Dönnhoff

Bernd Schulz
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Re: Dönnhoff

Beitrag von Bernd Schulz »

Da bin ich dann froh, dass ich zumindest partiell zur Zielgruppe der Freunde des restsüßen Rieslings gehöre und absolute Topweine von Spitzenerzeugern zu im internationalen Vergleich lächerlichen Preisen abgreifen kann! ;)

Dazu sagen muss man noch, dass die meisten deutschen Spitzenwinzer - bei Dönnhoff wird das wohl kaum anders sein - ihre süßen Kabinette und Spätlesen überwiegend im Ausland absetzen - und das dann zu anderen als den inländischen Kursen....

Herzliche Grüße

Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am Mi 13. Nov 2024, 17:50, insgesamt 1-mal geändert.
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EThC
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Re: Dönnhoff

Beitrag von EThC »

Bernd Schulz hat geschrieben: Mi 13. Nov 2024, 14:13 Dazu sagen muss man noch, dass die meisten deutschen Spitzenwinzer - bei Dönnhoff wird das wohl kaum anders sein - ihre süßen Kabinette und Spätlesen überwiegend im Ausland absetzen - und dass dann zu anderen als den inländischen Kursen...
...ist das echt so? Zumindest von S.A. Prüm hab ich mal gelesen, daß die 90 % Exportanteil haben bzw. hatten. Da mußt Du ja froh sein, wenn die Winzer davon überhaupt was in D lassen...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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Bernd Schulz
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Re: Dönnhoff

Beitrag von Bernd Schulz »

Ja, meines Wissens ist das echt so. Es gibt Extrembeispiele wie das Pfälzer Weingut Frey, das sich auf Edelsüßes spezialisiert hat - Jürgen Frey genießt in der chinesischen Weinszene regelrechten Kultstatus und muss als Star Autogramme schreiben, während man ihn im eigenen Land kaum kennt und seine Weine weitgehend links liegen lässt. Aber auch bei Betrieben wie Fritz Haag oder Wagner-Stempel geht nach allem, was ich so höre, der größere Teil der restsüßen Weine in den Export.
EThC hat geschrieben: Mi 13. Nov 2024, 14:59 Da mußt Du ja froh sein, wenn die Winzer davon überhaupt was in D lassen...
In der Tat! Dahinter steckt nicht selten ein gewisser Anflug von Idealismus, denn in England, den USA und mittlerweile auch Asien lässt sich mit den süßen Topweinen schlicht und einfach mehr Geld verdienen als in unserer seit etwa drei Jahrzehnten vom Trockenfetischismus beherrschten Weinszene.

Herzliche Grüße

Bernd
Ollie
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Re: Dönnhoff

Beitrag von Ollie »

Bernd Schulz hat geschrieben: Mi 13. Nov 2024, 17:50 in unserer seit etwa drei Jahrzehnten vom Trockenfetischismus beherrschten Weinszene
Ach je, geht's auch ohne diese rückständigen Kampfbegriffe?

Es besteht nun mal eine erhebliche Nachfrage nach trockenen Weißweinen, die viel älter ist als die Mode des trockenen Rieslings. Und jede Flasche trockenen Rieslings, die hier produziert und verkauft wird, verdrängt eine trockenen ausländischen Weißweins, der nicht Riesling ist.

Das ist gut für unsere Winzer und ist sogar gut für die restsüßen Weine, die ggf. querfinanziert werden können - und die schon deshalb traditionell den Export dominieren, weil es bis vor zwei Jahrzehnten nichts aus Deutschland gab, das man sonst hätte kaufen wollen im Ausland, zumindest nicht von den betreffenden Erzeugern. (Wie im Lobenberg-Strang festgestellt, will man offenbar noch nicht mal in Deutschland die trockenen Rieslinge dieser Winzer kaufen, har, har, har.)

Cheers,
Ollie
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Bernd Schulz
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Re: Dönnhoff

Beitrag von Bernd Schulz »

Ach je, Ollie - kennen wir uns jetzt virtuell nicht lange genug? Du müsstest eigentlich wissen, dass es bisweilen bei mir ohne zugespitze Begriffe nicht geht, oder? Und mal davon abegsehen ist "Kampfbegriff" eine ebenso polemische Formulierung wie "Trockenfetischismus"; es handelt sich nun mal um eine Tatsache, dass die meisten weintrinkenden Menschen in meiner Umgebung restsüße Weine kategorisch ablehnen. Wenn ich meine beiden patenten Nachbarinnen, die mich ab und an zu sich einladen, frage, was für einen Wein ich mitbringen soll, erhalte ich die Antwort "Hauptsache trocken. Wir trinken nur trockene Weine!" Und genau so verhält es sich nach meinen langjährigen Beobachtungen an allen Ecken und Enden - es sei, denn es handelt sich um einen der seltenen Mitbürger, die so exzentrisch am Wein interessiert sind wie wir Forumsteilnehmer.
Ollie hat geschrieben: Mi 13. Nov 2024, 18:30 Das ist gut für unsere Winzer und ist sogar gut für die restsüßen Weine, die ggf. querfinanziert werden können - und die schon deshalb traditionell den Export dominieren, weil es bis vor zwei Jahrzehnten nichts aus Deutschland gab, das man sonst hätte kaufen wollen im Ausland, zumindest nicht von den betreffenden Erzeugern.
Bei dem, was für unsere Winzer gut ist, handelt es sich um ein sehr weites Feld. Und die Beobachtung, dass es bis vor zwei Jahrzehnten von den betreffenden Erzeugern nur restsüße Weine gab, die man im Ausland hätte kaufen wollen, halte ich zumindest für diskussionswürdig. Bei Dönnhoff - damit hätten wir wenigstens wieder eine Spur von Bezug zum Thema des Threads hergestellt ;) - war ich zusammen mit meinem Vater Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre mehrfach, und da mein Vater und ich damals Trockenfetischisten :mrgreen: waren, haben wir dort hauptsächlich trockene Weine probiert und mitgenommen. Zu den trockenen Spätlesen aus der Brücke und der Hermannshöhle, die seinerzeit so 8 - 10 DM kosteten, konnte man auch schon damals "Sie" sagen - das waren trockene Rieslinge von herausragender Qualität!

Herzliche Grüße

Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am Mi 13. Nov 2024, 21:17, insgesamt 1-mal geändert.
amateur des vins
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Re: Dönnhoff

Beitrag von amateur des vins »

https://de.wikipedia.org/wiki/Fetischismus

Meinst Du das jetzt i.S.v. https://de.wikipedia.org/wiki/Fetischismus_(Religion) oder i.S.v. https://de.wikipedia.org/wiki/Warenfetisch?

Wie dem auch sei: Nichts an der Vorliebe für einen bestimmten Typus von Wein hat per se irgendetwas mit einem Fetisch zu tun. Insofern ist diese irreführende, wie Du selbst sagst: polemische Formulierung mit dem Terminus "Kampfbegriff" noch gut bedient. Bezeichnend, daß der Erstpolemisierende sich darüber beklagt, die Replik sei ebenfalls polemisierend.

/offtopic
Besten Gruß, Karsten
Bernd Schulz
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Re: Dönnhoff

Beitrag von Bernd Schulz »

Der 23er Leistenberg Kabinett präsentiert sich heute kaum anders als gestern (höchstens noch etwas offener). Er gefällt mir klar besser als sein Pendant aus 21 und bestätigt damit die Einschätzung von Weinliebhabern, die weit mehr und ausschließlicher restsüße Rieslinge als ich trinken: 23 ist offenbar im rest- und edelsüßen Bereich ein herausragend guter Jahrgang.

Bei den 23er Kabinetten habe ich weit weniger stark zugeschlagen als bei den 22ern und 21ern, was ich jetzt ein wenig bereue. Allerdings ist es in vielen Fällen ja noch nicht zu spät, wie der Leistenberg zeigt; ich müsste einfach nur ordern. Aber in meinem Keller liegen nach wie vor (viel)zu viele restsüße und zu wenig trockene Weine - das ist das Dilemma (Luxusproblem ;) ).....

Herzliche Grüße

Bernd
Ollie
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Re: Dönnhoff

Beitrag von Ollie »

Bernd Schulz hat geschrieben: Mi 13. Nov 2024, 19:26 Ach je, Ollie - kennen wir uns jetzt virtuell nicht lange genug? Du müsstest eigentlich wissen, dass es bisweilen bei mir ohne zugespitze Begriffe nicht geht, oder? Und mal davon abegsehen ist "Kampfbegriff" eine ebenso polemische Formulierung wie "Trockenfetischismus"; es handelt sich nun mal um eine Tatsache, dass die meisten weintrinkenden Menschen in meiner Umgebung restsüße Weine kategorisch ablehnen.
Doch, tun wir. :lol: :lol: :lol:

In der Sache liegen wir ja gar nicht so weit auseinander. Aber auch wenn du selber mal ein Elch warst und den Renegten-Bonus einstreichst: "Vorliebe für trockene Weine / Abneigung gegen süße Weine hegen" reicht völlig. Immerhin hast du's ja damals auch geschafft, mich auf die süße Seite der Macht zu ziehen, weißte noch? :mrgreen:

Cheers,
Ollie
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Bernd Schulz
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Re: Dönnhoff

Beitrag von Bernd Schulz »

Ollie, an Gernhardts (?) Spruch "Die größten Kritiker der Elche...." ist schon was dran.... ;)

Nur um Missverständnisse zu vermeiden, sei es noch mal gesagt: Ich habe überhaupt nichts gegen trockene Weine! Ganz im Gegenteil: Gerade in der letzten Zeit trinke ich mehr trockenes als restsüßes Zeug. Aber während es hier im Forum erfreulicherweise nicht wenige Teilnehmer (Nora, Ulli, Ollie, puschel, Lars Dragl, Ralf Gundlach etc. usf....) gibt, die vielseitig aufgestellt sind und das Eintauchen in die restsüße Dimension grundsätzlich nicht scheuen, erlebe ich es im Hinblick auf breitere Bevölkerungsschichten immer wieder, dass die Leute fast schon wie nach einer Gehirnwäsche reflexartig erklären, sie tränken ausschließlich trockene Weine, denn offenbar haben sie Angst, ansonsten nicht mehr zu den Guten gezählt zu werden.

Erstens sind mir solche massenpsychologischen Phänomene grundsätzlich unheimlich, und zweitens tut es mir für die Winzer leid, dass ihre süßen Spitzenweine hierzulande kaum Beachtung und vielfach mäßigen Absatz finden. Bei Weingart z.b. stehen exzellente und fast schon bedenkliche niedrig gepreiste Kabinette oder Spätlesen oft drei oder vier Jahre auf der Liste, weshalb es einem Winzer wie Florian Weingart hoch anzurechnen ist, dass er die süßen Sachen überhaupt noch produziert. Dass der Prophet in seinem Vaterland nichts gilt, ist eigentlich kein schöner Zustand (auch dann nicht, wenn eine derartige Ignoranz unter dem Aspekt von Angebot und Nachfrage für mich selber gewisse Vorteile mit sich bringt :twisted: ), oder?
Ollie hat geschrieben: Fr 15. Nov 2024, 01:24 Immerhin hast du's ja damals auch geschafft, mich auf die süße Seite der Macht zu ziehen, weißte noch?
Puh, mein altersschwaches Gedächtnis.... :oops: - wann war das noch mal?

Herzliche Grüße

Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am Sa 16. Nov 2024, 06:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Dönnhoff

Beitrag von JPO »

Bernd Schulz hat geschrieben: Fr 15. Nov 2024, 21:42 erlebe ich es im Hinblick auf breitere Bevölkerungsschichten immer wieder, dass die Leute fast schon wie nach einer Gehirnwäsche reflexartig erklären, sie tränken ausschließlich trockene Weine, denn offenbar haben sie Angst, ansonsten nicht mehr zu den Guten gezählt zu werden.
das ist auch meine Wahrnehmung. Ich trinke ab und zu gerne edelsüß und bin damit fast alleine in meinem Umkreis.
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