nördliche Rhône (Côte Rôtie, Hermitage, Cornas und Co.) und südliche Rhône (Châteauneuf du Pape, Gigondas, Tavel und Co.), Ardeche, Vivarais, Vaucluse und Isere, Côstieres de Nîmes, Provence, Korsika
austria_traveller hat geschrieben:
Kann es nicht sein, dass da mal was im Ausbau verändert wurde, dass die Weine nicht mehr sooo lange reifen müssen, bis zu ihrer Reife ? Ich glaube mich da an was zu erinnern ....
Was sich geändert hat: Mitte der 90er (ich meine, es war 1995) wurde zwischen dem "Brune et Blonde" und den ultrateuren LaLas gewissermaßen als Zwischenkategorie der "Chateau d'Ampuis" eingeführt. Die Trauben hierfür wurden nicht den Luxusweinen abgemolken, sondern eben dem "Brune et Blonde", der seitdem aus jüngeren Reben und weinger strenger Selektion stammt. Ich selber komme mit den Weinen nicht so häufig in Kontakt, aber nach glaubhaften Quellen hat die Einführung des Chateau d'Ampuis bewirkt, dass der Brune et Blonde seitdem zwar früher zugänglich ist, aber nicht mehr so lange haltbar, und allgemein qualitativ nicht mehr auf dem gleichen Niveau wie vorher.
Am vorletzten Freitag fühlten wir 35 Weinen auf Syrah-Basis auf den Zahn. Dabei stammte knapp die Hälfte der Flaschen von der nördlichen Rhone, die anderen aus dem Wallis.
Wir verkosteten jüngere Jahrgänge zwischen 2010 und 2014. Die Probe zeigte eindrücklich, wie gut die Walliser Weine mit den Vertretern der Nord-Rhone mithalten konnten. Sieger-Wein war ein Côte Rôtie doch auch der Hermitage von Delas oder der Crozes-Hermitage von Jaboulet vermochten zu überzeugen...
Am ersten Abend noch ganz schöne, typische Frucht. Starke Tannine, die aber ganz gut eingebunden waren. Ab Abend zwei waren die Tannine so hervorstechend, dass der Trinkspaß sich in Grenzen hielt. Sie waren keinesfalls seidig, eher brennend, fast wie Alkohol. Etwas Frucht war noch da, war aber wie gesagt sehr im Hintergrund. Am Ehesten machte der Wein wieder am 9. Abend Spaß, da schwächte sich das ein wenig ab. Die Frucht kam wieder etwas mehr durch. Das kann aber auch Einbildung gewesen sein.
Daher die Frage: Gibt es sowas wie eine Verschlussphase bei Nordrhone-Syrahs? Oder kann das ein Flaschenfehler gewesen sein? Ich kann mir kaum vorstellen, dass das so gewollt war.
Ich hatte außerdem noch einen 2013er Crozes im Glas, nämlich den les Palignons von les Vins de Vienne. Hier gab es auch ein kleines Tief. Am ersten Abend noch mit einer deutlichen Holznote, die ich nur manchmal mag, an dem Abend ging es sehr gut. Am zweiten Abend irgendwie unzugänglich, wenig Trinkfluss und diesmal mit unangenehmen Holzton. Am vierten Abend, war das Holz verschwunden, der Wein passte wunderbar zum Braten. Am fünften Abend dann wieder solo war alles zusammengewachsen, der Wein war stimmig und der Trinkfluss gut. Alles in allem ein modern gemachter Syrah, dem man seine Herkunft trotzdem anmerkt.
Wenn ich davon ausgehe, dass Nordrhone-Syrahs keine Verschlussphase haben, würde ich auf jeden Fall diesen Crozes nachkaufen und den Graillot nicht. Deshalb:
thiloV hat geschrieben:
Daher die Frage: Gibt es sowas wie eine Verschlussphase bei Nordrhone-Syrahs?
Hat vielleicht doch irgendjemand eine Antwort auf die Frage?
thiloV hat geschrieben:
Daher die Frage: Gibt es sowas wie eine Verschlussphase bei Nordrhone-Syrahs?
Nach meiner Erfahrung ganz klar ja. Syrah ist eine eher reduktive Traube, die auch durchaus tanninstarke Weine hervorbringt. Für meinen Geschmack verhalten sich Nord-Rhône Syrahs (v.a. Hermitages und Cornas, etwas weniger auch Côte Roties, St. Josephs und Crozes-Hermitages) so ähnlich wie rote Bordeaux. Fruchtphase, Verschlussphase, danach wieder offen. Und die Verschlussphase kann auch mal länger als ein Jahrzehnt gehen, bei Hermitage auch mal 20 Jahre oder mehr. Da stört in der Verschlussphase oft vieles: Tannine oder Säure stechen hervor, der Wein hat kein Bouquet, reduktive Noten oder Holznoten treten in den Vordergrund, usw. 2013 als schlanker und kühler Jahrgang zieht sich vielleicht schon zurück.
vielen Dank, dann werde ich wohl vom Graillot auch noch was nachkaufen und dann lange warten mit dem Wiederaufmachen...
Gestern habe ich dann im 2017er Johnson gelesen, dass Crozes-Hermitage gerade "hip" wäre. Gilt das nur für den englischsprachigen Raum, oder hab ich etwas verpasst?
Nein, das schreibt er schon seit Jahren. In der noerdlichen Rhone passieren aber seit 20 Jahren ziemlich viele Dinge, aus mehreren Gruenden:
In den 90ern kam die Region massiv durch australischen Shiraz unter Druck. Damals noch sehr weit verbreitete Defizite in der Weinbereitung (Brettanomyces!) sowie die Folgen der sehr altertuemlichen Weinbergsarbeit (Steillagen, sehr oft in Einzelpfahlerziehung) wurden von den massenhaft anlandenden Shiraz gnadenlos offengelegt. Der Qualitaetsprung, den Frankreich (ganz Frankreich?) seitdem gemacht hat, schlaegt sich auch sehr stark in der Rhone nieder. Dazu kommt noch der Klimawandel, den heisse, schwarze (Granit!) Suedlagen besonders merken.
Gleichzeitig sind australische Weine extrem unter Druck gekommen. Die Riesenfirmen, die die australische Winindustrie beherrschen, wollten Geld sehen und haben folglich die Preise angehoben, dass es sogar den Bordelaisern die Traenen des Neids in die Augen treibt. Das macht die Weine zum Einen ziemlich teuer, v.a. im Vergleich zur deutlich erstarkten europaeischen Konkurrenz. Zum Anderen sind die Spaetfolgen des Shirazilla-Booms der 90er, dass mittlerweile sowohl in Lateinamerika als auch in Suedafrika Bomben-Shiraze (bzw. Shiraz-Bomben) entstehen, die den Australiern den Markt abgraben.
Nun will aber keiner mehr dicke Weine trinken; seit Jahren gibt es eine Bewegung hin zu koerperarmeren, alkoholschwaecheren Weinen. Diese "Burgundisierung des Mainstreamgeschmacks" staerkt die traditionellen Regionen wie eben die Rhone, befluegelt die cool-climate-Regionen wie z.B. Neuseeland oder den pazifischen Nordwesten der USA und foerdert die Fragmentierung speziell nach Bodentypen (nach 20 Jahren Hype, was vom Wort "Terroir" moch uebrigegeblieben ist). Alles in allem also Faktoren, die der Rhone in die Karten spielen (in Frankreich z.B. auch sehr interessant sind Syrahs vom schwarzen Schiefer des Languedocs).
Dazu kommt, dass der Mainstream sich mit Burgund und Champagne zu mehr (sozialer) Distinktion entwickelt. Das Problem der Leute ist aber, dass ein Hermitage, so toll er sein mag, 20 Jahre auf Flasche braucht und ziemlich viel kostet. Fuer den "schnellen Fix" taugen da perfekt die kleinen "Satellitenappellationen" wie Crozes oder St-Joseph (zumal hier Bodenspielereien auch sehr gut funktionieren).
Kombiniert mit neuen weinbaulichen und kellertechnischen Erkenntnissen sind in diesen (prestigemaessig) kleinen Appellationen die Anreize am groessten, die Qualitaet hochzuschrauben. Und der Konsument dankt es mit Hype Mode. Zumal man die Rhone wirklich (noch) als Burgund des kleinen Mannes bezeichnen kann - die Preisexzesse des noerdlichen Nachbarn treiben doch recht viele Konsumenten nach Sueden.
Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)