Hallo Bernd,
du hast schon einmal einen Riesling von Knewitz getrunken, der hatte dir auch nicht gefallen...der Betrieb hat sich anscheinend auch in den letzten 5 Jahren ziemlich vergrößert, Knewitz ist auch sehr präsent in ziemlich vielen Supermarktregalen und da ist ja meistens nicht unbedingt Individualität gefragt, von daher wundern mich deine Eindrücke nicht
Gruß
Ralf
Rheinhessen - Diverse
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Re: Rheinhessen - Diverse
Hallo Ralf, das Kurzzeitgedächtnis lässt im Alter ja bekanntlich stark nach - an den bereits getrunkenen Riesling von Knewitz kann ich mich so etwas von überhaupt nicht erinnern!Ralf Gundlach hat geschrieben: du hast schon einmal einen Riesling von Knewitz getrunken, der hatte dir auch nicht gefallen...der Betrieb hat sich anscheinend auch in den letzten 5 Jahren ziemlich vergrößert, Knewitz ist auch sehr präsent in ziemlich vielen Supermarktregalen....

Und mir war auch nicht bewusst, dass das Weingut in diversen Supermarktregalen präsent ist (was vermutlich daran liegt, dass ich mittlerweile zu selten den Fuß vor die Tür meines Häuschens bzw. meiner Werkstatt setze). Aber wenn du das sagst, glaube ich das natürlich, zumal es zum Charakter des in Frage stehenden Weins gut passt!
Ziemlich witzig in diesem Zusammenhang finde ich den Vicampo-Werbetext zum "Riesling vom Kalkfels 2015":
"Thommy Witteck (m) meint:
Wieder einmal hatte ich die großartige Gelegenheit, mit einem Spitzenwinzer wie Tobias Knewitz zusammen aus mehreren Partien eine Lagencuvée zu kreieren, die unserer Meinung nach die ganze Kraft der Appenheimer Kalkfelsen schmeckbar macht. Natürlich muss der geneigte Terroirist dabei nicht auf Frische und Trinkspaß verzichten. Grund für die herausragende Qualität ist heuer das finessenreiche Trauben-Ausgangsmaterial, das durch strenge Selektion getrennt zu Wein gemacht wurde. Grundweine mit Spontanvergärung und einem dezenten Holzeinsatz, aber auch geradlinige Rieslinge voller Frucht und Würze wurden fein miteinander vermählt. Das Ergebnis ist schlichtweg atemberaubend, aber eben alles noch im Rahmen! Kurzum: Wer Riesling mag, wird diesen Wein lieben. Ich gebe 96 Punkte in der Vicampo 3 Traubenklasse für meinen geschätzten Kollegen Tobi Knewitz und seinen vom Kalkfels!"
Wobei das Grundmaterial für diese Cuvée sicherlich alles andere als schlecht war - mit einem etwas kleineren Zuckerschweif und einer unaufdringlicheren Frucht könnte das durchaus ein mir ausgesprochen zusagendes Stöffchen sein! Aber leider wurde hier dann doch mehr auf einen besonders breitenwirksamen Stil gesetzt. "Leider" sage ich mit Blick auf den Preis, denn generell haben die gefälligen, aber nicht komplett niveaulosen Rieslinge dieser Art natürlich auch ihre Daseinsberechtigung - aber IMHO eben nicht zu schon zweistelligen Kursen!
Herzliche Grüße
Bernd
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Re: Rheinhessen - Diverse
Deutlich besser(auch jenseits aller Punkte) als der Knewitz-Riesling gefällt mir dieser ebenfalls im Vicampo-Paket enthaltene Wein:
Der Vicampo-Originalpreis von mehr als 11 Euronen löst zwar bei mir auch keinen unmittelbaren Nachkaufreflex aus, aber das ist auf jeden Fall ein Riesling, der nicht in Richtung fröhliche Allgemeingefälligkeit getrimmt wurde!
Herzliche Grüße
Bernd

Der Vicampo-Originalpreis von mehr als 11 Euronen löst zwar bei mir auch keinen unmittelbaren Nachkaufreflex aus, aber das ist auf jeden Fall ein Riesling, der nicht in Richtung fröhliche Allgemeingefälligkeit getrimmt wurde!
Herzliche Grüße
Bernd
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Re: Rheinhessen - Diverse
M.E. hat der GM in den letzten Jahren Rheinhessen zu sehr hochgejubelt, vor allem außerhalb der "Rheinfront" (vielleicht fehlte es da auch an fähigen Winzern lange Zeit, nicht umsonst hat Keller sich im Hipping irgendwann eingekauft, der Hub"acker" heißt nicht umsonst wahrscheinlich so, aber Keller holt wahrscheinlich das maximale raus ), und jetzt kosten mittelmäßige Weine zu viel Geld, ganz zu schweigen vom gewissen G-Max..., aber das hatten wir ja schon mal, vor Keller kannte die Dalsheimer Lagen keine S..in Hornickels Weinbibliothek, dem Standardwerk vor ca. 40 Jahren waren der Oppenheimer Sackträger als Spitzenlage erwähnt ( neben den Niersteiner Topp-Lagen und dem Nackenheimer Rothenberg samt Engelsberg, bei den großen Lagen war z.B. sogar der Dienheimer Tafelstein und Bodenheimer Lagen aufgeführt und natürlich der Binger Scharlachberg, eine der vollkommen unterschätzten Spitzenlagen Deutschlands ( da wüde ich gerne Keller am Werk sehen oder einen anderen Könner), weder die Dalsheimer noch die Westhofener Lagen waren irgendwie erwähnt, warum?? sicher, es gab wahrscheinlich damals dort keine engagierten Winzer, aber irgendwie scheint es mir doch so, dass der Boden in diesen Lagen "terroirmäßig" sicher nicht die Krönung der Weinkunst sind, wahrscheinlich mache ich mich gerade unbeliebt...
Gruß
Ralf
Gruß
Ralf
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Re: Rheinhessen - Diverse
Alle von dir benannten Lagen sind Ost bis Süd ausgerichtet, haben reichlich Gefälle und teilweise Kessel. Die Westhofener Gegend hingegen ist ziemlich flach. Wenn ich dann noch an Energieeintrag denke, und dass es inzwischen - im Gegensatz zu vor 40+ Jahren - eher öfter mal zu warm ist, ist diese Entwicklung (so es denn eine gibt) aus grober physikalischer Betrachtung heraus nicht wirklich überraschend. Ich weiß, ist alles viel komplizierter, Böden und so; aber dennoch: Heute kommt es einfach nicht mehr so darauf an, die W/m² zu maximieren.
Besten Gruß, Karsten
Re: Rheinhessen - Diverse
gute und für den Weinbau höchst interessante Böden hatten die in Rheinhessen schon immer. Und in Spitzenjahren wie z.B. 1971,1975 und 1976 entstanden auch abseits der Rheinfront excellente Weine auf Kalkfels und Tonmergel und Muschelkalk.
Das Problem aber war bis vor gut 2o Jahren die kühlere Witterung und die Höhenlage ( Hubacker lt. Weingut bis 25o m über NN ). Da war an konstant hochwertiges Lesegut bisweilen nicht zu denken. Gleiches gilt z.B. auch für die obere Nahe. Was waren die Winzer dort in den sechziger und siebziger Jahren so froh, halbwegs reife Trauben einzufahren.
Heute sind dort einige der absoluten Spitzenbetriebe im deutschen Weinbau angesiedelt, ebenso wie im Wonnegau, dem rheinhessischen ""Hinterland".
Möglich machte dies in erster Linie der Klimawandel, die Früchte werden jetzt immer reif und die Ernte kann im Gegensatz zu vielen Weingütern z.B. in der Pfalz oder auch der Rheinfront bis zur optimalen Ausreifung am Stock bleiben. Das bedeutet Ernte bis in den November hinein, kühle Nächte, beste Aromenausbildung.
Durch meine beruflichen Konakte zu div. Weinlabors ist mir bekannt, daß z.B. in der Pfalz viele Winzer schon Mitte September 2015 mit der Rieslingernte fertig waren ( um noch höhere Alkoholgrade zu vermeiden). Da lasse ich mir nicht erzählen,daß daraus große Weine entstanden wären !
Insofern kann ich die Bewertungen für die Rieslingweine im aktuellen GM- Guide gut nachvollziehen.
Was ich damit sagen möchte : nichts ist beständiger als der Wandel, Wein- und Lagenführer, die vor einem halben Jahrhundert geschrieben wurden, haben höchstens noch historischen Wert.
Die Musik spielt aber in der Gegenwart, wobei mir als Rieslingfreund vor der Zukunft ( falls unser Klima noch wärmer wird ) aber schon etwas bange wird.
Und warum Keller sich am roten Hang in Nierstein eingekauft hat, habe ich ( vor Jahren ) nachgefragt. Die Antwort war einfach:" Weil es in Dalsheim keine Schieferböden gibt, das hat uns einfach gereizt."
Das Problem aber war bis vor gut 2o Jahren die kühlere Witterung und die Höhenlage ( Hubacker lt. Weingut bis 25o m über NN ). Da war an konstant hochwertiges Lesegut bisweilen nicht zu denken. Gleiches gilt z.B. auch für die obere Nahe. Was waren die Winzer dort in den sechziger und siebziger Jahren so froh, halbwegs reife Trauben einzufahren.
Heute sind dort einige der absoluten Spitzenbetriebe im deutschen Weinbau angesiedelt, ebenso wie im Wonnegau, dem rheinhessischen ""Hinterland".
Möglich machte dies in erster Linie der Klimawandel, die Früchte werden jetzt immer reif und die Ernte kann im Gegensatz zu vielen Weingütern z.B. in der Pfalz oder auch der Rheinfront bis zur optimalen Ausreifung am Stock bleiben. Das bedeutet Ernte bis in den November hinein, kühle Nächte, beste Aromenausbildung.
Durch meine beruflichen Konakte zu div. Weinlabors ist mir bekannt, daß z.B. in der Pfalz viele Winzer schon Mitte September 2015 mit der Rieslingernte fertig waren ( um noch höhere Alkoholgrade zu vermeiden). Da lasse ich mir nicht erzählen,daß daraus große Weine entstanden wären !
Insofern kann ich die Bewertungen für die Rieslingweine im aktuellen GM- Guide gut nachvollziehen.
Was ich damit sagen möchte : nichts ist beständiger als der Wandel, Wein- und Lagenführer, die vor einem halben Jahrhundert geschrieben wurden, haben höchstens noch historischen Wert.
Die Musik spielt aber in der Gegenwart, wobei mir als Rieslingfreund vor der Zukunft ( falls unser Klima noch wärmer wird ) aber schon etwas bange wird.
Und warum Keller sich am roten Hang in Nierstein eingekauft hat, habe ich ( vor Jahren ) nachgefragt. Die Antwort war einfach:" Weil es in Dalsheim keine Schieferböden gibt, das hat uns einfach gereizt."
- Jochen R.
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Re: Rheinhessen - Diverse
Hallo Ralf,Ralf Gundlach hat geschrieben:... der Hub"acker" heißt nicht umsonst wahrscheinlich so, aber Keller holt wahrscheinlich das maximale raus ), und jetzt kosten mittelmäßige Weine zu viel Geld, ganz zu schweigen vom gewissen G-Max..., ...
da musste ich jetzt doch ein wenig schmunzeln, kam mir doch vor wenigen Tagen
ein grandioser Riesling von Keller´s "Acker" aus 2005 ins Glas, mein diesjähriges
Weißwein-Highlight. Aber zu viel Geld kostet das mittelmäßige Zeug, das stimmt.
Viele Grüße,
Jochen
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Re: Rheinhessen - Diverse
Hallo Jochen,
das Zeug ist ja nicht mittelmäßig...
Gruß
Ralf
das Zeug ist ja nicht mittelmäßig...

Gruß
Ralf
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Re: Rheinhessen - Diverse
Das Thema "Hügelland versus Rheinfront" finde ich mittlerweile ausgesprochen schwierig. Während ich früher eher zu den Verächtern der Westhofener oder Dalsheimer "Kartoffeläcker" gehört habe, glaube ich inzwischen schon an ein hohes Potential dieser Lagen - Erzeuger wie Wittmann oder eben auch Keller haben deutlich genug gezeigt, was hier möglich ist. Und insofern kann ich Leos Argumentation
Für mich weiter im Thread geht es aber jetzt mit einem Riesling vom Roten Hang:

Und dieser Riesling hat eventuell das Zeug dazu, mir (ganz subjektiv) zu beweisen, dass Schieferböden am Ende doch den letzten Kick in diese Rebsorte bringen....puh, der ist einfach verdammt peinlich "lecker"....
Herzliche Grüße
Bernd
schon einigermaßen nachvollziehen!Leo hat geschrieben:...das Problem aber war bis vor gut 2o Jahren die kühlere Witterung und die Höhenlage ( Hubacker lt. Weingut bis 25o m über NN ). Da war an konstant hochwertiges Lesegut bisweilen nicht zu denken. Gleiches gilt z.B. auch für die obere Nahe. Was waren die Winzer dort in den sechziger und siebziger Jahren so froh, halbwegs reife Trauben einzufahren.
Heute sind dort einige der absoluten Spitzenbetriebe im deutschen Weinbau angesiedelt, ebenso wie im Wonnegau, dem rheinhessischen ""Hinterland".
Möglich machte dies in erster Linie der Klimawandel, die Früchte werden jetzt immer reif und die Ernte kann im Gegensatz zu vielen Weingütern z.B. in der Pfalz oder auch der Rheinfront bis zur optimalen Ausreifung am Stock bleiben. Das bedeutet Ernte bis in den November hinein, kühle Nächte, beste Aromenausbildung...
Für mich weiter im Thread geht es aber jetzt mit einem Riesling vom Roten Hang:

Und dieser Riesling hat eventuell das Zeug dazu, mir (ganz subjektiv) zu beweisen, dass Schieferböden am Ende doch den letzten Kick in diese Rebsorte bringen....puh, der ist einfach verdammt peinlich "lecker"....

Herzliche Grüße
Bernd
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Re: Rheinhessen - Diverse
Die gerade im Glas liegende TBA wurde im Sommer auf Ebay von einer mir als sehr zuverlässig bekannten Rheingauer Quelle angeboten. Da der Erzeuger kein besonderes Renommee genießt, erhielt ich den Zuschlag für zwei Flaschen á 0,75 l (!) bei 22 Euro:

Der Wein markiert sicher bei weitem nicht die Spitze dessen, was hierzulande in Sachen Riesling-Trockenbeerenauslese möglich ist. Aber immerhin handelt es sich um eine TBA, die als solche nur mit großem Aufwand erzeugt werden kann, und darüber hinaus um einen durchaus interessanten, mit einigem Vergnügen zu trinkenden Wein, der mittlerweile seine 20 Jahre auf dem Buckel hat. Dass ich so etwas in der Bucht zu einem kaum höheren Betrag als dem, der aktuell für einen besseren VDP-Gutsriesling fällig ist, bekommen konnte, finde ich schon bemerkenswert (bzw. durchaus verrückt
).
Herzliche Grüße
Bernd

Der Wein markiert sicher bei weitem nicht die Spitze dessen, was hierzulande in Sachen Riesling-Trockenbeerenauslese möglich ist. Aber immerhin handelt es sich um eine TBA, die als solche nur mit großem Aufwand erzeugt werden kann, und darüber hinaus um einen durchaus interessanten, mit einigem Vergnügen zu trinkenden Wein, der mittlerweile seine 20 Jahre auf dem Buckel hat. Dass ich so etwas in der Bucht zu einem kaum höheren Betrag als dem, der aktuell für einen besseren VDP-Gutsriesling fällig ist, bekommen konnte, finde ich schon bemerkenswert (bzw. durchaus verrückt

Herzliche Grüße
Bernd