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Re: Bordeaux 2002 - ein überflüssiger Jahrgang?

Verfasst: Fr 28. Dez 2012, 16:22
von kristof
Sorry, Reini,

zum 2002er Calon Segur kann ich nichts sagen – bei mir gab es aber vor ein paar Tagen den Leoville Barton aus demselben Jahrgang und der hat uns nach rund 90 Minuten Belüftung schon sehr viel Spaß gemacht.

Re: Bordeaux 2002 - ein überflüssiger Jahrgang?

Verfasst: Fr 28. Dez 2012, 17:58
von Reini
Hallo Christoph,
Danke für dein Feedback, die ca. 2 Stunden Belüftung werden wir ihm auch geben.
Calon Segur und Leoville Barton spielen ja auch ca. in der gleichen Liga.
Werde anschließend berichten.

Grüße
Reini

Re: Bordeaux 2002 - ein überflüssiger Jahrgang?

Verfasst: Fr 28. Dez 2012, 18:05
von Der Fränkie
Hallo Reini,

Ende letzten Jahres war das mein Eindruck vom Calon-Segur 2002 dieser: mittlere Farbe, keine violetten Töne mehr. Ätherische Cabernetnase, Holz, minimal grüne Noten, Lebkuchen, deutet „Süße“ an. Gute Fülle, ein Tick Säure, griffig, klassische Struktur, lang. Ein sehr schöner 02er in erster Trinkphase, hat Charakter. 17,5.
Der Fränkie

Re: Bordeaux 2002 - ein überflüssiger Jahrgang?

Verfasst: Mo 31. Dez 2012, 14:10
von Reini
Hallo,
ein kleiner Nachtrag zu unserem Calon Segur 2002 von letzten Freitag.

Nach ca. 2 Stunden in der Karaffe, hatten wire einen sehr schönen, eleganten Bordeaux im Glas, der gerade am Beginn seiner Trinkreife ist. :)
Schönes dunkles Bordeauxrot mit fast noch jugendl. Rand.
In der Nase sehr fein und elegant. Erinnert fast an einen sehr hochwertigen Sangiovese.
Rote Beeren (nicht Cassis, eher Kirsche), eher florale Töne, leicht ätherische Noten.
Holz perfekt eingebunden. Auch am Gaumen sehr fein, mit tollem Trinkfluß.
94 Reini Punkte!!!

Hatte zum 2. mal einen Calon Segur im Glas. Auch beim damaligen 1999 iger hatte ich bereits notiert, dass er mich an einene hochwertigen Sangiovese (Brunello) erinnert.
Habe das aber sonst bei keinem anderen Bordeaux bisher wahrgenommen.
Ist das nur Zufall oder hat von euch auch schon jemand diesen Eindruck gehabt?

Grüße
Reini

Re: Bordeaux 2002 - ein überflüssiger Jahrgang?

Verfasst: Mo 31. Dez 2012, 18:37
von duhart09
Gestern abend im Glas:

Lynch Bages 2002:
Direkt aus der Flasche ins Glas. Mitteldunkle Farbe. Eine Nase von dunklenen Beeren und Schokolade, nach einiger Zeit/etwas Luft auch Kräutern. Am Gaumen dann seidig fein und ein eher schlanker Körper, Beerenfrüchte. Der Abgang ist eher kurz. Der Wein baut mit etwas Luft aber noch aus. Also lieber doch dekantieren. Aber die weingutstypische Würzigkeit zeigt sich nicht. Alles andere als ein Bolide, aber ein schöner und irgendwie eleganter Wein, dem ich gerne 18 P. gebe.

Und jetzt allen Mitforisten und -lesern erstmal einen guten Rutsch und die besten Wünsche für 2013!

Re: Bordeaux 2002 - ein überflüssiger Jahrgang?

Verfasst: Mi 2. Jan 2013, 17:18
von weinfex
Reini hat geschrieben: Hatte zum 2. mal einen Calon Segur im Glas. Auch beim damaligen 1999 iger hatte ich bereits notiert, dass er mich an einene hochwertigen Sangiovese (Brunello) erinnert.
Habe das aber sonst bei keinem anderen Bordeaux bisher wahrgenommen.
Ist das nur Zufall oder hat von euch auch schon jemand diesen Eindruck gehabt?

Grüße
Reini
Hallo Reini,

bis vor so ungefähr 10 Jahren konnte man fast noch alle Weine
aus St. Estephes bei Blindproben daran erkennen, dass sie eine sehr grosse
"Toskanaaffinität" besassen, bei den Jahrgängen danach wird es inzwischen
deutlich schwieriger, da viele Weine inzwischen leider nur noch sehr wenig
"klassische Allüren" haben und weichgespülter vinifiziert werden... :(

Re: Bordeaux 2002 - ein überflüssiger Jahrgang?

Verfasst: Mi 2. Jan 2013, 22:15
von Rieslingmaster
weinfex hat geschrieben:
Reini hat geschrieben: Hatte zum 2. mal einen Calon Segur im Glas. Auch beim damaligen 1999 iger hatte ich bereits notiert, dass er mich an einene hochwertigen Sangiovese (Brunello) erinnert.
Habe das aber sonst bei keinem anderen Bordeaux bisher wahrgenommen.
Ist das nur Zufall oder hat von euch auch schon jemand diesen Eindruck gehabt?

Grüße
Reini
Hallo Reini,

bis vor so ungefähr 10 Jahren konnte man fast noch alle Weine
aus St. Estephes bei Blindproben daran erkennen, dass sie eine sehr grosse
"Toskanaaffinität" besassen, bei den Jahrgängen danach wird es inzwischen
deutlich schwieriger, da viele Weine inzwischen leider nur noch sehr wenig
"klassische Allüren" haben und weichgespülter vinifiziert werden... :(
Ach, wie schön solche wahren Worte auch von andern zu hören !

Re: Bordeaux 2002 - ein überflüssiger Jahrgang?

Verfasst: Do 3. Jan 2013, 09:33
von UlliB
weinfex hat geschrieben: [...] bis vor so ungefähr 10 Jahren konnte man fast noch alle Weine
aus St. Estephes bei Blindproben daran erkennen, dass sie eine sehr grosse
"Toskanaaffinität" besassen, [...]
Hallo Andreas,

sorry, aber zumindest was die Aromatik betrifft, kann ich das nicht einmal ansatzweise nachvollziehen - die St. Estephes haben auch damals schon nach Cabernet und nicht nach Sangiovese geschmeckt. Allenfalls gilt diese "Affinität" für die damals fast durchweg höhere und damit vielleicht "Sangiovese-artige" Säure und eine gemessen an heutigen Standards etwas unzivilisierte Tanninstruktur, damit hat es sich dann für mich aber auch schon.

Im Übrigen - Herkunftscharakter hin oder her: den alten St.Estephe-Knochen, die Jahrzehnte brauchten, um einigermaßen trinkreif zu werden (und es in vielen Jahren ja trotz langer Lagerung nie wirklich wurden), weine ich keine große Tränen nach. Diese "früher war alles besser"-Attitüde (die man ja nicht nur bei Weintrinkern findet) ist im Wesentlichen inhaltsbefreite Nostalgie.

Gruß
Ulli

Re: Bordeaux 2002 - ein überflüssiger Jahrgang?

Verfasst: Do 3. Jan 2013, 14:01
von weinfex
UlliB hat geschrieben: Allenfalls gilt diese "Affinität" für die damals fast durchweg höhere und damit vielleicht "Sangiovese-artige" Säure und eine gemessen an heutigen Standards etwas unzivilisierte Tanninstruktur, damit hat es sich dann für mich aber auch schon.

Im Übrigen - Herkunftscharakter hin oder her: den alten St.Estephe-Knochen, die Jahrzehnte brauchten, um einigermaßen trinkreif zu werden (und es in vielen Jahren ja trotz langer Lagerung nie wirklich wurden), weine ich keine große Tränen nach. Diese "früher war alles besser"-Attitüde (die man ja nicht nur bei Weintrinkern findet) ist im Wesentlichen inhaltsbefreite Nostalgie.

Gruß
Ulli
Hallo Ulli,

genau aber um die Säurestruktur geht es, nicht mehr und nicht weniger.

Was die "Knochen" angeht sind wir uns einig, wenn man aber meint, mit weichgespülter Holzaromatik
im Markt erfolreich sein zu müssen, was Dir ganz sicher bei nicht wenigen St. Estephes auch schon
aufgefallen ist, ist es auch nicht wirklich besser wie vorher. Das es auch anders funktioniert hat, zumindest
bis jetzt, hat nicht zuletzt Calon Segur die letzten Jahre erfolgreich gezeigt...

P.S. Und zu den "Hinterhertrauernden" gehöre ich ganz gewiss nicht, ganz im Gegenteil ;)

Re: Bordeaux 2002 - ein überflüssiger Jahrgang?

Verfasst: Do 3. Jan 2013, 14:20
von UlliB
weinfex hat geschrieben:genau aber um die Säurestruktur geht es, nicht mehr und nicht weniger.
Hallo Andreas,

ok, dann hatte ich Dich nur falsch verstanden. Bei "Toskanaaffinität" dachte ich an aromatische Verwandschaft, und die dürfte doch eher eine Ausnahme sein.
[...] wenn man aber meint, mit weichgespülter Holzaromatik im Markt erfolreich sein zu müssen, was Dir ganz sicher bei nicht wenigen St. Estephes auch schon aufgefallen ist, ist es auch nicht wirklich besser wie vorher.
Eigentlich fand ich es bezüglich Neuholzorgien im Bordelais schon mal deutlich schlimmer als heute, wenn man mal von etlichen Weinen aus St. Emilion absieht, wo einige den Schuss wohl immer noch nicht gehört haben. Auf dem linken Ufer scheint es mir doch mehr so zu sein, dass seit dem Ende der 90er immer mehr der Wein aus dem vielen Holz auftaucht ;) , sogar bei Neuholzfetschisten wie Cos d'Estournel ist das so. Allerdings gebe ich zu, dass ich in St. Estephe unterhalb der paar klassifizierten Gewächse keinen auch nur annähernd vollständigen Überblick habe.

Gruß
Ulli