Bordeaux 2003

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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UlliB
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Re: Bordeaux 2003 - Tasting Notes 2011/12

Beitrag von UlliB »

chrgil888 hat geschrieben:Hier meine Erfahrungen aus den vergangenen 2+ Jahren. Generell, kein grosser/konsistenter Jahrgang sodern ein Jahrgang der zu heisse/verkochte Weine gemacht hat, aber (und es ist ein grosses aber) einige Weine sind ganz gross. Auf gewissen Terrorirs (wo es genügend Grundwasser gibt?) sind einige ausserordentlich grosse Weine entstanden.
Hallo Christian,

ich denke, das Vorhandensein bzw. Nicht-Vorhandensein von Wasser ist der Schlüssel zum Verständnis des Jahrgangs. Die Hitze war nicht so sehr das Problem wie der Wassermangel, und auf leichten und tiefgründigen Böden hat es teilweise extreme Schwierigkeiten gegeben, da die Reben in Stress gekommen sind und im Extremfall sogar die Assimilation eingestellt haben. Aus dem zuletzt genannten Grund gibt es in 2003 paradoxerweise auch eine ganze Reihe unterreifer Weine, vor allem auf dem rechten Ufer.

Einen veritablen und einigermaßen ärgerlichen Flop führst Du in Deiner VKN selber auf:
chrgil888 hat geschrieben: Haut Bailly, 85
Zu heiss und zu atypisch für einen Pessac. Finger weg.
Ich finde die 85 Punkte ziemlich gnädig: der Wein ist konturlos, schwammig, hohl. In einer großen 03er Horizontale vor rund einem Jahr fiel der HB extrem unangenehm auf und belegte souverän den letzten Platz. Mal sehen, ob ich noch einen D***en finde, dem ich meine restlichen Flaschen andrehen kann.

Noch kurz zu Cos und Montrose, die gab's in der gleichen Verkostung:

Cos klar der schönste Wein des Abends, voluminös, mächtig und zugleich unglaublich charmant, völlig offen. Wenn man hier irgend etwas aussetzen möchte, dann vielleicht, dass der Wein für einen jungen St.Estephe ein wenig zu gefällig ist - das ist aber Meckern auf ziemlich hohem Niveau. Der Wein hat seit der Arrivage nie wirklich dicht gemacht (wie viele 03er), vielleicht kommt das aber jetzt; Deine Beobachtung im Januar 2012 lässt es vermuten. Bei der Substanz, die da vorhanden ist, kann ich mir absolut nicht vorstellen, dass der Wein jetzt über die Wupper gehen sollte.

Montrose zeigte sich an diesem Abend in jeder Hinsicht extrem: extreme Frucht, extremes Tannin, extreme Säure(!). Da standen drei mächtige Säulen völlig unverbunden in der Gegend. Wenn sich die Komponenten verbinden (wann immer das sein mag, vermurlich nicht allzu bald), dürfte das ein absolut monumentaler St.Estephe werden, der hinsichtlich Typizität und Charakter den Cos locker in die Tasche stecken wird. War als Jungwein deutlich charmanter; hier kommt langsam der wahre Charakter zum Vorschein. Vermutlich ein Jahrhundertwein, wenn er irgend wann einmal wirklich reif ist.

Gruß
Ulli
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sociando
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von sociando »

hallo,

einen weiteren bekanntlich "schwierigen" wein aus 2003 über drei tage verkostet:

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best, martin
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Erdener Prälat
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von Erdener Prälat »

sociando hat geschrieben:hallo,

einen weiteren bekanntlich "schwierigen" wein aus 2003 über drei tage verkostet:

Bild

best, martin
Schon leer?
Ich hatte mir leider nichts notiert, aber aus dem Gedächtnis für mich sehr holzbetont, erst mit Luft Cabernet-betont wirkend, etwas trocknende Tannine, wie eine vor Jahren verkostete kleine Flasche ziemlich ambitioniert, aber ob das noch eine dem Preis entsprechende Qualität wird? Ca. 85 P.
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sociando
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von sociando »

Erdener Prälat hat geschrieben:, aber ob das noch eine dem Preis entsprechende Qualität wird? Ca. 85 P.
gemach gemach...um das plv geht es bei bdx, zumindest auf dieser ebene, doch schon lange nicht mehr. wir sprechen uns bei diesem wein in 10 jahren wieder - verkaufen werde ich erstmal nichts.
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Erdener Prälat
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von Erdener Prälat »

Bei der Struktur glaube ich auch in zehn Jahren nicht anne Perle, ist aber sicher Geschmackssache:-)
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Erdener Prälat
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von Erdener Prälat »

Dankenswerterweise hatte ich die Möglichkeit, den Wein bei Martin noch einmal zu verkosten, und diesmal mit Notiz. Im großen und ganzen würde ich aber von meinem Kurzkommentar nicht soviel abweichen.
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Frankie Wilberforce
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von Frankie Wilberforce »

Erdener Prälat hat geschrieben:Dankenswerterweise hatte ich die Möglichkeit, den Wein bei Martin noch einmal zu verkosten, und diesmal mit Notiz. Im großen und ganzen würde ich aber von meinem Kurzkommentar nicht soviel abweichen.
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Dem Calon Segur als ausgezeichnet bezeichnen und dann nur 86+P :? geben ist doch irgendwie widersprüchlich, oder nicht?
Grüße Armin

Sie fragen mich nach den besten Wein, den ich getrunken habe? Der ist wahrscheinlich im nächsten Glas ...
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Erdener Prälat
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von Erdener Prälat »

Frankie Wilberforce hat geschrieben:Dem Calon Segur als ausgezeichnet bezeichnen und dann nur 86+P :? geben ist doch irgendwie widersprüchlich, oder nicht?

http://www.wein-plus.de/fuehrer/bewert.htm#vergleich
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sociando
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von sociando »

hallo armin,

da ist echt noch verbesserungsbedarf da in der "transparenz" der individuellen bewertungssysteme. leider gibt es keine allgemeinen punkte-qualitäts-umrechungskonventionen, wann ein wein also z.b. als ausgezeichnet etc hier im forum verstanden wird. der schlüssel ist also die individuelle qualitäts-punkte-umrechung - die wiederum kennt aber natürlich nicht jeder vom anderen und das kann zu missverständnissen führen, gerade wenn es um viel besprochene weine geht. mittlerweile weiss ich z.b. bei vielen, "wie sie ticken und bewerten". für mich sind jochen und torsten schöne beispiele dafür, dass man das im hinterkopf haben muss. während ich über mich sagen würde, dass ich eher so im "parkerschen" mainstream bewerte , ist torsten oft zwei punkte höher als ich (und bezeichnet dann einen wein auch erst bei höheren punkten als ausgezeichnet) während jochen oft 2 punkte unter mir liegt im schnitt (ist der schnitt aus hunderten, gemeinsam verkosteter flaschen). warum das alles so ist habe ich noch nicht herausfinden können - ist auch nicht wichtig, aber es ist verbesserungsbedarf in der kommunikation nach aussen da. was nützt ein gemeinsames bewertungssystem in dem die skalierung zwar die gleiche ist (z.b. 0-100 punkte), in der aber die dahinterliegenden qualitätsunterscheide subjektiv sind (und sei es auch nur um wenige punkte abweichung - aber immerhin).

cheers, martin
Zuletzt geändert von sociando am Fr 23. Mär 2012, 19:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von sociando »

Erdener Prälat hat geschrieben:
Frankie Wilberforce hat geschrieben:Dem Calon Segur als ausgezeichnet bezeichnen und dann nur 86+P :? geben ist doch irgendwie widersprüchlich, oder nicht?

http://www.wein-plus.de/fuehrer/bewert.htm#vergleich

..das meinte ich - man kann nicht davon ausgehen, dass alle wissen, dass in diesem fall das wein-plus system dahintersteht (und in einem anderen fall vielleicht eine andere grundlage - obwohl auch ein 100 punkte system - und so weiter und so fort...). auch wenn das hier im jeweiligen mitgliedsprofil erklärt wird oder in einem fred zum bewertungssystem, ich wette, dass die meisten nutzer hier sich dieses nicht anschauen oder vor augen haben, wenn sie die punkte und die entsprechende, subjektive qualitätseinstufung sehen.
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