino: wohl traditionell (auch wenn Superiore etwas von Barriques schreibt), Lagenweine eher teuer
Principiano: teils modern/teils traditionell, eher teuer
Reverdito: teils modern/teils traditionell
Rinaldi Francesco: traditionell, lange Faßlagerzeiten
Rinaldi Giuseppe: traditionell, eher teuer
Rosso Giovanni: traditionell, hier kaum zu bekommen
Schiavenza: traditionell
Viberti Eraldo: modern
Viglione: traditionell, hier kaum zu bekommen
Empfehlen kann ich (für meinen Geschmack) in dieser Preisgruppe außerdem Ascheri (semimodern) und die Traditionalisten Brezza, Castello di Verduno, Marcarini und Aurelio Settimo (dieser hier leider kaum erhältlich).
Von der Liste werde ich aber in näherer Zukunft sicher mal den einen oder anderen ausprobieren, danke für den Hinweis.
Beste Grüße
Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: So 26. Feb 2012, 22:25
von Erdener Prälat
Oberpfälzer hat geschrieben:Ich nehme an, dass auch der Jahrgang 05 und vor allem 06 zum Unterschied beträgt. Wüsste nicht, dass Burlotto seine Arbeitsweise umgestellt hat.
04 sollte aber meist besser sein als 05; in Sachen Arbeitsweise hast Du sicher recht. Bei einem traditionellen Barolo aus 04 verfalle ich aber bei Ausdrücken wie merklich Säure, eckig oder hartes Tannin nicht unbedingt in Panik. Ich möchte ihn ja nicht in diesem Jahr trinken.
Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: Mo 27. Feb 2012, 07:53
von Mr. Nebbiolo
Hallo zusammen,
ich schließe mich dem letzten Posting des geschätzen Prälat gerne an
Wir sprechen hier immer noch von Nebbiolo und mit Barolo normal in seiner intensivsten Ausprägung. Nebbiolo hat viel Tannin, das für manche immer hart wirken wird und eben auch von Natur aus hohe Säurewerte. Wenn das ganze nicht durch viel kleines Holzfass kaschiert ist, sondern eben klassisch ausgebaut, dann sind solche Weine jung getrunken schon mal sehr anstrengend

.
Wie schon von Jochen geschrieben ist ein 2004er Barolo, auch wenn es der Basisbarolo ist, ja jetzt noch lange nicht in seinem optimlane Reifestadium. Ein 2007er Barolo von Burlotto dürfte jetzt z.B. mit weniger Anstrengung zu trinken sein, als ein 2004er. Nicht nur, weil 2007 sicher weit schneller zu trinken sein wird als 2004, sondern weil es auch bei Nebbiolo eine erste "Fruchtphase" gibt, bevor sich die Weine verschließen, auch wenn die Frucht sicher nicht so üppig ausfällt

.
Wenn ich also unbedingt die letzten Jahrgänge Barolo trinken muss, dann würde ich das in der Reihenfolge machen: 2008 (bald), 2007, 2005, 2006, 2004
Von der Liste von Stephan kenn ich vieles, vieles aber auch nicht. Ich werde dazu bei Gelegenheit noch was schreiben.