BORDEAUX 2012

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
Matthias Hilse
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Re: BORDEAUX 2012 - Aktuelles zur Primeurkampagne

Beitrag von Matthias Hilse »

Bernd Schulz hat geschrieben:Danke - jetzt habe selbst ich es kapiert, wie ich glaube! :oops:

Statt "Spreizungskondensation" hätte da eventuell auch das Wort "Preisunterschied" stehen können. Oder ist doch etwas völlig anderes gemeint?

Beste Grüße

Bernd
...das eine ist eine statische Größe, das andere eine dynamische. Es geht ja gerade um die inneren Verschiebungskräfte im Bordeauxmarkt.

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Bernd Schulz
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Re: BORDEAUX 2012 - Aktuelles zur Primeurkampagne

Beitrag von Bernd Schulz »

........das eine ist eine statische Größe, das andere eine dynamische.....
Das hatte ich natürlich überhaupt nicht bedacht! Aber jetzt ist ja alles klar, besten Dank!

Viele Grüße

Bernd
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octopussy
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Re: BORDEAUX 2012 - Aktuelles zur Primeurkampagne

Beitrag von octopussy »

dazino hat geschrieben:Puh, mit diesen Bewertungen wird die Kampagne wohl endgültig in den Sand gesetzt:

Duhart Milon 87-89
GPL 87-89
Clerc Milon 87-89
Lynch Bages 87-89
Carruades de Lafite 87-89
Lagrange 86-88
Langoa 86-88
Phelan Segur 84-86
Auf der anderen Seite finde ich einige Bewertungen von Parker erstaunlich hoch. Leider sind auch einige Weine, die mich interessierten, sehr hoch bewertet (Clos Fourtet, D. d. Chevalier, Haut Bailly), so dass die entsprechenden Preise eventuell für mich nicht interessant sein könnten. Es fällt jedenfalls auf, dass Parker sich von Namen nicht sonderlich beeindrucken lässt, gerade die 1er Crus sind bis auf Mouton relativ niedrig bewertet. Ich bin gespannt auf die nächste Woche, vielleicht sind noch ein paar interessante Weine dabei.
Beste Grüße, Stephan
Matthias Hilse
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Re: BORDEAUX 2012 - Aktuelles zur Primeurkampagne

Beitrag von Matthias Hilse »

Guten Morgen zusammen,

das, was gerade in Bordeaux passiert, hätte ja schon ein etwas breiteres Publikum verdient. Warum? Zum Beispiel: Gibt es eine verläßliche (weil historisch und statisch) Klassifikation, ist das eine gute Basis für Preisexzesse bis zu einer gewissen Schwelle (Premier Crus im Médoc). Gibt es keine Klassifikation, ist die Schwelle weg und der Exzess ad infinitum möglich (Pomerol). Gibt es eine Klassifikation, die aber entweder unsicher ist (weil man auch als aufmerksamer Beobachter nicht genau weiß, ob sie gerade vor irgendeinem Gericht angefochten wird) oder Züge ephemeren Dahinschwindens (Saint-Emilion Grand Cru Classé) zeigt, sind wir in Babylon, und da verstand ja der eine den anderen nicht.

Man könnte geneigt sein, den Herren Perse und de Böuard alchimistische Bestrebungen zu unterstellen, indem sie die Erträge ihrer Weinbergslagen nun einfach so zumindest duplizieren möchten. Die Idee dabei dürfte sein, mit einem merkantilen Husarenritt den Markt nun dergestalt zu überrumpeln, dass durch die Aufwertung jetzt ältere Jahrgänge nach dem aktuellem Rang bewertet werden. Da ist es hilfreich, wenn der erste Jahrgang unter neuer Klassifikationsflagge so teuer ist, dass der gemeine Bordeauxfreund dabei fast in Ohnmacht fällt.

Auf Valandraud, jenem ehemaligen Vorzeige-Garagenwein, der sich nun in der Klassifikation eingezwängt sieht, hat man die Marktkräfte besser im Blick: wer seine Nische gut definiert und die Produkte mit angemessenen Preisen ausstattet, der hat auch Erfolg. Nur das, was so einigen peripher gelegenen Euroländern wirklich helfen würde, die Abwertung ihrer Währung, wurde hier konsequent vollzogen. Valandraud hat den Preis so weit zurückgenommen, dass der Wein nun eine wirkliche Alternative, wenn es um Rarität und Exklusivität geht, darstellt.

Weil es alleine schon mit den Jahrgängen 2000, 2005, 2009 und 2010 grandiose Weine im Überfluss gibt, kann es jetzt in erster Linie gar nicht um Qualität, sondern eben nur um Attraktivität gehen.

Ein großes Hindernis im System Bordeaux könnte sein, dass die Châteaux ihre Kunden nicht verstehen, weil sie sie nicht kennen. Denn das Château verkauft an den Negociant, der dann an einen Händler, der es ggf. wieder an einen Händler verkauft. Irgendwann kommt dann auch der reelle Endkunde ins Spiel, aber möglicherweise erst über viele Zwischenstationen. Als die französischen Banken noch nicht so stark in Staatsanleihen schwächelnder Eurosouveränitäten engagiert waren, war es für die Negociants sicher leichter, ihre Warenbestände zu finanzieren. Dieser gut funktionierende Puffer hat die Châteaux weitgehend dem Bedürfnis enthoben, sich mit den Marktgegebenheiten in ihrem Metier auseinanderzusetzen. Sie haben im Allgemeinen kein Wissen über die Schmerzgrenzen derer, die ihr auskömmliches Leben finanzieren.

Es ist schon auffällig, dass ausgerechnet Chanel in der Kampagne das richtige und einzig mögliche Signal setzt: "wir möchten unsere Weine, für deren Qualität wir uns sehr bemüht haben, gerne an Sie verkaufen". Vielleicht hat man hier aber ganz allgemein ein besseres Gefühl für die Empfindungen seiner Kunden.

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
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dazino
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Re: BORDEAUX 2012 - Aktuelles zur Primeurkampagne

Beitrag von dazino »

octopussy hat geschrieben: Auf der anderen Seite finde ich einige Bewertungen von Parker erstaunlich hoch. Leider sind auch einige Weine, die mich interessierten, sehr hoch bewertet (Clos Fourtet, D. d. Chevalier, Haut Bailly), so dass die entsprechenden Preise eventuell für mich nicht interessant sein könnten. Es fällt jedenfalls auf, dass Parker sich von Namen nicht sonderlich beeindrucken lässt, gerade die 1er Crus sind bis auf Mouton relativ niedrig bewertet. Ich bin gespannt auf die nächste Woche, vielleicht sind noch ein paar interessante Weine dabei.
Haut-Bailly z.B wurde in den letzte 8 Jahren von Parker en Primeure nur einmal schlechter bewertet, nämlich 2007.

Bei Domaine de Chevalier rechne ich damit, dass sie mit dieser Bewertung im Rücken kaum bereit sein werden den Wein günstiger als 2011 anzubieten. Wobei ich den 11er auch schwach fand und den Wein seit langen wieder einmal nicht gesubst hatte.
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Re: BORDEAUX 2012 - Aktuelles zur Primeurkampagne

Beitrag von duhart09 »

Hilfreich finde ich jedes Jahr wieder die Zusammenstellung der Kritikernoten (auch wenn man die dazugehörigen Verkostungsnotizen dort natürlich nicht im einzelnen findet, aber die gibt es ja bei diversen Onlinehändlern dann) von

http://bleguern.fr/blg/primeur/luxey.ph ... n&type=all

Habe mir eine Handvoll halber Flaschen (Rauzan Segla, Gazin und aus alter Anhänglichkeit trotz Parker auch Clerc Milon aber kein Duhart :( ) bestellt, um nicht zur Arrivage völlig ohne dazustehen. Und für Halbe lohnt die Subskription meist, da man die später oft nur schwierig bzw. zu erstaunlichen Aufschlägen findet. Vielleicht kommt noch ein bißchen was dazu, wird aber meine kleinste Subskription seit 1999 (die meine erste war). Mit Ausnahme von 2007 wohlgemerkt, worauf ich komplett verzichtet hatte.

Mal sehen, ob sich noch jemand outet, bestellt zu haben...

Gruß
Uli
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Re: BORDEAUX 2012 - Aktuelles zur Primeurkampagne

Beitrag von Ollie »

... um nicht zur Arrivage völlig ohne dazustehen.
Bastelst du dir dann aus den paar halben Flaschen so 'nen Roeckchen a la Josephine Baker, damit 2015 nichts unten rauskuckt, oder wie muss man sich das vorstellen? :mrgreen:

Cheers,
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Re: BORDEAUX 2012 - Aktuelles zur Primeurkampagne

Beitrag von duhart09 »

Ollie hat geschrieben:
... um nicht zur Arrivage völlig ohne dazustehen.
Bastelst du dir dann aus den paar halben Flaschen so 'nen Roeckchen a la Josephine Baker, damit 2015 nichts unten rauskuckt, oder wie muss man sich das vorstellen? :mrgreen:

Cheers,
Ollie
:oops: Jaja, ich sehe schon: wer 2012 subskribiert braucht für den Spott nicht zu sorgen...
Uli
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Re: BORDEAUX 2012 - Aktuelles zur Primeurkampagne

Beitrag von Ollie »

Es hat nichts mit 2012 zu tun. Ich fand nur den Unterton interessant, schlimme Dinge könnten passieren, wenn man an Subskriptionskampagnen allgemein nicht teilnimmt und völlig ohne dasteht. ;)

Cheers,
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Re: BORDEAUX 2012 - Aktuelles zur Primeurkampagne

Beitrag von susa »

Bei Rauzan Segla und Canon finde ich kann man auch die Preispolitik honorieren.

lg
s
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