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Re: Bordeaux 1998

Verfasst: Mo 28. Okt 2013, 13:39
von innauen
Hallo,

deutlich weniger offen als der letzte Wein war gestern Haut Brion 1998. Jetzt ist es nicht so, dass ich solche Pullen mal eben zum Imbiss am Sonntag Abend öffne. Ich war eingeladen und der Wein sollte das Zentrum dieses Abends werden. Die Gespräche waren locker und lustig, der Wein indessen war es nicht.

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Interessant ist der Vergleich mit dem Zweitwein, der sich erwartungsgemäß deutlich offener und zugänglicher zeigte. Der Bahans Haut Brion 1998 hat dabei sein Potential aber auch schon ziemlich ausgereizt.

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Wenn ich es mir mit Albrechtsstraßenbewohner nicht verderbe, dann wiederholen wir das Ganze mal in zehn Jahren und so lange sollte man mit dem Haut Brion vielleicht wirklich noch warten. Seine Eindrücke gibt es auch bei VKN.

Generell will ich noch drei Dinge anmerken. Ein parallel getrunkener Rollan de By 2003 war immer noch gut, wenn auch mit metallischen Tönen, die das Ende dieses Überraschungsweins andeuten könnten. Es mag aber auch die Flasche gewesen sein. Wein des Abends war für mich übrigens Battenfeld-Spanier Kirchberg 2010. Der brauchte auch seine zwei Stunden um richtig aufzudrehen. Dafür fand man dann im Glas einen wirklich steinharten, mineralischen Wein mit genau der irren Note von Eisfrüchten, die nur der Jahrgang 2010 in seinen besseren Exemplaren zeigt. Was die Vielfalt, die Harmonie und die Wandelungsfähigkeit dieses deutschen Großen Gewächses anbelangt, so steht er - kleiner Äpfel und Birnen-Vergleich - einen klassifzierten Bordelaiser Gewächs in nichts nach, außer im Preis.

Grüße,

wolf

Re: Bordeaux 1998

Verfasst: Mo 28. Okt 2013, 19:20
von nougat
Ch. Lagrange, St. Julien,1998
1 h vorher dekantiert. Jugendliche Farbe ohne Reiferand, strenge würzige Nase, wirkte anfangs etwas unreif. Tannine noch mit mächtig Grip, leicht trocknend, verleihen aber dennoch wenig Struktur. Frucht fließt breit über den Gaumen, allenfalls mittellanges etwas karges Finale. Mit der Zeit dreht die Frucht auf, der Wein wirkt nun vollfruchtig, bleibt aber streng und macht ihn nicht feiner oder vielschichtiger. zieht sich mit der Zeit auch wieder zurück. Auf dem Höhepunkt knapp 17nP. Kann sicherlich noch lange liegen, Potential sehe ich aber nicht.

Re: Bordeaux 1998

Verfasst: Di 3. Dez 2013, 10:28
von innauen
Hallo,

ja, ja. Linkes Ufer und 1998 sind eine schwierige Kombination. Wenn man nun aber in 1998 geheiratet hat und nicht immer nur Merlot trinken will, was dann? Dann muss man noch warten, sagt mir dieser Ducru Beaucaillou. Vormals für 45 Euro gekauft, aber diese Zeiten sind trotz sinkender Bordeaupreise ja vorerst vorbei. Der Kauf beruhte übrigens auf einem Tipp aus dem Forum und Torsten hat Gesellschaft geleistet (und den Konterwein gestellt: Pichon Comtesse 1996, da muss man nicht mehr viel warten)

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Grüße,

Wolf

Re: Bordeaux 1998

Verfasst: Di 3. Dez 2013, 12:19
von harti
Hallo Wolf,

für mich gehört Ducru B. zu den großen Erfolgen auf der linken Gironde-/Garonne-Seite. Übrigens halte ich die linksufrigen Weine aus 1998 insgesamt für sehr gut. Sie stehen zu Unrecht im Schatten der - unzweifelhaft - großen Weine aus St. Emilion und Pomerol.

Grüße

Hartmut

Re: Bordeaux 1998

Verfasst: Di 3. Dez 2013, 12:34
von innauen
Hallo Harti,

da fehlt mir ein wenig die Übersicht. Die Erfahrungen, die ich bisher sammeln konnte (Comtesse, Estournel, Gloria, Montrose, Palmer) zeigten sich eher zwiespältig. Das mag aber auch damit zusammenhängen, dass der Cabernet Sauvignon einfach noch mehr Zeit braucht, bis er ausgereift ist.

In jedem Fall werde ich fünf Jahre warten, bevor ich die nächste Flasche Ducru aufziehe.

Grüße,

Wolf

Re: Bordeaux 1998

Verfasst: Mo 16. Dez 2013, 15:28
von Moulis
Gestern habe ich seit langer zeit mal wieder einen 98er Roc des Cambes aufgemacht.

Früher ja mal ein erschwinglicher Geheimtipp, damals für 20 - 25 € gekauft.

Dunkle Farbe.
Absolut trinkreif. Dunkle Beeren, Kirsche.
Zedernholz. Eher auf der Finessenseite.
Den Jahrgängen 2000 und 2003 überlegen.
Neuere kenne ich nicht, die letzten waren mir mit 50€ zu teuer.
Eine Suche wert, und jetzt trinken.

Re: Bordeaux 1998

Verfasst: Mo 16. Dez 2013, 16:29
von harti
Hallo zusammen,

im Rahmen einer Rebsortenprobe hatten wir letzte Woche 98er Sociando Mallet im Glas. Meine Befürchtungen wurden bestätigt, es ist kein besonders guter Vertreter dieses Weinguts: Der für Sociando so typische Geruch nach grüner Paprika ist besonders ausgeprägt, so stark, dass es für mich abtörnend wirkt; am Gaumen fehlt es an Festigkeit, die etwas schwammige Struktur wird durch eine vordergründige Süße kaschiert, die Frucht ist fast vollkommen abwesend. Ich bin froh, dass es die letzte Flasche war und halte mich lieber an den 99er.

Grüße

Hartmut

Re: Bordeaux 1998

Verfasst: Mo 16. Dez 2013, 18:17
von innauen
Moulis hat geschrieben:Gestern habe ich seit langer zeit mal wieder einen 98er Roc des Cambes aufgemacht.

Früher ja mal ein erschwinglicher Geheimtipp, damals für 20 - 25 € gekauft.

Dunkle Farbe.
Absolut trinkreif. Dunkle Beeren, Kirsche.
Zedernholz. Eher auf der Finessenseite.
Den Jahrgängen 2000 und 2003 überlegen.
Neuere kenne ich nicht, die letzten waren mir mit 50€ zu teuer.
Eine Suche wert, und jetzt trinken.
Roc de Cambes 2009 und 2010 ist die Wucht in Flaschen (und damit meine ich keine Alkoholorgien). Finde ich nicht überteuert, im Gegenteil so viel Schmelz und Rafinesse bekommt man von den etablierten Erzeugern links und rechts nur sehr selten.

Re: Bordeaux 1998

Verfasst: Di 17. Dez 2013, 11:15
von Moulis
Weiter gehts mit den 98ern.

Chat. Corbin

Die Erwartungen waren nicht zu hoch. Auch ein sehr gut gereifter feiner BX.
Dunkle Farbe.
Ausgewogene Tannine. Auch mehr auf der Finessenseite.
Schöne Frucht. Leichte Holznote.
Auch jetzt zu trinken.
Da mein Keller mit den 2009ern und 2010ern überquillt, geht es jetzt den 80zigern und 90zigern an den Kragen.

PS: Ich finde 50€ für eine Roc des Cambes zuviel, wie auch für viele andere Weine. Es gibt gerade aus 2010 soviel Gutes für 10 - 30€.

Re: Bordeaux 1998

Verfasst: Di 17. Dez 2013, 11:31
von octopussy
Im Moment scheinen "Bordeaux 98er Wochen" zu sein. In etwas größerer Runde hatten wir am Wochenende einen 1998 Pichon-Longueville Baron (Magnum). Anders als die vor ca. zwei Jahren geöffnete Flasche war diese hier in Top-Form, jetzt bin ich auch sicher, dass die letzte Flasche, aus der der Wein eine fischige Note hatte, fehlerhaft war. Jetzt war der Wein wirklich wunderbar, sehr transparent, harmonisch, helltönig und ungemein floral. Eleganz und Harmonie kamen mir in den Sinn. Die Kritikerpunkte finde ich (mit Ausnahme von Jancis Robinson) sehr tief gegriffen.

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